Von Sonja van den Ende (free21)
Die radikalisierten und realitätsfremden europäischen Eliten versetzen ihre Bevölkerung mit täglichen Dosen von Kriegsrhetorik und Panikmache über Russland in Angst und Schrecken.
Die Hartnäckigkeit der EU in der Ukraine-Frage ist auffällig und zeigt eine tiefe Abkopplung von der Realität. Der Krieg ist verloren, doch Europa scheint sich dessen nicht bewusst zu sein. Anstatt die Niederlage einzugestehen, scheinen die EU-Politiker in ihrem Wahn eine zweite Phase des Konflikts zu planen. Sie behaupten, sie könnten diesen Krieg ohne die Unterstützung der USA gewinnen, aber was ist, wenn sie scheitern? Werden sie dann um einen Waffenstillstand betteln?
Blicken wir noch einmal in die Geschichte zurück. Die Abkommen von Minsk 1 und 2, die zwischen Deutschland, Frankreich, der Ukraine und Russland (2014–2015) unterzeichnet wurden, sollten die Kämpfe beenden und der Region Donbass eine gewisse Autonomie innerhalb der Ukraine gewähren. Selenskyj hatte jedoch trotz seines Wahlversprechens, sich Russland anzunähern, andere Pläne. Er wollte die Krim zurückerobern und den Donbass unter seine Kontrolle bringen, was zu einer Eskalation der Bombenangriffe führte. Im Januar 2022 intensivierte sich die Bombardierung des Donbass, was zu zahlreichen zivilen Opfern führte, insbesondere in Donezk.
Später stellte sich heraus, dass der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson und die USA (unter der Biden-Regierung) Selenskyj angewiesen hatten, keinen Frieden mit Russland zu schließen. Wir erinnern uns an die Verhandlungen in der Türkei, die zum Istanbuler Kommuniqué führten, in dem vorgeschlagen wurde, dass die Ukraine ihre NATO-Bestrebungen aufgibt, sich militärische Beschränkungen auferlegt und sich im Falle einer Aggression die Unterstützung des Westens sichert. Die Gespräche führten beinahe zu einer Einigung, da beide Seiten erhebliche Zugeständnisse in Betracht zogen, wurden jedoch im Mai 2022 abrupt abgebrochen. Der Westen, der kein Interesse am Frieden hatte, strebte den Sturz Russlands an, und der Prozess wurde nach dem mutmaßlichen „Vorfall unter falscher Flagge in Butscha“ [1] zum Scheitern gebracht.
Mit dem Amtsantritt der neuen Regierung unter der Führung von Donald Trump sind Bemühungen im Gange, einen nachhaltigen Friedensvertrag zwischen der Ukraine und Russland zu vermitteln – nicht nur einen Waffenstillstand, sondern einen dauerhaften Frieden. Die Haltung der Ukraine hat jedoch den Fortschritt aufgehalten. Die USA behaupten zwar, dass sie die Ukraine oder Europa nicht für den Frieden brauchen, aber das ist natürlich Unsinn. Die Lösung muss von der Ukraine und Russland kommen, auch wenn die USA (unter der Biden-Regierung) den Konflikt angezettelt haben. Ein Friedensvertrag oder eine Kapitulation ist unerlässlich.
Doch die Eliten Europas, die noch stärker einer Gehirnwäsche unterzogen wurden als die ehemalige Biden-Regierung, weigern sich, nachzugeben. Das ist die Gefahr, wenn man seine Seele an Amerika verkauft, wie es Europa seit über achtzig Jahren tut. Indem Europa zuließ, dass Amerika den Kontinent de facto besetzt, hat es seine Identität verloren. Jetzt, da Europa von Amerika im Stich gelassen wurde, steht es unter Schock und sucht verzweifelt, sich wiederzuentdecken.
Die EU möchte sich als starker, unabhängiger Kontinent beweisen, der frei von amerikanischem Einfluss ist. Dieses Streben nach Autonomie hat Europa jedoch auf einen gefährlichen Weg geführt – den Krieg. Der Plan „Wiederaufrüstung Europas“ [2] erklärt Russland praktisch den Krieg, auch wenn die europäischen Staats- und Regierungschefs dies abstreiten werden.
