Über den Sinn der jüngsten Verhandlungen im Ukraine-Konflikt.
Die Staats- und Regierungschefs der führenden EU-Staaten und Großbritanniens werteten die jüngste Verhandlungsrunde einer ukrainischen und russischen Delegation nicht etwa als Misserfolg, sondern als „inakzeptabel“. Dabei ist ihr größtes Problem, dass sie, als Agenten des anglo-amerikanischen Tiefen Staates, nicht mit am Verhandlungstisch sitzen durften. Sie dürfen nicht mitgestalten, also können sie nur von außen zuschauen und darüber jammern, dass ihre intriganten Kalküle wiederholt im Nichts aufgehen.
von Peter Frey (peds-ansichten)
Das ist ein möglicherweise unterschätzter Faktor: Dass die EU und ihre politischen Eliten, gleich denen Großbritanniens, das jüngste Sanktionspaket — das sich neben Russland auch zunehmend gegen die eigenen Bürger richtet (a1, 1, 2) — auch aus purer Bosheit verabschiedeten. Bosheit deshalb, weil sie erbost darüber sind, dass sie seit Monaten von Russland und außerdem auch noch von den USA auf dem diplomatischen Parkett zur Lösung des Ukraine-Konflikts links liegen gelassen werden.
Ja nicht verhandeln
Die Agenten des anglo-amerikanischen Tiefen Staates tun alles erdenkliche, um jeden Fortschritt in Richtung einer friedlichen Lösung des Ukraine-Konflikts zu unterminieren. Bereits vor Beginn des Treffens durften daher „Sicherheitsexperten“ in öffentlich-rechtlichen Medien ätzen:
„Der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, wertete dies als Verhandlungsverweigerung des Kreml. Putin schicke »Beamte der zweiten Reihe. Damit können keine Fortschritte erzielt werden. Das ist ein Feigenblatt«, sagte Heusgen im ZDF. Es werde klar, dass der russische Präsident »nicht auf Verhandlungen setzt, sondern auf Stärke«, fügte Heusgen hinzu.“ (3)
Das Argument von russischen „Beamten der zweiten Reihe“ ist Nonsens. Das weiß Heusgens. Er kennt schließlich die Besetzung. Der Verhandlungsführer der russischen Delegation ist auch jener, der im Frühjahr 2022 mit der ukrainischen Seite verhandelte (4 bis 7). Die Aussage, dass Russlands Präsident „nicht auf Verhandlungen setzt, sondern auf Stärke“ ist dagegen nicht ganz falsch. Selbstverständlich setzt die russische Führung auf beides. Heusgen hat sich in seiner diplomatischen Karriere auch früher nicht mit Ruhm bekleckert. Eines ist er — auch als ehemaliger Leiter der sogenannten Münchner Sicherheitskonferenz — mit Sicherheit nicht: ein Sicherheitsexperte.
Früher war Heusgen UN-Botschafter in New York und trommelte dort fleißig für den Krieg gegen Syrien. Als Abteilungsleiter für Außen- und Sicherheitspolitik bei der Bundesregierung war er jahrelang einer der engsten Berater der deutschen Bundeskanzlerin — gelobt als “Merkels Welterklärer”. Er gilt als einer der Architekten der EU-Sanktionen, die gegen Russland seit 2014 verhängt wurden. Seine außenpolitische Karriere startete 1980 im Auswärtigen Amt. Sie gewann an Fahrt, als er um die Jahrtausendwende in Brüssel zum Direktor unter Javier Solana beim Generalsekretariat des EU-Rates ernannt wurde. Der war da gerade aus seiner Funktion als NATO-Generalsekretär — und somit als einer der Hauptverantwortlichen im Krieg gegen Jugoslawien — zur Europäischen Union gewechselt (8 bis 11).
Heusgen ist Mitglied der regierungsnahen Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) — einem Strippenzieher zur über Jahre hinweg geplanten „Transformation“ Syriens” (siehe „The Day After“; 12). Auch bei der Atlantik-Brücke ist Christoph Heusgen zu Hause und mit dem superreichen Hedgefonds-Manager George Soros hatte er “ausgezeichnete Begegnungen” zu Themen wie “offene Gesellschaft, Pressefreiheit und Menschenrechte” (13, 14, b1).
Heusgen macht also nur seine Arbeit. Er ist ein Agent. Und als solcher ist er nicht berufen, vordergründig die Interessen der bundesdeutschen Gesellschaft zu vertreten. In deren Interesse wäre es nämlich zum Beispiel auch, friedliche, respektvolle, gedeihliche Beziehungen zu Russland zu unterhalten.
