Die Zauberkiste der Menschenmacher (3)

von Susanne Kablitz

Die Hoffnung auf den ewigen Frieden zwischen den Menschen hat sich bis zum heutigen Tage nicht erfüllt – weder durch den technischen Fortschritt noch durch eine vermeintlich anspruchsvollere Bildung. Am ehesten hat die Ökonomie dazu beigetragen, eine Ökonomie, die vor allem in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg für einen enormen Wohlstandsgewinn zumindest in der westlichen Welt gesorgt hat. Aber die Ökonomie, die ist nicht sonderlich beliebt. Die Ökonomie ist einer der Bereiche, die am meisten Wut und Ärger auslöst und der so viele Menschen zu gegenseitigen Feinden macht.

Wir befinden uns heute in einer Situation, die die meisten Menschen – sofern sie sich denn die Zeit und die geistige Anstrengung zumuten über den derzeitigen Zustand ernsthaft und unverklärt nachzudenken – wohl ziemlich hilflos zurücklassen. Es ist ein seltsames Bild, was sich da derzeit präsentiert. Auf der einen Seite die Menschen, die uns erzählen wollen, dass alles auf „gutem Wege zur Besserung“ sei und auf der anderen Seite eine deutlich, sehr deutlich geringere Anzahl von Menschen, die vor Sorgen und bösen Vorahnungen nur noch wenig seligen Schlaf finden.

Aber besteht denn überhaupt dieser „gute Grund“ zur Sorge dieser verschwindend kleinen Gruppe von Menschen, die beständig davor warnen, dass „das hier kein gutes Ende“ nehmen wird?

Wagen wir einen kleinen Blick zurück in eine Zeit, wo es in Deutschland so schien, als ob in diesem Land Milch und Honig fließen. Die meisten, die wie ich in den 70-er Jahren geboren wurden, kennen keinen anderen Zustand als Wohlstand und Frieden. Im Grunde genommen Gegebenheiten, die überaus erstrebenswert und jedem Menschen zu gönnen sind. Der Wohlstand, der sich nach dem Ende des zweiten Weltkrieges nach und nach ausbreitete, hatte vor allem mit dem ungeheuren Bedürfnis zu tun, nach langen Jahren des Schreckens, der Todesangst und der Entbehrungen von ganz grundlegenden Bedürfnissen, endlich wieder das Leben zu genießen. Gerade in den Jahren, die durch Ludwig Erhard geprägt waren, entstand ein enormes Unternehmertum. Hier waren Menschen am Werk, für die Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Genauigkeit, Fleiß und eine große Portion Anstand Selbstverständlichkeiten waren.

Es waren die, die unseren Wohlstand erarbeiteten, indem sie Güter hergestellten, die anderen Menschen nutzten indem sie deren Wünsche befriedigten. Es waren Menschen, die anderen Menschen dienten, weil sie einen Mehrwert schufen, etwas, das dauerhaft und langlebig war. Gelang diese Bedürfnisbefriedigung besonders gut, so konnte es durchaus passieren, dass diese Menschen reich wurden. Damals schien das keinen zu stören, im Gegenteil, sah man doch mit eigenen Augen, wie es gehen konnte, wenn man Erfindergeist, Einfallsreichtum und Durchhaltevermögen hatte.

Leider gesellten sich zu dieser ehrenwerten Gruppe von Menschen andere Menschen, denen dies alles viel zu anstrengend und nervenaufreibend war und die daher die politische Laufbahn bevorzugten. In diesem Fall  ging es (Ausnahmen bestätigen die Regel) nie darum, anderen Menschen zu dienen sondern diese in erster Linie zu beherrschen.

Eine Berufswahl, die übrigens schon in der ganzen menschlichen Vergangenheit auf diejenigen besonders großen Reiz ausübten, die lieber reden als handeln und die davon überzeugt sind, dass ein scheinheiliges Strahlegesicht, salbungsvolle Worte und das Leben auf anderer Leute Kosten  florierenden und moderne Staaten unmöglich vorenthalten werden darf.

Mit unseren Freunden, den Amerikanern im Gepäck, die sich bis heute übrigens noch so viel Sorgen um unser Wohlergehen machen, dass sie uns aus absolut selbstlosen Gründen nicht vom Wickel lassen, tauchten wir ein in Zeiten, die einen nie endenden, wesentlich leichter zu erreichenden Wohlstand versprachen. Quatsch, mit der vielen Arbeit! Verantwortung und Dienstleistung für und an anderen Menschen? Auch Quatsch! Sparen, bevor man sich etwas leisten kann? Was für ein Unsinn!

Viel einfacher ließ sich dieser erstrebenswerte paradiesische Zustand mit der Notenpresse verwirklichen, die bis heute mit immer größerer Begeisterung und Volldampf in Anspruch genommen wurde und somit einen Wohlstand präsentierte, der ohne besondere Anstrengung zu verwirklichen war und das Unternehmertum (kein Managertum!) zunehmend überflüssig machte. Die westliche Welt hörte in weiten Teilen auf, Wohlstand zu erschaffen, stattdessen formte sich eine Welt, die aus Illusionen durch Geldvermehrung bestand.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich in meiner Jugend von unterschiedlichsten Stellen Aussagen hörte wie: „ Das zahlt doch die Kasse“! Als ich anfing, mich mit den Hintergründen zu beschäftigen habe ich mich gefragt, wer denn „die Kasse“ ist. Genauso wie ich mich gefragt habe, wer denn „der Staat“ ist, der nur aus heroischen Menschen zu bestehen scheint.

