Euro- und Bankenkrise schlägt auf Kunden durch

Von Manfred Gburek, 6. Januar 2012

Euro- und Bankenkrise schlägt auf Kunden durch

Als Journalist – zumal als einer, der sich vor allem mit dem Thema Finanzen auseinandersetzt – hat man es in diesen Tagen gar nicht so einfach, den Blick vom Duell „Bild“/Wulff ab- und auf die in Wahrheit viel spannendere Euro-Rettung zuzulenken. Dabei ist doch klar, warum diese spannender zu werden verspricht: Während die Wulff-Affäre immer mehr in peinliche Marginalien abgleitet, gerät das dramatische Geschehen um den Euro in den Mittelpunkt eines Wirtschaftskrimis. Dessen Ausgang steht zwar noch nicht ganz fest, aber viel spricht dafür, dass sich neben den EZB-Bankern unter Führung von Mario Draghi auch die Politiker der Euro-Zone zu einer aus verschiedenen Kompromissen bestehenden Problemlösung durchwursteln werden.

Der Reihe nach: Griechenlands Ministerpräsident Lucas Papademos hat jüngst vor der Staatspleite seines Landes gewarnt und diese vorsichtshalber gleich auf den März terminiert. Bravo, Lucas, so viel Schlitzohrigkeit hat dem bisherigen EZB-Banker kaum jemand zugetraut. Damit wären also die Schuldigen ausgemacht, falls in Athen die Lichter ausgehen: Die bösen anderen Euro-Länder, die den armen Griechen nicht helfen wollen – ein durchschaubares taktisches Kalkül. Was dahinter steckt, ist leicht zu erraten: Griechenland soll noch vor dem Wirksamwerden der Reformen frisches Geld bekommen, nicht andersherum.

Also de facto schon der Einstieg in die Fiskalunion? Im Prinzip ja, vorausgesetzt, das Geld fließt nach Athen. Über das Wenn und Aber lässt sich streiten; doch das ist nichts Neues, denn der Streit zieht sich schon seit zwei Jahren hin. Ich halte es in solchen Fällen lieber mit der Analyse als mit der Prognose und habe dazu einen Beitrag des früheren EZB-Chefvolkswirts Otmar Issing ausgewertet, der das Problem der Fiskalunion analytisch auf den Punkt bringt. Hier vier enthüllende Zitate:

„Mit Blick in die Zukunft bleibt die Hoffnung, dass nur durch den Druck der Krise Reformen unternommen werden, die seit Jahrzehnten überfällig sind.“ Dazu lässt Issing die rhetorische Frage folgen: „Hat sich wieder einmal die von Anfang an fragwürdige Theorie bestätigt, dass Europa wie ein Fahrrad immer bewegt werden muss, um nicht umzufallen?“ Dann packt er ein heißes Eisen an, die Unabhängigkeit der EZB, zu deren Einschränkung es Vorschläge gebe, „ihr etwa ein Mandat à la Federal Reserve zu verleihen“. Solche Vorschläge lägen bereits „in mancher Schublade“. Schließlich kommt Issing zum Fazit, es bedürfe erst gar nicht der nächsten Krise, um „die gemeinsame Haftung über die Aufstockung der Rettungsfonds weiter zu erhöhen“.

Ein Widerspruch zur zuerst zitierten Aussage? Eher nicht, denn diese drückt die Hoffnung auf durchgreifende Reformen aus, während die gemeinsame Haftung nicht mehr erhofft zu werden braucht, weil sie auch ohne Krise schon da ist. Zwischenfazit: Die Politiker der Euro-Länder trauen sich im Schneckentempo an Reformen heran und verlassen sich auf die EZB, die den Geschäftsbanken des Euro-Raums zuletzt ja für drei Jahre massig Liquidität zur Verfügung gestellt hat. Ob die EZB sich allerdings ein Mandat ähnlich dem der Federal Reserve in den USA (unbeschränktes Gelddrucken) überstülpen lässt, ist mehr als fraglich.