Sie scheinen die Verwüstungen der Weltkriege vergessen zu haben, in denen Millionen Menschen für die europäischen Eliten ihr Leben ließen. Amerika vermied zunächst eine Beteiligung am Zweiten Weltkrieg, griff aber schließlich ein. Könnte sich die Geschichte wiederholen, indem Europa Russland provoziert und Amerika gezwungen ist, Europa erneut zu „befreien“? Oder wird sich Europa von dem kriegstreiberischen Wahnsinn befreien, der seine Politiker erfasst hat?
Es ist wahr, dass Europa seit dem Zweiten Weltkrieg unter amerikanischer Besatzung steht. Amerika hat seit 1945 jeden größeren Konflikt provoziert und Europa in Kriege in Afghanistan, Libyen, Irak und Syrien hineingezogen. Die Folgen sind bis heute spürbar. Die meisten Flüchtlinge gingen nach Europa, und Amerika wusch sich buchstäblich die Hände in Unschuld, nachdem es den Nahen Osten in Brand gesteckt hatte.
Amerikas derzeitiges „Belehren“ Europas entspringt weder Mitleid noch Wut. Die USA sind fast bankrott, kämpfen mit Drogenabhängigkeit, Obdachlosigkeit und einer bröckelnden Infrastruktur. Die Slogans „America First“ und „Make America Great Again“ spiegeln den Wunsch wider, den Status einer Supermacht zurückzugewinnen, auch wenn dies die Wiederbelebung von Imperialismus, Kolonialismus und zwielichtigen Geschäften bedeutet. Amerika ist mit seinem eigenen Überleben beschäftigt.
Screenshot: WELT, erstellt am 28.4.2025 – 14:55:12, https://www.welt.de/politik/ausland/plus251982660/Los-Angeles-Hier-steht-das-schlimmste-Elendsviertel-der-USA.html
Europa bereitet seine Bürger seit mindestens 2022 auf einen Krieg mit Russland vor. Seit dem Amtsantritt der Trump-Regierung sind die westlichen Medien mit Kriegsrhetorik überflutet. Politiker sprechen nun von 72-Stunden-Notfallplänen statt von 48-Stunden-Plänen und deuten damit auf einen bevorstehenden Konflikt hin. Wohlhabendere Nationen wie die Niederlande stellen auf eine Kriegswirtschaft um.
Zwar könnte Europas Verteidigungskapazität einen Konflikt bewältigen, doch Bürokratie und Kostendruck behindern die Produktion. Ein Mangel an Soldaten erschwert die Angelegenheit zusätzlich, doch die europäischen Eliten lassen sich davon nicht abschrecken. Ein erheblicher Teil der europäischen Bevölkerung ist jedoch nicht bereit, zu kämpfen. In Deutschland zeigten die jüngsten Wahlen eine breite Unterstützung für die Alternative für Deutschland (AfD) [3], eine Partei, die sich für Frieden mit Russland einsetzt. Die Wahlen wurden jedoch angeblich manipuliert und die Partei von Sahra Wagenknecht (BSW) [4] wurde in den sozialen Medien verteufelt. Der künftige Bundeskanzler Merz genehmigte rasch höhere Verteidigungsausgaben, ein Schritt, den das neue Parlament wahrscheinlich abgelehnt hätte.
Der französische Präsident Macron schlug sogar den Einsatz von Atomwaffen gegen Russland vor, während andere EU-Staaten, darunter die Niederlande, Russland vorwarfen, die Waffenstillstandsverhandlungen von 2014 zu sabotieren. Der niederländische Ministerpräsident hat ohne ordnungsgemäße Genehmigung 3 Milliarden Euro für die Verteidigung bereitgestellt und damit der Ukraine Vorrang vor der wirtschaftlichen Stabilität seines eigenen Landes eingeräumt.
Alternative Medienquellen deuten jedoch darauf hin, dass die europäischen Bürger nicht bereit sind, gegen Russland zu kämpfen, obwohl die Mainstream-Medien zu diesem Thema schweigen und stattdessen über die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutieren. Die europäischen Regierungen konzentrieren sich ausschließlich auf die Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland, angeblich um die Ukraine zu schützen und einen russischen Angriff auf Europa abzuwehren – eine Vorstellung, die sie als absurd kennen.
Verlässliche Informationen über die Stimmung in der europäischen Öffentlichkeit gegenüber einem Krieg mit Russland sind rar, da sie oft blockiert oder unterdrückt werden. Allerdings deuten Social-Media-Plattformen wie X (ehemals Twitter) und alternative Medienseiten auf eine weit verbreitete Ablehnung hin, insbesondere in Deutschland und den Niederlanden.
