Die Stimme der Verfolgten

Am Vortag des heutigen katalanischen National-Feiertages, 11.09., haben die katalanischen politischen gefangenen und Exilierten folgenden Brief an das katalanische Volk veröffentlicht:

Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie: Katalanische Republik.

Das Szenarium von lang dauernder Repression und die Erinnerung an den 1. Oktober machen diesen Elften September zu etwas ganz außergewöhnliches. Wir sind fest davon überzeugt, dass ganz anders als jene beabsichtigten, die uns zur Aufgabe zwingen wollten, werden wir morgen wieder einen Tag der Forderung erleben, der Würde und der kollektiven Selbstbehauptung, vereint in der Vielfalt wie wir es in den großen Mobilisierung des Landes immer getan haben.

Wir fordern euch auf, noch einmal die Straßen Barcelonas mit friedlicher Entschlossenheit zu füllen. Trotz der Repression, des Exils und der Gefangenschaft sind wir bewusst, dass jetzt die Stunde ist, die großen nationalen Gemeinsamkeiten zu bekräftigen und wie wir es immer getan haben, das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu stärken, ohne in die Falle der nutzlosen Provokationen derjenigen zu gehen, die uns zerstritten und geteilt sehen wollen.

Wir fühlen uns als Erben der antifranquistischen Kämpfer, der Vermächtnisse des Katalanismus und der Bewegungen für Souveränität und Unabhängigkeit, die immer gearbeitet haben, um das kollektive Wesen unseres Landes zu bereichern, durch Empathie und ohne von irgendjemanden den Verzicht auf seinen Ursprung, seine Sprache oder seine Identität zu verlangen.

Dank dieser Anstrengung haben wir eine einheitliche und beispielhafte Antwort auf das Urteil der Verstümmelung des Autonomiestatuts gehabt. Vereint auch bei dem „Nein zum Krieg“, bei der Verteidigung des Landes, bei dem massiven Ruf „Wir wollen aufnehmen“ und bei der Ablehnung des Terrorismus. Und ganz besonders, vor der grenzenlosen Gewalt der Ordnungskräfte des Staates, während der Abhaltung des Selbstbestimmungsrechts-Referendums.

Wegen alldem:

Fordern wir die Freiheit, weil der Rückschritt auf diesem Feld im spanischen Staat heute sehr sichtbar ist. Tausende von Bürger sind Opfer des „Knebelgesetzes“ und wir wie viele andere sehen wir unsere rechte und Freiheiten schwer beschnitten durch die politisierte und ungesetzliche Tätigkeit der Polizeikräfte, der Staatsanwaltschaft und sogar der Gerichte. Wir verteidigen vorbehaltlos die Freiheit als Garantie des sozialen Zusammenhaltes auch in Europa. Die Freiheiten heute in Katalonien zu verteidigen heißt dasselbe in Madrid, Paris, Rom, Berlin oder Istanbul zu tun.

Wir fordern die Gerechtigkeit weil wir keines Vergehens schuldig sind, und wir werden für unsere Freiheit und für die Rückkehr nach Hause aller Gefangenen und Exilierten kämpfen. Währen Europa klar darüber Stellung nimmt, verfolgen einige Mitglieder der spanischen Justiz weiter einen unkontrollierten Kreuzzug, der keinen bestand vor der Justiz in Ländern wie Deutschland, Schottland, Schweiz und Belgien hat. Die Freisprechung ist die einzige Antwort die wir erwarten.

Wir fordern die Demokratie, weil wir immer dasselbe wie Schottland tun wollten, und heute unsere Bereitschaft zum Dialog wieder bekräftigen wie wir immer es getan haben, ein Dialog, der ehrlich, offen, und ohne Grenzen sein soll, wobei man über alles reden kann im Rahmen des Zusammenlebens und des gegenseitigen Respekts. Aber auch wenn es war ist, dass wir nichts ausschließen, was friedlich und demokratisch sei, wird jeder Vorschlag der Regierung von Pedro Sánchez den mehrheitlichen Willen des katalanischen Volkes respektieren müssen.

Wir fordern die katalanische Republik, die legitime und demokratische Verwirklichung der so oft auf den Straßen und an den Urnen ausgedrückten Willen für jene Rechte und Freiheiten, die uns mit einer gerechteren Welt verbinden, mit einer sensibleren, toleranteren, moderneren, gebildeten Welt, welche alle Probleme zusammen mit Ihren Bürgern angeht, und sich gegen jede Intoleranz und gegen jede Gewalt stellt. Für jene rechte und Freiheiten, die unser Überzeugung nach in einer demokratischen Republik für alle garantiert sein werden.

Trotz der Mauern und der großen Entfernung sprechen wir zu euch ruhig und entschlossen . Wie empfehlen uns dem Geist der Würde und des Mutes, der in allen unseren Nationalfeiern herrscht, und den ihr uns immer weitergebt, wie ihr es seit wir im Gefängnis oder im Exil sind getan habt.

Heute bekräftigen wir noch einmal unseren Willen, um zu überzeugen, nicht um zu bezwingen; um aufzubauen, nicht um zu zerstören; um zu reden, nicht um aufzuerlegen. Wie Pedrolo sagte /Manuel de Pedrolo, berühmter katalanischer Schriftsteller, 1918-1990) : „Zwischen der Unduldsamkeit und der Schwäche, die Flexibilität“. Ohne Verzichte, die unser Selbstbild verschwimmen würden, und in unserer Fall mit der Verpflichtung, auch die größten Opfer zu akzeptieren, um den Weg zu finden, die Republik zu verwirklichen, die am 1.Oktober würdevoll und friedlich verteidigt wurde.

Mit der ruhigen Gewissheit, dass wir das alle zusammen tun und niemand unterwegs abseits lassen werden, und dass diese zwei Bedingungen uns zu voller Freiheit aller Bürger dieses Landes bringen werden, egal wo sie geboren sind, egal woher sie kommen.

Die Diagonal ist eine breite Avenue und da ist Platz für alle. Weil die rechte, die wir fordern, für alle sind, und die Unterschiede unter uns gerade die unabdingbare Bedingung sind um demokratisch vorwärts kommen zu können.

Wir rufen die Gewerkschaften und die Unternehmerverbände, die professionellen Vereine und die ganze katalanische Gesellschaft auf, sich in der Verteidigung der universellen rechte und Freiheiten zu engagieren. jene rechte, die wir gegen das Franco-Regime auf der Straße erobern mussten, jene rechte die Stadtteile wachsen ließen, die zu dem wirtschaftlichen Fortschritt beitrugen, und die wir furchtlos jedes mal, dass das Unrecht irgendwo in der Welt erschienen ist, gefordert haben. Auch bei uns zu Hause.

Diesen Elften September füllen wir Barcelona mit Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie und Republik. Danke dafür, dass ihr immer dabei seid. Danke für eure Ausdauer. Wir werden den Mut nicht verlieren.

(Unterschrieben von folgenden katalanischen Politikern, in alphabetische Reihenfolge. (G): im Gefängnis; (E): im Exil)

Dolors Bassa (G), Antoni Comin (E), Jordi Cuixart (G), Carme Forcadell (G), Joaquim Forn (G), Anna Gabriel (E), Oriol Junqueras (G), Clara Ponsatí (E), Lluís Puig (E), Carles Puigdemont (E), Raül Romeva (G), Josep Rull (G), Marta Rovira (E), Jordi Sánchez (G), Meritxell Serret (E), Jordi Turull (G).

Quelle: peregraurovira

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