Die nicht mehr vermeidbare Inflation

Von Manfred Gburek, 25. Februar 2011

Die nicht mehr vermeidbare Inflation

Wenn Uto Baader seine Stimme erhebt, mag das jenseits von München, wo er die nach ihm benannte Bank führt, keine große Aufmerksamkeit erregen. Wenn er sich, wie vor Wochenfrist geschehen, im Interview mit der renommierten Börsen-Zeitung auf einer ganzen Seite auslassen darf, beginnt man zu stutzen. Und wenn er behauptet, auf längere Sicht seien „Inflationsraten von rund 5 Prozent“ möglich, reizt das Interview zum Weiterlesen.

Baader ist keiner der üblichen gelackten Banker, sondern praktizierender Börsianer mit jahrzehntelanger Erfahrung an der Handelsfront. Dementsprechend redet er nicht lange um den heißen Brei, sondern kommt sofort zur Sache: „Die Federal Reserve ist heute der größte Hedgefonds der Welt und die EZB der zweitgrößte.“ Fed und EZB sind immerhin für die Geldwertstabilität in den USA bzw. im Euro-Raum verantwortlich, die EZB nach ihren Statuten mehr als die Fed. Und Hedgefonds sind unkontrollierbare Finanzkonstrukte, deren Manager so ziemlich alles dürfen, was Geld bringt – und was Geld vernichtet.

Fasst man die Aussagen von Baader zusammen, lautet das Ergebnis: Die beiden größten Hedgefonds der Welt müssen in Zukunft mit 5 Prozent Inflation zurechtkommen. Aber wie? Die Fed hat, anders als die EZB, auch die Aufgabe, die Konjunktur in Schwung zu halten. Folglich widmet sie sich ihr gerade jetzt mit aller Kraft, weil der rechte Schwung einfach nicht kommen will. Um die Inflation kümmert sie sich zurzeit eher am Rande, denn sie ist bestrebt, um fast jeden Preis der Welt die Deflation zu verhindern. Im Euro-Raum gelten 2 Prozent Inflation als angemessen. Aber was heißt das schon? Müssen Griechenland, Irland & Co. ein weiteres Mal gerettet werden, wird die EZB nicht gerade auf die Geldbremse treten, um eine höhere Inflation zu verhindern.

Wie an dieser Stelle bereits mehrfach beschrieben, ist die Inflation nicht einfach nur eine nackte Zahl, die man mittels Geldpolitik nach Gusto beeinflussen kann, sondern ein dynamischer Prozess, der nach seinem Beginn kaum zu bremsen ist und eher von Psychologen als von Volkswirten richtig interpretiert werden kann. Und die Psychologen haben ihr Urteil auf die für sie typische Art mit allen erdenklichen Einschränkungen längst gefällt: Die Inflation wird kommen – fragt sich nur, wann, global oder regional, ausgehend von Geldmengen oder Güterpreisen, unter welchen Umständen und mit welcher Geschwindigkeit?

Betrachten wir den Gang der Dinge ganz einfach pragmatisch: Seit nunmehr fast einem Jahrzehnt steigt der Goldpreis. In Dollar, der internationalen Messlatte, hat er sich während dieser Zeit mehr als verfünffacht. Er gilt unter anderem als Inflationsindikator. Aber welche Preise haben sich seit 2001 auch nur annähernd verfünffacht? Bis auf die der anderen Edelmetalle und einiger Industriemetalle so gut wie keine. Daraus kann man aus gutem Grund folgern, dass die Indikatorfunktion des Goldpreises in diesem Fall den riesigen Geldmengen gilt, die sich über uns ergossen haben, und den Schuldenbergen, die immer weiter wachsen, ohne je abgetragen werden zu können.

