Gemeinsamkeiten zwischen autoritären Herrschaftsformen und der heutigen Demokratie

Demokratie? Wo? In der BRD? In Europa? Wer glaubt denn noch diesen Unsinn? Hört denn keiner mehr zu, oder kann das verBLÖDete Volk nicht mehr lesen? Schon vergessen, was die US-Agentin Merkel vor einiger Zeit sagte? Nochmal zu Erinnerung: „Wenn man eine wirkliche Weltordnung haben will, eine globale politische Ordnung, dann wird man nicht umhin kommen, an einigen Stellen auch Souveränität und Rechte an andere abzugeben“ (Angela Merkel).
In Kürze beginnen wieder die Gehirnabstumpfungsspiele der Millionäre in der Bundesliga, CL … usw. Die Sportberichte der Lügenpresse werden dann wieder Seiten füllen und von den diktatorischen Machenschaften der Politik ablenken. Endlich, werden sich die autoritären Herrschaften in Berlin, Brüssel und in den westlichen „Demokratien“ sagen, können wir wieder unsere Versklavungsarbeit aufnehmen.

Bis dahin ist aber noch Zeit genug, um sich über die Gemeinsamkeiten zwischen autoritären Herrschaftsformen und der heutigen Demokratie zu informieren. Z.B. mit folgendem Zitat von Herbert Ludwig: „Die Demokratie als Gesellschaftsform freier, sich selbst bestimmender Menschen, jenseits von Macht und Anarchie, muss erst noch geschaffen werden.“
Wer sein Gehirn gerne noch ein wenig mehr auffrischen möchte, der sollte unbedingt seinen aktuellen Aufsatz zur heutigen Demokratie lesen.

von Herbert Ludwig (fassadenkratzer)

Kritiker der Demokratie behaupten, diese sei von faschistischen Elementen durchsetzt und nehme immer mehr totalitäre Formen an. Andere nennen die Europäische Union eine mit demokratischen Versatzstücken getarnte Diktatur, die strukturell der bolschewistisch-sozialistischen UdSSR gleiche, und nennen sie daher EUdSSR. Ist das billige, nicht ernst zu nehmende Polemik, oder enthalten solche Vorwürfe etwas Berechtigtes?

Nationalsozialismus

Für die Ideologie des Nationalsozialismus war der einzelne Mensch unselbständiger Bestandteil der in der bestimmten Rasse verankerten Volksgemeinschaft. „Unser nationalsozialistisches Programm setzt an die Stelle des liberalistischen Begriffs des Individuums (…) das blutbedingte, mit dem Boden verbundene Volk“, sagte Hitler programmatisch am 30. 1. 1937.1 Also „der Einzelne ist nichts, das Volk ist alles.“ Aus dem gemeinsamen Blut, das alle durchströmt, steigt danach instinktiv auf, was das gemeinsame Denken und Fühlen und den einheitlichen Willen eines geschlossenen Volkskörpers in seiner Selbstbehauptung, seinen kulturellen Leistungen und seinem expansiven Herrschaftsanspruch ausmacht. Aus dem Vorrang des Volkes resultiert die Nachrangigkeit des Einzelnen, der für die angeblichen Interessen des Ganzen erforderlichenfalls rücksichtslos zu opfern ist.

Das Blut bringt aber, so die weitere Vorstellung, unterschiedliche Persönlichkeiten hervor. Diejenigen, die in besonders hervorragender Weise die Anlagen und Fähigkeiten des Volkes verkörpern, seien in den verschiedensten Ebenen zu den Lenkern der großen Masse vorbestimmt. An ihrer Spitze steht eine alle überragende Gestalt, in der sich die Kraft und der Wille der Blutsgemeinschaft am reinsten und mächtigsten manifestiere, so dass er von der „Vorsehung“ zum natürlichen Führer und Gesetzgeber des ganzen Volkes auserwählt sei. Der Rückgriff auf die „Vorsehung“ vermittelte dem Führer und seinen Satrapen eine höhere Weihe durch ungenannte göttliche Mächte, in deren Auftrag und Mandat sie gleichsam handelten und regierten. Sie waren im Grunde Herrscher von „Gottes Gnaden“. Und aus uralten Zeiten stammte der hoheitliche Anspruch, die Menschen geistig, sozial und rechtlich als geschlossenen Volkskörper in einem Einheitsstaat zu versorgen und zu umhüllen.