Aber waren denn nun die ersten offiziellen Gespräche russischer und ukrainischer Unterhändler seit drei Jahren ein Erfolg? Ja, das waren sie.
Woran misst man Erfolge?
Denn das wichtigste substanzielle Ergebnis der Verhandlungen zwischen einer russischen und ukrainischen Delegation in Istanbul Mitte Mai 2022 besteht darin, dass die Verhandlungen überhaupt stattfanden. Der Austausch von Kriegsgefangenen war ein eher symbolisches Ergebnis (diese Austausche hat es in den vergangenen Jahren regelmäßig gegeben). Außer der Absprache, weitere Gespräche zu führen, hätte es ansonsten keinerlei konkrete Ergebnisse gegeben.
Die ukrainische Regierung hatte diese Verhandlungen seit drei Jahren rundweg abgelehnt. Und auch der jüngste Vorstoß war von Kiew torpediert worden. Dazu gehörte die ultimative Forderung Selenskyjs, dass nur ein persönliches Treffen mit Putin der denkbare Rahmen für Verhandlungen wäre. Dabei hatte Selenskyj im Herbst 2022 per Dekret höchstselbst alle Verhandlungen mit der russischen Seite verboten, sprich unter Strafe gestellt (15). Damals sagte der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow:
„Jetzt warten wir entweder auf einen Positionswechsel des jetzigen Präsidenten oder wir warten auf den künftigen Präsidenten der Ukraine, der seine Positionen im Interesse des ukrainischen Volkes ändern wird.“ (15i)
Es war die Trump-Regierung, die Selenskyj aufforderte, eine Delegation in die Türkei zu entsenden (16).
Ansonsten ist das eingetreten, was Russland gebetsmühlenartig immer wieder verkündet hatte. Man ist jederzeit zu Verhandlungen bereit — und zwar auf Basis der Verhandlungsergebnisse vom März 2022 (17). Allerdings müssten die in den letzten drei Jahren stattgefundenen Veränderungen innerhalb des Konflikts mit in die Gespräche einfließen. Denn: In diesen drei Jahren wurden neue Fakten geschaffen.
Illusionen und Fakten
Wichtigster Fakt ist, dass Russland auf dem Schlachtfeld gewinnt. Gewinnt im Sinne der Ziele, welche durch die „Spezielle Militärische Operation“ (SMO) verfolgt wurden. Diese Ziele lauteten und lauten:
- Schutz der russischen Ethnie auf dem ehemaligen und aktuellen Staatsgebiet der Ukraine,
- Demilitarisierung der Ukraine, Herstellung ihrer Neutralität und vollständige Entlassung aus dem NATO-Bündnis (18 bis 20),
- Entfaschisierung der Ukraine (21 bis 24).
Diese strategischen Ziele bedingen einander. Nur die Durchsetzung aller Ziele garantiert auch die Erreichung der Einzelziele. Ein „bedingungsloser Waffenstillstand“, der von den EU-Staaten und Selenskyj, begleitet von neuen Sanktionsdrohungen, seit einigen Wochen gefordert wird (25), ist dagegen keine Option für Russland.
„[Der russische Regierungssprecher] Peskow hatte zuvor Russlands Zustimmung zu einer Waffenruhe abhängig gemacht von einem Ende westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine. Ohne einen Stopp der Waffenlieferungen würde eine Feuerpause zu einer Zeit, »da die russischen Truppen ziemlich zuversichtlich vorankommen«, vor allem der Ukraine zugute kommen.“ (25i, 26)
Die von der Ukraine und den westlichen Staaten gebrochenen Vereinbarungen von Minsk haben Konsequenzen zur Folge gehabt, die nun greifen. Eine solche Waffenruhe würde von russischer Seite aus betrachtet nur als Gelegenheit genutzt, die geschwächten Streitkräfte der Ukraine wieder neu auszurüsten und die Frontlinien zu konsolidieren. Das würde alle Teilerfolge zunichte machen, welche im Rahmen der SMO bislang erreicht wurden.
