Falschgeld?

Ja, Herr Winkler, Sie sagen es.
Unser Papiergeld ist nichts anderes als Falschgeld.
Nur die Hochfinanz profitiert von unserem Zinseszinssystem.
Sie haben allerdings nicht erwähnt, dass die Zentralbanken (bestehend aus mehreren Privatbanken) Geld ohne Ende schöpfen. Die EZB, die FED … sind keine staatlichen Banken.
Nicht der Staat kontrolliert das Geld, sondern die Großbanken. Deshalb hängen die hochverschuldeten Staaten auch am Tropf der Großbanken.
Die Staaten verschulden sich bei den Großbanken, zahlen die Zinsen, verschulden sich weiter und zahlen damit die Zinsen, verschulden sich immer mehr usw. …. bis zum geht nicht mehr und der Staat bankrott ist.
Fast hätte ich es vergessen. Nicht der Staat geht bankrott, sondern deren Bürger.

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Weiter zum Pranger von Michael Winkler …

Falschgeld? (22.9.2010)

In immer mehr Veröffentlichungen taucht der Begriff „Falschgeld“ für Fiat Money auf, also für unser heutiges Papiergeld. Als rhetorische Finte mag das durchaus Gefallen finden, mit der Wahrheit hat der Begriff allerdings nichts zu tun. Zur Verdeutlichung der Unterschiede möchte ich mich auf ein wirklich wertloses Geld beziehen, dem Geld in Monopoly™.

Zunächst möchte ich erklären, wieso das Spielgeld tatsächlich echtes Geld ist. Ja, ehrlich, das Geld von Monopoly™ ist echtes Geld! Es ist so echt wie Euro oder – Zloty. Mit Zloty können Sie in einem bestimmten Gebiet (Polen) einkaufen und bezahlen, diese Zloty sind dort – und nur dort! – gesetzliche Zahlungsmittel. Außerhalb dieses Gebietes, z.B. in der Gaststätte Riedel’s Eck in Hamburg, bekommen Sie für Zloty nichts, so wenig wie für Monopoly™-Geld.

Im Spiel, also in seinem Gültigkeitsbereich, sind diese Papierschnipsel das regelkonforme, also gesetzliche Zahlungsmittel. Die Spieler können dieses Geld jederzeit austauschen, also beispielsweise Roulette-Chips einführen. Solange sie dies nicht tun, sind die Spielgeldscheine Tausch- und Schatzmittel. Tauschmittel, weil gegen eine Anzahl dieser Scheine Leistungen („Miete“) bezogen oder Waren („Straßen“, „Häuser“, „Hotels“) getauscht werden können. Schatzmittel, weil in diesen Scheinen gespart wird und sie dazu dienen, Kaufkraft zu speichern.

Nun dauert eine Partie Monopoly™ nicht allzu lange, ein Geldverfall durch Inflation ist nicht vorgesehen. Das Geld dort ist im Gegensatz zu unserem Geld kein Schuldgeld, die Spieler erhalten ihr Startkapital ohne Gegenleistung (also nicht auf Kreditbasis) und bekommen ihr Einkommen (wenn sie über Los gehen) ebenfalls ohne dafür Zinsen zu entrichten. Das unterscheidet dieses Spielgeld vom realen Geld. Das Spielgeld ist „einfach da“.

Reales Geld hingegen ist niemals „einfach da“, es wird geschaffen. Jeder, sogar Sie, kann reales und legales Geld schaffen. Ehrlich! Wenn Sie in Riedel’s Eck nicht bar bezahlen können, dann stellen Sie einen Schuldschein aus. Dieser kann formlos sein: „Ich (Name) verpflichte mich, dem Überbringer XX,xx Euro auszuzahlen.“ Sie können auch formalisierte Schuldscheine ausstellen, also einen „Scheck“ oder einen „Wechsel“ ausstellen. Allerdings kommt es auf den Wirt an, ob er Ihr Geld akzeptiert, denn Ihr selbstgeschaffenes Geld ist kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern etwas, das zahlungshalber angenommen werden kann, aber nicht muß.

Meistens hat dieses selbstgeschaffene Geld eine kurze Lebensdauer. Den formlosen Schuldschein bezahlen Sie am nächsten Abend, dann wird er zerrissen, den Scheck löst der Wirt ein, der Wechsel wird irgendwann einmal fällig. Wenn Sie jedoch der bekannte Milliardär Friedolin von Stein und Bein sind, kann der Wirt Ihr Privatgeld bei seinem Metzger zahlungshalber weitergeben. Damit wird Ihr Privatgeld Tauschmittel, wenn auch kein gesetzliches. Falschgeld taucht hier nicht auf.