Die Rassen- und Blutideologie des Nationalsozialismus war der schlimmste Rückfall in mehr als dreitausend Jahre zurückliegende Gemeinschaftsformen der Menschheit, die damals der natürlichen Entwicklungsstufe entsprachen, aus denen aber die europäischen Völker mit Beginn der griechisch-römischen Kultur herausgewachsen und der einzelne Mensch sich zur davon unabhängigen, selbstbestimmten Individualität emanzipiert hat. Und das hierarchische Machtprinzip eines göttlich auserwählten Einzelnen bzw. einer Blutaristokratie war der wüsteste Rückfall in die überwundene Herrschaft einer alten Abstammungs-Aristokratie und eines königlichen Gottesgnadentums, das schon zum Ende des Mittelalters seine innere Berechtigung verloren hatte und von den europäischen Revolutionen der Neuzeit hinweggefegt worden war (vgl. „Geschichtliche Entwicklung der Macht“ in: Der Staat als Instrument).

Britischer rassistischer Nationalismus

Der Rassismus liegt nicht nur dem Nationalsozialismus und den anderen Erscheinungsformen des Faschismus zugrunde, sondern auch – und das ist allgemein weniger bekannt – dem Denken britischer Eliten. In Großbritannien lebte bereits im 19. Jahrhundert und früher in Kreisen der adligen, politischen und wirtschaftlichen Führungsschicht eine starke Überzeugung von der besonderen Bestimmung der „angelsächsischen Rasse“, wobei Rasse mehr im Sinne von Blutsgemeinschaft der britischen Oberschicht und im weiteren des Volkes gemeint war. Großen Einfluss hatte hier der Schriftsteller und Kunsthistorikers John Ruskin (1819-1900), der befürchtete, dass die „großartige“ Tradition und Lebensweise der anglo-saxon Upper Class als „Herrenrasse“ unweigerlich dem Untergang bestimmt sei, falls es nicht gelänge, ihre Vorstellungen und Werte in erzieherischer und eugenischer Form auf die unteren Klassen Britanniens und des Empire auszudehnen. Denn England sei zur Weltherrschaft vorherbestimmt. „Noch sind wir nicht rassisch degeneriert, in uns fließt bestes nordisches Blut.“ Es sei eine Frage von Gedeih oder Verderb, dass England sich durch Kolonisierung jedes Stück Land einverleibe, auf das es seinen Fuß setzen könne, um die Macht Englands über Land oder See zu verbreitern.2 Wenn es um „Gedeih und Verderb“ der britischen Rasse geht, zählt auch hier letztlich trotz aller Menschenrechte das Leben der einzelnen Menschen nichts, die notfalls ihrem Gedeihen geopfert werden müssen.

Von diesen Gedanken waren insbesondere die Kreise um Cecil Rhodes und Alfred Milner erfüllt, aus denen der elitäre Zirkel des „Round Table“ hervorging, dessen Mitglieder immer mehr Politik und öffentliche Meinung bis zum Ersten Weltkrieg und darüber hinaus beeinflussten und bestimmten. Milner hatte ein eigentümlich ´national-sozialistisch` geprägtes, von einem aristokratischen Sendungsbewusstsein durchglühtes Weltbild. Er träumte „von einer Verschmelzung aller Angehörigen der ´angelsächsischen Rasse` zu einer ´großen Familie, durch unauflösliche Bande mit verwandten Familien in anderen Teilen der Welt verknüpft`.“ Dieses staatlich-nationale Gemeinwesen müsse wegen der bedrohlichen Lage des Industrieproletariats zu einem intervenierenden Wohlfahrtsstaat mit einem liberalen ´Staatssozialismus` werden. Ein solcher hätte nämlich den Vorteil, dass er die oligarchische Herrschaftsform Großbritanniens nicht antaste.2
Hitler blickte mit Bewunderung nach England, und hier lassen sich Keime für Vorstellungen des deutschen Nationalsozialismus ausmachen. Viele Gefährten Milners zählten in den dreißiger Jahren konsequenterweise auch zu den Appeasers (Beschwichtigern) von Hitler.3