Weiterhin betont Russland unermüdlich, dass „die Ursachen des Konflikts zu beseitigen“ sind (16i). Deshalb ist ein Friedensschluss mit der Ukraine — vom Sinn her etwas völlig anderes als ein Waffenstillstand — an eine Reihe von Zugeständnissen der ukrainischen Seite gebunden. Das sind eben die Zugeständnisse, welche die strategischen Ziele der russischen SMO überhaupt umsetzbar machen. Und das weiß man sowohl im westlichen Politbetrieb als auch in den Regierungsmedien:
„Die Ukraine solle nicht Teil der NATO werden, die Ukraine solle entmilitarisiert werden und Putin beanspruche neben der Krim weiteres russisch besetztes ukrainisches Staatsgebiet für sich. Perspektivisch wolle Putin auch eine neue ukrainische Führung, auch wenn er jetzt zu Verhandlungen mit Selenskyj bereit zu sein scheint.“ (25ii)
Es ist daher absurd, von Russland einen bedingungslosen Waffenstillstand zu fordern. Diejenigen, die diese Forderung stellen, wissen auch um die Absurdität derselben. Also machen sie die absurde Forderung zur Bedingung für Gespräche der verfeindeten Seiten. Weil sie diese Gespräche überhaupt nicht wollen. Sie benötigen einen propagandistischen Vorwand, um diese Sabotage jeglicher Verhandlungsversuche zu verschleiern und Russland den Schwarzen Peter zuzuschieben (27).
Wir sehen, dass Russlands Verhalten sowohl auf dem diplomatischen als auch dem militärischen Parkett absolut berechenbar ist — das war es auch vor drei Jahren. Nun ist es erst einmal kein Problem, wenn sich die westliche Wertegemeinschaft über die offen und schlüssig verfolgten Ziele Russlands echauffiert. Ziele, die Russland über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg auf diplomatischen Wege versucht hat zu erreichen.
Das große Problem liegt darin, dass der „Wertewesten“ Russland andere Ziele unterstellt. Diese unterstellten Narrative zur Rechtfertigung der eigenen Politik haben außerdem Besitz von den Hirnen der Protagonisten genommen. Daran richten sie ihre Politik aus. Nur deshalb fordert man seit einiger Zeit ernsthaft einen „bedingungslosen Waffenstillstand“ und droht bei Ungehorsam mit weiteren Repressalien. Die Weltfremdheit britischer und EU-Politiker führt dazu, dass diese ernsthaft glauben, Russland würde nun plötzlich wegen solcher Drohungen einlenken.
Wer die Bedingungen stellt
Wie enden Kriege? Der Autor sieht drei, eigentlich nur zwei Varianten. Die erste zeigt einen Patt. Keine Seite kann gewinnen. Der Konflikt wird eingefroren aber die Ursachen des Konflikts werden nicht gelöst. Man hofft, in der Zukunft überlegen und den Konflikt dann für den erstrebten Sieg wieder scharfmachen zu können. Damit wird deutlich, dass das keine echte Variante für ein Kriegsende ist. Die Entscheidung wird lediglich vertagt.
Natürlich könnte man auch einwerfen, dass bei einem Einfrieren Gelegenheiten für diplomatische Initiativen gegeben wären. Diese Gelegenheiten einer diplomatischen Option, der Variante zwei, sind aber nicht von einem Waffenstillstand abhängig. Erst recht nicht in der Ukraine, wo Russland erleben durfte, wie Minsk II von der westlichen und ukrainischen Seite verraten und die Hatz auf die russische Ethnie und Kultur eingeleitet wurde. Und noch etwas spricht gegen einen Waffenstillstand, womit wir zu Variante drei kommen.
Was gegen einen vor allem „bedingungslosen Waffenstillstand“ spricht, das sind schlicht und einfach die Kräfteverhältnisse. Es gibt keinen Patt im Ukraine-Konflikt. Ganz offensichtlich gewinnt Russland auf dem Schlachtfeld. Wenn sich eine Seite auf der Siegerstraße befindet, dann wird sie selbstverständlich keinen „bedingungslosen Waffenstillstand“ für beide Seiten vorschlagen. Vor allem dann nicht, wenn man dadurch das Erreichen der klar und deutlich gestellten Ziele gefährdet.
Aber die unterlegene Seite kann es ja noch einmal probieren, das mit dem Waffenstillstand. Dabei hat sie jedoch keine Handhabe, einen bedingungslosen Waffenstillstand durchzusetzen. Ganz im Gegenteil muss sie sich darauf einstellen, dass ihr selbst die Bedingungen diktiert werden. So ist das, wenn man einen Krieg verliert. Und dieser Krieg ist verloren. Verloren für die Selenskyj-Ukraine und verloren für ihre westlichen Meister. Nüchterne Geister auch im Westen hatten bereits im ersten Kriegsjahr genau vor diesem Szenario gewarnt (28). Damals, als die Hochleistungsmedien und Politiker der „Wertegemeinschaft“ die Gesellschaften darauf einschworen, Russland auf ukrainischem Boden militärisch besiegen zu müssen und zu können (29, 30).
