Es lebe die alte Weltordnung

von Susanne Kablitz (cafeliberte)

Nichts in der Welt bleibt konstant. Alles ist einem evolutionären Wandel unterworfen. Dennoch muss daraus nicht etwa etwas Besseres hervorgehen. Die Geschichte ist geprägt von Lebensformen und Herrschaftssystemen, von denen in der heutigen Zeit, bis auf ein paar bleicher Knochen, Ruinen und schemenhafter Erinnerungen, nichts mehr übrig geblieben ist. Das römische Reich ist untergegangen, dem osmanischen erging es nicht besser. Vom britischen Empire, Jugoslawien und der Sowjetunion ist auch nicht mehr allzu viel übrig. Dabei wurden sie nicht mal wirklich von äußeren Gegnern besiegt. Vielmehr haben sie sich aus schierem Größenwahn selbst zu Grunde gerichtet, um von inneren Unruhen der gewaltsam annektierten Regionen zerrissen zu werden und letztendlich genügt ein Windstoß, damit die stabil wirkende Fassade zerbirst.

Auffallend dabei ist aber doch, dass frühere Abwandlungen unseres Geldsystems früher oder später doch immer irgendeine Rolle gespielt haben. Um neue Eroberungsfeldzüge zu finanzieren, kann man doch der Versuchung nie widerstehen, den Edelmetallgehalt der Münzen zu verwässern, mehr Quittungen aus Papier für Gold herauszugeben, die nicht existieren oder gleich jegliche lästige Gelddeckung aufzugeben.
Die Politiker, Kaiser oder Genossen – kurzum die herrschende Klasse vergangener Tage – führte sich auf wie die allmächtigen Götter in Person, fernab jeglicher realen Verhältnisse und ohne Interaktion mit ihren nicht ganz so privilegierten Mitmenschen. Diese jedoch durften bzw. mussten jedem noch so sinnlosen Unterfangen ihre Zeit, ihr Geld, ihre Arbeitskraft und schließlich noch ihr Leben zur Verfügung stellen.

Manche fanden sich mit ihrer Rolle ab, kannten nie etwas Besseres und verteidigten die bestehende Ordnung, solang man ihnen die Brotkrumen und Knochen eines Festmahls der Mächtigen überließ. Glückliche Sklaven waren schon damals die größten Feinde der Freiheit.
Andere rebellierten gegen ihre Unterdrückung, gleich ob Sklave oder Steuerzahler genannt. Leider überlebten die meisten der Mutigen die Vergeltungsmaßnahmen ihrer Herren nicht. Wahlweise wurden sie gekreuzigt, ausgehungert erhängt oder erschossen. Wahrhaftig war diese direkte Konfrontation nur selten erfolgreich. Ein übermächtiger Gegner kann nur durch Zermürbung und asymmetrischer Kriegsführung soweit geschwächt werden, dass er unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht. Gandhis Salzmarsch mag im Großen gesehen noch erfolgreich gewesen sein, da England seine Kolonie aufgeben musste, aber zu welchem Preis denn? Wäre ich einer derjenigen, die dafür mit dem Leben hätten zahlen müssen, sähe ich das etwas anders.

Ein Sprichwort sagt, dass die Vergangenheit sich vielleicht nicht wiederholt, aber sie sich auf die Zukunft reimt. In der Tat scheint es leider doch wirklich so, dass wir mit der EU bald ähnliches erleben werden. Der Begriff der EUDSSR ist auch nicht erst seit gestern in der Welt, genauso das Ausmaß, mit denen diese Herren Genossen mittlerweile in unser Leben eingreifen. Es geht dabei nicht mal mehr um diese teils noch irrwitzigen Methoden aus dem EU-Parlament, dass die Krümmung der Einheitsgurke nur noch so viel Grad zu betragen hat. Vielmehr dreht es sich heute um die Frage, ob jedes der europäischen Völker fortan nunmehr auf ein Protektorat reduziert wird oder noch Herr über sich selbst ist. In südlichen Ländern der Eurozone kommen ständig neue Protestwellen aufgrund des eingeschlagenen Sparkurses ihrer Regierungen auf. Auch wenn das nicht jedem klar sein mag, setzen sie sich damit in letzter Konsequenz für ihre damaligen nationalen Währungen ein. Lehnen sie die Rettungsgelder mit den damit verbundenen Auflagen ab, wird das nach der längst überfälligen Staatspleite die unabdingbare Konsequenz sein.