Alfred Milner, der dem britischen Kabinett während des Ersten Weltkrieges angehörte, notierte kurz vor seinem Tode 1925 sein Credo: „Ich bin ein britischer (zuvorderst ein englischer) Nationalist. Wenn ich noch ein Imperialist bin, dann deshalb, weil das Schicksal der englischen Rasse … darin bestand, frische Wurzeln in entlegenen Teilen der Welt zu schlagen. Mein Patriotismus kennt keine geographischen, sondern nur rassische Grenzen.“ 2

Die Vorstellung von der „auserwählten Rasse“ gründet in dem Glauben an eine besondere Beziehung zu Gott, der das britische Volk vor allen anderen Völkern mit einer einzigartigen Mission ausgestattet habe. „Der Messianismus der english-speaking idea, wie er von Rhodes, (William Thomas) Stead, Milner,(Philip) Kerr, (Lionel) Curtis und anderen unter Verwendung biblischer Sinnbilder mehr oder weniger offen vertreten wurde, wollte das Himmelreich, ´civitas dei` auf die Erde holen, in der irdischen Welt verwirklichen. ´Mir scheint, Ihre und meine Ideen bedeuten dem Inhalt nach, die Stadt Gottes unserer Erleuchtung gemäß neu zu erbauen`, hatte Stead an Rhodes geschrieben.“ 4 Alfred Milner bezeichnete die „britische Rasse“ als „ein einziges staatliches Gemeinwesen“ (one body-politic), in der „die verschiedenen Klassen und Abteilungen dieser Gemeinschaft Glieder dieses Leibes sind, und wenn ein Glied leidet, alle Glieder leiden.“ Damit übernahm er fast wörtlich eine Stelle aus dem Neuen Testament (1. Kor. 12:12-13), setzte aber an die Stelle des Geistleibes Christi das staatliche Gemeinwesen der britischen Rasse.5
In der obersten Klasse des Volkes sah man natürlich die Prinzipien und Bestrebungen der britischen Rasse in besonders hervorragender Weise zum Ausdruck kommen, so dass dieser Elite ein natürlicher Führungsanspruch zustehe.

Diese Ideologie der britischen Eliten steht bis heute hinter der britischen Politik. Sie treten nur nicht so plump wie die deutschen Nationalsozialisten mit einer offenen autoritären Herrschaftsform auf. Sie verbergen sie hinter den aus den Tiefen des individuellen Freiheitsstrebens entstandenen Strukturen der auf halbem Wege stecken gebliebenen Demokratie, die sie mit Hilfe ihres Reichtums, ihrer privilegierten Bildung und ihres medialen Einflusses auf die öffentliche Meinung dominieren. Da die heutige Demokratie noch von Machtstrukturen aus autoritären Staatsformen durchsetzt ist, durch die eine gewählte Elite das Volk beherrschen kann, machen sie sich zur einzigen, dauerhaft präsenten Elite, die nur Scheinalternativen anbietet, so dass ihre ständige Wiederwahl und die Etablierung einer Oligarchie hinter demokratischer Fassade gesichert ist.