Nur wenige Tage nach Beginn der russischen Intervention in der Ukraine nahm der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj über in- und ausländische Politiker Kontakt zur russischen Seite auf, um ein Ende der Kampfhandlungen zu erreichen. Warum hatte er das getan? Ganz einfach: Er erkannte rasch, dass die ukrainischen Streitkräfte den russischen unterlegen waren. Die Ukraine hatte sich über Jahre hinweg auf eine militärische Sonderoperation gegen die eigenen Bürger im Osten vorbereitet, nicht aber auf einen umfassenden Krieg gegen die russische Armee.
Als Unterlegener suchte Selenskyj nach einer Friedenslösung und war sich bewusst, dass ihm dabei von der überlegenen Seite Bedingungen gestellt würden. Die überlegene Seite hatte auch damals unmissverständlich die Gründe für den Militäreinsatz genannt (siehe weiter oben). So kam es dann auch: Bei den Verhandlungen in Istanbul im März 2022 berücksichtigte die unterlegene Ukraine Russlands Forderungen: Schutz der russischen Ethnie, Ausrufung als neutraler und blockfreier Staat, vollständiger Abzug der NATO. Russland würdigte das, in dem die Zugehörigkeit besetzter Territorien — ausgenommen die Krim — nicht final festgelegt wurde. Der Status besetzter Territorien in den Gebieten Charkow, Saporoschje und Cherson sowie Lugansk und Donezk wurde als Gegenstand künftiger Verhandlungen festgelegt (31).
Das waren also die Bedingungen für die Ukraine, die Russland forderte, um seine militärische Operation in der Ukraine zu beenden. Russlands Präsident Putin hat mehr als einmal zum Ausdruck gebracht, dass auf dem Stand der Übereinkunft vom 29. März 2022 bei möglichen neuen Verhandlungen aufgebaut würde. Aber eines ist natürlich auch klar: Diese Bedingungen genügen Russland nun längst nicht mehr. Die neuen russischen Territorien — Lugansk, Donezk, Saporoschje und Cherson sind nicht mehr Teil der Verhandlungsmasse.
Niemand sollte sich hier Illusionen hingeben — Russland blufft nicht. Als diese vier neuen Regionen, per Referenden legitimiert, in den russichen Staatsverband aufgenommen wurden, geschah das zum Einen nach einseitiger westlicher Aufkündigung des diplomatischen Weges zur Konfliktlösung im Frühjahr 2022. Es geschah, nachdem eine massive westliche Militärhilfe einsetzte, um den Krieg zu eskalieren. Diese Referenden waren nicht die Ursache sondern die Konsequenz der westlicherseits betriebenen Eskalation. Und Russland hat bereits damals gesagt, dass die Ergebnisse dieser Prozesse unwiderruflich sind.
Wie sieht es heute aus? Russland verhandelt nicht über das, was es als sein Staatsgebiet ansieht. Darüber kann man sich mokieren — und weiter? Damals betonte die russische Führung, dass die Bedingungen für eine Verhandlungslösung sich verschlechtern würden, wenn die andere Seite nicht zu echten Kompromissen bereit sei. Kompromisse, die endlich auch russische Sicherheitsinteressen berücksichtigten. Nun sind die Bedingungen für die Ukraine schlechter geworden. Das heißt aber auch, dass diese sich noch weiter verschlechtern können.
Die russische Führung diskutiert sehr ernsthaft eine entmilitarisierte Pufferzone auf ukrainischem Boden. Mit dieser Pufferzone könnte auch eine Ablösung weiterer ukrainischer Oblaste einhergehen: Dnepropetrowsk, Charkow, Sumy und Odessa (32). Russland kann sich das leisten. Sie sind überlegen, die Ukraine ist unterlegen. Der Wertewesten hat sich das auch geleistet, wenn seine Gegner ihm unterlegen waren. Man denke nur an Jugoslawien, den Irak, Libyen und Syrien. Er kann sich also seine Krokodilstränen sparen.
