Europawahl: „Volksparteien“ gehen unaufhaltsam unter

von Thomas Röper (anti-spiegel)

Wenn man die Debatten der Politiker über das Ergebnis der Europawahlen anschaut, muss man sich die Augen reiben, vor so viel Ignoranz. Die wahren Gründe für die EU-weite Niederlage der etablierten Parteien können die Politiker anscheinend gar nicht erkennen, so sehr sind sie in ihrer eigenen Filterblase gefangen.

Von Freunden, die die etablierten Medien konsumieren und mich für etwas durchgeknallt halten, weil ich mich auch in den alternativen Medien informiere, höre ich immer, ich wäre in einer Filterblase gefangen. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Ich konsumiere beide Seiten, die etablierten und die alternativen Medien. Wie sonst sollte ich Medien kritisieren, wenn ich mich nicht damit beschäftige, was sie schreiben? In einer Filterblase sitzen die, die sich ausschließlich auf einer Seite informieren, seien es die etablierten oder die alternativen Medien. Aber das wollen viele Tagesschau-Zuschauer nicht wahrhaben, allen voran offensichtlich die Politiker.

Würden die Politiker die alternativen Medien lesen, dann würden sie die Gründe kennen, warum die großen Parteien seit Jahren eine Wahl nach der anderen verlieren. Man kann dort täglich nachlesen, warum Menschen rechte, euroskeptische Parteien wählen. Und diese Parteien haben die Wahl gewonnen, ihre Zugewinne im EU-Parlament sind weit größer, als die Zugewinne der Grünen.

Wer sich für die Gründe interessiert, warum seine Wähler zum Gegner überlaufen, sollte nicht seine Unterstützer bei den Mainstream-Medien fragen, sondern seine Kritiker bei den alternativen Medien.

Trotzdem suchen die etablierten Parteien die Gründe ganz woanders. Angeblich war es das Thema Klimawandel, das für ihre Niederlage verantwortlich war. Das mag in Deutschland zum Teil stimmen, aber ob es auch so gewesen wäre, wenn das Strache-Video nicht viele AfD-Wähler verunsichert hätte? Das ist spekulativ, aber wer in Zukunft Wahlen gewinnen will, muss sich mit der Frage beschäftigen. Und natürlich gab es in Deutschland auch den Rezo-Effekt. Kumuliert haben die beiden Videos die Grünen gestärkt und die AfD geschwächt. So ist das Ergebnis der Wahl in Deutschland eine Momentaufnahme unmittelbar nach zwei Videos.

Aber wie wäre ohne die Videos ausgegangen? Es gibt schließlich keine Garantie, dass bei jeder Wahl im richtigen Augenblick, eine Woche vor der Wahl, zwei Videos erscheinen, die einen solchen Effekt verursachen.

Wie dem auch sei, spätestens, wenn man über den deutschen Tellerrand hinausschaut, stellt man fest, dass EU-weit andere Themen die Wahl entschieden haben. Und die spielen auch in Deutschland eine Rolle. Nur wollen die Politiker das nicht sehen, wie die aktuellen Reaktionen zeigen.

Die CDU/CSU gibt dem Rezo-Video die Schuld an ihrem schlechten Abschneiden. Das mag zum Teil sein, nur wird auch hier wieder der falsche Schluss gezogen. Die Medien haben aus dem Video nur das Thema Klimawandel aufgegriffen, dabei nahm der Teil über Kriegsverbrechen und Völkerrechtsbrüche der USA mit Unterstützung der Bundesregierung sogar mehr Raum ein in dem Video. Das Thema wird jedoch von den Politikern ignoriert, sie reden nur über den Klimawandel, der aber laut Umfragen nur an zehnter Stelle der Sorgen der Deutschen steht. Und das soll dann die Wahl entschieden haben?