Religiöser Nationalismus in den USA

Mit der Besiedelung Amerikas waren auch religiöse Heilserwartungen verbunden. Für die Puritaner, Presbyterianer und Kongregationalisten in den Siedlungen Neuenglands und Virginias sowie für die irisch-schottischen Siedler Pennsylvaniens und Carolinas war „´die Neue Welt` ein ´Gelobtes Land`, in das sie aus der Knechtschaft des alten Kontinents Europa aufgebrochen waren wie einst die alten Juden aus der ägyptischen Gefangenschaft. Und wie jene war man von Gott in einem heiligen Bund (Convenant) auserwählt worden, um in Neu-Israel, auf dem Boden Amerikas, Gemeinschaften zu begründen, welche den ´Commonwealth of God`, das Reich Gottes auf Erden, in Rechtschaffenheit, Freiheit und Frieden verwirklichen würden.“ 6 Diese Utopie der frommen Siedler war allerdings von einem großen Misstrauen gegen jede Ballung und Zentralisierung staatlicher und wirtschaftlicher Macht durchdrungen.

Die aufkommende imperialistischen Strömung in den USA drängte jedoch wie in England den religiös puritanische Ansatz in den Hintergrund, übernahm aber vielfach die Sprachhülsen und Symbolbilder der Puritaner (Commonwealth, Covenant, City of God) und verlieh diesen Formen „einen diametral entgegengesetzten Inhalt, indem der imperiale Staat den Platz der autonomen, auf ihren Glauben gegründeten Siedlergemeinschaften beanspruchte.“ 7
Der Schriftsteller Herman Melville (1819-1891) schrieb in seinem Roman White Jacket (1850): „Wir Amerikaner sind ein besonders auserwähltes Volk – das Israel unserer Zeit, wir tragen die Arche der Freiheiten der Welt.“ 8 Dieser American Dream wurde von den Imperialisten elitär gedacht, getragen von den wenigen, die hinter äußeren Schlagworten ihre Zielsetzungen verfolgten und davon träumten, im 20. Jahrhundert, dem kommenden American Century, in die Fußstapfen des britischen Weltreichs zu treten.9

So durchdrangen sich in den USA Religion und Politik, wenngleich verfassungsrechtlich getrennt, zu einer Art „Zivilreligion“, in der die Vorstellung einer “Nation unter Gott” für die Bürger identitätsstiftend wirkt, wie der Soziologe Robert N. Bellah bemerkte.10  Dieser Patriotismus mit religiösem Charakter äußert sich in der Öffentlichkeit z. B. darin, dass „die Fahne überall eine fast sakrale Verehrung (erfährt); die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung werden in der Hauptstadt Washington wie in einem Schrein aufbewahrt, und überlebensgroße Monumente erinnern an “Heilige” und “Märtyrer” der amerikanischen Geschichte.10

Das Verhältnis zu Gott wird als das eines besonders auserwählten Volkes gedeutet, dem von Gott die besondere geschichtliche Mission zuerteilt sei, ein Modell für Freiheit, Gleichheit und Demokratie zu errichten, das über die ganze Welt zu verbreiten sei. Schon James Madison, einer der Gründerväter der USA, bezeichnete 1788 die Verfassungsdiskussion als einen politischen Prozess, der die “göttliche Verheißung” erfüllte. George W. Bush bemerkte während seiner Wahlkampagne im Jahr 2000 in einer Rede vor der jüdischen Organisation B’nai B’rith: “Unsere Nation ist von Gott auserwählt und von der Geschichte beauftragt, ein Modell für die ganze Welt zu sein.” 10 Und Obama sagte vor ca. einem Jahr vor Offiziersanwärtern: „Ich glaube an die Einzigartigkeit der USA – mit allen Fasern meines Seins.“ 11 In der Einzigartigkeit spricht sich ein extremer Nationalismus aus, der die eigene Nation über alle anderen stellt und sie zu beherrschen trachtet. Auf der Homepage der US-Armee heißt es daher auch lapidar: „Die U.S. Army trägt in 51 Staaten in Europa und Eurasien die Verantwortung für die Durchsetzung der strategischen Interessen der USA.“ 11
Auch hier folgt aus der Überordnung der Nation und ihrer angeblichen Interessen über die Einzelnen ihre gegebenenfalls kalte Opferung und erst recht die massenhafte Eliminierung der Menschen anderer Nationen.