Die Ukraine als Schauplatz eines westlichen Machtkampfes
Aber noch immer betont Russland, dass es am Erhalt der ukrainischen Staatlichkeit interessiert ist. Doch wenn der Krieg fortgeführt wird — und angetrieben wird das nun einmal durch den enormen Einsatz des Westens —, dann werden die Dinge eben auf dem Schlachtfeld entschieden. Irgendwann wird es dann wieder Verhandlungen geben. Die Bedingungen werden sich verschlechtert haben. Im finalen Szenario sprechen wir dann von Kapitulationsverhandlungen.
Ist die Kapitulation der Ukraine das Ziel Russlands? Ist es nicht. Russland ist jederzeit bereit, in einen echten dauerhaften Frieden mit der Ukraine einzutreten. Einen Frieden, der die staatliche Integrität und Souveränität einer neutralen, blockfreien und zumindest nicht russophoben Ukraine garantiert. Diese Bedingungen erlauben überhaupt erst eine souveräne Ukraine, denn souverän ist sie schon lange nicht mehr. Kapitulation ist kein Ziel, sondern ein Szenario, das eintritt, wenn die Ukraine als verlängerter Arm der westlichen Wertegemeinschaft weiter bis zum letzten Ukrainer den Krieg fortführt.
Russland hat diesen Krieg nicht begonnen. Es hat in diesen eingegriffen, weil er als akute Bedrohung für die eigene Staatlichkeit wahrgenommen wurde. Aber wenn die Ukraine es nicht schafft, diesen Krieg zu beenden, wird Russland das tun. Und dann, ja dann wird es mit einer Kapitulation der Ukraine einhergehen.
Für die Ukraine stellt sich damit ein riesiges Problem: Sie müsste ein Restmaß an Souveränität im Rahmen des militärischen Konflikts mit Russland wiedererlangen. Wie kann das gelingen? Die Augen der Londoner Kabale und ihres Geheimdienstapparates sind allgegenwärtig in Kiew. Jene dürften es sein, die das Selenskyj-System vor dem Untergang schützen — aber damit Kiew immer weiter in Richtung einer Kapitulation drängen.
Das Ansinnen der westlichen Puppenspieler, den Erfolg von Verhandlungen von einem direkten Zusammentreffen Selenskyjs mit Putin abhängig zu machen, wurde in typischer Trump-Manier befeuert, als dieser sagte, er könnte selbst nach Istanbul fliegen, um sich dort mit Putin zu treffen. Freilich meinte Trump Tage später: „Putin wäre gekommen, wenn ich da gewesen wäre. Aber ich war nicht da, warum sollte er also kommen?“. Oder: „Er habe nicht geplant, zu kommen [in die Türkei]. Daher habe er eine Teilnahme Putins auch nicht erwartetet. […] »Ich glaube, Putin kann nicht dorthin gehen, wenn ich nicht da bin.«“ (33).
Beachten wir, dass er damit die Forderung Selenskyjs, der russische Präsident möge für ihn persönlich in Istanbul erscheinen, gekonnt konterkarierte. Gleichzeitig forderte Trump Selenskyj auf, eine Verhandlungsdelegation in die Türkei zu entsenden. Selenskyj gehorchte (34). Das fremdgesteuerte Establishment in London, Paris und Berlin schäumte. Den Vogel schoss der Spitzenvertreter von Atlantik-Brücke (damit Kollege von Heusgen, siehe weiter oben) und BlackRock, Friedrich März, ab:
„Die diplomatischen Bemühungen, die wir bisher unternommen haben, sind leider an der mangelnden Bereitschaft Russlands gescheitert, jetzt erste Schritte in die richtige Richtung zu tun.“ (35)
Von welchen diplomatischen Bemühungen redet der Mann? Von seinen, von denen der aktuellen Regierung, denen der Vorgängerregierung? Es gab nie ernsthafte diplomatische Bemühungen von deutscher Seite im Ukraine-Konflikt. Was es gab, war eine mehr oder weniger aktive Kriegsteilnahme, 17 Sanktionspakete und eine unterirdische Russland-Hetze. Leute wie März nehmen ihre Aufgabe sehr ernst, setzen diese korrekt um und machen sich dabei trotzdem lächerlich. Aber so richtig Krieg führen kann die „Koalition der Willigen“ eben nur, wenn dafür die noch immer enormen industriellen und militärischen Ressourcen der USA zur Verfügung stehen (36). Das diese weiter mobilisiert werden können, steht auf tönernen Füßen.