Aber die Medien berichten den ganzen Tag nur darüber und da wären wir wieder bei der Filterblase. Die Politiker lesen den ganzen Tag nichts anderes, als „Klimawandel“ in ihren Medien, dann muss da ja was dran sein. Dass gemäß allen Umfragen die größten Sorgen der Deutschen jedoch soziale Fragen wie Renten, eine sichere Zukunft und die Angst vor Überfremdung sind, das scheinen die Politiker in ihrer Filterblase nicht zu bemerken. Es ist zwar in jeder Umfrage zu lesen, aber es ist keine Schlagzeile bei Spiegel oder Tagesschau. Wie gesagt: Filterblase.

Und das ist kein neues Phänomen.

Unter Merkel hat die CDU sich dem Kampf um Wählerstimmen „in der Mitte“ gewidmet und ihre Stammwähler, also bürgerlich-konservative Menschen, allein gelassen. Nur so konnte die AfD überhaupt entstehen. Medien und CDU haben sich stark nach „links“ bewegt. Noch in den 1980er Jahren waren sich Medien und Politik einig, dass schon 74.000 Flüchtlinge pro Jahr Deutschland „destabilisieren“ könnten. Unter Merkel sollen plötzlich über eine Million kein Problem darstellen. Selbst wenn das stimmen sollte, wonach es nicht aussieht, gibt es genug Menschen, die es immer noch so sehen. Und diese Wähler hat die CDU verloren. Die CDU steht nicht mehr für „konservative Werte“ und die ehemaligen Stammwähler suchen sich eine neue Heimat. Vor Merkel hatte die CDU immer ca. 40% der Stimmen in Deutschland, heute sind es unter 30%. Die AfD kommt auf 13%. Mathematisch passen diese Zahlen gut zusammen, viele ehemalige CDU-Wähler sind zur AfD gewechselt oder gehen frustriert gar nicht mehr wählen.





Daran kann man kaum Rezo die Schuld geben. Überhaupt zeigt die Reaktion der CDU, dass sie das Video nicht verstanden hat. Vor einigen Tagen berichtete der Spiegel über die Lösungsvorschläge aus der CDU. Demnach will ein CDU naher Verein nun YouTuber aufbauen, um ein Gegengewicht zu Leuten wie Rezo zu schaffen. Zu den Videos, die denen vorschweben kann man lesen:

„Für die Herstellung von Videos wird demnach empfohlen: „Bei Rezo kann man die Machart lernen: schnelle, prägnante Argumente, Schnitte, Quotes, Charts, Musik, Webkommunikation.“ Ein fünfminütiges Video, in dem jemand die ganze Zeit am Stück rede, sei von gestern.“

Die haben das Problem verstanden, oder?

Natürlich ist das Rezo-Video hochprofessionell gemacht und es war eine professionell gemachte PR-Kampagne der Ströer Gruppe, das ist klar. Ich habe mir mal angeschaut, wie viele Schnitte da drin waren. Allein in den ersten fünf Minuten waren es 45 Schnitte, also 45 einzeln aufgenommene Fragmente, die hinterher zusammengeschnitten werden mussten. Hochgerechnet besteht das Rezo-Video also aus ca. 900 einzelnen Aufnahmen. Das ist hochprofessionell und ohne ein vorher sorgsam gemachtes Drehbuch nicht zu machen. Auch der Arbeitsaufwand ist gigantisch.

Aber der Erfolg des Videos beruhte auf den Inhalten. Schnelle Schnitte sind die Basis, damit es interessannt aussieht. Aber Rezo hat fundiert die Politik der großen Parteien kritisiert. Neben schnellen Schnitten müsste die CDU also auch inhaltlich antworten. Und wer sich die Antworten auf kritische Fragen auf der Bundespressekonferenz anschaut, der wird feststellen, dass die CDU daran scheitern wird. Die leeren Worthülsen werden junge Leute kaum überzeugen, egal welche Haarfarbe der CDU-Blogger hat und wie viele Schnitte er in das Video einbaut.

