Die Schmerzen würden sich für die EU lohnen!

Der große Jahresrückblick 2012 – kompetent, umfassend, zynisch

von Susanne Kablitz

Das letzte Jahr endete so wunderbar! So warmherzig und voller Mitgefühl! Nach einem weiteren Jahr der vermeintlichen Finanzkrise hat es sich  EU-Ratspräsident Herman van Rompuy nicht nehmen lassen, an rund 200 Regierungsoberhäupter rund um die Welt ein reizendes Büchlein namens „The World of Happiness“ zu versenden. Ein Büchlein gespickt mit rund 100 Botschaften rund um das positive Denken, denn es sei ein Anliegen der EU-Heilsbringer „Glück und Wohlergehen der Menschen“  und dass dies „die Priorität für 2012“ sei!

In seiner diesjährigen Ansprache verkündete er nun die frohe Botschaft, dass die EU sich „in bester Verfassung“ befinde. Er bedaure zwar die Menschen, die von Arbeitslosigkeit und „schlechter Kaufkraft gebeutelt“ seien – aber dies geschehe nur im Dienste einer „größeren Sache“, die Schmerzen würden sich für die EU lohnen!

Ist das nicht großartig? Die Schmerzen werden sich lohnen, soso! Wessen Schmerzen eigentlich und für wen lohnen sich eben diese? Na, besser nicht so genau nachfragen, die Antworten könnten trotz zahlloser Bücherberge hoffnungsvoller Literatur unangenehm ausfallen.

Nachdem uns also Herr van Rompuy so frohgemut auf das neue Jahr 2012 einstimmte, konnte unser geschätzter Finanzminister zum Ende 2011 nicht umhin zu verlautbaren, dass er „mit einer Lösung der Schuldenkrise im kommenden Jahr rechne“. Nun, dass in den diversen Nachtsitzungen und nach zermürbenden Debatten, bei denen am Ende nichts Gescheites heraus kommt, gelegentlich der Alkohol zum Wohlbefinden und vor allem zum Vergessen beitragen muss, ist ja nachvollziehbar – aber muss es denn direkt ein Vollrausch sein?

Ich weiß nicht, ob unsere Bundeskanzlerin das Glückskeks-Buch nicht erhalten oder sich das Lesen geschenkt hat – in Ihrer Neujahrsansprache stimmte sodann die selbige die Bürger auf ein schwieriges Jahr 2012 ein. Mit Blick auf die Schuldenkrise sicherte die Kanzlerin zu, alles zur Stärkung des Euro zu tun! Also mir macht das Angst! Was bitte heißt „alles“? Wenn ich dann noch  an ihr Zitat aus dem Jahr 2005 denke: „Wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit“, ja, dann benötige ich doch den kleinen Ratgeber rund um das positive Denken!

Auch unser Ex-Bundespräsident musste auf seine letzten Tage im Amt noch seinen Beitrag zu unserem glücklichen Europa leisten. Wie ein immer wieder aufgewärmtes Essen, erinnerte er uns in seiner Weihnachtsansprache daran, welche Vorteile „gerade wir Deutschen“ von Europa – Verzeihung – der EU haben. Es ist ja auch unbedingt notwendig, uns immer wieder daran zu erinnern – es wäre ja haarsträubend, wenn wir in einem Anflug von Erkenntnis einfach mal nachrechnen würden. Also muss uns ein  „richtiges Bewusstsein“ vermittelt werden. Die Schweden übrigens, bei denen hat das falsche Bewusstsein überlebt. Sie sind zwar in der EU, das mit dem Euro haben sie sich erspart. Diese Sturheit ist unerträglich! Vor allem deshalb so unerträglich, weil sich diese in den Wirtschaftsdaten wiederspiegelt. Im Gegensatz zu Deutschland legte die Wirtschaft Schwedens im dritten Quartal 2011 um 4,2 % zu, unsere war praktisch nicht vorhanden. Ja, und dann die Exporte! Die brechen doch zusammen, wenn der Euro nicht mehr zu uns gehört. Dass die Realität in Schweden ganz anders aussieht und der Außenhandel eine Wonne ist, ja was soll’s? Frei nach dem Motto: „Ich habe meine Meinung, erschüttern Sie mich nicht mit Fakten!“

Die deutschen Steuerzahler sind eine echte Freude für die Damen und Herren in Brüssel. Sie lassen sich noch von keiner so horrenden Zahlungs-, Bürgschafts- oder Garantieforderung abschrecken und sind immer noch zu einem Großteil davon überzeugt, dass das Euro-System deutlich mehr Vorteile als Nachteile hat. Da sagt noch mal einer, wir seien störrisch!

