Die Rede zur Lage der Union ist ein Schwindel und sollte abgeschafft werden

Weg mit dieser fadenscheinigen Scharade, die jedes Jahr auf Kosten des amerikanischen Volkes veranstaltet wird

Andrew J. Bacevich (antikrieg)

Lassen Sie mich gestehen, dass ich während der endlosen Rede von Präsident Trump zur Lage der Union am Dienstagabend eingenickt bin. Dieses Vergehen ist eines, das ich schwöre, nie zu wiederholen. Um sicherzustellen, dass ich dieses Gelübde in Zukunft auch wirklich einhalte, werde ich die Veranstaltung einfach auslassen. Dabei ist so viel sicher: ich werde nichts verpassen.

Als ich ein Kind war, enthielt der Jahreskalender mehrere im Fernsehen übertragene Veranstaltungen, die wir für obligatorisch hielten, darunter das Kentucky Derby, das Indianapolis 500, die Wahl zur Miss America und das Charlie Brown Christmas Special. Sie anzusehen war wie eine patriotische Pflicht.

Die jährliche Rede zur Lage der Nation wurde ähnlich klassifiziert, ihre Bedeutung stand außer Frage. Wir glaubten – und vielleicht war dieser Glaube damals nicht ganz unbegründet -, dass die Einschätzung des Präsidenten über den Zustand der Nation und der Welt etwas bedeuten würde. So etwas erforderte gründliche Überlegung. Wir glaubten weiter, dass sein Vorschlag für das Arbeitsprogramm tatsächlich einen Einfluss auf die Zukunft der amerikanischen Politik hat.

Rechnen Sie es Trump an, die Absurdität solcher Erwartungen offengelegt zu haben. Zugegeben, ich kann nur nach den ersten 30 Minuten des Vortrags oder so urteilen, aber was ich hörte, war fadenscheinig, klischeehaft und peinlich ohne wesentlichen Inhalt. Außer als Vorlage für Komiker war es wertlos. Kein zukünftiges Kompendium von „Great American Speeches“ („Große amerikanische Reden“), egal wie umfassend, wird auch nur einen Satz von Trumps Rede von 2019 vor der gemeinsamen Sitzung des Kongresses enthalten.

Waren die Anwesenden oder die Beobachter zu Hause überrascht? Ich schätze nicht.

Was wir hier haben, ist ein gutes Beispiel für politische Korruption, die weit über jede der Schwindeleien hinausgeht, deren Donald Trump und seine Umgebung beschuldigt werden. Diese Korruption ist endemisch. Sie durchdringt beide politischen Parteien, wobei das endlos dahinquasselnde Medienestablishment als williger Komplize gilt.

Ich spreche nicht von Bestechungsgeldern oder Umschlägen mit Geld, die mitten in der Nacht unter Türen geschoben werden. Ich spreche von einem System, das in Dysfunktion, Unehrlichkeit und übertriebener Selbstachtung gefangen ist.

In seinen Bemerkungen würdigte Trump „die Majestät der amerikanischen Mission und die Macht des amerikanischen Stolzes“ und rief damit einen vorhersehbar überparteilichen und selbstzufriedenen Applaus hervor. Ein direkteres und nützlicheres Urteil wäre dieses gewesen: die Transformation der amerikanischen Politik in ein Spiel – oder, schlimmer noch, in Unterhaltung – ist nun eine vollendete Tatsache. Es ist nicht mehr möglich, die Regierung auf nationaler Ebene als einen Mechanismus zu beschreiben, der dazu dient, den Willen der Menschen in politische Entscheidungen zur Förderung des Gemeinwohls umzusetzen. Aber für diejenigen, die es spielen, ist das Spiel selbst so fesselnd und die Unterhaltung so grotesk verlockend, dass nur wenige in Washington es wagen, sich dagegen auszusprechen, und diejenigen, die das tun, marginalisiert werden.

Die Rede zur Lage der Nation ist Teil einer Scharade. Es ist ein schlechtes Theater. Es ist ein großer Betrug, der auf Kosten des amerikanischen Volkes begangen wird. Es ist reiner, unverfälschter Bullshit.

Ein sehr kleiner, aber nicht unbedeutender Schritt zur Reform unserer Politik wäre es, wenn der Sprecher des Hauses die Tradition beenden würde, den Chef der Exekutive jährlich einzuladen, um vor einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses über den Zustand der Union zu berichten.

Soll der Präsident einen Brief schicken, den nur wenige lesen werden. Na und? Sicherlich können seine Berater besseres mit ihrer Zeit anfangen, als Wochen damit zu verbringen, eine sofort vergessene Rede zu schreiben. Und mit der Ablenkung der Rede zur Lage der Nation aus dem Weg könnte der Kongress seine Aufmerksamkeit seiner, Sie wissen schon, eigentlichen Gesetzgebung widmen. Und auch für den Rest von uns gilt, dass wir sicherlich bessere Betätigungen für einen Dienstagabend im Winter finden können, vielleicht indem wir uns Wiederholungen von „Bonanza“ ansehen.

erschienen am 8. Februar 2019 auf > The American Conservative > Artikel

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5 Kommentare

  1. Ach ja, die Amis. Wer eine Rede gehört hat, kennt alle Reden.

    "Wir sind die Größten, die Besten und bringen überall Demokratie und Frieden. Auch in die Länder, die unsere Friedensmissionen nicht wollen, koste es was es wolle."

    Angefangen damit haben sie bei den Indianern.

  2. Wohl war! Da könnte man so manche Reden einfach mal nicht halten.

    Zum Beispiel diverse Weihnachts- oder Neujahrsansprachen …

    Gehört wohl aber auch hierzulande zum "Pflichtprogramm"?

    Wie die Sportschau oder "Wer wird Millionär?"!

    • Auch der Super-Bowl, den Sonntag davor. Katastrophe.
      Hast gesehen? Hab nur kurz reingeschaltet…
      Wie sowas aufgezogen wird!!
      Und der fette Konsument feiert die heldenhafte Nation.
      Was für Einzeller.

  3. Ganze 30Min. durchgehalten!? Bin früher eingenickt:)
    So eine inhaltslose Selbstbeweihräucherung.
    Typisch amerikanisch aufgezogen. Widerlich.

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