Die CSU hat da eine bessere Idee, wie man in einem anderen Spiegel-Artikel lesen kann:

„Der CSU-Vorsitzende Markus Söder will einem Medienbericht zufolge die Digitalisierung seiner Partei vorantreiben. „Ich kann mir vorstellen, dass wir auch mal eine Parteivorstandssitzung in Echtzeit streamen und die Menschen auffordern mitzukommentieren“, sagte der bayerische Ministerpräsident (…) „Wir könnten die Menschen so auch an Entscheidungen beteiligen. Die Menschen wollen eine Every-Day-Democracy, also jeden Tag mitbestimmen und nicht nur ab und zu an einem Wahltag.“ Söder sagte weiter: „Wir müssen dieser digitalen Welt mit mehr Respekt begegnen. Sie ist unsere reale Welt. Man geht nicht ins Internet, sondern man ist immer drin.“ Social Media bezeichnete der CSU-Vorsitzende als die „fünfte Gewalt“ und die schnellste Form der Kommunikation. Söder will dem Bericht zufolge in Bayern deshalb einen „YouTube- oder Influencer-Preis“ ausschreiben und einen eigenen YouTube-Kanal etablieren.“

Das könnte funktionieren: Einen Preis ausschreiben und wirklich talentierte Leute suchen und sie Videos machen lassen. Nur: Auch dann bleibt das Problem, dass man seine Politik auch erklären muss, vielleicht wird das sogar ein Eigentor, wenn die Mitbestimmung, die Söder anregt, dazu führt, dass die CSU vor aller Augen etwas anderes tut, als die Community fordert. Oder wenn im Internet ein Shitstorm nach dem anderen über die CSU-Blogger einbricht. Die CSU könnte sich also massiv blamieren, wenn sie das Projekt einstellen muss, weil sie offen gegen die Wünsche der Community regiert.

Außerdem wäre dabei bekannt, dass diese CSU-Influencer von der CSU mindestens über Preisgelder bezahlt werden. Rezo hat unter anderem deshalb funktioniert, weil der Eindruck erweckt wird, er hätte das Video allein und ganz unabhängig gemacht. Dass die Ströer Gruppe dahinter steckt, die ihn mindestens über das Nachrichtenportal t-online (seit 2016 eine 100-prozentige Tochter der Ströer Gruppe) in die Medien gebracht hat, wird der breiten Masse verschwiegen. Und wahrscheinlich hatte Rezo noch mehr Unterstützung von Ströer. Die Recherchen, die Schnitte, all das wäre für Rezo und seinen Partner ein Aufwand von Monaten gewesen, da dürften Ströer Tochterfirmen massiv geholfen haben.

Wäre das der Öffentlichkeit sofort bekannt gewesen, wäre der Erfolg des Rezo-Videos wohl überschaubar geblieben.

Aber CDU/CSU sind nicht die einzigen mit Problemen. Die SPD hat es noch viel härter getroffen und auch ihre führenden Politiker haben das Problem gar nicht verstanden. Dabei wird die SPD demnächst wohl auf die 10% zusteuern und im Herbst könnte sie den Einzug in den einen oder anderen Landtag im Osten verpassen.

Die SPD regiert seit Schröder mit Hartz 4 und Rentenkürzungen gegen ihre eigene Klientel an. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Die alten SPD-Wähler sind im Grunde seit 15 oder 20 Jahren politisch heimatlos. Die wieder zurückzugewinnen, dürfte unmöglich sein. Trotzdem hat Olaf Scholz allen Ernstes behauptet, die SPD habe Chancen, den nächsten Kanzler zu stellen. Mehr Realitätsferne geht wohl nicht mehr. Der Spiegel zitiert Scholz aus einem Interview:

„“Die Chance, stärkste Partei zu werden, ist bei der nächsten Bundestagswahl deutlich größer als in vielen Jahren zuvor“, sagte der Bundesfinanzminister dem „Stern“. Es werde zum ersten Mal seit 1949 einen Wettbewerb um das Kanzleramt geben, bei dem keine Partei einen Kanzler oder eine Kanzlerin ins Rennen schicke. „Wenn wir es gut machen, haben wir also eine Chance“, sagte Scholz. „Wir dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind.““

Das zeigt, dass Scholz gar nicht verstanden hat, warum die Wähler der SPD seit 20 Jahren davonlaufen. Und anstatt den enttäuschten Wählern zu sagen, dass die SPD zu ihren Wurzeln zurückkehrt, redet er über die Frage des „Kanzlerbonus“, den diesmal keine Partei haben werde, wenn Merkel bis zur Wahl im Amt bleibt, aber gleichzeitig nicht mehr selbst antritt.