Was hatte uns der Januar in diesem Jahr denn so zu bieten? Nun, da hatten wir den inzwischen schwer angeschlagenen Bundespräsidenten Christian Wulff, der sich aber unerschütterlich von einer Pressemeldung zum nächsten Eingeständnis schleppte und stets nur das zugab, was bereits in der Zeitung stand. Nicht zu vergessen die Initiative der Frauen und Männer mit der „Berliner Erklärung“, die die Frauenquote nun gesetzlich verankern wollen. „Seit über 60 Jahren gilt in Deutschland laut Grundgesetz, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. In der Realität ist die Gleichstellung allerdings noch lange nicht verwirklicht.“ So steht es geschrieben und der Hut ging mir erst bei näherem Lesen hoch. Auch ich bin für absolute Gleichberechtigung, aber was bitte hat das mit „Gleichstellung“ zu tun? Wenn zwei Bewerber sich „gleichberechtigt“ um eine Stelle bemühen, haben sie grundsätzlich die gleichen Möglichkeiten. Beide nutzen diese nun unterschiedlich – der eine gut, der andere weniger gut. Wenn wir nun demjenigen den Vorrang geben, der es eigentlich aufgrund seiner Möglichkeiten gar nicht verdient hat, aber diesen trotzdem bevorzuge, um eine „Gleichstellung“ zum Beispiel aufgrund des Geschlechts zu bewirken, ist das dann das gewünschte Ergebnis? Was lobe ich mir die Zeiten, wo ich mit den Worten eingestellt wurde: „Wir nehmen Sie, weil Sie als Frau gut in unser Team passen!“ Heute würde man mit Schimpf und Schande wegen Diskriminierung vom Hof gejagt!

Der Januar brachte dann noch die x-te Meldung von einer möglichen Griechen-Pleite, von steigenden Preisen und sinkenden Inflationsraten, die bei näherem „Hinlesen“ Züge von Wahnsinn zeigten.

Die „Süddeutsche“ meldete, dass Investmentbanker ab sofort in bittere sechsstellige Armut verfallen, die Finanztransaktionssteuer war mal wieder ein Thema, die Regierung überlistete die Mathematik, indem sie zum gefühlten 100.000 Mal von sinkenden Inflationsraten herumschwafelte. Die Deutschen und Ihr „Inflations-Paranoia“ sind aber auch wirklich lästig. Kann man die Tatsachen denn nicht einfach mal außen vor lassen? Dann steht noch Schlecker vor der Insolvenz und am 30. Januar 2012 beschließt der EU-Gipfel den Fiskalpakt und den ESM-Vertrag.

Hätten Sie zu Beginn des Jahres Ihren Nachbarn gefragt, was denn der ESM-Vertrag ist und was dieser für uns bedeutet – die Wahrscheinlichkeit, dass vollkommene Unkenntnis das Ergebnis gewesen wäre, hatte bei nahezu 100% gelegen. Faszinierend, oder? Unser Vertrauen ist die Waffe, mit der wir die Realität in die Flucht schlagen. Wir Deutschen sind so überaus vorsichtig, selbst frisch verliebte Paare vereinbaren bei der Eheschließung einen Ehevertrag, aber mit dem ESM legen wir unser finanzielles Schicksal in die Hände anderer und das ohne jede Rücktrittsklausel!

Der Februar brachte uns dann auch passend dazu die frohe Botschaft, dass „Deutschland Milliarden spart“, weil die Bundesrepublik für Ihre Staatsanleihen kaum oder verschwindend geringe Zinsen zahlen muss! „Wolfgang Schäuble im Glück“ krakeelt es da aus allen Ecken. „Schäuble, der meist beneidete Mann in Europa“ hat im Glücksrausch wahrscheinlich nur vergessen zu erwähnen, dass dies zum Kahlschlag bei den normalen Sparern führt, die für Ihre Einlagen eben auch nix mehr kriegen. Naja, egal, solange das Geld „sicher“ ist, kann man es uns ruhig unterm Hintern wegbrennen. Ist ja schließlich für „unser Europa“! Die Zinslast hat sich seit 2005 kaum verändert; sie liegt nach wie vor bei rund 35 Milliarden Euro, obwohl die Bundesschuld massiv gestiegen ist. Zu verdanken haben wir das unserem „Wolfgang im Glück“! Sobald die Zentralbank die Zinsen erhöht, wird aus glückseligem Grinsen pures Entsetzen. Dann ist Schluss mit lustig! Spätestens dann ist der Sozialstaat Geschichte!

