Finanzkriege: Angriff ist die beste Verteidigung

Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de

Gefunden bei Mowitz

Der russische Autor Alexander Gorokhov stellt sehr erhellende Überlegungen über die Waffen an, mit denen Finanzkriege geführt werden.

Von Alexander Gorokhov
Strategic Culture Foundation, 31.03.13

Die Geschichte der Finanzkriege ist keineswegs kürzer als die Geschichte der traditionellen Kriege. Obwohl auch vorher schon viele erkannt haben, dass die Macht des Geldes zur Unterjochung von Völkern genutzt werden kann, wird das Geld erst seit einem Jahrhundert als echte Alternative zu herkömmlichen Waffen eingesetzt. Amerikanische Bankiers spielten dabei eine entscheidende Rolle, indem sie durch die Schaffung des Federal Reserve System’s / Fed zunächst die USA selbst unterwarfen und dann durch die Vereinbarungen von Bretton Woods, die den Dollar zum international anerkannten Zahlungsmittel machten, auch den Rest der Welt unter ihre Kontrolle brachten. Ein ebenso wichtiges Ergebnis dieser Vereinbarungen war die Gründung des Internationalen Währungsfonds / IWF, der ebenfalls von der Fed kontrolliert wird.

Wie traditionelle Kriege verfolgen auch Finanzkriege das Ziel, einen Staat ganz zu unterwerfen oder ihn wenigsten teilweise unter Kontrolle zu bringen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass bei Finanzkriegen die physische Kontrolle über ein Territorium nicht obligatorisch ist; die durch Finanzkriege angerichteten Verwüstungen sind aber nicht weniger schrecklich als bei traditionellen Kriegen. Während traditionelle Kriege durch große Schlachten entschieden werden, gehen die Sieger in Finanzkriegen aus Krisen hervor. Da in der größten Krise des 20. Jahrhunderts, der Weltwirtschaftskrise, das Gold aller US-Banken bei der Fed landete, konnten die zur Fed zusammengeschlossenen Banken die Kontrolle über den größten Teil der US-Industrie übernehmen. Die Finanzkrise, die der Währungsspekulant George Soros 1992 im Zusammenspiel mit Fed-Banken in Großbritannien auslöste, verhalf ihm an einem einzigen Tag zu einem Profit von einer Milliarde Dollar, hatte aber die Abwertung eines ganzen Dutzends europäischer Währungen zur Folge und verzögerte die Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung um sechs Jahre. Am wichtigsten jedoch war, dass sie den Einfluss der USA auf die europäische Wirtschaft vergrößerte, weil sie US-Kapitalanlegern die Möglichkeit verschaffte, in großem Stil, viel billiger gewordene Aktien europäischer Firmen aufzukaufen.

Soros war auch einer der Initiatoren der Krise, die 1995 Mexiko so erschütterte, dass es die Pläne für die Errichtung eines zweiten Kanals (zwischen dem Atlantik und dem Pazifik), der eine Konkurrenz für den von den USA kontrollierten Panamakanal gewesen wäre, aufgeben musste. Im gleichen Jahr versetzt Soros auch Japan einen Schlag, weil dessen schnell im Wert steigende Währung das Land zu einem globalen Finanzzentrum zu machen drohte, das nicht nur viele Kapitalanleger angelockt, sondern mit Yen-Darlehen auch ein explosives Wachstum der gesamten Wirtschaft Südostasiens verursacht hätte. Unmittelbar danach brachte Soros mit Unterstützung von Fed-Banken auch die Finanzsysteme Indonesiens, Südkoreas, Thailands, Malaysias und Hongkongs ins Wanken, legte alle „asiatischen Tiger“ an die Kette und zwang sie, ihre Wirtschaft auch weiterhin an den US-Dollar zu binden. Infolge der Währungsprobleme dieser Staaten fielen auch die Aktien ihrer Elektronikkonzerne und anschließend der Dow-Jones-Index; dadurch konnten USHightech- Firmen wie IBM, Intel, Motorola, Compaq, Dell und Hewlett Packard nicht nur deren Aktien billig aufkaufen, sondern auch ihre eigenen, die ängstliche Kapitalanleger „abgestoßen“ hatten.