Ob dem jemand gesagt hat, dass die CDU das Thema „Kanzlerbonus“ auch kennt? Ob man Merkel bis zur Wahl im Amt belassen wird, wie sie es gerne hätte, ist daher mehr als fraglich.

Aber wie gesagt, darum geht es nicht. Rezo hat in seinem Video deutlich aufgezeigt, dass die etablierten Parteien bei sozialen Fragen und der Bildung versagt haben. Die richtige Antwort auf Rezo wäre also, ihn zu widerlegen, indem man dort schnell etwas radikal anderes tut. Und es gibt Möglichkeiten, über die ich schon öfter geschrieben habe. So wären die Probleme des Sozialstaates auf einen Schlag lösbar, wenn man es politisch nur wollte. Und wenn Studien erscheinen, die aufzeigen, wie arm die Deutschen inzwischen geworden sind, dann geben sich die Medien alle Mühe, dies als falsch darzustellen. Und es ist kein Scherz: Die deutschen Renten sind inzwischen so niedrig, dass einem durchschnittlichen deutschen Rentner nicht mehr zum Leben bleibt, als einem russischen Rentner.

Die Menschen, die sich von den Parteien abgewendet haben, sind leere Worte leid, sie wollen endlich Taten sehen. Übrigens ist es überflüssig zu sagen, dass diese Kritik nicht nur CDU/CSU und SPD trifft. Rezo (oder wer immer die Idee zu dem Video hatte) wollte mit dem Video die Grünen pushen, aber all die geäußerte Kritik an CDU/CSU und SPD trifft auch FDP und vor allem die Grünen. Bei welchem der von Rezo genannten Thema haben die Grünen in der Praxis eine andere Politik gemacht, als die „großen“ Parteien? Richtig, bei keinem.

Bei keiner anderen Partei in Deutschland weichen die offiziellen Positionen der Partei so weit von dem ab, was sie politisch tatsächlich tut, wie bei den Grünen. Sie sind gegen Lobbyismus und Glyphosat, haben aber noch auf kein Anti-Lobbyismus-Gesetz gedrängt. Stattdessen sind viele Grünen längst selbst als gut bezahlte Lobbyisten unterwegs. Die Grünen sind auch gegen Glyphosat, aber ein Grüner ist bei Bayer Chef-Lobbyist für Glyphosat.

Aber die Medien übersehen das großzügig und publizieren nur deren schöne Worte, fragen jedoch nicht, wofür die Grünen in der Praxis im Bundestag abstimmen.

Daher dürfte der Höhenflug der Grünen auch nicht ewig weitergehen. Spätestens wenn sie Regierungsverantwortung übernehmen, vielleicht sogar stärkste Partei werden und den Kanzler stellen, werden viele von der Medienkampagne geblendeten Menschen aufwachen.

Wir haben etwas ähnliches in Frankreich gesehen. Bei den letzten Präsidentschaftswahlen tauchte aus dem Nichts eine neue Partei auf, deren Kandidat Macron auf einer medial befeuerten Welle der Euphorie zum Präsidenten gewählt wurde. Und heute? Seine Beliebtheitswerte sind im Keller und bei den Europawahlen hat er krachend verloren.

In Frankreich sind die dortigen Gegenstücke zu CDU und SPD bereits in der Versenkung verschwunden und fahren einstellige Ergebnisse ein. Und diesen Trend sehen wir auch in Deutschland. In Frankreich haben diese ehemaligen Volksparteien aus ihren Fehlern nicht gelernt und sind unteregangen. In Deutschland wird es genauso geschehen, alle Trends deuten darauf hin und die Äußerungen der Politiker zeigen, dass sie in ihrer Filterblase gar nicht verstanden haben, was gerade vor sich geht.