Auch der Druck, den London und Paris versuchten auf Trump aufzubauen, verpuffte. Trump telefonierte mit Putin und hat einen bedingungslosen Waffenstillstand sogar abgelehnt (37, 38). Ein baldiges Gipfeltreffen mit den beiden Staatsführern rückt immer mehr in den Bereich des Möglichen. Ein Scheitern von Verhandlungen: Das ist es, worauf die transatlantisch-globalistische Fraktion noch immer setzt. Aber ihre Hoffnung, dass es dann zu einer neuerlichen Verschärfung des Kurses der USA gegenüber Russland kommen würde, die USA wieder vollständig ins Kriegsboot geholt werden könnten, ist mehr als vage. Wie sagte doch US-Vizepräsident J.D. Vance:
„Wir merken, dass wir uns hier ein bisschen in einer Sackgasse befinden. […] Wenn Russland nicht dazu bereit sei, sich zu bewegen, müsse die US-Regierung irgendwann sagen: Das ist nicht unser Krieg.“ (39)
Es ist unübersehbar, dass die amtierende US-Regierung einen Weg heraus aus dem Ukraine-Krieg sucht. Ein diplomatischer Erfolg käme ihr auch innenpolitisch sehr zupass. Ungeachtet dessen weiß sie, dass die Antreiber des Ukraine-Konflikts gleichzeitig Trumps Konkurrenten im Tiefen Staat der USA und dem der transatlantischen Globalisten sind. Dieses Tauziehen ist mit Händen zu greifen.
Aber es geht eben auch darum, dass die Niederlage im Ukraine-Konflikt keine der USA ist — nicht im Informationsraum. Wie schrieb doch vor Jahren ein Blogger: „Der Riese muss sanft fallen“. Und er begründete es damit, dass bei einem unsanften Fall des US-amerikanischen Hegemons die globalen Verwerfungen noch verheerender, revolutionärer und schmerzhafter werden würden. Der sanfte Fall wird gerade für das Publikum aufbereitet. Im EU-Europa und im Londoner Schattenimperium sind all diese Botschaften noch nicht so recht verdaut worden.
Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.
(a1) Der deutsche Blogger Thomas Röper hat die gegen ihn verhängten EU-Sanktionen ironisch kommentiert: „Wenn ein kleiner Blogger die EU destabilisieren kann, war das mit der EU nicht so toll“ (2i).
(a2) Übersetzungen erfolgten unter Zuhilfenahme von DeepL.com.
(1) 21.05.2025; Berliner Zeitung; Franz Becchi; Neue EU-Sanktionen: Erstmals gegen deutsche Bürger – „Meinungsfreiheit in Europa ist tot“; https://www.berliner-zeitung.de/news/neue-eu-sanktionen-erstmals-gegen-deutsche-buerger-meinungsfreiheit-in-europa-ist-tot-li.2326812
(2, 2i) 21.05.2025; RT deutsch; Alexej Dankwardt; Kommentar zu Sanktionen gegen Lipp und Röper: Darum hassen sie uns; https://freedert.online/meinung/245540-kommentar-zu-sanktionen/
(3) 15.05.2025; ntv; Heusgen und Ischinger schreiben Türkei-Gespräche ab; https://www.n-tv.de/politik/Heusgen-und-Ischinger-schreiben-Tuerkei-Gespraeche-ab-article25768992.html
(4) 17.11.2023; Emma; Michael von der Schulenburg; Ukraine, der Frieden war nah!; https://www.emma.de/artikel/ukraine-frieden-war-greifbar-340721
(5) 06.02.2023; Berliner Zeitung; Fabian Scheidler; Naftali Bennett wollte den Frieden zwischen Ukraine und Russland: Wer hat blockiert?; https://www.berliner-zeitung.de/open-source/naftali-bennett-wollte-den-frieden-zwischen-ukraine-und-russland-wer-hat-blockiert-li.314871
(6) 20.04.2024; Neue Zürcher Zeitung; Samuel Charap, Sergei Radschenko; Russland und die Ukraine wollten den Krieg gleich zu Beginn beenden — und verpassten diese einmalige Chance; https://www.nzz.ch/international/wie-russland-und-ukraine-eine-chance-verpassten-den-krieg-zu-beenden-ld.1827138