Nachdem wir George Soros erwähnt haben, sollten wir die Rolle, die er beim Auslösen von Krisen spielt, etwas genauer untersuchen. Sogar mit den mehreren Milliarden Dollar, über die er verfügt, lassen sich Krisen nicht ohne sorgfältige Vorbereitung organisieren. Zunächst muss in den Hirnen der am Finanzmarkt Agierenden der Verdacht genährt werden, dass eine ganz bestimmten Krise heraufzieht und unvermeidlich ist. Dann genügt sogar ein relativ kleiner Betrag von mehreren Milliarden Dollar, um eine Panik auf den Finanzmärkten auszulösen, die zur Abwertung der Währung und der Aktien der Schlüsselunternehmen eines Staates oder eines ganzen Kontinents führt.

Wenn man die Statements beachtet, die Soros selbst abgibt, die Veröffentlichungen der Medien verfolgt, die er kontrolliert, und die Aktivitäten von Unternehmen beobachtet, die seine Stiftung finanziert, dann ist es ist nicht schwierig, vorherzusagen, wer das nächste Opfer im Finanzkrieg sein wird: Europa wird das Opfer sein. Seit 2012 droht die Eurozone zu zerfallen. In Griechenland, dem am stärksten von der Finanzkrise bedrohten Staat, wird bereits über einen Ausstieg aus dem Euro gesprochen, der zweifellos zu einer ernstzunehmenden Schwächung des Euros führen würde.

Neben der psychologischen Kriegsführung, die im ständigen Gerede über einen unvermeidlichen Zusammenbruch der europäischen Währung sichtbar wird, gibt es noch andere Vorbereitungsmaßnahmen. In den letzten Monaten haben die USA immer wieder versucht, sich mit der Europäischen Union auf die Schaffung einer Freihandelszone zu einigen – in der Absicht, die letzten Barrieren für den Zufluss von US-Kapital nach Europa zu beseitigen. Wenn die Zerschlagung des Euro-Raumes gelingt, hofft man mit völlig überbewerteten Dollars die Filetstücke der europäischen Wirtschaft aufkaufen zu können – unter dem Vorwand, die europäische Wirtschaft retten zu wollen. Damit wären auch alle Versuche der EU vereitelt, eine Reindustrialisierung in Gang zu setzen und ihren globalen Einfluss zu verstärken.

Man könnte einwenden, dass die USA einfach nicht genug Geld für eine so groß angelegte Operation haben. Die US-Regierung hat tatsächlich nicht genug Geld. Aber die Fed hat genug; das hat doch ein erst kürzlich bekannt gewordener Skandal gezeigt: Während der Finanzkrise hat die Fed „loyalen Banken“ insgeheim fast drei Billionen Dollar geliehen. Mit diesem geliehenen Geld haben die US-Banken vielen Privatbanken auf der ganzen Welt, die durch die 2008 „ausgebrochene“ Krise in Schwierigkeiten geraten waren, Aktienpakete von vielversprechenden Firmen abgekauft. Mit dem beim Verkauf dieser Aktien erzielten Gewinn haben die Banken ihre Schulden ausgeglichen und die von der Fed gewährten Darlehen zurückbezahlt. Diese riesigen Darlehen haben keine Hyperinflation verursacht, weil das Geld nicht in die Wirtschaft geflossen ist. Trotzdem hat dieses „elektronische Nullsummenspiel“ mit Geld aus einer „unerschöpflichen Tasche“ die Besitzverhältnisse bei Großunternehmen stark verändert.