Die Frage ist, was danach kommt, wenn zum Beispiel 2021 bei der Bundetagswahl SPD und CDU hinter den Grünen zurückbleiben und die Grünen dann ihre Wähler innerhalb von vier Jahren genauso enttäuschen, wie es Macron gerade in Frankreich vorgeführt hat.

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Wandere aus, solange es noch geht!

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Europawahl: „Volksparteien“ gehen unaufhaltsam unter
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7 Kommentare

  1. Sehe ich auch so, Angsthase. Aber das ist nicht erst seit gestern so.

    Mein Vater und ich debattierten oft heiß um die Frage: Sind die Politiker so doof?
    Haben ja teilweiße schließlich nichts gelernt. Oder tun sie es mit Vorsatz? Im Auftrag?
    Mein Vater glaubte auch immer noch lange an ordentliche Wahlen…das sie etwas bewirken würden, unser Land schon immer gut so funktioniert hat usw. Pustekuchen. In Lummerland vielleicht.

    Nun haben wir uns in der Mitte getroffen, daß man dumme Büddel gut bezahlt, die nichts hinterfragen, alles abnicken, um den Schein einer DEMOKRATIE/eines Parlamentes zu wahren, um übergeordnete Ziele zu verfolgen. Beispiel Seehofer, der gibt´s sogar offen zu! Grinsend und gut gelaunt wie immer (weil gut gesättigt) sagt er: "Wir haben hier nichts zu entscheiden." Was ist das denn wenn nicht eine Katastrophe!? Dazu noch auch erster Hand bestätigt.

    Und solange die Menschen das nicht kapieren, ja noch nichtmal hinterfragen…wie oben im Artikel als "Filterblase" beschrieben. Kenne genug Menschen, die sagen zu mir: "Was Du immer hast. Ich kuck täglich Tagesschau und bin sehr wohl informiert!" Habe ihnen dann Links und Berichte zusammengestellt. Es kam nie eine Antwort. Auch keine Diskussion. Auf Nachfrage: "Und, hast´ gelesen?" "Angefangen. Aber im Internet steht ja auch viel Mist." Fertig.

    Die leben gerne in ihrer Blase! Irgendwie müßen wir uns wohl langsam damit abfinden, weiß auch nicht. Solche Sachen wie die Rolle der AfD zum Beispiel bedürfen ständiger Kontrolle und Nachforschungen! Oberste Bürgerpflicht.
    Alles was zufällig plötzlich irgendwo auftaucht ist garantiert so gewollt. So wie damals der IS. Von jetzt auf gleich war der da. Muß man doch nachkucken! *seufz*

    • Hi Zulu,

      manchmal frage ich mich auch schon, wenn man erstmal auf den Trichter gekommen ist, dass wir gar nichts zu entscheiden haben, geschweige denn irgendeine Möglichkeit haben etwas zu verändern, warum ich mir über den ganzen Mist noch Gedanken mache. Es ist alles eigentlich nur ein Verfolgen der Geschehnisse, die man nicht aufhalten kann, weil der Hebel dazu fehlt. Es sind auch zu viele "Baustellen" um dem Ganzen Einhalt zu gebieten. Kleine Hoffnungsschimmer die man hat, zerstreuen sich immer wieder im Wind, weil täglich eine neue Sau durchs Dorf getrieben wir.

      Ich werde meinen Sommerurlaub wieder auf einer schönen Nordseeinsel verbringen. Ohne Tablet aber mit schönen Büchern. Denn dort ist die Welt noch in Ordnung, weil die dort keinen Platz für Neubürger haben. Da kann man abends noch unbekümmert spazieren gehen und sich unbegafft an den Strand legen.