Auch im Vereinigten Königreich fehlen verlässliche Daten [5], und abweichende Meinungen werden hauptsächlich in alternativen und sozialen Medien geäußert. Die EU-orientierten Medien befinden sich in einer kriegsbesessenen Blase, die darauf fixiert ist, Europa und den Westen auf einen Konflikt vorzubereiten. Die Rhetorik der europäischen Politiker ist sowohl alarmierend als auch töricht. Das letzte Mal, dass Europa einen solchen Wahnsinn an den Tag legte, war vor dem Ersten Weltkrieg, als Männer pfeifend in den Krieg marschierten, nur um sich in einem tödlichen Spiel wiederzufinden, das Millionen von Menschenleben forderte. Wird sich die Geschichte wiederholen? Ein Großteil der europäischen Bevölkerung altert, und neue Migranten könnten zum Kampf aufgefordert werden. Werden sie bereit sein, für einen EU-Pass zu sterben, den sie vielleicht nie erhalten werden?
Nach der Genehmigung des Plans „Europa aufrüsten“ verfielen europäische Politiker in einen kriegerischen Rausch, hielten kriegerische Reden und kündigten Verträge über Streumunition [6] und Landminen auf. Die radikalisierten und realitätsfremden europäischen Eliten versetzen ihre Bevölkerung mit täglichen Dosen von Kriegsrhetorik und Panikmache über Russland in Angst und Schrecken. Sie verkennen die Realität des Krieges und die Unmöglichkeit, Russland zu besiegen. Viele dieser Führungskräfte, die vom Weltwirtschaftsforum als „vielversprechende junge Führungskräfte“ gefördert wurden, haben die gekauften EU-Regierungen infiltriert und bemerken nicht, dass das Spiel vorbei ist und Krieg nicht die Antwort ist.
Die gefährlichsten Figuren sind die älteren Eliten, wie Ursula von der Leyen (EU) und Mark Rutte (NATO). Sie sind am stärksten radikalisiert, können nicht mehr gestoppt werden, sind wahrscheinlich in Skandale und Erpressung verwickelt und erpressen nun ihrerseits die EU und die europäischen Spitzenpolitiker. Ihre Rücksichtslosigkeit droht Europa erneut ins Chaos zu stürzen.
Dieser Text wurde zuerst am 09.03.2025 auf www.strategic-culture.su unter der URL <https://strategic-culture.su/news/2025/03/09/europe-has-gone-mad/> veröffentlicht. Lizenz: Sonja van den Ende, Strategic Culture, CC BY-NC-ND 4.0
Autor: Sonja van den Ende
Sonja van den Ende ist eine niederländische unabhängige Journalistin und Kolumnistin. Ihr Fokus liegt auf dem Russland-Ukraine Konflikt und Syrien. Hier können Sie ihr folgen: Englisch: https://devend.online/ Niederländisch: https://freesuriyah.eu/
Quellen:
[1] Strategic Culture Foundation, Sonja van den Ende „NATO’s foreign mercenaries carried out the false-flag Bucha massacre”, am 21.7.2024: <https://strategic-culture.su/news/2024/07/21/nato-foreign-mercenaries-carried-out-the-false-flag-bucha-massacre/>
[2] Europäische Kommission, Ursula von der Leyen „Press statement by President von der Leyen on the defence package”, am 4.3.2025: <https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/sv/statement_25_673>
[3] AfD Bundestag, Alice Weidel, Tino Chrupalla „Pläne von Union und SPD missachten den Wählerwillen”, am 4.3.2025: <https://afdbundestag.de/plaene-von-union-und-spd-missachten-den-waehlerwillen/>
[4] UK in a changing Europe Denkfabrik, Dr. Sarah Wagner „Sahra Wagenknecht’s BSW: a new party shaking up German politics”, am 20.9.2024: <https://ukandeu.ac.uk/sahra-wagenknechts-bsw-a-new-party-shaking-up-german-politics/>
[5] sky news, Faye Brown, „British citizens should be ‚trained and equipped‘ to fight in a potential war with Russia, military chief says”, am 24.1.2024: <https://news.sky.com/story/british-citizens-should-be-trained-and-equipped-to-fight-in-a-potential-war-with-russia-military-chief-says-13055161>
[6] France 24 Auslandsfernsehen, Vilnius (AFP) „Lithuania quits treaty banning cluster bombs despite outrage”, am 6.3.2025: <https://www.france24.com/en/live-news/20250306-lithuania-quits-cluster-bomb-ban-treaty-despite-outrage>
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