Eurobonds – Saurer Apfel

 von Andreas Bangemann (humane-wirtschaft)

Rund um die »Eurobonds« ist es auffällig ruhig geworden. Die Staatsverschuldungen in Europa dürften eher nicht klammheimlich zurückbezahlt worden sein. Diese Ruhe kurz vor der Bundestagswahl in Deutschland kann nicht verwundern. Doch kaum jemand zweifelt daran, dass die »Eurokiste« spätestens ab Oktober geöffnet wird. Die Wahlkampfstrategen trauen sich auch nicht, das zum Thema zu machen. Die Parteien könnten im Grunde genommen nur verlieren, wenn sie sich damit befassten und so beißt derzeit keiner in diesen sauren Apfel

Lehnt man die Bonds ab, wie die CDU und die FDP das verkünden, sähe man sich nach der Wahl gezwungen, das Wort zu brechen. Denn die Eurobonds stellen eine der letzten Möglichkeiten dar, den Totalzusammenbruch des Euro noch eine Zeit lang hinauszuzögern. Eine andere als eine Verzögerungs- und Reparaturpolitik ist aber weit und breit nicht erkennbar. Direkt nach der Wahl, wenn die Wahlversprechen noch frisch sind, würde man direkt für Unmut beim Volk sorgen und das kann sich sehr nachteilig auf die gesamte Legislaturperiode auswirken. Wer will das schon? Also: lieber nicht reinbeißen!

Befürwortet man Eurobonds im Wahlkampf, dann schafft man sich die »offene Flanke« für massive Angriffe der Gegner. Das könnte den endgültigen Todesstoß für Rot-Grün hinsichtlich ihrer Wahlaussichten bedeuten. Parolen, die in diesem Punkt angebliche Unnachgiebigkeit kundtun, kommen beim größten Teil der Wähler garantiert besser an, als die nichts Gutes verheißende »Schuldentopf-Gewässertrübung« der Befürworter. Also: Lieber nicht reinbeißen!

Vor dem Krisenausbruch 2008 – und teilweise auch noch einige Zeit danach – erfreuten sich ja die CDO‘s (Collaterized Debt Obligations) enormer Anleger-Beliebtheit. Die festverzinslichen Wertpapiere, die in diesen »strukturierten Kreditprodukten« beisammen lagen, bestanden aus einer »Bunten Haushaltsmischung« unterschiedlichster »Produkte«. Der Sinn der Streuung der Papiere innerhalb des »Instruments CDO« galt einem vermeintlichen Sicherheitsdenken. In der Goldgräberstimmung vor dem Totalzusammenbruch von 2008 kam es zu höchstverzinsten CDO‘s, die aber unter Sicherheitsaspekten zum Himmel stanken. Doch der üble Geruch wurde mit dem Gierparfüm »Superrendite« überdeckt. Ratingagenturen haben zusätzlich noch eine geruchsabsorbierende Verpackung darum herumgemacht, indem sie die Produkte mit Gütezeichen AAA ausgezeichneten. Der Clou bestand am Ende darin, dass selbst diejenigen, die sie zusammengestellt hatten, nicht wussten, was letztlich in diesem Paket war und was darin am stärksten stank.

Das macht den Unterschied zu Eurobonds aus. Bei denen weiß jeder von Beginn an, dass Staatsschuldenstinkbomben aus Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Irland aber auch Frankreich darin liegen. Das Gierparfüm ist nur noch in den Edelparfümerien der Superreichen ein Renner und den Gütezeichen der Ratingagenturen glauben halbwegs normal denkende Anleger sowieso nicht mehr.

Alles, wozu die Eurobonds taugen, wird die Verschleierung sein. Das tote Pferd »Euro« soll von den Knechten wenigstens noch so lange für lebendig gehalten werden, bis die letzten Schäfchen der Gutsbesitzer ins Trockene gebracht wurden. Der Zusammenbruch ist angesichts der Mutlosigkeit und Einfallslosigkeit unserer Eliten unvermeidbar. Wer Innovatives sucht, einen echten Wechsel oder gar eine funkelnagelneue, nachhaltige Architektur des Geldsystems erwartet, muss weiterträumen. Oder sich darauf besinnen, wie es war, als wir noch im Kleinen Großes auf die Beine stellten und uns nicht darum scherten, was Unvermeidliches für uns bedeuten würde.

 

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