In nördlichen Ländern hingegen schwindet die Zahlungsmoral mit jeder weiteren Hilfstranche. Beides werden Anlässe gewesen sein, fortan die EZB unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen zu lassen und
als Sicherheit für Kredite zu akzeptieren. Fürs Erste funktioniert es, wenn man sich die Zinsen für eben jene Anleihen im Laufe der Zeit ansieht. Da diese Herrschaften die Verantwortung dafür wahrscheinlich auch nicht tragen wollen, wird die Einführung von Eurobonds der nächste logische Schritt sein. Solange die Zinsen niedrig bleiben, wird das Spiel funktionieren. Vorgegebene Negativzinsen seitens der EZB wären immerhin auch noch eine Option.

Leider wird an den grundlegenden Konstruktionsfehlern des Euro nicht Hand angelegt. Die Folge wird sein, dass alle dann gleich verarmen. Es folgt der nächste Sklavenaufstand im Reich der Papiergeldkönige. Dieser wird sich jedoch mit dubiosen Finanzprodukten nicht länger niederschlagen lassen, wenn die Munition einfach schon verschossen ist. Dann wird eine bis dato geschaffene europäische Armee gezwungen zu sein, das einzige zu tun, wovon sie was verstehen.

Aber – gerade waren Europawahlen. Wahlen für ein Parlament, das kein Volk repräsentiert, nichts zu entscheiden hat, höchst ungleich gewählt wird, aber wo man sehr viel Geld abgreifen kann, sollte man sich dort unterbringen können. Gewisse Prallelen zu anderen Großreichen sind in der EU natürlich rein zufällig, gar nicht gewollt oder die Vorwürfe kommen von Personen, die wahlweise als „rechts“ bezeichnet werden und daher absolut unwürdig sind, überhaupt beachtet zu werden. Es ist also alles wunderbar.

Noch können wir uns einer vergleichsweise recht komfortablen Lebensqualität vergewissern. Vermutlich muss jedoch gerade diese wirklich ernsthaft in Gefahr sein, um deren Vorzüge überhaupt wert schätzen zu können. Jedem Leser dieses Blogs wird jedoch klar sein, dass diese schöne Welt aus den verschiedensten Gründen keinen dauerhaften Bestand haben wird. Manche sehnen sich geradezu herbei, den Niedergang aus der ersten Reihe mitzuerleben. In Zeiten des relativen Wohlstandes hält man sich nur oft für unverletzlich, glaubt, dass das alles schon irgendwie an einem vorbeizieht. Wohl eher nicht. Nur weil man sich vielleicht mal einige Edelmetalle, Vorräte und Waffen angeschafft hat, wird das doch kein Spaß. Man ist vielleicht ein Einäugiger unter Blinden, aber mehr dann auch nicht. Profitieren würde man selbst von der Situation ebenso wenig. Lediglich wird der Verlust im Vergleich zu seinen Mitmenschen minimiert, was nicht ganz meiner Auffassung eines Mehrwertes entspricht. Manche mögen der Auffassung sein, dass ein schrittweiser Zusammenbruch einer wohlhabenden zivilisierten Welt, den Liberalismus wieder aufleben lässt.

Ich will nicht dagegen wetten, nur scheint es realistischer, dass man den Leuten dann eher alles Mögliche anbieten kann, nicht nur mal zur Abwechslung die freiheitlichen Gedanken. Die Fraktion, welche als erstes aus ihrem Dornröschenschlaf entflieht und eine grobe Ordnung wiederherstellen kann, wird die Weichen stellen. Es scheint mehr als wahrscheinlich, dass in den Ministerien der EU schon Pläne und Strategien für den selbst herbeigeführten Zusammenbruch bereit liegen. Bereit, aus dem Chaos eine neue Ordnung entstehen zu lassen.
Ich weiß nicht, was aus mir und allem anderen wird. Ich weiß nicht, ob es eine Zukunft gibt – und wenn es sie geben sollte, ob ich in ihr leben wollen würde. Die Welt, die ich kannte und geliebt habe, geht zugrunde. Hammer und Sichel verdunkeln den Horizont: eine lange Nacht beginnt. Es wird kalt werden und dunkel. Sehr dunkel. Ob es ein Morgen gibt? Ich weiß es nicht.

Ich sehe die alte Welt.

 

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