„Die amerikanischen Präsidenten wirken gleichsam als Hohepriester dieser quasireligiösen Selbstinterpretation. Dazu gehört zum Beispiel das gewissermaßen “monarchische” Auftreten des Präsidenten, das von einem erstaunlichen, symbolhaften Zeremoniell umgeben ist. (…) Bei ihren Antrittsreden sind zivilreligiöse Inhalte zu einem zentralen Gegenstand geworden; die Präsidenten legen damit gleichsam im Namen des ganzen Landes ein rituelles Glaubensbekenntnis ab. Der Präsident präsentiert sich dabei als Sprecher der Nation, der den kollektiven Willen verbalisiert. Gezielt wird mit religiösen Symbolen und Metaphern an das Wahlvolk appelliert. Darüber hinaus enthalten viele Reden aber auch ausdrücklich religiöse Elemente und Passagen, die über das rein Metaphorische deutlich hinausgehen. Kaum eine Ansprache endet ohne das obligatorische “God bless America!” (…) Ronald Reagan porträtierte die USA 1974 in einer Rede vor der “Conservative Political Action Conference” als “City upon a Hill”, eine Metapher für das biblische Jerusalem.“ 10

Solche religiösen Bezüge sind nicht Ausdruck der persönlichen religiösen Haltung des Redners, sondern Teil des gleichsam hohepriesterlichen Rituals des Präsidenten, der als höchster Repräsentant der Nation die Einheit des kollektiven Willens der Menschen mit dem Willen Gottes feierlich zum Ausdruck bringt. Der Präsident und seine Minister erhalten so unterschwellig eine göttliche Weihe, die sich suggestiv an das Gottesgnadentum früherer Monarchen anlehnt. Der Präsident wird zwar gewählt, geht aber aus einer Elite hervor, in der sich dem Anspruche nach in besonderer Weise die Fähigkeiten der auserwählten Englisch-sprechenden „Rasse“ konzentrieren, die daher gleichsam auch gottgewollt berechtigt ist, die große Masse der Nation zu führen.

Sowjetunion

In der kommunistischen Ideologie tritt an die Stelle des Blutszusammenhanges der Rasse der gesellschaftliche Zusammenhang der proletarischen Klasse. Sie ist ebenso wie die Rasse dem Einzelnen übergeordnet. Ihr hat er zu dienen und zu gehorchen. Ihren angeblichen Willen formulierte und vertrat einzig und allein die kommunistische Partei, in der sich die selbsternannten Eliten des Proletariats sammelten, die die ganze Gesellschaft in all ihren Institutionen durchdrangen und bestimmten. Nur sie konnten als Räte (Sowjets) in das nominell gesetzgebende Parlament, den „Kongress der Volksbeauftragten“ gewählt werden, der wiederum einen ständigen legislativen Rat, den „Obersten Sowjet“, als oberste Volksvertretung wählte. Dieser bestimmte „das Präsidium, dessen Vorsitzender auch als Staatsoberhaupt fungierte, und überwachte den (von ihm ernannten) Rat der Volkskommissare, später der Ministerrat, der als die exekutive Gewalt agierte. Der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, dessen Wahl von der Legislative bestätigt werden musste, war der Regierungschef.“ (Wikipedia) Es war die Diktatur einer als Einheitspartei verfassten Elite, die Gesetzgebung, Regierung und Justiz in der Hand hatte.

Ihre Macht gründete in dem angeblichen Willen der ökonomischen  Klasse des Proletariats, den sie zu erkennen und zu vertreten beanspruchten und dem sich der Einzelne nicht widersetzen durfte, wollte er nicht als „Konterrevolutionär“ und Schädling der Arbeiterklasse rücksichtslos eliminiert werden, was ja millionenfach geschah. Wie im Faschismus setzte sich innerhalb der ebenfalls hierarchisch strukturierten Partei gewöhnlich eine starke, charismatische Führergestallt an die Spitze, die ihren alleinigen Willen zum Gesetz erhob. Nur griff sie nicht auf eine göttliche Legitimation zurück, da in der Gesellschaftsideologie des „historische Materialismus“, die Religion nur als imaginärer Überbau gilt, der aus den ökonomischen Prozessen wie Rauch aufsteigt. Der Machtanspruch erhob sich aus der aufgeblähten Maßlosigkeit des niederen Ego, das die wahre Würde des höheren Menschen nicht kennt, und alle vernichtet, die ihm im Wege stehen.