Auf dem Schlachtfeld der Finanzen, in das die Welt schon vor langer Zeit verwandelt wurde, gibt es eine strenge Trennung zwischen denen, die das Finanzkapital erschaffen, und denen, die es (durch Spekulation) nur importieren und sich aneignen. So ist zum Beispiel der Wert des russischen Geldes zehnmal höher, als der Wert der Dollars, der Euros und der anderen Währungen, die angekauft werden, um den Rubel stabil zu halten. Deshalb verschaffen die Währungsreserven, die Russland anlegt, den Herausgebern anderer Währungen vielfach höhere Gewinne. Verkürzt dargestellt, sichert die Ausgabe von Rubeln im Wert von einer Milliarde Dollar der Fed die Ausgabe von nicht nur einer, sondern von zehn Milliarden Dollar. Für die Ausgabe von Rubeln im Wert von zwei Milliarden Dollar könnte die Fed sogar 20 Milliarden Dollar ausgeben.

Es gibt aber einen Ausweg aus dieser Situation: Das Geld muss in dem Land reinvestiert werden, in dem es geschaffen wird, und nicht in dem Land, das es nur anhäuft. Russland sollte also die Stabilität des Rubels durch Reinvestition in die Erschließung seiner Ressourcen, in die Anhebung des Niveaus seiner Industrie und in die Entwicklung seiner Finanzen und nicht in die Anlage von Reserven in ausländischen Währungen stecken.

Wie kann die Stützung des eigenen Geldes durch den Ankauf fremder Währungen vermieden werden?

Die Geschichte des Geldes, das seinen Wert nur dadurch erhält, das es allgemein als Zahlungsmittel anerkannt wird, hat vor 200 Jahren begonnen. Von 1837-1866 gab es in den USA fast 8.000 verschiedene Arten „Privatgeld“, das von vielen Firmen, Banken und sogar Privatleuten in Umlauf gebracht wurde. Einige Arten waren sogar ziemlich weit verbreitet, bis sie offiziell verboten wurden. Auf dem Höhepunkt der Krise Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre gab sogar die österreichische Stadt Wörgl eigenes Geld heraus, das nur innerhalb dieser Stadt in Umlauf gesetzt wurde. Überraschenderweise führte der Umlauf des Wörgl-„Schillings“ zu einem schnellen Wachstum der Wirtschaft der Stadt, die nur eine Bevölkerung von 3.000 Einwohnern hatte.

Ähnlich ging man auch in der US-amerikanischen Stadt Ithaca vor. Die lokale Währung der Stadt, die „Ithaca Hours“, gibt es heute noch, und sie fördert den innerstädtischen Handel. Auch die britische Stadt Bristol hat eine eigene Währung: Das „Bristol Pound“ gibt es nicht nur in Papierform, sondern auch als elektronisches Buchgeld. Während der schwierigen Zeit Anfang der 1990er Jahre hatten auch viele russische Firmen ihre eigenen „Währungen“, die es Arbeitern, die ihre Löhne nicht in Rubeln erhielten, ermöglichten, mit dem Ersatzgeld Waren einzukaufen und zu überleben. Es gibt auch viele „elektronische Währungen“, mit denen man nach allgemeiner Übereinkunft Waren und Dienstleistungen über das Internet einkaufen kann.

Alle Herausgeber dieses „nicht realen Geldes“ unterliegen einer strengen Überwachung, damit das jeweilige Geldvolumen begrenzt bleibt, ihr Geld seinen Wert behält und zu einen festgelegten Wechselkurs gegen „echtes Geld“ eingetauscht werden kann. Solches Geld gilt erstens aber nur in einem eng begrenzten Umfeld und ist zweitens völlig ungeeignet für den Handel mit der Außenwelt, da es für die internen Transaktionen, die damit abgewickelt werden, weder eine Garantie des Finanzministers noch einen Stempel seines Ministeriums gibt.

Einige arabische Staaten haben ihren eigenen Weg gefunden und ihre Währungen durch Gold und Silber abgesichert; sie führen schrittweise den „Golddinar“ ein, eine Währung, die ausschließlich auf Goldreserven aufgebaut ist und nur für den Zahlungsverkehr zwischen arabischen Staaten benutzt wird. Der Golddinar ist jedoch kein allgemein anerkanntes Zahlungsmittel und wird nur zum Ausgleich der Zahlungsbilanzen benutzt. Die Landeswährungen der beteiligten arabischen Staaten bleiben weiterhin im Umlauf und sind meistens an den Dollar gebunden. Wenn neue Golddinare ausgegeben werden sollen, müssen durch Ölverkäufe eingenommene Dollars gegen das wertvolle Metall eingetauscht werden. Das Geld, das diese arabischen Staaten ausgeben, ist also eher verdient als selbst geschaffen.
(s. dazu auch hier).

