Diplomatischer Sieg für Putin

Übernahme vom Saker

Wenn ihr nicht Russisch lest oder die freie Blogosphäre überwacht, habt ihr das vielleicht nicht bemerkt, aber es ist gerade etwas Großes in Rußland passiert: Kerry, Nuland und eine große Delegation des State Department sind nach Sotschi gereist, um dort Außenminister Lawrow und dann Präsident Putin zu treffen. Mit letzterem verbrachten sie über vier Stunden. Nicht nur das, sondern Kerry

machte einige interessante Bemerkungen, sagte, das Minsk-2-Abkommen (M2A) sei der einzige Weg voran und daß er Poroschenko deutlich vor der Idee warnen würde, die militärischen Handlungen wieder aufzunehmen.

Zu sagen, das sei eine überraschende Entwicklung, wäre eine Untertreibung.

Erstens bedeutet das, daß die sogenannte „Isolation Rußlands“ jetzt vorbei ist, selbst für das „unentbehrliche Empire“.

Zweitens ist das, soweit ich weiß, die erste offizielle Anerkennung von M2A durch die USA. Das ist ziemlich erniedrigend für die USA, wenn man berücksichtigt, daß M2A ohne die Amerikaner verhandelt wurde.

Drittens, zum allerersten Mal haben die USA die Ukronazi-Junta davor gewarnt, militärisch anzugreifen. Das zu einem Zeitpunkt, wo die Ukronazis sich in einer Art kriegslüsternem Rausch befinden und Poroschenko gerade versprochen hat, nicht nur den Donezker Flughafen, sondern den ganzen Donbass zurück zu erobern, und sogar die Krim, zeigt, daß zum allerersten Mal die USA und Kiew nicht auf der selben Seite stehen.

Viertens, die USA haben zum ersten Mal erklärt, daß die Sanktionen der EU und der USA aufgehoben würden, wenn M2A umgesetzt würde. Interessanterweise waren die Russen nicht einmal daran interessiert, das Thema Sanktionen zu diskutieren.

Also was bedeutet das Alles?

Im Augenblick nicht viel.

Die Amerikaner sind furchtbare Verhandler und in jeder einzelnen US-russischen Verhandlung zum Konflikt in der Ukraine haben die Russen ihre amerikanischen „geostrategischen Partner“ (der halbofizielle ironische Begriff, mit dem die Russen den Westen beschreiben) an die Wand verhandelt. Üblicherweise geschieht das Folgende: Kerry gibt nach, kommt zurück nach Washington und ändert seine Richtung um 180 Grad. Die Russen wissen das, und die russischen Medien haben es in ihren Analysen betont.

Dennoch, die USA können so oft Zickzack fahren wie sie wollen, die Realität macht nicht Zack. Wenn irgend etwas zeigte, daß die Vorstellung eines „isolierten Rußland“ ein Rohrkrepierer ist, dann war das die Gegenwart chinesischer und indischer Truppen auf dem Roten Platz, ob Kery&Co. das akzeptieren oder nicht.

Und dann war da noch das recht interessante Verhalten von Nuland, die in Kerrys Delegation war; sie weigerte sich, mit der Presse zu reden und ging ziemlich unglücklich wirkend fort.

Schließlich enthüllt ein kurzer Kontrollblick auf die imperialen Sprachrohre, daß die imperiale Propagandaabteilung nicht wirklich weiß, was sie daraus machen soll.

Also was geschieht wirklich?

Ehrlich, es ist noch zu früh, es ernstzunehmen, und die Chancen auf ein weiteres US-amerikanisches „Zack“ sind, wie ich sagte, sehr hoch.

Dennoch, was passiert sein mag, ist, daß die Amerikaner endlich (!) einige grundlegende Tatsachen begriffen haben:

  1. Rußland wird nicht nachgeben
  2. Rußland ist zu einem Krieg bereit
  3. Die Nazi-besetzte Ukraine bricht zusammen
  4. der größte Teil der Welt unterstützt Rußland
  5. die gesamte US-Politik Rußland betreffend ist gescheitert

All das Obenstehende ist für einen halbwegs kompetenten Beobachter ziemlich offensichtlich, aber für eine Verwaltung, die völlig trunken ist von imperialer Hybris, grober Ignoranz und Wirklichkeitsverleugnung, ist es sehr, sehr schmerzhaft, diese Realitäten wahrzunehmen. Sie zu leugnen könnte aber am Ende des Tages Atombomben auf die USA fallen lassen. Wie das Sprichwort so schön sagt, wenn dein Kopf im Sand steckt, ist dein Arsch an der Luft.

Daher ist es möglich, daß das, was gerade passiert ist, das erste Anzeichen dafür ist, daß die USA ausnüchtern und daß Kerry bei Lawrow und Putin nach irgendeinem Ausgang suchte, der das Gesicht wahren ließe. Wenn das zutrifft, dann ist das eine endgültige Botschaft für Poroschenko, weil das bedeutet, daß die USA voller Abscheu vor den Freaks, die in Kiew an der Macht sind, das Handtuch geworfen haben.

Des Weiteren könnte das ein Zeichen sein, daß die Militäranalysten der USA eine sehr negative Sicht auf die Erfolgschancen der von den Ukronazis geplanten „Reconquista“ des Donbass haben. Indem er nach Russland geht und offiziell M2A unterzeichnet, könnte Kerry an Poroschenko die Botschaft senden: vergiß es, das wird nicht passieren!

Dennoch würde ich vor vorzeitigem Optimismus ernsthaft warnen. Ich halte ein „Zack“ der USA für fast sicher. Meine Hoffnung ist, daß dieses „Zack“ nur eine begrenzte Größe hat, und, daß es, wenn es geschieht, mehr um einen das Gesicht wahrenden Ausweg für Obama geht als um eine Leugnung der Wirklichkeit.

Wir können jedoch sicher sein, daß Rußland eine weitere Schlacht in diesem langen Krieg gewonnen hat und daß alle Zeichen auf die unvermeidliche Niederlage des Empire deuten.

Der Saker

 

(Visited 10 times, 1 visits today)
Diplomatischer Sieg für Putin
15 Stimmen, 4.73 durchschnittliche Bewertung (94% Ergebnis)

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*