Facebook Zensur, Kehle durchschneiden ist ok, Beschneidung absolutes Tabu
von WiKa (qpress)
Big Brother: Facebook glänzt einmal mehr mit seltsamen Moralvorstellungen. Es ist darüber hinaus auch keine Neuigkeit, dass man mit einem Automaten keine Diskussion führen kann. Der ist nur auf Shareholder-Value programmiert und da müssen verstörende Themen wie beispielsweise die Beschneidung von kleinen Jungen außen vor bleiben. So ereilte nun endlich auch qpress ein weiteres Mal die Facebook Zensur, aufgrund eines Beitrages zu der gerade wieder einsetzenden Debatte um die religiös motivierte Beschneidung von Jungen.
Die Diskussion wurde diesmal aus Israel losgetreten. Man protestierte gegen eine entsprechende Resolution zur Fragwürdigkeit der Beschneidung, die seitens der Parlamentarischen Versammlung des Europarates verabschiedet wurde. Darüber berichtete der Spiegel an dieser Stelle. Zusammen mit der Verlinkung auf den erwähnten Spiegel-Artikel bezog sich der ursächliche Link auf unseren Artikel: Schlacht um die Vorhaut voll entbrannt (vom 22.7.2012), der auch ein Bild von Wikipedia enthält, welches genau diese Verstümmelung bebildert. Wahrscheinlich war dann das allgemein zugängliche Wikipediabild der Anlass für die Maßnahme, die natürlich in keiner Weise erläutert wird, nur ein Verweis auf die Standards von Facebook. Das Thema wurde bei uns nochmals aufgegriffen, diesmal unter dem Gleichbehandlungsgrundsatz: Beschneidung von Mädchen demnächst auch in Deutschland (am 8.10.2012) und dann final mit der Beschlussfassung des Bundestages zum Beschneidungsgesetzes: Regierung sieht Beschneidungstourismus-Boom, 70 Prozent votieren für Verstümmelung (am 14.12.2012). Damit schien das Thema dann durch zu sein. Dem ist aber offenbar nicht so, wenn sich auf europäischer Ebene dazu noch Widerstand rührt, nachdem der Bundestag religiöse Befindlichkeiten über das Kindeswohl stellte und gleichzeitig auch noch den Gleichstellungsgrundsatz der Geschlechter aufgab.
Gut 24 Stunden nach der erwähnten Verlinkung prangte der nebenstehende Hinweis zur Löschung des Inhaltes auf dem Bildschirm. Diesmal noch ausgesprochenes Glück gehabt, dass nicht noch eine Sperrung oder gar Löschung des Kontos damit verbunden war, was in solchen Fällen eher die Regel als die Ausnahme ist. Trotz intensivem Studiums der Geschäftsbedingungen und des Verhaltenskodexes von Facebook, fällt es schwer hier den Verstoß gegen die Standards von Facebook zu erkennen, es sei denn, es gibt dort noch abartigere Moralvorstellungen. Man kann beispielsweise bei Farcebook in Bild und Film miterleben wie anderen Menschen die Kehle durchgeschnitten wird oder aber wie sie brutal erschossen werden. So etwas wird gern unter journalistischer Notwendigkeit geduldet und scheint zur Dokumentationspflicht zu gehören. Wenn dann eine in Deutschland gesetzlich erlaubte Verstümmelung an Kleinkindern im Bild gezeigt wird, dann verletzt so etwas also die Standards von Facebook.
Man kann es auch als simplen Hinweis darauf werten, dass es allerhand Themen gibt, die einer bestimmten Klientel, mit genügend Einfluss bei Facebook, nicht nützlich sind und deshalb einfach ausgeblendet werden sollen. So scheint es wohl auch mit der heftig geführten Debatte um die Beschneidung zu sein, die nun abermals aufgeflammt ist. Selbstverständlich hat sich dazu an der Veröffentlichung eine fast endlose Diskussion ergeben, zwar zivilisiert, aber ziemlich in Richtung einer ablehnenden Haltung zur Beschneidung. Es fanden sich offenbar zu wenig Befürworter, sonst wäre der Beitrag möglicherweise gar nicht zensiert und gelöscht worden, so die Mutmaßung.
Derselbe Beitrag führte in anderen sozialen Netzwerken nicht zu Beanstandungen, was als eindeutiger Beleg dafür zu werten ist, dass Facebook es mit der Meinungsfreiheit und Vielfalt nicht ganz so ernst nimmt und gar eigenwillige und wenig transparente Regelungen zu kritischen Themen hat. Spaßbildchen sind immer gern gesehen, nach dem Motto, macht euch Brot und Spiele nebst Volksverdummung selbst, das ist ein schützenswertes Gut.
Man muss sich darüber im Klaren sein, sofern die Inhalte zu kritisch werden, finden sich dort offenbar immer noch ein paar Direktoren hinter den Automaten, die angetreten sind für eine „gesunde Volksmeinung” zu sorgen. Dazu fällt noch ein jüngstes Beispiel aus Amerika auf. Dort rief die Vereinigung der freien Trucker via Facebook zum großen Marsch auf Washington vom 11. bis zum 13. Oktober 2013 auf. Dies unter dem Motto, rettet die Verfassung. Dieser Aufruf:
The American people are sick and tired of the corruption that is destroying America! We therefore declare a GENERAL STRIKE on the weekend of October 11-13, 2013! Truck drivers will not haul freight! Workers will call in sick! Consumers will not buy or sell anything on this date! Stay home! Buy nothing!
nebst der Facebook-Seite der Vereinigung (FaceBook.com/TruckersToShutDownAmerica) wurde postwendend gelöscht, um eine zu große Verbreitung des Aufrufs zu verhindern. Das ganze kann man an dieser Stelle, einer privaten Folgeseite: „Truckers for Thruth“ noch nachlesen.
Wer also glaubt im Ernstfall über Facebook noch kritische Inhalte kommunizieren zu können, der hat nicht begriffen, dass der Verein inzwischen völlig durchkommerzialisiert ist und das „soziale Netzwerk” nur noch für Vermarktungszwecke ins Feld führt. Dabei werden die gelöschten Beiträge und Seiten vermehrt durch werbliche Inhalte substituiert.
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