Die Rezession auf den kanarischen Inseln …

Ein Augenzeugenbericht

Gastbeitrag von blickfrei

Ich hatte die Gelegenheit, mir ein Bild über die wirtschaftliche Lage vor Ort zu machen, meine Beobachtungen werde ich unter entsprechenden Überbegriffen zusammenfassen:

Immobilienbranche

° Es gibt viele halbfertige Bauten, in denen teils auch Leute gewohnt haben,

° Es waren auch viele fertige, aber komplett leerstehende Bauten zu sehen,

° Vereinzelt sieht man “ausgeschlachtete” Verkaufsbüros von nicht realisierten Immobilienprojekten,

° Schildern wie “se vende/se aquila” (zu verkaufen/zu vermieten) bahnen sich in das Blickfeld, es ist fast unmöglich, so ein Schild bei einem Spaziergang in der Stadt oder an der Strandpromenade in einem Zeitraum von 1 Minute mal nicht zu sehen. Teils sind die Gebäude/Wohnungen/Gewerbeeinheiten einfach zugesperrt, die entsprechenden “Schilder” hat man sich hier wohl schon gespart,

° Die Preise der Immobilien sind immer noch IRRSINNIG hoch, auch hier wird noch auf “heile Welt” gespielt bzw. stirbt die Hoffnung zuletzt, für die “Immobilie der Bank” noch einen Preis zu erzielen, der nahe bei der ausstehenden Hypothek liegt:

* Los Majuelos, 65qm mit Terrasse ( ebenfalls 65qm ) 112.500 €

In diesem Falle wird sogar noch eine 100%-Finanzierung mit angeboten, da fehlen mir wirklich die Worte …

Die Immobilienblase steht hier kurz vorm “zerbersten”, offensichtlich werden die spanischen Banken mit (auch “unseren”) Gelder der EZB versorgt, denn sonst würde das gesamte Land finanziell schon in Schutt und Asche liegen …

Die Zwangsräumung hat auch bei den kanarischen Inseln schon eine gewisse “Routine” erfahren.

Es gibt bereits eine Bürgerinitiative namens “Stop Desahucios”, mit “Unterstützung” von über 1.5 Millionen Unterschriften soll nun eine Gesetzesvorlage eingebracht werden, die Zwangsräumungen zu stoppen.

Darauf hätten sich die beiden Parteien PSOE und PP geeinigt (Quelle: Wochenblatt, 20.02.-05.03.2013,S.43).

Ich glaube nicht, dass in einer von “Bankbediensteten” durchzogenen Regierung – da gibt es länderweit wohl kaum Unterschiede – da zu einem “positiven” Ergebnis kommen wird.

Gastronomie

° Etwas außerhalb der Massentouristenzentren ist diese fast tot:

° Viele Restaurants haben geschlossen,

° In den Lokalen, die geöffnet sind, speist man oft als einzelner Gast,

° Die Preise sind immer noch sehr niedrig (oft nur 16 € für Hauptgang (Fisch oder Fleisch) mit Getränken für 2 Personen), allerdings geht man immer mehr dazu über, die “Extras” wie Brot, Oliven und dazu gereichte Saucen wie Mojo Rojo oder Mojo Verde auch “extra” zu berechnen und das auch recht “happig”; so kommt es schon vor, dass man für ein gewöhnliches Brötchen auch 95 Ct. bezahlen muss …

Allgemein

° Die Benzinpreise waren über den gesamten Zeitraum äußerst stabil, mehr als 1-2 Ct./Liter differierten die Preise nicht, wohl gab es aber Preisnterschiede zwischen den einzelnen Anbietern; dieses auf und ab wie hier in Deutschland gibt es nicht, der Liter bleifrei Super kostet zwischen 1.05-1,10 Euro, Diesel etwas weniger.

° Wie in Spanien allgemein üblich herrscht auch hier noch folgende Arbeitsteilung:

* Einer führt die Arbeiten aus,
* Der nächste unterstützt ihn noch dabei (und wenn er nur die Leiter hält, auf dem der “Ausführende” steht),
* Der letzte “überwacht” das Treiben der beiden vorangehenden Arbeiter !