Was brachte uns der Februar noch? Nun, eigentlich nahm er uns etwas, nämlich den armen Teufel Christian Wulff. Gut, die Aneinanderreihung diverser Vorteilsnahmen war sicherlich unfein, aber dass der Gute schon früher die „Rote-Teppich-Gesellschaft“ genoss und mit dem AWD-Gründer Carsten Maschmeyer eng befreundet war, wusste man ja schon vorher. War da vielleicht doch diese unglückselige Ansprache zur Verabschiedung des ESM aus dem Jahr 2011 der Sargnagel? Nun, wie gut, am 17. Februar  hatte das Spielchen ein Ende, am 18. März trat Joachim Gauck an!

Vom Kommen und Gehen versteht auch der frühere und nun wiedergewählte Putin etwas. Bereits zum dritten Mal gewinnt er die Präsidentenwahl mit diesmal 64%. Man spricht davon, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist – können Sie sich so etwas vorstellen? Die „Welt“ vermeldet im März, dass der Aktienindex seit Jahresbeginn fast 15% zugelegt hat – komisch, woran mag das wohl liegen? Könnte es an den beiden großzügigen „Spenden“ der EZB liegen, die insgesamt 1 Billion Euro in den Bankensektor gespült haben? Aber nein, laut den Finanzexperten kühlt sich die Krise ab und scheint sich zu beruhigen! Na dann, warten wir mal 2 Stunden bis 3 Tage ab!!

Tadaaa, Griechenland ist endgültig pleite! So eine Überraschung. Damit hat nun wirklich keiner gerechnet! Aber wir haben eine ganz goldige Idee; wir schicken unsere Finanzbeamten an die Ägäis, da freuen sich die Hellenen bestimmt! Das trägt auch ganz besonders zur Völkerverständigung bei!

Joachim Gauck bestimmt übrigens in diesen Tagen das Geschehen. „Freiheit“ ist sein großes Thema! Blöd nur, dass das hier in Deutschland keinen interessiert. Hier will man nicht frei sein; Sicherheit und Gleichheit sind schwer angesagt. „Das müsste verboten werden!“ oder „Das gehört kontrolliert!“ ist in aller Munde. Wir könnten auch genauso gut brüllen: “Züchtigt uns!“ oder „Maßregelt uns!“ Auch gerade hip ist: “Plündert uns aus!“ Nur bei uns ist es möglich, dass eine Partei, die für Steuererleichterungen stand, brutal abgestraft wurde. Bei einer Staatsquote von über 50% sprechen wir von Kapitalismus, bei Abgaben von nahezu 70% vom Einkommen inklusive der  indirekten Steuern haben wir die Faxen immer noch nicht dicke!

So plätscherte der März vor sich hin, das Wetter wurde ein bisschen besser, die Tage nur merklich länger. Das ist auch gut so, denn in Berlin wird schon kräftig an der Strompreisschraube gedreht, eine vor einiger Zeit aufgestellte Falle soll jetzt zuschnappen. Alle bis 2010 erbauten Gebäude  müssen nach den neuesten EU-Vorgaben ihren Energieverbrauch um 80 % senken. Na halleluja, dann brauchen ja Eigenheimbesitzer aus den 50er Jahren nur popelige rund 100.000 € hinblättern. Falls dies nur über einen Kredit geht, brauchen die Häusle-Besitzer nur rund 60 Jahre bis sie sich doof und dusselig sparen.

Im späten März kommen die ersten Meldungen auf, dass die Deutschen „verärgert“ ob der vielen zugesagten monetären Versprechungen seien. Die Retoure lässt nicht lange auf sich warten. Italiens großer linksliberaler Publizist („Die Zeit“), Eugenio Scalfri, mahnt uns dann auch sogleich an: “Niemand darf heute vergessen, dass Deutschland für zwei (sic!) Weltkriege und einen Völkermord verantwortlich ist.“ Wenn Deutschland heute den Euro mit seiner Finanzpolitik scheitern lasse, dann wäre das „die vierte Schuld nach den Weltkriegen und dem Holocaust“! Soso, also wenn wir uns nicht bis aufs Hemd ausziehen lassen, dann muss man uns an unsere niemals endende „Schuld“ erinnern! Sagt ihnen eigentlich der Name „Mussolini“ noch etwas?

„Der Schuldenerlass für Griechenland kostet die Bad Bank der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE) weitere Milliarden.  Der Finanzminister teilte mit, dass weitere 3,1 Milliarden abzuschreiben sind.“ „ Das Gleiche gilt für die Bad Bank der WestLB, die erste Abwicklungsanstalt (EAA). Sie muss wegen des Schuldenschnitts laut Mitteilung vom Donnerstag 820 Millionen abschreiben“, so die Financial Times Deutschland.

