Finanzkrise: Crash auf Knopfdruck?

von Gerhard Spannbauer (krisenvorsorge)

Ein selbsternannter Insider und “Guerilla-Ökonom” namens “V” und andere “Quellen” sorgen derzeit mit heftigen Crash-Prognosen für Furore. Seiten wie “Hartgeld”, “Marktorakel” oder “MMNews” quellen über vor Traffic und Anfragen bezüglich eines für Mitte Juli(!) vorhergesagten Totalzusammenbruchs des Wirtschafts- und Finanzsystems. Es soll sich um einen gesteuerten, gigantischen “Shutdown and Reset” handeln. Was ist dran an dieser möglicherweise “geleakten” Story? Wie glaubwürdig sind die Quellen, deren Aussagen “Hartgeld”-Betreiber Walter Eichelburg an die deutschsprachige Öffentlichkeit weiterreicht?

Es ist das ganz große apokalyptische Programm, welches “V” für Mitte Juli anberaumt: Chaos und Krieg in Europa, eine messianische Gestalt als falscher Retter, Währungsreformen und Umsturz der geopolitischen Achsen und Allianzen. Eichelburg selbst legt noch mit einem eigenen Informanten nach, der obendrein den Finanzkollaps mit Goldpreisexplosion binnen drei Stunden, den sofortigen Wegfall staatlicher Leistungen und die Auflösung des Parteiensystems ins Spiel bringt.

Auch wenn Eichelburg eingangs erwähnt, dass sich manche von “V’s” Informationen im vergangenen Jahr bewahrheiteten, lässt sich über dessen Echtheit keine Aussage machen. Auch bzw. gerade die Welt der “Insider” und “Whistleblower” mit ihren “verlässlichen Quellen” und oftmals tatsächlich sehr beeindruckenden Hintergrundinformationen ist durchsetzt mit (teils bezahlten) Desinformanten oder bloßen Trollen, deren Glaubwürdigkeit auch erfahrene Rechercheure mit großem eigenen Wissen nicht wirklich ausloten können.

Immerhin: ein überzeugender von “V” ins Spiel gebrachter Aspekt, der zumindest auf eine baldige neue Kriseneruption hinweist, ist das momentane Verhalten der Medien, das tatsächlich als eine Art psychologischer Einstimmung auf chaotische Zeiten gedeutet werden kann.

Doch es gibt eine ganze Reihe an Punkten, die gegen den Gehalt der Informationen sprechen.

Bei einem solchen Zusammenbruch wie von “V” u.a. skizziert, würden die (nur angedeutet genannten) Eliten gar nicht sicher sein können, dass das laut Prognose nach dem Crash ausgetauschte weltpolitische Personal seine Agenda besser vorantreibt als das Alte. Im Gegenteil, sie würden sogar riskieren, sich selbst um die “Früchte” ihrer “Arbeit” aus den letzten Jahren zu bringen. Denn die in dieser Zeitspanne enorm vorangetriebene Destabilisierung und Balkanisierung ganzer Weltregionen ist – so zynisch es auch klingt – aus Sicht der egozentrischen Kurzfrist-Brille der globalen Finanz- und Wirtschaftszentren eher ein Prosperitätsfaktor. Denn solange es nicht die eigene Infrastruktur ist, die zerstört wird, und die Katastrophen in sicherer Entfernung bleiben, gehen Umsätze und Rohstoffnachfrage eher in die Höhe als in die Tiefe – was wiederum Aktienkurse, Währungen und Bankenbilanzen stützt und die Fortsetzung des altbekannten Hütchenspiels bis zur Erschöpfung der physischen Ressourcen ermöglicht. Wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, wird allerdings in der Tat endgültig der Stecker gezogen. Doch bis dahin kann es noch eine ganze Weile dauern.

Gegen die Stichhaltigkeit der Prognosen spricht auch deren eher geringe Detailliertheit und Substanz. Als Beispiel folgende Aussage: “Daraufhin wird man das Finanzsystem zusammenbrechen lassen. Wer ist „man“? Das sind die Hintermänner aus den wirklichen Eliten, die das alles steuern.

Zwar wird an anderer Stelle der Name Rothschild genannt, doch dieser fällt in solchen Zusammenhängen sowieso immer und ist angesichts der Größe und Verzweigtheit des Clans nicht viel konkreter als Formulierungen wie “die Zionisten”. Bei hochwertigen, wirklich “geleakten” Insiderinformationen werden Ross und Reiter deutlicher genannt (involvierte Politiker, Abteilungen von Diensten, Behörden, Think Tanks, etc.).

Als konkreter Auslöser für den Blitz-Crash wird auch ein erneuter Terroranschlag genannt, doch auch hier fehlt eine konkrete Darstellung der Zusammenhänge. Es wird nur erwähnt, dass auf die (False-Flag-)Attacke unmittelbar der Crash des Finanzsystems folgen soll. Doch das dürfte kaum “einfach so” passieren. Nach der Attacke von 9.11. reagierten die Märkte nur kurzzeitig geschockt und gingen binnen zweier Monate wieder zur Normalität über. Zwar wechselten die USA nach dem Anschlag fast vollständig auf Kriegswirtschaft und Finanzierung per Notenpresse, doch damit hat man den totalen und schnellen Zusammenbruch eher auf unbestimmte Länge verschoben denn herbeigeführt – ungeachtet der natürlich trotzdem katastrophalen Langzeitfolgen wie der nicht mehr aufzulösenden Verschuldung des Staatshaushalts.

Selbst wenn es jetzt wirklich einen erneuten großen Anschlag gäbe, wäre eher davon auszugehen, dass es zu einer ähnlichen Reaktion der Märkte wie 2001 kommen wird. Oder gar einer noch “ruhigeren” Reaktion, denn man hätte eine solche Erfahrung schon einmal durchlebt und würde Panik vermeiden wollen.

Auch folgende Überlegung spricht gegen den gelenkten und schnellen Totalcrash: Ein gezieltes Drücken des “roten Knopfes” zum Zusammenbruch der Finanzmärkte und des Wirtschaftssystems erfordert ein Ausmaß an global flächendeckender Kontrolle und Koordination, wie es selbst die Führungsriegen in den Etagen oberhalb der offiziellen Machtzentralen (noch) nicht erreicht haben dürften. Ganz abgesehen davon, dass sie (bzw. diejenigen Superreichen, die in der Öffentlichkeit auftreten) sich womöglich selbst nicht mehr völlig über ihre Ziele und Absichten im Klaren sind (hierzu Näheres in unserem zweiten heute erscheinenden Newslettertext). Das wiederum könnte immerhin doch noch die Theorien von “V” u.a. stützen, dass eine “Neuorientierung” im Sinne eines völligen Umsturzes geplant oder im Gange ist.

Wahrscheinlich ist das jedoch nicht. Unser Fazit lautet, dass sich die hohen Wellen, die der “Guerillaökonom” um den 15. Juli schlägt, nach dem Stichtag als Schaumschlägerei erweisen werden.

 

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