      Die Diskussionen mit anderen habe ich längst aufgegeben. Ich sitze manchmal im Straßencafe und beobachte nur die Leute, die vorbeigehen. Und dabei denke ich mir , was das eigentlich teilweise für armseelige Menschen sind, die nicht merken wollen, was hier los ist und nur ihr Smartphone im Blick haben. Oder mit finsteren Minen rumlaufen. Was für eine traurige Gesellschaft.

      Gestern im Supermarkt hat sich an der Kasse eine kleine Schlange gebildet, weil die Kassiererin ein Problem mit einer Eingabe hatte. Die Reaktion der Wartenden war unmöglich. Von entrüstetem Schnaufen bis rumnörgeln, oder fordern einer 2.Kasse. Ich habe mich dann nur umgedreht, gelacht und gesagt, wenn wir die Kassiererin jetzt auch noch stressen, bekommt sie vielleicht bei der Hitze einen Herzschlag und dann kassiert gar niemand mehr. Plötzlich konnten diese Meckerer auch lachen. Geht doch. Plötzlich war alles halb so schlimm. Die Gesellschaft ist einfach krank und das fällt einem immer mehr auf, je mehr man beobachtet. Das macht mich traurig.

      • Ja, definitiv krank, Angsthase. Wenn man in so manche Gesichter blickt…

        Oder denen zuhört! War gestern auch beim Einkaufen. Dort war zwar auch so ein Nörgler ("Wieso geht das hier nicht schneller?!"…dann steh halt früher auf Macker.) wie Du ihn beschreibst, aber auch Jugendliche. Eine Gruppe…3 Jungs & ein Mädchen.

        Die gingen mir schon im Laden völlig auf den Sack. Nur am rumschreien, so völlig überzogen lachen und gackern, schon verhaltensauffällig deren Gebaren…und dann waren sie an der Kasse direkt hinter mir. Perfekt.

        "Ey ja, voll mega spacey! Chillen und irgendwas snatchen, wird voll krass Alter!" Die Tussi: "Kollegaas, höört mal auf jetzt hieeer!" Die Typen: "Yo, chill ma! Kannst ja für uns ma mega bouncen, höhöhö!" "Nee, mach isch nisch Du Ofpfää!" usw.

        Katastrophe.

        Meine Halsschlagader begann mit einer ansteigenden Schwellungs-Reaktion sanft zu pulsieren. Den Lenkergriff vom Wagen immer fester umklammert entschied ich mich zu einer spontanen Reaktion. 

        "Habt ihr Brabbelfreibrief hier oder am Kot genascht? Ihr seid ziemlich gescheit, ungeachtet dessen was die Leute so sagen. Haltet endlich die Fresse ihr Einzeller, sonst greift die Zahnbürste morgen früh ins Leere!"

        Völlig verdutzte Blicke, aber nur kurz. Niemand sagt ja heute mehr was, denn man möchte lieber anonym sein. Bloß nicht auffallen. Obwohl die Typen sichtlich JEDEN KUNDEN genervt haben…gesagt hat aber niemand was. Die Teenies haben mir nur angekuckt, dann geschwiegen und wohl gedacht: "Oha, der Typ ist irre…da gehn´wir mal lieber schnell weiter!"  Ahaha! Gut so. cheeky

        Meine Kassieren hat auch gelacht; wir kennen uns ja. Die weiß, daß ich nicht so bin. Ich verprügele niemanden. Als Jugendlicher schimpft man auf die Erwachsenen und umgekehrt. Ist wohl jedem so ergangen. Aber so ein dämliches Geschwätz…? Pööt. 

  2. Ich denke es ist Absicht, dass die Volksparteien untergehen, denn man braucht eine andere politische Landschaft, um die Vereinigten Staaten von Europa voranzutreiben. Und wenn alles von Brüssel aus bestimmt werden soll, braucht es keine Partreienlandschaften in der alten Form mehr. Jung, dynamisch, erfolglos und lenkbar. Das wird in zukunft in der Politik gebraucht. Leider.

  3. Frage:  Warum immer die ellenlangen Texte ohne die entsprechende Info darin ?

    Meine Zeit ist zu kostbar um sie mit Geschwätz von wem auch immer zu verschwenden.

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