So sind auch auf den kanarischen Inseln die Bierfahrer IMMER ZU ZWEIT unterwegs, um das Bier auszuliefern, in Deutschland muß DAS regelmäßig ein Mann bewältigen !

ES IST MIR SCHLEIHERHAFT, WIE DIE BRAUEREINEN IN DIESEM FALLE NOCH EINEN CENT VERDIENEN KÖNNEN, DIESES MODELL DER ARBEITSBESCHAFFUNG KANN SO NICHT MEHR WEITERGEHEN !

Nun muß man noch wissen, dass die kanarischen Inseln neben Andalusien, Valencia und den Balearen mit vermutlich noch geschönten 54% die höchste Jugendarbeitslosigkeit in Spanien aufzuweisen hat.

Nicht umsonst werden die kanarischen Inseln vom Einwandungs- wieder zum Auswanderungsland, im Jahr 2012 haben 6.000 Canarios ihre Heimat verlassen.

(Quelle: Wochenblatt, 20.02.-05.03.2013,S.11)

Vereinzelt wird auch schon in Mülleimern nach verwertbaren Gütern gesucht …

Inselhauptstadt

Ich war dort insgsamt 2mal während meines Aufenthaltes:

° Unter der Woche ist auf den Straßen von Santa Cruz noch rege Beteiligung,

° Die Hop-On-Hop-Off-Busse ( Stadtrundfahrten für Touristen ) sind aber fast leer,

° An den Ampeln wird mit Schildern gebettelt,

° Auch wird man auf offener Straße – oder wenn man im Restaurant sitzt – auf Geld angesprochen,

° Die Innenstadt (Fußgängerzone) vermittelt ein eher totes Bild, die Shoppingmeile ist zwar von entlang laufenden Leuten recht “belebt”, ein Blick in die Geschäfte spricht eine andere Sprache, selbst im H&M waren kaum Kunden zu sehen; im Kaufhaus El Corte Ingles (=vergleichbar mit Kaufhof in Deutschland) waren mehr Verkäufer als Kunden zu sehen!

Da hilft es auch nicht, wenn Geschäfte wie H&M auch am Sonntag geöffnet haben, der Laden blieb leer!

° Es gibt viele Ramschläden, die regelmäßig von Chinesen betrieben werden, aber selbst dort überrannten sich die Kunden nicht …

° Die Cafes an sonst belebten und beliebten Plätzen waren mäßig gefüllt, als ich beim der Abrechnung einen Blick in die Kasse werfen konnte, war diese recht leer. Wenn man sich dann so umsah, was denn im einzelnen “verzehrt” wurde, so stand auf den Tischen ein Kaffee oder ein Wasser für 1 Euro, MEHR können sich die Leute dort offensichtlich nicht mehr leisten …

° Am Sonntag ist auf den Straßen FAST KEIN EINZIGES AUTO ZU SEHEN!

° Die Gastronomie zu dieser Zeit fast vollständig “tot”, ich hatte Mühe, in der Innenstadt ein Restaurant zu finden, das überhaupt geöffnet war!

Die Preise sind teils recht happig, so zahlte ich für eine Sachertorte mit Sahne sage und schreibe 4,40 Euro, DAS ist im Gegesatz zur sonst recht humanen Preisgestaltung auf den Kanaren ein absoluter Horrorpreis!

… da frage ich mich schon, WER sich DAS noch leisten kann …

… gut, recht “besucht” war dieses Cafe auch nicht wirklich … :-)

Man versucht – wie auch in anderen Ländern – hier noch, mit einem höheren Preis die ausgebliebene Nachfrage auszugleichen!

INSGESAMT HABE ICH DEN EINDRUCK, DASS DIE WIRTSCHAFT NUR NOCH DURCH DEN TOURISMUS (ITALIENER, ENGLÄNDER, DEUTSCHE) GESTÜTZT WIRD, WENN ES HIER AUCH NUR ETWAS MEHR “KLEMMT” – die Italiener sind sicherlich schon größtenteils ausgeblieben – IST ES AUS!

Quelle: blickfrei

 

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