Die Peitsche der Eurofanatiker

Tageskommentar 10. 11. 2013: fortunato,
Die Peitsche der Eurofanatiker

von fortunato (fortunanetz)

Der bunte Reigen von Versuchen, das Desaster der Staatsverschuldung und der Finanzkrise zu lösen, indem auf das Geld der Sparer und der Steuerzahler – also des kleinen Mannes – zurückgegriffen wird, nimmt kein Ende. Bankenunion, Europäische Arbeitslosenversicherung, EFSF, ESM, Sparerenteignung (wie im Fall Zypern geschehen), vogelfreie Sparkonten, Zinsgeschenke, Sparersteuer(IWF), Sparerabgabe(IWF), Sparerenteignung(EU-Kommission), etc.

Anscheinend gehen den Eurofanatikern die Ideen noch lange nicht aus. Dass die Zinsen auf Spareinlagen schon seit langem niedriger sind als die Inflation weiß jeder. Der Grund dafür ist, dass durch künstlich niedrig gehaltene Zinsen den Pleitestaaten des Südens Kredite ermöglicht werden, um ihren Zusammenbruch zu verhindern. So billig hätten sie diese nie und nimmer als Einzelstaaten erhalten. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser noch daran, dass Italien, Griechenland oder Spanien zeitweilig Zinsen in Höhe von 6 Prozent und mehr zu bezahlen hatten, als sie noch national agierten. Die damaligen hohen Zinsen bildeten einfach die Risiken für Zahlungsschwierigkeiten oder gar Zahlungsausfälle ab. So funktioniert das alles auch in einem normalen Umfeld: Ein wackeliger Schuldner muss hohe Zinsen bezahlen. Das ist der Risikoaufschlag. Und nur dann macht ein Investor auch das Geschäft – eben um sein Risiko zu minimieren. Doch bei der EZB wird auf solche rationale und marktwirtschaftliche Mechanismen gespuckt. Am liebsten würde die EZB wohl die Abbildung jeglicher Risiken in der aktuellen Krise ganz ausschalten.

EZB Präsident Draghi hat nun nochmals eine Zinssenkung verkündet und zwar von 0,5 Prozent auf 0,25 Prozent . Damit zeigt er es ganz offen: Er spuckt öffentlich auf die Marktwirtschaft! Er will keine Risiken mehr für die Pleitestaaten. Am liebsten würde er womöglich Geld verschenken und noch einen Negativzins drauf zahlen. (Das könnte vielleicht irgendwann auch noch kommen!) Auf die Art und Weise können die Euro-Pleitestaaten ihren Zusammenbruch in die Länge ziehen, aber eben nicht verhindern.

Doch Draghi nimmt nicht nur in Kauf, dass Risiken für Staatsanleihen von Pleiteländern verschleiert werden. Er nimmt auch in Kauf, dass Sparer auf diese Art und Weise bestraft werden. Die werden nämlich regelrecht entspart. Sie liebe SparerInnen werden herangezogen für die Finanzierung der Schulden der Pleitestaaten. Sie bekommen jetzt noch weniger Zinsen für ihr Geld – und das Tag für Tag – und zugleich frisst die Inflation nicht nur den Wert der Zinsen auf, sondern auch den des Anlagebetrages. Am Ende des Monats können sich sich nicht nur weniger von dem Anlagebetrag kaufen, die Zinsen decken diesen Verlust nicht ab. Die Politik der Euroirren bedeutet: Armut durch sparen.

Danke Europa!

Eine weitere Folge dieser irren Geldpolitik ist, dass die Sparer in Sachwerte flüchten, die vermeintlich sicherer sind. Während die einen ihr Geld auf dem Bankkonto lassen, wähnen andere Immobilien oder Aktien als ’sicheren Hafen‘. Dass eine Niedrigzinspolitik Blasen zur Folge hat, ist bekannt. So ist es geschehen bei der ‚dotcom-Blase‘ und bei der amerikanischen ‚Immobilienblase‘ die auch als ’subprime crisis‘ bezeichnet wurde, weil eben die Kredite auf Immobilien ’subprime‘ – also minderwertig – waren. Das Spiel ist jeweils dasselbe, wird aber von vielen Dummen nicht durchschaut… Zu diesen Dummen gehören seltsamerweise sogenannte ‚institutionelle Anleger‘, die für sich in Anspruch nehmen, das Geld der Kleinsparer einzusammeln, zu bündeln und dann gewinnbringend anzulegen. Bei niedrigen Zinsen und gleichzeitiger stagnierender oder gar rezessiver wirtschaftlicher Entwicklung muss die Anlageform dann notwendigerweise ’subprime‘ sein. Und später hat es dann wieder keiner gewusst. Wie gehabt: ‚Wenn das der Führer wüsste…‘ nur dass heute viele dieser ‚Führer‘ gibt, die natürlich nachher von nichts wissen.