Die Linke fordert 75% Reichensteuer (schließlich kann der Staat mit dem Geld viel besser umgehen) und in Frankreich scharrt mit Francois Hollande ein Präsidentschaftskandidat bereits mit den Hufen, der diese wunderbare Idee sofort in die Tat umsetzen wird, wenn er denn die Wahl gewinnt. Gepaart mit anderen Würdenträgern in der EU, die allesamt keine Lust zum Sparen und Haushalten haben, schüttelt Mario Draghi als Zentralbankchef die goldenen Scheinchen aus dem Ärmel, als ob es kein Morgen gäbe.

Es gibt keinen Zweifel – es müssen „zweckgebundene Einnahmen“ her und dies alles „sozial gerecht!“ Ob nun Spitzensteuersätze von 75%, Vermögenssteuern, höhere Erbschaftssteuern oder Grundsteuern, Anhebung der Mehrwertsteuer und so allerlei mehr. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt; wohl wissend, dass diese ganzen Steuererhöhungen weder die Ursachen der systematischen Krise angehen, noch deren wahre Profiteure der selbigen zu nahe kommen. Sie werden auch nicht nur im Ansatz das wieder gut machen können, was an Schäden durch die Euro-„Retter“, geschweige denn durch dieses inflationäre Falschgeldsystem angerichtet wurde. Das ist ganz feine Politik; man hetzt die Menschen gegeneinander auf und so kommen Unsummen in das Staatssäckle, um Milliardären und Finanzhäusern die Taschen noch voller zu machen. George Soros, der Mann mit dem 20-Milliarden-Dollar-Vermögen ist daher ganz besorgt um den Euro. Verständlich, ein derartig geschickter Raubzug zu seinen Gunsten unter dem Deckmäntelchen der sozialen Gerechtigkeit und der Solidarität der Menschen ist beachtenswert! Was die einen als Betrug identifizieren, ist für George Soros die „europäische Verantwortung der Deutschen“.

Am 2. Mai erzielt das Gemälde „Der Schrei“ des norwegischen Malers Edvard Munch (1863-1944) beim Auktionshaus „Sotheby´s“ in New York den absoluten Spitzenpreis von 120 Millionen Dollar            (91 Millionen Euro). Der Schrei wird auch so manchem in die Glieder fahren, der in den kommenden Monaten am Weltgeschehen teilnimmt!

Francois Hollande gewinnt am 6. Mai 2012 mit einer Mehrheit von 51,6 % der Stimmen die Präsidentschaftswahl in Frankreich. Am 16. Mai 2012 muss das Bauernopfer Norbert Röttgen nach einer vollkommenen Bauchlandung in Nordrhein-Westfalen die Segel streichen. Hannelore Kraft, die Schuldenmeisterin par excellence wird erneut Ministerpräsidentin. „Die Schulden von heute sind die Einnahmen von morgen!“ so ihr Motto. Leider klappt das mit den Einnahmen noch nicht so ganz, aber da müssen wir halt noch ein Weilchen Geduld haben. So wird man aber auf jeden Fall eine der beliebtesten Politikerinnen unseres Landes; hierzu muss man nur die Folgen aus der desaströsen Politik den nächsten Generationen aufs Auge drücken. Einfach, oder?

Joachim Gauck gibt dem ESM seinen Segen – „ Mit dem ESM fällt den Deutschen die Solidarität mit Europa leichter!“ Was mit „leichter“ wohl gemeint ist? Weil wir weniger durchblicken? Oder weil man uns jetzt besser ein X für ein U vormachen kann. Keine Ahnung, ist bestimmt gut gemeint, schließlich ist er Deutschlands „erster Mann“ und um unser Wohl besorgt!

Ach und dann ist da noch die Sache mit dem Gold! Die Bundesbank glaubt felsenfest daran, dass die New Yorker Notenbank unseren Schatz sicher aufbewahrt. Da brauchen wir uns auch gar nicht von zu überzeugen, schließlich entspräche dies zwischen Notenbanken nicht den „Usancen“. Usancen sind die guten Gepflogenheiten und die werden eben nicht in Frage gestellt! Nun ja, vielleicht haben wir ja Glück und unsere Annahme, dass 3400 Tonnen des Edelmetalls sicher für uns aufbewahrt werden, zerplatzt nicht wie eine Seifenblase. So teilt uns die Bundesbank vorsichtshalber mit, dass „Goldbestände und Goldforderungen“ in eben dieser Größenordnung vorhanden sind. Oha, Goldforderungen, was soll das denn heißen?