Was ist, wenn der Besitzer eines Monopoly™-Spieles sein eigenes Geld druckt, entweder weil die Original-Scheine verschlissen sind, oder weil er seine eigenen Entwürfe schöner findet? Das ist auch kein Falschgeld, sondern einfache Währungsumstellung. Selbst wenn danach Millionen in der Monopoly™-Bank liegen, hat das keine Auswirkungen auf das Spiel. Erst wenn das Spiel kreativ erweitert wird, z.B. mit „Anleihen“ und „Aktien“, mit fünffachem Startgeld, mit anders bewerteten Straßen, ändert das Spiel seinen Charakter. Außerdem dürfte es dem Hersteller nicht gefallen, wenn jemand in großem Umfang Monopoly™-Geld in der realen Welt verkaufen will. (Deshalb setze ich ja auch das ™-Symbol ein, das ich sonst für einen anderen Begriff reserviert habe.)

Geld kann in der realen Welt in Banken jederzeit entstehen. Stellen Sie sich vor, eine Bank verleiht „echtes“ Geld, seien es Euros oder das über alle Zweifel erhabene Gold. Danach besitzt der Entleiher das echte Geld und die Bank einen Schuldschein. Wie wir vorhin in Riedel’s Eck gesehen haben, sind Schuldscheine unter gewissen Umständen ebenfalls Geld. Da die Bank nur selten Schuldscheine von Friedolin von Stein und Bein erhält, haben Banken ein einfacheres Mittel gefunden: Sie verwenden den Schuldschein als Einlage und verbuchen diese als Guthaben. Dieses Guthaben können sie weiter verleihen, gegen einen weiteren Schuldschein, der daraufhin wieder als Guthaben verbucht wird… So entsteht in einer Bank eine Menge Geld. Falschgeld? Nicht wirklich, denn diesem Geld stehen Schulden und Schuldner gegenüber, also Zahlungsversprechen. Das Risiko, daß ein Schuldner ausfällt, trägt die Bank – und sie läßt sich dafür mit Zinsen bezahlen.

Wäre im Monopoly™ Falschgeld möglich? Natürlich! Wenn ein Spieler sein eigenes Geld druckt und mit diesem ins Spiel einsteigt, ist das Falschgeld. Wenn die anderen Spieler mit 20.000 Einheiten anfangen und ich bringe fünf Millionen mit, dann habe ich einen ungerechtfertigten Vorteil. Wenn ich im realen Leben Euro-Scheine drucke, ist das ebenfalls Falschgeld, weil es außerhalb des Geldsystems erzeugt wurde.

Hollywood hat schon „echtes Falschgeld“ drucken lassen, bei dem eine offizielle Gelddruckerei getäuscht wurde, um ein paar zusätzliche Serien echter Geldscheine zu drucken (allerdings keine US-Dollar). Wenn Giesecke & Devrient ein paar Milliarden original Malvasia-Denare druckt, dann ist das rein formal echtes Geld, auch wenn die Volksdiktatur Malvasia diesen Druck nicht autorisiert hat. Läßt hingegen Don Mafioso di Cosanostra diese Scheine im Keller seiner Pizzeria drucken, sind sie falsch, selbst wenn er die Qualitätsvorgaben von Giesecke & Devrient penibel einhält. Eine Gemeinsamkeit haben diese Drucke jedoch: sie sind keine gesetzlichen Zahlungsmittel, weil Malvasia Scheine mit dieser Seriennummer nicht als Zahlungsmittel deklariert hat. In der Strandbar von Tittidong wird das vermutlich keiner merken.

Anders als bei Monopoly™ wird Geld heute nicht mehr gedruckt, sondern gebucht. Eine normale Geschäftsbank kann nicht unbegrenzt Geld erschaffen, sie ist an die Gegenbuchung gebunden und sie wird durch ihr Eigenkapital begrenzt. Basel II und in Zukunft Basel III legen fest, wie viel Kapital eine Bank haben muß, um Kredite vergeben zu können, außerdem steuert die Bundesbank mit der Mindestreserve die Entleihe. Ohne diese Begrenzungen könnte eine Bank niemals Bankrott gehen, weil sie sich in diesem Fall einfach einen entsprechenden Kredit gäbe.

Es existieren jedoch Institute, die tatsächlich berechtigt sind, Geld aus dem Nichts zu schaffen, ohne an Eigenkapital- oder sonstige Quoten gebunden zu sein: Zentralbanken. Die Europäische Zentralbank kann tatsächlich Billionen auf Knopfdruck entstehen lassen – und sie tut es! Tatsächlich könnte die EZB wie ein verrückt gewordener Midas jedem Konto in der Euro-Zone eine Million überweisen. Dieses Geld wäre echtes Geld, echtes Fiat Money, mit dem die Empfänger überall einkaufen können. Nur wäre diese Million nicht mehr allzuviel wert, weil dieser explodierten Geldmenge eine gleich gebliebene Warenmenge gegenüber stünde.

