EU-Kommission: 2023 wird wegen des Gasmangels ein noch schwierigeres Jahr

Die Realitäten holen anscheinend auch die Eurokraten langsam ein, denn nun hat der zuständige EU-Kommissar mitgeteilt, dass die wahren Schwierigkeiten beim Gas erst noch kommen.

Quelle: anti-spiegel

Auf dem Anti-Spiegel berichte ich seit Jahren über die Lage am Gasmarkt und seit die Gaskrise sich im Sommer 2021 abzuzeichnen begann, weise ich darauf hin, dass Europa das russische Gas kurzfristig nicht ersetzen kann, auch wenn Politik und Medien noch im Sommer 2022 das Gegenteil gepredigt haben. Diese Erkenntnis scheint sich nun auch in Brüssel durchzusetzen, wie der zuständige EU-Kommissar mitgeteilt hat. Darüber hat die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet. Ich habe die TASS-Meldung übersetzt und füge im Anschluss noch einige Hintergrundinformationen bei.

Beginn der Übersetzung:

Die EU-Kommission erklärt, dass 2023 für Europa wegen des Mangels an russischem Gas noch schwieriger wird

Frans Timmermans, der stellvertretende Vorsitzende der EU-Kommission, sagte, dass „die Festlegung einer Preisobergrenze nicht automatisch zu niedrigeren Preisen für die Verbraucher führen wird.“

Das Jahr 2023 wird für Europa noch schwieriger werden, wenn russisches Gas abgelehnt wird: Das erklärte der Vizepräsident der EU-Kommission Frans Timmermans in einem Interview mit der Zeitung Le Monde am Freitag auf die Frage nach der Einführung einer Gaspreisobergrenze.

„Alle Experten haben uns schon seit Jahren gemahnt, das in echten Notfällen zu tun“, sagte Timmermans. „Wir müssen bedenken, dass das nächste Jahr sehr viel schwieriger wird, weil es kein russisches Gas geben wird“, betonte er.

Gleichzeitig wies der stellvertretende Leiter der EU-Kommission darauf hin, dass „die Festlegung einer Preisobergrenze nicht automatisch zu niedrigeren Preisen für die Verbraucher führt.“ „Heute übersteigt die Nachfrage das Angebot, was zu höheren Preisen führt, so dass der Verbrauch reduziert werden muss“, sagte er.

Anfang November erklärte die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Bericht über die Aussichten für den Energiemarkt, dass es in den europäischen Ländern im Winter 2023-2024 zu einem Gasmangel kommen kann. Nach Einschätzung der IEA-Experten könnte Europa im Jahr 2023 ein Defizit von 30 Milliarden Kubikmetern Gas verzeichnen. Nach Ansicht der Experten wird das der Fall sein, wenn die Gasexporte aus Russland vollständig eingestellt werden.

Zuvor hatte die EU-Kommission einen Korrekturmechanismus für den Energiemarkt vorgeschlagen, der die Einführung eines Höchstpreises für Gas in Höhe von 275 Euro pro Megawattstunde (etwa 3.000 Dollar pro tausend Kubikmeter) am virtuellen Hub TTF vorsieht. Nach Angaben von EU-Energiekommissar Kadri Simson kann die vorgeschlagene Zahl nach Konsultationen mit Mitgliedern der Union geändert werden. Die EU-Kommission erklärte, dass der Vorschlag die Möglichkeit vorsieht, die Gaspreisobergrenze kurzfristig aufzuheben, wenn die Regulierungsbehörden der Ansicht sind, dass ihre Beibehaltung die Märkte destabilisieren oder zu erheblichen Versorgungsproblemen führen könnte. 15 europäische Länder, darunter Italien, sind mit dem Vorschlag der EU-Kommission nicht einverstanden.