Am 31. Mai müssen wir uns dann von einer Lichtgestalt namens Josef Ackermann verabschieden, der gute Mann geht in den wohlverdienten Ruhestand. Vielleicht macht sich auch der Herr Ackermann nur schnell vom Acker, bevor die zündelnde Lunte am Finanzmarkt in ein offenes Feuer ausbricht. Der gute Jo war wirklich ein herziges Kerlchen. Immer adrett und wortgewandt. So wortgewandt, dass Skandale und Skandälchen locker an ihm abgeperlt sind. 25% Eigenkapitalrendite, das war sein Ziel. Es hat zwar nicht ganz geklappt, aber er war auf einem guten Weg! Auch das Gerücht, die Deutsche Bank hätte in der Finanzkrise nicht auf staatliche Hilfen zurückgreifen müssen, hält sich beharrlich.
Ja, ja, die Allianz zwischen der Hochfinanz und der Politik funktioniert reibungslos.

Im Juni erreicht uns die Meldung, dass Olivier Blanchard, Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF) eine Inflationsrate von 6%  für gut möglich hält, dies würde auch dem Euro helfen. Hosny Mubarak wird zu lebenslanger Haft verurteilt und am 29. des Monats winken Bundestag und Bundesrat mit 604 zu 491 Stimmen den Fiskalpakt und den ESM durch. Am gleichen Tag verliert Deutschland gegen Italien mit 1:2 bei der Fußball-Europameisterschaft und fliegt aus dem Spiel; hoffentlich ist das mal kein böses Omen!

Im Juni sollte auch der neue Flughafen in Berlin-Bandenburg an den Start gehen. Nun, dies verzögert sich zunächst auf März 2013, dann auf Oktober 2013 und jetzt – na mal sehen! In Ägypten wird in den ersten freien Wahlen Mohammed Mursi zum neuen Präsidenten gewählt und in Spanien zeichnen sich die ersten Tendenzen einer „finanziellen Schieflage“ ab. Potzblitz, schon wieder so eine Überraschung! Da dachte man schon, die Euro-Super-Krise sei mit dem Schuldenschnitt in Griechenland Geschichte und schon macht die Realität, die Unvorhersehbare vor allem, den Phantasien von der Machbarkeit ewiger Schuldenauftürmerei ein jähes Ende! Es ist ein Kreuz mit den Naturgesetzen!

Im Juni wird in Griechenland „pro-europäisch“ gewählt. Evangelos Venizelos verspricht einen grundlegenden Neuanfang. Dieser Neuanfang würde auch der Partei Venizelos‘ gut stehen. Die sozialistische PASOK hat Schulden von 130 Millionen Euro  auf dem Buckel, ein 17-faches der jährlichen Einnahmen. Hauptgläubiger der selbigen Partei ist die hellenische Agrarbank. Inspiriert durch die zugesagte Hilfe an Spaniens Banken hat er nun angeregt, dass die Agrarbank unbedingt Hilfen aus Brüssel benötige!

Im Juli bremsen einige Politiker wie Frank Schäffler und Peter Gauweiler, die den Inhalt des ESM wohl als einzige gelesen und verstanden haben, eben diesen mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht aus und die Empörung ist riesig. Solche Volksverräter! Spätestens jetzt kommt die Rede auf den Marshall-Plan und gewisse Schuldenerlasse nach dem zweiten Weltkrieg. Dass hier einige Fakten ganz gehörig durcheinandergeraten und wir keinesfalls für immer in der Büßerhaltung verbleiben müssten, wird geflissentlich verschwiegen.

So zeigt dann ein Gutachten – vom „Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages“ erstellt -, dass es kein Vetorecht des Bundestages gibt, um uns gegen uferlose Forderungen zu schützen. Hallöchen, was ist bei euch im Bundestag los? Was macht ihr hauptberuflich? Pizza ausfahren? Schon Monate vorher haben zahllose Quellen vor genau diesen Gefahren gewarnt und ihr habt das nicht mitbekommen? Da werden die Deutschen mal wieder kräftig zur Kasse gebeten und unsere Volksvertreter-Schnarchnasen wachen erst auf, wenn es schon zu spät ist. Faszinierend!

Am 5. Juli wird zum ersten Mal seit Einführung des Euro der Leitzins auf unter 1% gesenkt und ehemalige „Leistungsträger“ unseres Landes sprechen dem Bundesverfassungsgericht die Urteilsfähigkeit im Zusammenhang mit den Entscheidungen zum ESM ab.