Ich glaube, dass bestimmte Menschen durch Gottes Gnaden ausgesucht werden, um den Staatsdienst anzutreten. Das muss so sein, denn wenn es normale Menschen wären, dann wären sie doch fehlbar, gelegentlich unmoralisch, auch verschlagen, zuweilen hinterlistig, selbstgerecht und selbstverliebt.

Nicht so (anscheinend) Politiker, denn wenn man sich so umhört, dann vertreten manche Zeitgenossen die Ansicht, dass es nun endlich aufhören soll, dass der Staat so viele Zinsen an die Banken für die ganze Schuldenmacherei zahlen muss. Viel sinnvoller sei es,  diese wichtige Aufgabe der „Geldschöpfung“  eben ohne Bankenbeteiligung dem Staat anzuvertrauen. Damit so gar keine Hemmnisse mehr im Wege stehen! Damit auch die letzte Hürde der sichtbaren Peinlichkeit, (wenn das auch inzwischen vernachlässigt werden kann, denn: “ Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“), mit fremdem Geld nicht umgehen zu können und auch gar nicht zu wollen, lässig übersprungen werden kann. Die Schulden sind also nicht so schlimm, nur die Zinsen, die an die Bank zu zahlen sind!

Mit anderen Worten: Wenn der Staat unsere Ansprüche mit der Notenpresse finanziert, ohne dass er auf die zu zahlenden Zinsen durch sein undiszipliniertes Verhalten achten muss, dann wird alles gut? Wenn der Staat Geld schöpfen kann ohne  jegliche weitere „Kontrollfunktion“, (ist sie auch noch so winzig) durch anderen Stellen, dann ist alles gut? Glaubt denn nach den Erfahrungen der Vergangenheit wirklich noch jemand ernsthaft, dass in der Politik Menschen handeln (und wieder bestätigt die Ausnahme die Regel!), die ehrenvollere Absichten haben als irgendwelche Bankmanager und Möchtegern-Konzernlenker?

So ist es kein Wunder, wenn gerade junge Menschen bei der Lektüre von Huxley´s „Schöne neue Welt“ oder Orwell´s „1984“ betroffen zusammenzucken und vor Entsetzen das Gesicht verziehen, aber als Berufswunsch „ irgendwas im Staatsdienst“ angeben – wegen der Sicherheit versteht sich!

Nun stehen wir hier an einem Punkt, der uns zum Umdenken zwingen wird und wir uns mit der Frage beschäftigen müssen, wie wir in Zukunft leben wollen. Es ist eben nicht so, dass „das Geld da ist“, “da” sind nur Schulden. Schulden, die in der vorzufindenden dramatischen Ausprägung  niemals denkbar wären, hätten vermeintliche und vor allem selbsternannte Übermenschen nicht Gott gespielt, hätten diese Übermenschen ihre gierigen Finger aus fremden Honigtöpfen gelassen und sich nicht in einer unfassbar anmaßenden Dreistigkeit zum Herrscher über die Menschen erhoben.

All das ist möglich geworden, weil wir es zugelassen haben und diesen Irrsinn weiterhin dulden. Wir stellen elementare Dinge nicht in Frage, ganz im Gegenteil. Die Wohltaten sollen immer umfangreicher werden, niemand ist bereit, auf irgendetwas  freiwillig zu verzichten. „Das steht mir zu!“ ist eine Aussage, die unseren Zeitgeist wiederspiegelt. Eine Haltung, die nur noch von Anspruch aber kaum noch von Leistung lebt.

Eine Haltung, die jedem anständigen und verantwortungsbewussten Menschen die Haare zu Berge stehen lässt. Eine Klientel übrigens, die Politkern mehr als recht ist, müssen sie schließlich zum einen kein eigenes Geld aufwenden, um den Ansprüchen gerecht zu werden und können sich zum andern als Befreier von Schlechtigkeit und Ungerechtigkeit auf Erden aufspielen. Die Politik in der jetzigen Form ist kein Erlöser der Probleme, sie ist deren Ursache.

Diese Plapperei von der „Bestrafung der Reichen“ ist so unsäglich albern. Zum einen sitzen die wirklich Reichen an Positionen, zu denen unser ständiges Gejammer nicht durchdringt und zum anderen sind die „Reichen“, die man (z.B. bei den Linken) köpfen möchte im Verhältnis in viel zu kleiner Anzahl vorhanden, als dass sie zum „Ausgleich“ geeignet seien.  Nun, für den Wahlkampf reicht´s, da ist so ein bisschen Blut unter der Guillotine durchaus effektvoll.

Wir haben ein Geschenk von unschätzbarem Wert bei unserer Geburt verliehen bekommen. Wir können die Welt verändern, wenn wir das wollen. Wir haben die Macht und die Kraft, die Dinge, die durcheinandergeraten sind, wieder geradezurücken. Wir haben die Energie, gegen Ungerechtigkeiten aufzubegehren und sie auszuschalten. Dieses Geschenk namens Mut ist uns allen gegeben, dem einen mehr, dem anderen weniger. Aber wir haben ihn alle. Warum also nicht dieses wertvolle Geschenk nutzen und mit einem klaren Blick durch unsere Welt gehen? Keine Selbsttäuschung mehr, keine weitere Einlullung durch Menschen, die uns zu ihrem Machterhalt missbrauchen, keine haltlosen Versprechen und keine wertlosen, hohlen Phrasen.

Und so stellt sich die Frage, was siegen wird! Unser Mut, die Wahrheit zu ertragen, um die Dinge dann verändern zu können oder eher unser Wunsch nach sich sowieso in mit Riesenschritten herannahender, sich in Luft auflösender Sicherheit, die als Feigheit getarnt ist? Die Feigheit, die es anderen ermöglicht, über uns zu herrschen und uns zur  Belohnung einen fast abgenagten Knochen vorsetzen, den wir nur noch ablutschen können.

 

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