Wie die Geldmengen wieder zurückgeholt werden sollen, ohne dass es zu einem rasanten Zinsanstieg kommt, weiß noch niemand. Doch eines steht fest: Ein nicht unerheblicher Teil von ihnen wird den Wertberichtigungen und Abschreibungen in den Bilanzen – nicht nur in denen der Banken – zum Opfer fallen. Das ist übrigens einer der Gründe, warum zurzeit in Europa und Nordamerika kein Notenbanker wagt, für das Ende der Geldmengenexpansion zu plädieren. Ansonsten brauchen nur in Athen Steine durch die Gegend zu fliegen und Knüppel auf Demonstranten niederzusausen, schon denkt die Bundesregierung laut über weitere Griechenland-Hilfen nach – womit wir wieder bei den Schuldenbergen sind.

Griechenland nimmt trotz hoher Grenzbarrikaden Flüchtlinge aus allen erdenklichen Ländern auf, und das nicht zu knapp. Jetzt wächst auch Italien in eine solche Rolle hinein, weil der Flüchtlingsstrom aus Libyen, Tunesien und anderen afrikanischen Ländern weiter anschwillt. Da Griechenland und Italien nun mal Euro-Länder sind und Deutschland schon um Hilfe gebeten haben, werden wir als treue Partner, die den Euro um fast jeden Preis verteidigen, schon irgendwie klein beigeben und die Aufnahmeländer dafür entschädigen, dass sie die Flüchtlingsströme nicht sofort zu uns weiterleiten.

Es ist sehr schwer, aus der aktuellen Gemengelage von expansiver Geldpolitik, Inflationserwartungen, Bürgerkriegen in Nordafrika mitsamt ihren Folgen (Flüchtlingsströme in Richtung Europa, steigender Ölpreis), Geldtransfers von Deutschland in andere Euro-Länder und immer höheren Staatsschulden die richtigen Schlüsse zu ziehen. Versuchen wir es trotzdem: Über kurz oder lang wird die Inflation der Rohstoffpreise in eine Konsumgüterpreisinflation übergehen. Deren Bekämpfung wird halbherzig sein, weil niemand einen Konjunktureinbruch riskieren will. Die Langläufer unter den Anleihen, besonders solche aus bereits angeknockten Ländern, werden als Erste Federn lassen. Der steigende Ölpreis wird sich mittelbar ungünstig auf die Aktienkurse auswirken, weil er die Produktionskosten in die Höhe treibt und die Konsumausgaben sinken lässt. Die Preise der meisten Rohstoffe werden nach dem per Saldo rasanten Anstieg 2010 und Anfang 2011 stärker schwanken, die Preise der Edelmetalle nach nochmaligem Anstieg ebenfalls.

Wer übrigens nun glaubt, in vermeintlich inflationsresistenten Immobilien sein Heil finden zu können, sollte sich das reiflich überlegen. Denn egal, wer die nächsten Landtagswahlen und danach die Bundestagswahl gewinnt, wird Immobilieneigentümer zur Kasse bitten. (Ausnahme: das selbst bewohnte Haus bzw. eine entsprechende Eigentumswohnung) Die Anfänge sind mit der Erhöhung der Grunderwerbsteuer in einigen Bundesländern ja schon gemacht. Obendrein werden viele Kommunen bundesweit die Grundsteuer erhöhen. Und die indirekte Erhöhung der Erbschaftsteuer 2009/2010 wird in Zukunft so manchen Erben zwingen, sich von dem einen der anderen Haus zu trennen; das wird die Immobilienpreise in starken Regionen bremsen, in schwachen fallen lassen.

Gold und Silber werden ihre dominante Rolle als Kaufkraft-Katalysator und Sicherheitshort in einer unsicher gewordenen Welt trotz der zu erwartenden Preisschwankungen – beim Silber mehr als beim Gold – beibehalten. Schwankende Preise gehen auf die Nerven, das weiß jeder Börsianer. Allein schon deshalb ist die Streuung des Vermögens wichtig. Aktuell empfiehlt sich die Ergänzung Ihres Gold- und Silberschatzes (auf jeden Fall behalten) um kurzfristige Zinsanlagen in Euro mit dem Ziel, später Kurseinbrüche bei Aktien für Käufe zu nutzen.

Quelle: http://www.gburek.eu/

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