Ende der Übersetzung

Zur Erinnerung: Vor dem Beginn der Gaskrise, die sich bereits im Sommer 2021 abgezeichnet hat, also fast ein Jahr vor Russlands Intervention in der Ukraine, lag der Gaspreis bei 200 bis 300 Dollar pro tausend Kubikmeter Gas. Das war über Jahrzehnte der normale Preis, den die mit Russland geschlossenen langfristigen Lieferverträge ermöglicht haben. Aber aufgrund der verfehlten Energiepolitik der EU sind die Gaspreise ab Sommer 2021 explodiert und lagen schon im Oktober 2021 bei über 2.000 Dollar pro tausend Kubikmeter. Aktuell pendeln die Preise zwischen 1.000 und 1.500 Dollar.

Dass die Maßnahmen der EU nur Effekthascherei sind, aber keinen realen Einfluss auf die Preise haben werden, sieht man den festgelegten Höchstpreisen, denn der Gaspreis hat die Marke von 3.000 Dollar, ab der der EU-Preisdeckel greifen soll, bisher bestenfalls kurzzeitig erreicht, wenn die Märkte in unkontrollierte Panik verfallen sind. In der Praxis dürfte der EU-Preisdeckel kaum je zum Einsatz kommen.

Die wahren Gründe für die Energiekrise

Hier werde ich noch einmal die Gründe für die Energiekrise in Europa auflisten, die schon lange vor der russischen Intervention in der Ukraine begonnen hat und über die ich oft berichtet habe.

Erstens: Der Winter 2020/2021 war kalt, weshalb viel Gas verbraucht wurde. Pipelines und Tanker reichen nicht aus, um im Winter genug Gas nach Europa zu bringen, weshalb die Gasspeicher normalerweise im Sommer aufgefüllt werden. Das ist in 2021 ausgeblieben und während die Gasspeicher normalerweise zu Beginn der Heizsaison zu fast 100 Prozent gefüllt sind, waren es im Herbst 2021 nur knapp 75 Prozent.

Zweitens: Die Energiewende hat zu einem zu großen Anteil von Windenergie am Strommix geführt. Da der Sommer 2021 aber außergewöhnlich windstill war, fehlte die Windkraft und es wurde unter anderem Gas zur Stromerzeugung genutzt, das eigentlich in die Speicher hätte geleitet werden müssen.

Drittens: Der Wunsch vieler europäischer Politiker, russisches Gas durch vor allem amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, hat schon lange vor der russischen Intervention in der Ukraine dazu geführt, dass in Europa Gas fehle. Der Grund: In Asien waren die Gaspreise im Sommer 2021 noch höher als in Europa und die fest eingeplanten amerikanischen Tanker sind nach Asien gefahren, anstatt nach Europa.

Viertens: Die Reform des Gasmarktes der letzten EU-Kommission hat den Handel mit Gas an den Börsen freigegeben. Dadurch wurde Gas zu einem Spekulationsobjekt. Während Gazprom sein Gas gemäß langfristiger Verträge für 230 bis 300 Dollar nach Europa liefert, ist es für die Importeure ein gutes Geschäft, das Gas an der Börse für ein Vielfaches dessen weiterzuverkaufen und diese Spekulationsgewinne in Höhe von mehreren hundert Prozent in die eigene Tasche zu stecken.

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EU-Kommission: 2023 wird wegen des Gasmangels ein noch schwierigeres Jahr
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2 Kommentare

  1. http://www.achgut.com/artikel/der_katar_gas_ballon_und_wie_wir_fuer_dumm_verkauft_werden

    Habeck erzählt, dass uns das Flüssiggas aus Katar im Winter helfen werde. Dumm nur, dass das erst 2026 geliefert werden soll. Dazu kommt es nicht vom katarischen Händler, sondern über einen amerikanischen Zwischenhändler, der natürlich daran verdient. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir gar keine Transportschiffe haben. Ist ja auch viel umweltfreundlicher das Gas aus Katar, welches erst um die halbe Welt gefahren werden muß, als das böse Gas aus Russland.

    Und der Bursche von „Outdoor Chiemgau“ hat vollkommen recht!

    http://www.youtube.com/watch?v=ac4nXqoJRDU

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