Das so erzeugte Geld ist kein Falschgeld, aber es ist Betrugsgeld. Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Leben lang gespart und besäßen jetzt 100.000 Euro. Ich als Ihr liederlicher Nachbar habe mich täglich besoffen und alles verjubelt. Und nun bekommen wir beide, Sie und ich, diese Million von der EZB. Dank Ihres entbehrungsreichen Lebens besitzen Sie nun gerade mal 10% mehr als ich. Jetzt wird noch der Wert korrigiert: Ihre 1,1 Millionen haben eine Kaufkraft von 55.000 Euro, meine Million ist 50.000 heutige Euro wert. Falls Sie jetzt vorhaben, in der Zentrale der EZB in Frankfurt am Main vorzusprechen, ich gebe Ihnen gerne einen Kanister Benzin mit. Ich? Nein, danke, ich habe gerade 5.000 Kästen Bier geschenkt bekommen, ich habe leider zu tun.

Die EZB überweist das geschaffene Geld nicht direkt an die Bürger, das passiert über die Banken. Wenn die Runkelrübenzüchterbank Nordoosterstedt Geld braucht, weil einige ihrer Kredite notleidend werden, kann sie sich bei der EZB refinanzieren, gegen Sicherheiten. Früher war das schwieriger, aber heute kann die Runkelrübenzüchterbank direkt die Papiere von Fraudulent Betrayers Inc., Rape & Arsonist und 1st Burglar bei der EZB einreichen und dafür frisches Geld beziehen. Kein Falschgeld, wohlgemerkt. Ihre 100.000 Euro Lebensersparnisse werden dadurch hinter Ihrem Rücken entwertet, was Sie erfolgreich an Ihrem Ausflug nach Frankfurt hindert.

Setzen wir uns noch einmal an den Monopoly™-Tisch. Statt der ehrbaren Monopoly™-Bank führen jedoch die Nordoosterstedter Runkelrübenzüchter die Bank, die ihrerseits Geld bei den ehrbaren US-Firmen angelegt hat. Der erste Sündenfall passiert unbemerkt. Die Bank stellt fest, daß sich ein Spieler dem Los nähert und bald 4.000 Einheiten fällig werden, Geld, das die Bank gerade nicht hat. Folglich gibt sie die Papiere der honorigen US-Firmen an die EZB und refinanziert sich. EZB-Geld fließt in die Taschen der Spieler, ohne daß diese es merken. Die Bank hat für sie das getan, was sie immer getan hat.

Das Spiel läuft wie bisher, scheinbar ist das EZB-Geld in der realen Wirtschaft gar nicht angekommen. Bis dem ersten Spieler die Pleite droht… Der sagt plötzlich: „He, ich bin Runkelrübenzüchter und Teilhaber der Bank! Nun zahlt mir mal mein anteiliges Guthaben aus!“ Was macht nun die Bank? Zugeben, daß der Spieler Teilhaber an einem Kartenhaus ist? Oder eben noch mehr EZB-Geld aufnehmen und bezahlen? Vermutlich wird die Bank bezahlen, mit noch mehr EZB-Geld…

Das Geld ist nach wie vor echtes Geld, aber es ist zur tickenden Zeitbombe geworden. Business as usual, so scheint es. Die Bank nimmt Spargelder an und vergibt Kredite, doch dahinter steckt das Geld der Zentralbank, das Geld aus dem Nichts. Jeder Euro, der neu ins Dasein tritt, schwächt alle Euros, die bereits existieren. Kauri-Muscheln wurden Geld, weil sie selten und begehrt waren. Kieselsteine wurden niemals Geld, weil sie ziemlich häufig sind. Kies ist zwar nicht wertlos, aber wenn Sie einen Zentner Kies in eine Bäckerei karren, um damit ein paar Brötchen zu bezahlen, dürften Sie ein Problem bekommen.

Was wir in den Taschen haben, ist das Geld der Falschen, das Geld der Banken, das uns mit Zinsen langsam aber sicher erwürgt. Bemühen wir bei Monopoly™ das Zinsgeld. Pro Runde seien fünf Prozent Zinsen fällig, und wir rechnen jetzt einmal ganz einfach. Für die 20.000 Startkapital sind das schon mal 1.000 pro Runde. Sie bekommen also keine 4.000 beim nächsten Gang über Los, sondern nur 3.000. In der nächsten Runde gibt es nur noch 2.800… 14 Runden später bekommen Sie gar nichts mehr, ab dann müssen Sie für jeden Gang über Los bezahlen, mehr und immer mehr… Mit Straßen und Immobilien brauchen Sie sich gar nicht mehr abzugeben, Sie gehen allein an den Zinsen Bankrott.