Die parlamentarische Demokratie

Die heutige Demokratie ist aus der Emanzipation der Individualität aus überkommenen Machtverhältnissen hervorgegangen, in denen einzelne oder mehrere aus originär eigenem Machtanspruch eine legitime Herrschaft über die Menschen behaupteten. Doch im Streben, die Alleinherrschaft eines oder weniger Einzelner in eine Herrschaft aller Einzelnen umzuwandeln, glaubte man nicht auf Machtausübung verzichten zu können; nur sollte sie in der Wahl aller ihre jetzt von unten kommende Legitimation erhalten. So blieben alte hierarchische Machtstrukturen bestehen, die jetzt von erlaubten Machthabern besetzt wurden. Damit wurde aber das Diktat von Menschen über Menschen, das deren Freiheit und Selbstbestimmung aufhebt, nicht beseitigt. „In der Diktatur wirst du unterdrückt und hast keine Wahl. In der Demokratie kannst du wählen, wer dich unterdrückt“, brachte der Kabarettist Erwin Pelzig den minimalen Unterschied auf den Punkt.

Die Wahl einer von unten legitimierten Schicht von „Volksvertretern“ wird zudem zur Farce, wenn sich selbsternannte Eliten im Hintergrund in Logen, Clubs und vordergründig in Parteien organisieren, die ein Monopol in der Aufstellung aller Wahlkandidaten erwerben und sich so als permanente Machtkaste dauerhaft festsetzen. Sie durchdringen in den entscheidenden Stellen die Institutionen der formal in Legislative, Exekutive und Judikative aufgeteilten staatlichen Gewalt und heben die gegenseitige Kontrolle und Balance der Macht faktisch auf. Hinter der Fassade medial gefeierter scheindemokratischer Wahlrituale verbirgt sich die Oligarchie einer Kaste, die sich vom Volk längst entfernt hat und den staatlichen Herrschaftsapparat als Instrument ihrer Interessen benutzt.

Die heutige Form der Demokratie unterscheidet sich im Grunde strukturell nur wenig von den autoritären Herrschaftsformen des Faschismus oder Kommunismus. Hier wie dort liegt die Macht über Menschen in den Händen einer selbsternannten Elite, die sich dort in einer einzigen, hier in mehreren, aber weitgehend konformen Parteien politisch organisiert. Durch das Kandidaten-Monopol dringen nur Parteimitglieder in die Schaltstellen der Macht, so dass es die herrschende Partei ist, die faktisch überall die Gewalt in den Händen hat und den staatlichen Institutionen ihre Inhalte diktiert. Natürlich, Achtung der Menschenrechte und allgemeine Rechtssicherheit sind in der Demokratie ungleich weiter entwickelt. Es geht hier nur um die Strukturen der Macht.

Indem die „Volksvertreter“ die ihnen übertragene Macht teilweise an die von ihnen gewählten Regierungen, also an Vertreter von Vertretern, weitergeben, ohne dass das Volk einen Einfluss darauf hat, entfernt sich die Macht noch weiter von ihm. Die Regierungen verbinden sich schließlich mit Regierungen anderer Länder zu internationalen Organisationen wie die EU, die eine quasistaatliche Form erhält, in der Regierungsmitglieder, also Vertreter der Vertreter, als Gesetzgeber fungieren und Kommissare einer EU-Überregierung, also Vertreter der Vertreter der Vertreter des „souveränen Bürgers“ ernennen. Hier entspricht das Gremium der Regierungs- oder Staatschefs, der „Europäische Rat“, in der Tat dem Obersten Sowjet, in dem auch Vertreter von Vertretern saßen, die fernab vom Volk Kommissare als Überregierung über alle sowjetischen Volksrepubliken ernannten. Es ist daher, was die teilweise sogar namensgleichen Machtstrukturen angeht, nicht aus der Luft gegriffen, die EU eine EUdSSR zu nennen. Auch inhaltlich ähnliche sozialistische Elemente auszumachen, wäre ein eigenes Thema.