Die Rettung der Geschäftsbanken mittels Liquiditätsspritze ist eine aus der Not geborene Maßnahme und hat nur indirekt mit dem Eigenkapitalbedarf der Banken zu tun. Der ist riesengroß; und wie die gerade mit Ach und Krach durchgeführte Unicredit-Kapitalerhöhung zeigt, tendiert das Interesse der Anleger an Bankaktien gegen Null. Die negative Reaktion der Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank auf das Unicredit-Debakel spricht Bände. Das Ganze erinnert stark an Sippenhaft.

Dieses Thema wird uns mindestens noch bis zur Jahresmitte begleiten. Es hat vordergründig betrachtet natürlich mit der Anforderung der europäischen Bankenaufsicht EBA (European Banking Authority) an die sogenannte Kernkapitalquote der Banken in Höhe von 9 Prozent bis Ende Juni zu tun. Doch genaugenommen zeigt die Reaktion der Anleger auf deren Kapitalwünsche, dass sie dem ganzen Geschäftsmodell der Großbanken nicht mehr trauen. Denn die haben gewaltige Summen gleich doppelt verspielt: mit Staatsanleihen und mit Wetten im Investment Banking. Im Vergleich dazu mutet der Skandal um die geprellten Kunden der Privatbank Sal. Oppenheim fast wie die Schmierenkomödie einer Kleinkunstbühne an.

Das bereits mit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise 2008 gescheiterte, 2011 geradezu implodierte Geschäftsmodell der Großbanken hat mit erheblicher Verspätung zum Vertrauensverlust auf Seiten der Kunden geführt. Diesen wieder wett zu machen, ist unmöglich. Folglich werden Banken – und Sparkassen – sich einmal mehr neu erfinden müssen. Als Kunde sollten Sie deshalb jetzt penibel darauf achten, wie Ihr Institut mit Ihnen umgeht. Die zuletzt verschickten Briefe sprechen ja Bände. Da ist von mehr Leistungen und höheren Investitionen die Rede, die – na klar – die Preise der Banken steigen lassen (den Begriff „Gebühren“ vermeidet man), die Ihnen aufs Auge gedrückt werden. Obendrein gibt es den Hinweis auf den freiwilligen Einlagensicherungsfonds der Banken, dessen kommende Schrumpfkur den Kunden in einem unerträglichen Banker-Chinesisch angekündigt wird.

Nicht zuletzt aus diesem Anlass sei hier nochmals vor allen sogenannten freiwilligen Sicherungsmaßnahmen gewarnt, die im Zweifel keinem Banken-Run standhalten, und auf den gesetzlichen Schutz hingewiesen, der für Einzelkonten bis 100.000 Euro und für Gemeinschaftskonten bis 200.000 Euro gilt. Wer dagegen ein Wertpapierdepot hat (oder mehrere), muss schlimmstenfalls börsenbedingte Kursverluste hinnehmen und bis zur Übertragung auf ein anderes Institut etwas warten (im Übrigen ist für Geld auf dem Konto im Rahmen des gesetzlichen Schutzes ebenfalls Wartezeit einzukalkulieren). Außerdem sehr wichtig: Inhaberschuldverschreibungen, zu denen auch Zertifikate gehören, sind im Gegensatz zu Namensschuldverschreibungen nicht vor Bankpleiten geschützt, wie die Pleite von Lehman Brothers gezeigt hat.

So haben wir uns heute von der Euro- über die Bankenkrise bis zu Ihrem persönlichen Private Banking vorgearbeitet, das Sie in Anbetracht der auf uns alle noch zukommenden Ereignisse im Bankensektor hier und da neu ordnen sollten. Das gilt zunächst im Hinblick auf mögliche Kreditwünsche, die Sie nur solchen Instituten vortragen sollten, die Ihnen ihre günstigen Refinanzierungskonditionen fair weitergeben. Ferner spielt wie beschrieben die Sicherheit Ihrer Ein- und Anlagen eine große Rolle, darüber hinaus die Höhe der Gebühren. Auf die sogenannte Beratung, die letzten Endes Verkauf bedeutet, können Sie in der Regel verzichten. Ihre private Finanzplanung gestalten Sie am besten selbst, für die Abwicklung Ihrer Finanzgeschäfte reicht eine Direktbank; und falls Sie Gold und Silber kaufen oder verkaufen, empfehlen sich gleich mehrere Händler, die Sie unter anderem auf goldseiten.de finden.

Quelle: http://www.gburek.eu/

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