Dieses Zinsgeld ist das falsche Geld, aber es ist kein Falschgeld. Nicht nur ich habe schon über die Exponentialfunktion geschrieben, die durch Zinsen bewirkt wird. Es geht 50, 60 oder 70 Jahre gut, dann bricht alles zusammen. Siehe das Monopoly™ mit Zinsen – nach 30 Runden sind alle von den Zinsen aufgefressen, selbst wenn keine einzige Straße gekauft wurde.

Wir sind jetzt an einen Punkt angelangt, an dem das Zinsgeldsystem zusammenbrechen wird. Es gibt ein bewährtes Mittel, um den Schutt aufzuräumen: Eine Währungsreform. Beim Zloty hat man schon mal vier Nullen gestrichen und so neu aufgesetzt. So werden sowohl Guthaben als auch Schulden vernichtet, die Zinsen auf beiden Seiten werden reduziert und das Zinsgeldsystem wird wieder in Gang gesetzt. Die alten Zlotys sind jetzt Falschgeld, weil sie kein gesetzliches Zahlungsmittel mehr sind.

Zu diesem alten Geld gibt es zwei Anekdoten: Jemand soll es geschafft haben, bei einer Provinzbank eine 50.000-Mark-Note aus der Inflationszeit von 1923 einzulösen. Glaubhafter ist die Geschichte von zwei Herren, die 1989/90 „German Marks“ umgetauscht haben – Ostmark zum Westmark-Kurs. Das war kein Falschgeld, das war nur Betrug.

Welche Auswirkungen haben die Zinsen kurz vor dem Zusammenbruch? Denken Sie an Monopoly™ mit Zinsen: Jeder versucht, die Zinsen auf die Mieten umzulegen, um selbst zu überleben. Statt 400 Einheiten werden 4.000 Einheiten als Miete verlangt, doch schon beim nächsten Würfeln zahlt derjenige, der gerade kassiert hat, selbst selbst die explodierenden Zinsen. In der realen Welt sieht das so aus: Ohne Zinsen wird an einem Arbeitsplatz pro Stunde Material für 12 Euro zugeführt, dort verarbeitet und mit 17 Euro weitergegeben. Von den 3,50 Euro Lohn dafür kann der Arbeiter leben und eine Familie ernähren. Mit Zinsen wird Material für 58 Euro angeliefert, dort auf 82 Euro veredelt und das Gehalt beträgt nicht etwa 16,80 Euro, sondern dank gestiegener Abzüge 12,80 Euro brutto. Der Arbeiter kann davon leben, aber nur bedingt seine Familie ernähren, die Frau muß mitarbeiten, wenn sich die Familie „etwas leisten“ will.

Warum will sich die Familie etwas leisten? Schalten Sie den Fernseher ein und verfolgen Sie die Werbung! Schlagen Sie eine Zeitschrift auf und studieren Sie die Werbung! Gehen Sie in einen Supermarkt und betrachten Sie die Warenpositionierung, die Sie zum Kauf veranlassen soll! Jeder Firma steht das Wasser bis zum Hals, sie ist eine Getriebene der Zinsen. Das Zinssystem gleicht einem Motor, der mit immer höherer Drehzahl betrieben wird, bis – bis es ihn zerfetzt.

Und was machen wir jetzt? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir fahren den Motor kontrolliert herunter – streichen die vier Nullen, wie einst beim Zloty – oder wir gehen in Deckung, damit uns die Splitter nicht verletzen. Angenehm wird keine der beiden Möglichkeiten, weil beide dazu führen, daß viele Leute ihre Ersparnisse verlieren. Im Nachhinein werden die Leute das Geld verfluchen, das sich zwar als Tauschmittel bewährt hat, aber nicht als Schatzmittel.

Ach so, ja – ich sollte noch erwähnen, daß man derzeit mit dem Betrugsgeld noch wertbeständige geldartige Objekte kaufen kann. Es sind kleine runde Scheiben aus Metall, die „Münzen“ genannt werden. Wobei diese Münzen aus Silber oder Gold sein sollten, denn diese Metalle haben jede Zinsrunde bestens überstanden, seit 5.000 Jahren. Sie werden auch die nächsten fünf oder fünfzig Jahre bestens überstehen.

© Michael Winkler

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