Am 26. Juli werden zwei Sätze ausgesprochen, die wohl in die Geschichte eingehen – zwei Sätze, die im Gedächtnis bleiben: „Die EZB ist bereit, alles Notwendige zu tun, um den Euro zu erhalten“, sagte Draghi. „Und glauben Sie mir, es wird genug sein.“ Unser Held Mario Draghi rettet mit Worten die Welt – unfassbar – selbst James Bond hat das nicht hingekriegt. Es ist eine Wucht, was das Haus Goldman Sachs für Wunderknaben hervorbringt.

Am 6. August landet die „Curiosity“ auf dem Mars und am 20. August wird „Apple“ zum wertvollsten Unternehmen der Welt erklärt. Mit einer Marktkapitalisierung von 623 Milliarden Dollar überholt es sogar den einstigen Spitzenreiter „Microsoft“ vom 30.12.1999 mit einem Wert von 620,6 Milliarden Dollar. Und schon wieder nur Halbwahrheiten – „Was die Zeitungen, ähnlich wie bei ihren Investment-Ratschlägen, völlig außer Acht lassen, ist, dass ein Dollar aus dem Jahr 1999 eine ganz andere Kaufkraft aufweist als ein Dollar aus dem Jahr 2012. In echtem Geld gerechnet bricht Apple überhaupt keine Rekorde und hat noch einen weiten Weg vor sich bis zu Microsofts Höchststand.

So konnte man am 27. Dezember 1999 einen Dollar gegen 108 Milligramm Gold eintauschen. Heute bekommt man für einen Dollar nur noch etwa 19 Milligramm Gold. Demnach hatte Microsoft seinerzeit eine Marktkapitalisierung von 66’397 Tonnen Gold, während sich Apples Marktwert heute auf nur 12’008 Tonnen beläuft – weniger als ein Fünftel von Microsofts Rekordwert. Selbst wenn man die offizielle, geschönte Inflationsstatistik des US Bureau of Labor Statistics heranzieht, stand Microsoft im Jahr 1999 bei heutigen 853,7 Milliarden Dollar.

Auch IBMs Rekord überragt den von Apple weit: So hatte das Unternehmen im Jahr 1967 eine Marktkapitalisierung von 192,3 Milliarden Dollar. Inflationsbereinigt (offiziell) entspricht das heutigen 1,3 Billionen Dollar. Was Standard Oil oder General Electric während derer Hochphasen in heutigen Dollar kosten würden, ist schier unfassbar.“[1]
Aber egal, was kümmern uns solche Kleinigkeiten, Hauptsache, es hört sich gut an und keiner fragt genauer nach!

Im August passierte dann etwas historisch Einzigartiges! Jens Weidmann, der Bundesbankpräsident und Merkels Mann Jörg Asmussen sind die beiden Deutschen im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) und es stimmt einen fassungslos, dass der gute Herr Asmussen, der bereits in der Finanzkrise in Verbindung mit Peer Steinbrück und der Hypo Real Estate eine eher unrühmliche Rolle spielte, ganz offen gegen seinen Landsmann und für Mario Drahgi stimmte. Dieser fand das ganz reizend und stellte Weidmann öffentlich bloß. Jens Weidmann will unsere Finanzen schützen und wird von Angela Merkel zum Abschuss freigegeben?

Am 12. September winkt das Bundesverfassungsgericht den ESM durch – dies zwar mit gewissen Auflagen, aber wir ahnen wie das ausgeht. Mit und mit wurde bekannt, dass man den ESM auf ein Vielfaches hebeln kann; das ist wichtig, schließlich wird es langsam eng unterm Schirm! Portugal, Zypern und Italien sind schon auf dem Weg!
Die EU will alle Internetdaten filtern und Silvio Berlusconi meldet sich wortgewaltig zurück – er redet zwar eine Menge Quatsch, aber er ist halt auch nur ein Politiker!

Die Krankenkassen melden seit Monaten „Milliardenüberschüsse“ und endlich wird die Praxisgebühr abgeschafft. Mit diesen Brosamen kann man uns anscheinend glücklich machen. Es wäre eine viel bessere Idee, den Bundeszuschuss aus Steuermitteln in diesem Jahr von rund 14 Milliarden Euro zu streichen. Erst mal käme dann die Wahrheit über die „reichen“ Krankenkassen ans Licht und zudem würde jeder Steuerzahler entlastet. Aber das ist ja irgendwie auch doof, die Legitimierung unserer Politiker besteht ja zu einem Großteil im Umverteilen. Sonst wären die ja arbeitslos! Die Armen, welchen Job sollten die auf einem freien Arbeitsmarkt ausfüllen?