Um die Landeswährungen der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika,) vor dem Einfluss des Dollars und des Euros zu schützen, schlagen einige Experten vor, eine BRICS-Bank, einen BRICSStabilisierungsfonds und eine BRICS-Reservewährung zu schaffen, die auf den Währungskorb dieser Staaten aufgebaut sein sollen. Bei diesem Vorschlag wird aber übersehen, dass auch die Währungen dieser Staaten hauptsächlich durch Geldreserven und Wertpapiere in Dollars oder Euros abgesichert sind, also eher durch „minderwertiges, verdientes“ als durch „selbst geschaffenes“ Geld. Durch massives spekulatives Eingreifen könnten die Herrschaften mit den „unerschöpflichen Taschen“ auch die Geldsysteme dieser Staaten – vielleicht mit Ausnahme Chinas – leicht in Bedrängnis bringen; deshalb wird von den Herausgebern der Reservewährungen auch ständig die Liberalisierung des Yuan (der chinesischen Währung,) gefordert. Warum das geschieht, müsste Ihnen klar sein, wenn Sie den Unterschied zwischen „selbst geschaffenem“ und „nur durch Spekulation erworbenem“ Geld verstehen. Die Führung der Volksrepublik China hat trotz des ausgeübten Drucks bisher noch keine Zugeständnisse gemacht, aber kürzlich hat Peking angekündigt, dass es die staatliche Kontrolle seiner Währung lockern will.

Es scheint aber einen relativ leicht einzuschlagenden Ausweg aus diesem Teufelskreis zu geben: Die BRICS-Staaten sollten auch die Türkei in ihren Club aufnehmen und ihre neue gemeinsame BRICS(T)-Währung für den Zahlungsverkehr untereinander nicht durch ausländische Geldreserven und in ausländischen Währungen notierte Wertpapiere absichern, sondern durch ihre Bodenschätze, ihr Industriepotenzial und eigene Edelmetallreserven.

Der erste Schritt müsste die Einführung einer von allen BRISC(T)-Staaten anerkannten Verrechnungseinheit sein, die von einer noch zu schaffenden gemeinsamen Generalbank zu definieren wäre und als Provisional Industrial Resource Equivalent / PIRE (als vorläufige Verrechnungseinheit für den Austausch von Industriegütern und Rohstoffen) bezeichnet werden könnte. Als Sicherheit für die PIRE müsste jedes der Mitgliedsländer bei der Generalbank sorgfältig bewertete Industrieanlagen, nachgewiesene Vorkommen von Bodenschätzen, einen Teil seiner Goldreserven, Ländereien, Wälder und Wasserreserven und kommunale Einrichtungen verpfänden. Da Art und Umfang der verpfändeten Sicherheiten leicht zu verändern wären, könnte nicht nur der Anteil der Mitgliedsländer an der Generalbank einfach erhöht oder gesenkt, sondern auch der Tauschwert der Landeswährungen gegen die PIRE, wenn nötig, jederzeit verändert werden. Ein von der Generalbank verwaltetes Emissionszentrum wäre eine „unerschöpfliche Tasche“ für wirklich geschaffenes und nicht nur durch Spekulation erworbenes Geld, das anders als der Dollar und der Euro zu 100 Prozent durch die wertvollen Bodenschätze und das Industriepotenzial der Mitgliedsländer abgesichert wäre.

Wegen der Wirtschaftskraft der BRICS(T)-Staaten und ihrer vielen Bodenschätze könnte die PIRE theoretisch in relativ kurzer Zeit zu einer äußerst attraktiven internationalen Verrechnungseinheit werden; sie könnte die Mitgliedsländer in Staaten verwandeln, die selbst Geld schaffen und nicht nur fremdes Geld anhäufen und die mit ihrem Geld zu erzielenden Gewinne selbst machen.

Quelle: luftpost

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