(7) Der ukrainische Präsident Selenskyj ließ bereits am ersten Tag der russischen Intervention Verhandlungsbereitschaft erkennen: „Und wir haben keine Angst vor irgendetwas. Wir haben keine Angst, unseren Staat zu verteidigen. Wir haben keine Angst vor Russland. Wir haben keine Angst, mit Russland zu sprechen. Wir haben keine Angst, alles über Sicherheitsgarantien für unseren Staat zu sagen. Wir haben keine Angst, über den neutralen Status zu sprechen. Wir sind jetzt nicht in der NATO. Aber die Hauptsache ist: Welche Sicherheitsgarantien werden wir haben? Und welche konkreten Länder werden sie geben?“ (a2); 25.02.2022; President of Ukraine: Official website; V. Zelensky, Address by the President to Ukrainians at the end of the first day of Russia’s attacks‘; https://www.president.gov.ua/en/news/zvernennya-prezidenta-do-ukrayinciv-naprikinci-pershogo-dnya-73149
(8) 02.01.2019; SWP; Ellen Hasenkamp; https://www.swp.de/politik/ausland/christoph-heusgen_-der-deutsche-im-un-sicherheitsrat-28883686.html; Artikel hinter Bezahlschranke
(9) 25.11.2018; Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen; Botschafter Dr. Christoph Heusgen; https://web.archive.org/web/20181125162745/https://new-york-un.diplo.de/un-de/botschaft/-/1013918
(10) 22.11.2017; BZ; Wer mit Merkels Berater verheiratet ist, kriegt jeden Job; https://www.bz-berlin.de/berlin/wer-mit-merkels-berater-verheiratet-ist-kriegt-jeden-job
(11) 23.03.2009; NATO; Javier Solana; https://www.nato.int/cps/en/natohq/who_is_who_7323.htm
(12) 28.8.2012; SWP; The Day After. Supporting a Democratic Transition in Syria; https://www.swp-berlin.org/en/publication/the-day-after-democratic-transition-in-syria/
(13) 18.12.2017; Atlantik-Brücke; Christoph Heusgen, Richard Haass; „Das Ende des Multilateralismus? Ein Rückblick auf 2017 und ein Ausblick auf 2018“; https://www.atlantik-bruecke.org/events/das-ende-des-multilateralismus-ein-rueckblick-auf-2017-und-ein-ausblick-auf-2018/
(14) 07.11.2018; Dushan Wegner; Eine Falle für Idioten; https://dushanwegner.com/eine-falle-fuer-idioten/
(15, 15i) 04.10.2022; Tagesspiegel; Dekret von Selenskyj — Ukraine verbietet Verhandlungen mit Putin; https://www.tagesspiegel.de/politik/per-dekret-von-selenskyj-ukraine-verbietet-gesprache-mit-putin-8711455.html
(16) 11.05.2025; ntv; Selenskyj: Werde in der Türkei „auf Putin warten“; https://www.n-tv.de/politik/Selenskyj-Werde-in-der-Tuerkei-auf-Putin-warten-article25760350.html
(17, 17i) 11.05.2025; ARD-Tagesschau; Putin schlägt Waffenruhe aus und will direkte Verhandlungen; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/putin-direkte-verhandlungen-ukraine-100.html
(18) 09.11.2020; OSCE, Special Monitoring Mission to Ukraine; Thematic Report: Civilian Casualities in the conflict-affected regions of eastern ukraine (01.01.2017 bis 15.09.2020); https://www.osce.org/files/f/documents/f/b/469734.pdf
(19) 24.02.2022; Anti-Spiegel; Wladimir Putins Rede an die Nation; https://www.anti-spiegel.ru/2022/putins-komplette-rede-an-das-russische-volk-zum-beginn-der-militaeroperation/; Originalquelle: https://kremlin.ru/events/president/news/67843
(20) 03.03.2022; Russisches Außenministerium; Pressekonferenz von Außenamtssprecherin Maria Sacharowa; https://www.mid.ru/en/press_service/spokesman/briefings/1802683/#2;
(21) 13.03.2018; The Guardian; Marc Bennets; Ukraine’s National Militia: ‚We’re not neo-Nazis, we just want to make our country better‘; https://www.theguardian.com/world/2018/mar/13/ukraine-far-right-national-militia-takes-law-into-own-hands-neo-nazi-links
(22) 22.02.2019; The Nation; Lev Golinkin; Neo-Nazis and the Far Right Are On the March in Ukraine; https://www.thenation.com/article/politics/neo-nazis-far-right-ukraine/
(23) 18.02.2019; The Times of Israel; Cnaan Liphshiz; Staircase in Ukraine mall decorated with giant swastika; https://www.timesofisrael.com/staircase-in-ukraine-mall-decorated-with-giant-swastika/