Ach, dann gibt’s dann ja noch die wunderbare Idee, dass nun jeder Selbstständige mit einem Altersvorsorgevertrag zwangsbeglückt werden soll. Super, die Versicherungskonzerne bekommen ein bombensicheres Geschäft, Schäuble bekommt seine Staatsanleihen quasi zum Nullzins und die Deutschen sind beruhigt. Was haben wir doch für aufmerksame Volksvertreter, alles nur zu unserem Besten!

Im Oktober werden wir Zeuge einer wunderbaren Begegnung der dritten Art! Die EU bekommt den Friedensnobelpreis – das ist so schräg, da fehlen mir die Worte! Eine Seltenheit!
Am 14. Oktober stürzt sich der Österreicher Felix Baumgartner aus 39 Kilometer Höhe mit Überschallgeschwindigkeit auf die Erde zurück und am 30. Oktober legt der designierte Kanzlerkandidat seine Nebeneinkünfte in Höhe von rund 1,25 Millionen Euro offen, nachdem er sich bei Günther Jauch darüber beklagt hatte, dass die Banken „viel zu mächtig seien“. Na, aber das ist doch ein großes Glück, lieber Herr Steinbrück, sonst hätte man Ihnen vielleicht nicht so ein fürstliches Honorar gezahlt? Und es mutet schon masochistisch an, wenn die Banker, die sie so böse schelten, dafür auch noch zahlen. Merkwürdige Welt! Später, im Dezember, wird öffentlich, dass unter dem damaligen Finanzminister Steinbrück die  Wirtschaftskanzlei „Freshfields Bruckhaus Deringer“ an Gesetzen zur Bankenrettung mitgewirkt und dafür ein Honorar von 1,8 Millionen Euro erhalten hat. Wieso zahlt so eine Kanzlei eben dem Herrn Steinbrück dann 15.000 Euro Honorar dafür, dass dieser bei den hochdotierten Anwälten spricht? „Faszinosum Perversum“ –  anders lässt sich so ein Irrsinn nicht mehr erklären.

Im November fällt dem Medien-Blätterwald dahingehend auf, dass die Lebensversicherungen auf den Plan kommen. Lange waren sie nahezu verschwunden, aber so langsam geht dem einen oder anderen auf, dass aus der derzeitigen Politik auch die Versicherer nicht ganz ungeschoren davonkommen. Die hinterhältige und geldvernichtende Niedrigzins- und Geldflutungs-Politik zeigt sich zunehmend in sinkenden Ablaufleistungen und bestraft wieder mal diejenigen, die sich ein paar Euros aus dem verbliebenen Nettoeinkommen zusammensparen und Sebastian Vettel wird zum dritten Mal hintereinander Weltmeister in der Formal 1.
Frankreich verliert durch „Moody´s“ sein Spitzenrating und ist sauer! Naja, komisch, wo doch alles so toll läuft!

Der Dezember hat es dann so richtig in sich! Erst wird Angela Merkel auf dem Parteitag der CDU mit fast 98% bestätigt (so etwas gab es noch nicht einmal in der früheren DDR), dann folgt Peer Steinbrück, der zum Kanzlerkandidaten ausgerufen wird. Der Jubel ist riesengroß, zumal sich Jürgen Trittin sofort als zukünftigen Finanzminister empfiehlt. Das wird ja eine feine Steuererhöhungs-Sause, wenn das so klappt mit den Herren, und wieder mal alles im Namen der sozialen Gerechtigkeit. Aber auch der gute Herr Schäuble hat so einiges im Köcher, auch wenn er dies kategorisch abstreitet. Vor allem dieses „A U F  G A R  K E I N E N  F A L L!“ ist höchst bedenklich. Angela Merkel hat sich ebenfalls schon zu einigen Bemerkungen hinreißen lassen, die in diese Richtung gehen. Rekordsteuereinnahmen und es reicht hinten und vorne nicht! Sind möglicherweise die Politiker selbst unser größtes Problem? Ich fände es sozial gerecht, wenn alle Politiker mal für zwei Jahre zu Hause blieben. Wir würden wahrscheinlich den Aufschwung des Jahrtausends erleben!