Fazit

In allen genannten Gesellschaftsformen einschließlich der heutigen Demokratie übt eine Oberschicht über die anderen Menschen die Herrschaft aus. Im Faschismus wie auch im anglo-amerikanischen Nationalismus wird ihre Machtausübung aus dem rassistischen Anspruch einer bevorrechtigten, gleichsam von höheren Mächten auserwählten Elite, also aus einem mehr oder weniger offenen oder versteckten Rückfall in längst vergangene Herrschaftsstrukturen begründet. Im Kommunismus resultiert die Usurpation der Macht in der gewaltsamen Umkehrung der alten Ständestruktur, indem sich der unterste Stand, das Proletariat, zum obersten und alle anderen beherrschenden aufschwang. Nur wird hier die Macht nicht mehr religiös verschleiernd legitimiert, sondern steigt ungeschminkt aus der Gewalt des brutalisierten Egoismus empor. In der Demokratie der westlichen Welt, die von England ausgegangen ist, verbirgt sich hinter demokratischer Fassade die Herrschaft einer Aristokratie des Blutes oder auch nur des Expertentums, des Geistes. Daher besteht der US-Imperialismus bei seinen Vasallenstaaten auch so vehement darauf, dass dort die westliche Demokratie eingeführt wird, hinter der er die Völker durch ihre Vasallen beherrschen kann. (vgl.: Herrschaftsmethoden und Aristokratische Demokratur).

Die Demokratie als Gesellschaftsform freier, sich selbst bestimmender Menschen, jenseits von Macht und Anarchie, muss erst noch geschaffen werden. Sie erfordert ein völlig neues Denken, das sich von den alten Herrschafts-Vorstellungen radikal löst und konsequent aus dem Freiheitsbegriff die ihm entsprechenden Strukturen entwickelt (vgl.: Der Staat als Instrument und Macht macht untertan). Nicht mehr hat der Einzelne als Glied dem Ganzen zu dienen, sondern die Einrichtungen des Ganzen haben die freiheitliche Entwicklung des einzelnen Menschen zu schützen und zu befördern.

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1   Zitiert nach Karl Heyer: Der Staat als Werkzeug des Bösen, Stuttgart 1965, S. 54
2   Nachweis in: Elitärer Nationalismus und Imperialismus in England
3   Markus Osterrieder: Welt im Umbruch, Stuttgart 2014, S. 818, 819
4   a. a. O., S. 913-914
5   zitiert nach Markus Osterrieder a. a. O., S. 915
6   Markus Osterrieder a. a. O., S. 914
7   a. a. O., S. 915
8   zitiert nach M. Osterrieder a. a. O., S. 1208
9   vgl. Osterrieder a. a. O., S. 1209
10  Vgl. Klaus Stüwe: Politik und Religion in den USA, Stimmen der Zeit, 11/2008, S. 723-733,
http://www.con-spiration.de/texte/2008/stuewe.html
11  Der Europäer Juni 2015, S. 34

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Zum Zitat von Erwin Pelzig möchte ich hier noch ein passendes Zitat von Volker Pispers hinzufügen:

„Demokratie heißt eben nicht die Macht in die Hände des Volkes zu legen. Demokratie heißt dem Volk das Gefühl zu geben, es habe eine Wahl.“

Vielen Dank, Herr Ludwig, für Ihren excellenten Aufsatz. Man kann nur hoffen, dass möglichst viele Schlafschafe Ihren Aufsatz lesen und langsam aufwachen!

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