(24) 29.04.2021; taz; Bernhard Clasen; Mit SS-Symbolen und Hitlergruß; https://taz.de/Rechtsradikale-in-der-Ukraine/!5769181/
(25 bis 25ii) 10.05.2025; ARD-Tagesschau; Waffenruhe ab Montag — oder neue Sanktionen; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-waffenruhe-russland-100.html
(26) 10.05.2025; ABC News; U.S., European weapons to Ukraine must stop to have ceasefire: Putin spokesperson; https://abcnews.go.com/ThisWeek/video/us-european-weapons-ukraine-stop-ceasefire-putin-spokesperson-121659250
(27) 11.05.2025; ARD-Tagesschau; „Keine Verhandlungen, solange die Waffen sprechen“; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-gespraeche-reaktionen-100.html
(28) 18.07.2022; IPG; Barry R. Posen; Der Traum von Russlands Niederlage; https://www.ipg-journal.de/regionen/europa/artikel/der-traum-von-russlands-niederlage-6078/
(29) 14.09.2022; European Union External Action; The Strategy Against Russia Is Working and Must Continue; https://www.eeas.europa.eu/eeas/strategy-against-russia-working-and-must-continue_en
(30) 03.10.2022; taz; Dominic Johnson; Von Niederlage zu Niederlage; https://taz.de/Russlands-Armee-in-der-Ukraine/!5885115/
(31) 06.06.2024; Peds Ansichten; Die gescheiterten Friedensverhandlungen zur Beilegung des militärischen russisch-ukrainischen Konflikts im Frühjahr 2022; https://peds-ansichten.de/wp-content/uploads/2024/06/2022_Ukraine-Russland_Friedensverhandlungen_Istanbul.pdf
(32) 17.05.2025; SONAR; Larry C. Johnson; Russia Promises to Double Down if Ukraine Does Not Take Offer on the Table; https://larrycjohnson.substack.com/p/russia-promises-to-double-down-if
(33) 15.05.2025; ntv; Trump: „Warum sollte Putin kommen, wenn ich nicht komme?“; https://www.n-tv.de/politik/Trump-Warum-sollte-Putin-kommen-wenn-ich-nicht-komme–article25769252.html
(34) 15.05.2025; RND; Can Merey; Was wirklich hinter Putins Gesprächsangebot an die Ukraine steckte; https://www.rnd.de/politik/putin-sagt-gespraech-mit-selenskyj-in-der-tuerkei-ab-was-das-fuer-die-ukraine-bedeutet-77MGA44HJVHJPATVITSIPSCA3Q.html; Artikel hinter Werbeschranke
(35) 16.05.2025; BR24; „Inakzeptable Forderungen“: Russland-Ukraine-Gespräche beendet; https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/ukraine-krieg-direkte-gespraeche-mit-russland-beendet,UlM8FiG
(36) 10.04.2025; ARD-Tagesschau; Helga Schmidt; Die „Willigen“ hoffen weiter auf die USA; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-unterstuetzung-unklarheiten-100.html
(37) 19.05.2025; Anti-Spiegel; Thomas Röper; Die Erklärungen von Putin und Trump nach dem Telefonat im Wortlaut; https://anti-spiegel.ru/2025/die-erklaerungen-von-putin-und-trump-nach-dem-telefonat-im-wortlaut/; Primärquellen: http://kremlin.ru/events/president/news/76953, https://truthsocial.com/@realDonaldTrump/posts/114535693441367601
(38) 22.05.2025; The Wall Street Journal; Bojan Pancevski, Laurence Norman; European Officials Say Trump Tells Their Leaders Putin Isn’t Ready to End War; https://www.wsj.com/world/europe/trump-putin-call-russia-ukraine-83a6ef59?mod=hp_lead_pos2; Artikel hinter Registrierschranke
(39) 19.05.2025; ARD-Tagesschau; Trump spricht von baldigen „Gesprächen im Vatikan“; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/trump-putin-ukraine-104.html
(b1) 05.11.2018; George Soros und Christoph Heusgen; Twitter-Plattform der deutschen UN-Mission; https://twitter.com/GermanyUN/status/1059575760200130560; https://x.com/GermanyUN/status/1059575760200130560
(Titelbild) EU, USA, Flagge; Gerd Altmann (Pixabay); 13.01.2017; https://pixabay.com/de/illustrations/europa-usa-amerika-fahne-flagge-1976654/; Lizenz: Pixabay License
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