Europas letzte Chance?

Quelle: (Fortunanetz)

Heiner Hannappel

Aus meinen zwei Büchern „Wir begehrten nicht auf“ und „Europa, es ist angerichtet“ wie auch aus Kommentaren und Artikeln von mir ist herauszulesen, dass mich die Sorge um ein eigenständiges, souveränes Europa, wenn es sich denn mal zu einem einheitlichen Staat zusammenfinden könnte, umtreibt. In meinem Artikel „Tanz der Illusionen“ ist dieser Wunschtraum zu einer Illusion geworden, der ich keinerlei Chancen mehr gab.

Man mag es als Träumerei abtun oder mir zustimmen, wenn ich es als Chance empfinde, dass gerade die entsetzliche Situation in der Ukraine der Auslöser sein kann, dass Europa gegenüber den USA ein Stück Souveränität zurückgewinnen kann.

Aus den Reden von der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und der Kanzlerin, sowie des Außenministers war überdeutlich herauszuhören, dass ihnen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine zuwider sind und diese als potenzielle Gefahr für den innereuropäischen Frieden betrachten und kein Benzin ins Feuer gießen wollen.

In der Tat ist es eine innereuropäische Angelegenheit, die Krise in der Ukraine zu beenden, die ein Schlaglicht auf eine fehlende europäische Sicherheitsstruktur unter Einbeziehung Russland als Gleichberechtigter wirft und keine Amerikanische!

Der scheinbar unstillbare Drang der USA, hier in diesen Hexenkessel noch zusätzlich Waffen zu liefern, hat nur eine Dominanz der USA als weltweit agierender Hegemon über Europa als Hintergrund, die Europa seit dem Ende des Ersten Weltkriegs als ihr Einflussgebiet und dienlichen Vasallen betrachten.

Wenn man bei den Reden der Verteidigungsministerin wie auch der Kanzlerin in der Münchner Sicherheitskonferenz die Mienen von der ehemaligen US-Außenministerin Madeleine Albright und des jetzigen US-Vizepräsidenten Biden betrachtete, sah man nur finstere Mienen und überhebliches Lächeln wie Kopfschütteln.

Diese wollen den unabhängigeren Kurs der Kanzlerin nicht, da dieser ihre Interessenlage tangiert!

Und diese Interessenlage der USA gebietet es, Präsident Putin zu reizen und zu Unüberlegtheiten zu provozieren, um eine Handhabe zu bekommen, in der Ukraine ihr Interessensüppchen zu kochen, welches wir alle mit einem zerstörten Frieden in der Mitte Europas und kriegerischen Handlungen, die den geografischen Rahmen der Ukraine sprengen könnten, dann auszulöffeln haben.

Das Territorium der USA ist von einem Krieg durch den Atlantik weit entfernt und nicht betroffen!!!

Diesen Gefallen tat Putin den USA offiziell bislang nicht, die hier in der Ukraine Putin in die Knie zwingen wollen, auf dass er den gemeinsamen Angriff mit China auf die Dollarhegemonie beendet und letztlich klein beigibt!

Ich unterstelle einmal, dass die deutsche Regierung wie auch der französische Präsident Hollande diese Gefahren sehen, die von einem Eingehen auf die US-Forderungen nach Waffenlieferungen an die Ukraine entstehen und deshalb nun europäische Einigkeit demonstrieren. Darüber hinaus liegt es absolut nicht im Interesse Europas und der Welt, Russland zu destabilisieren und womöglich Putin aus dem Amt zu treiben, denn was danach kommt, ist allzu ungewiss.

Doch genau dieses ist das Ziel der US-Politik, die sich mit der Unterzeichnung des GesetzesHR 5859 “vom Kongress, Senat und Präsidenten Obama anmaßen, in der Ukraine über die Köpfe der Europäer hinweg schalten und walten zu können, wie sie wollen und so Russland als alten/neuen Feind der westlichen Welt darzustellen, den es wieder mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Nur, für diese “Mittel“ fehlt mittlerweile in den USA und Europa der finanzielle lange Atem, da alle quasi pleite sind!

Und hier bekommt Putin eine einmalige Aufgabe in die Hände gespielt, die er nutzen müsste, wenn ihm an einer Souveränität Europas gegenüber der USA etwas liegt!

Wenn er seine eigene Rede vor dem Deutschen Bundestag am 25.09.2001 und die Reden des vergangenen Jahres 2014 noch vor Augen hat, müsste er nun alles tun, um die deutsche Kanzlerin zu stärken und seinen unbestrittenen Einfluss auf die Separatisten geltend machen, um diesen fürchterlichen Krieg in der Ukraine zu beenden.

Es kann Putins Interessen doch nur dienen, dann in einem großen europäischen Sicherheitsrahmen mit den Europäern eine Sicherheitsarchitektur auszuhandeln, die den US-Einfluss zurückdrängt, den Handel wiederbelebt, die Energiezufuhr nach Europa sicherer macht und die Zeiten vor den unsinnigen Wirtschaftssanktionen wiederherstellt!!!

Europa müsste im Gegenzug auch etwas Substanzielles anbieten, zum Beispiel, dass die NATO von der Ukraine fernbleibt, auch mit Russland eine Freihandelszone entsteht, mit einem Land, welches unser direkter Nachbar ist und uns im tiefsten Kalten Krieg immer zuverlässig mit Energie belieferte und als einziger ehemaliger Kriegsgegner unsere Souveränität umfänglich achtet.

Wenn aber Präsident Putin diese Chance nicht wahrnimmt und wir in der Ukraine eine weitere Steigerung der Gewalt registrieren, müssen wir Europäer davon ausgehen, dass Russland eine expansive Politik auf dem Rücken der Ukraine betreibt, die sowjetische Hegemonie wiederherstellen will und so für uns wieder zu einer Bedrohung wird! Das wäre dann das Ende der Illusionen von einer europäischen Souveränität und der Anfang vom Ende des Friedens in Europa und dem Wiedererstarken der US-Dominanz über unseren Kontinent!

Das allerdings kann Putin nicht wollen!

Ergo: Putin hat es in der Hand, Europas Souveränität für lange Zeit zu stärken oder zu schwächen!

Putin hat es in der Hand, jetzt den Graben zwischen der EU und Russland zuzuschütten.

Ob er um diese einmalige Chance weiß? Das strategische Denkvermögen hat er!

Heiner Hannappel

heiner.hannappel@gmx.de

Quelle: (Fortunanetz)

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