Und als wäre das alles noch nicht freudig genug, wird Mario Draghi zum Mann des Jahres gewählt! Ja, genau, Sie haben richtig gehört! Sie wissen nicht wofür? Ja, das kann ich Ihnen auch nicht sagen! Es erinnert mich sehr an den ehemaligen Fed-Chef Alan Greenspan. Der war zu seinen Glanzzeiten ein Heiliger, geradezu göttlich. Jetzt ist er unten durch! Diese Gelddruckorgien fangen an zu schmerzen. Nun macht der Draghi genau den gleichen Mist und bekommt eine Auszeichnung dafür!  Nach Ansicht vieler „Experten“ hat er den Euro gerettet. Sind das die gleichen Experten, die in den letzten Jahren permanent daneben lagen und außer pseudoklugen Sprüchen kaum etwas zustande gebracht haben? Mal sehen, wann der ehemalige Vizepräsident der mächtigsten Bank der Welt – Goldman Sachs – abstürzt. Aber egal, bis dahin hat er seine Schäfchen im Trockenen; die Suppe auslöffeln müssen die Steuerzahler!

Wie passt eigentlich eine solche Meldung vom 27. Dezember in die heile Welt der Phantasten: „Die Abhängigkeit der europäischen Banken von der EZB ist ungebrochen. Vier Tage vor dem Ende des Jahres haben Banken Kredite in Höhe von 16,3 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 1,5 Prozent aufgenommen. Zuletzt wurde so ein großer Ansturm vor etwa einem Jahr beobachtet. Der Interbankenmarkt liegt noch immer brach (ach wieso bloß?) und die Sorge, nicht über ausreichend Liquidität zu verfügen, treibt die Banken zur EZB!

Mit den übermäßig großen Mengen an ausgegebenen Krediten übersteigt die Bilanz der EZB bei weitem die der Federal Reserve (Fed) in Amerika. Während beispielsweise die Bilanz der Fed 20% des jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht, sind es bei der EZB sogar schon 30%.

Doch die europäischen Banken erhielten nicht nur von der EZB Schützenhilfe. Wie die Europäische Kommission mitteilte, erhielten die Geldinstitute zwischen Oktober 2008 und 31. Dezember 2011 beispielsweise staatliche Beihilfe in Höhe von 1,6 Billionen Euro. Das entspricht in etwa 13 Prozent des BIP der EU. [2]

Die Boston Consulting Group, eine extrem gut bezahlte Beratermannschaft haut dann noch raus, dass das Finanzsystem ein riesiges Schneeballsystem ist und es jeden Moment knallen kann! Nee, so was! Wieso diese Damen und Herren im feinen Zwirn für so etwas ein Honorar einstreichen, was kluge Menschen seit langer Zeit immer wieder predigen (die allerdings ignoriert werden und vor allem politisch nix zu sagen haben) ist mir rätselhaft. Ein funktionierendes Geld- und Finanzsystem muss nicht erst erfunden werden, dies hat Ludwig von Mises bereits vor 100 Jahren für uns erledigt. Man muss nur mal auf den guten Mann hören und diesem bestehenden, unseligen System den Todesstoß versetzen. Nun, zumindest mit dem zweiten Teil wir sind auf einem guten Weg! Das ist die einzige gute Nachricht in diesem Finanzchaos.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist am 27.12.2012 zu lesen, dass die „als sicher eingestuften Atomkraftwerke“ in Japan wieder ans Netz gehen. Deutschland als ökologisches Weltgewissen wird indes zur elektrischen Insel im europäischen Staatenbund, nachdem Polen und Tschechien die Nase voll davon haben, dass Deutschland permanent das Stromnetz der Nachbarstaaten „nutzt“, ohne dafür zu zahlen und die Grenzen nun dicht macht. Tja, so sieht das aus, wenn man allein, ohne Konsultation der Nachbarländer Entscheidungen trifft, die noch sehr teuer werden, unausgegoren sind und vor allem die ganz böse treffen, die den Allmachtsphantasien der beifallhaschenden und rückgratlosen „Volksvertreter“ hilflos ausgeliefert sind.

Ach, noch eine kleine Anmerkung am Schluss! Raten Sie mal, was Wolfgang Schäuble in diesen Tagen in einem Bild-Interview zum Besten gegeben hat! “Ich glaube, wir haben das Schlimmste hinter uns!“

Na denn – Prosit! Auf ein wundervolles neues Jahr 2013!

______________________

[1] Quelle: http://www.gegenfrage.com/apple-inflationsbereinigt-weit-weg-vom-rekord/

2] Quelle: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2012/12/27/europaeischen-banken-nehmen-rekord-kredite-bei-ezb-auf/
______________________
Susanne Kablitz beschäftigt sich mit Finanz- und Wirtschaftsthemen. Im Oktober 2012 gründete sie den Hayek-Club Krefeld und Niederrhein.

Quelle: freitum

(Visited 5 times, 1 visits today)
Die Schmerzen würden sich für die EU lohnen!
0 Stimmen, 0.00 durchschnittliche Bewertung (0% Ergebnis)

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*