Mit der Bestrafung der Sparer, wie sie hier von der EZB praktiziert wird, exkulpiert man den Willen zum wirtschaftlichen Handeln. Sparer sind Leute mit Überschüssen, die sie aufgrund wirtschaftlichen Handelns verdient haben. Wenn es sich aber nicht mehr lohnt, Überschüsse zu produzieren, warum soll man dann gut wirtschaften? Und so spuckt Draghi gleich nochmals auf die Marktwirtschaft. Er zerstört den Willen zu wirtschaftlichem Handeln und übrig bleibt nur noch der nackte Zwang zum wirtschaften.

Die Eurofanatiker wissen natürlich, dass eine andauernde Bestrafung der Sparer nicht gerade dazu führen wird, dass die Einnahmesituation für Banken langfristig besser wird. Zwar gewinnt man kurzfristig durch niedrige Zinsen wieder Zeit um einen endgültigen Zusammenbruch der Pleitestaaten zu verhindern, aber die Sparer zur Finanzierung des Desasters heranzuziehen kann nur einen Teillösung sein.

Und deshalb kommt unser aller Freund Schäuble wieder einmal aus den Büschen, in denen er während der Wahl vorsichtshalber gesessen ist um nicht zu unangenehm aufzufallen. Aber jetzt sind die Wahlen ja vorbei. Und nun berichtet er davon, dass er es ganz gut fände wenn eine EU-Richtlinie erlassen würde, wonach nun doch Steuergelder zur Bankenrettung verwendet werden sollen. Das sagt er ganz unverblümt in die Kamera hinein.

Natürlich ist das eine EU-Richtlinie und unsere Bundesregierung hat gar nichts damit zu tun! Sie kann so wenig dagegen opponieren wie dagegen, dass die EU eine allgemeine Senkung der Staubsaugerleistung beschlossen hat. Ist ja auch nur eine EU-Richtlinie und die stammt ja nicht vom Bundestag…

Mit dieser flankierenden Maßnahme will man nicht nur die Anzahl der Haftenden verbreitern, man will auch sicherstellen, dass die Sparer nicht ausweichen und einfach faul werden. Mit der Heranziehung des Steuerzahlers knallt dann eben die Peitsche des ökonomischen Zwangs. Wenn sie irgendwann von ihrem Gehalt mehr Steuern abgezogen bekommen, weil die Regierung Steuergelder zur Rettung Griechenlands, Italiens, Spaniens, Portugals und Co. verwendet hat, dann haben sie nur noch 2 Möglichkeiten, um die Mäuler ihrer Familie zu stopfen: Sie schnallen den Gürtel enger, oder sie arbeiten mehr. Und wieder stehen die Morlocks hinter den Eloi (Vielleicht kennt noch jemand dieses Filmzitat und verrät es mir?) und lassen die Peitsche knallen…

Fassen wir es einmal zusammen wer nun alles für die Rettung der Pleitestaaten und des Euro bezahlen sollen:

Steuerzahler stehen dafür durch den ESM und des EFSF mit der jeweiligen Haftungssumme gerade.

Die Bundesregierung hat Anfang des Jahres an Griechenland Zinsgeschenke gemacht. Das bezahlt zukünftig der Steuerzahler.

Die Sparbücher sind natürlich nicht sicher. Sparer riskieren bei Vermögen über 100.000 Euro, dass dieses Geld schnell weg ist.

Durch die Niedrigzinspolitik zahlt der jeder Sparer täglich für die Eurorettung und die Rettung der Pleitestaaten.

Geht es nach dem Willen von Schäuble und der EU, dann zahlen alle Steuerzahler, also auch die Kleinverdiener, für die Rettung des Euro und der Pleitestaaten.

Sie sehen also, sie sollen immer und immer wieder für das unwirtschaftliche Handeln der Staaten und der Banken zahlen. Und für die ökonomische Peitsche ist durch mögliche neue Steuern schon jetzt gesorgt. SIE BEZAHLEN!

 

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