Die Münchhausens der Presse

von Gert Flegelskamp (flegel-g)

Der Frühling ist in der Regel eine Jahreszeit, die von den Menschen herbeigesehnt wird. Ein politischer Frühling hingegen muss wohl eher als eine Zeit des Schreckens betrachtet werden. Ich denke dabei an den im Blätterwald so euphorisch angekündigten „arabischen Frühling“, der sich für etliche Völker zu einem Horrorszenario entwickelt hat. Ich denke dabei vor allem an Ägypten, Libyen, Syrien und den Iran.

Da war zunächst die Propaganda im westlichen Blätterwald. Ägypten war da auf einem guten Weg, hin zur Demokratie und Demokratie ist natürlich die Übernahme westlicher Werte, während westliche Werte dem Verständnis nach die Werte des großen Friedensstifters USA und die seiner getreuen Vasallen, den Briten, den Kanadiern, den Australiern sowie der EU sind. Dabei bin ich mir gar nicht so sicher, ob es nun die Briten oder die US-Amerikaner sind, die alle „friedensstiftenden“ Maßnahmen einfädeln, vielleicht auch beide zusammen.

Jedenfalls wandelte sich der arabische Frühling bald in ein Horrorszenario, weil es nicht so richtig nach dem Willen der „Demokraten des Westens“ im nahen Osten lief. Und so folgte auf das „Frühlingslüftchen“, vom Westen in Richtung arabischer Länder geblasen, das, worauf man sich im Westen wirklich versteht. Jetzt war im westlichen Blätterwald jeder Hauch von Frühlingsgefühlen verschwunden und machte eine breiten und kontinuierlichen Propagandamaschine Platz. Das muss man verstehen, denn die westliche Demokratie hängt in hohem Maße von den geschäftlichen Erfolgen der Rüstungsindustrie ab, die natürlich nach offiziellen Verlautbarungen keine Waffen in Krisengebiete liefert, eigentlich ein Beweis, dass der Glaube an Magie im Mittelalter nicht völlig unbegründet gewesen ist, denn wie anders als durch Magie kommen ansonsten die Waffen westlicher Rüstungskonzerne in die Krisengebiete?

Weil nun die größte westliche Friedensmacht USA sich manchmal ein wenig umhört in der Welt, bekommt sie auch heraus, in welchem der Länder, die sich partout nicht mit westlicher Demokratie beglücken lassen wollen, wenigsten ein paar Leutchen leben, die mit entsprechender Finanzierung und bei entsprechenden Waffenlieferungen begeisterungsfähig genug sind, mal den Aufstand zu üben. Also schickt man denen heimlich ein paar Leutchen mit Geld-Köfferchen, Leute, die sich auch auf die Magie verstehen, Waffen aus den demokratischen Rüstungskonzernen nach dort zu zaubern, wo sie in keinem Fall hingehören und bitten darum, doch bitte diesem Land den Frieden zu bringen, in Form westlicher Demokratie.

So ein wenig erinnert mich dieses Vorgehen an Goethes Zauberlehrling, nur mit dem Unterschied, dass dieser Zauberlehrling Einsicht zeigte, dass er sich mit seiner Sicht seines Könnens übernommen hatte. Diese Selbsterkenntnis lassen westliche Politiker wohl eher vermissen. Sie wechseln einfach die Räume und probieren es dort erneut, so wie derzeit in der Ukraine.

Es ist geradezu perfide, mit welcher Einmütigkeit sich die westliche Journaille auf Kriegspropaganda eingelassen hat. Hat man inzwischen vergessen, was Krieg wirklich ist? Und hat man vergessen, dass die letzten Kriege niemandem außer ein paar Kapitalisten Nutzen gebracht haben, aber für die Völker selbst nur Hunger und Tod? Ist es wirklich so, dass jede neue Generation die Schrecken eines Krieges selbst erleben muss, bevor sie dessen Sinnlosigkeit erkennt?

Betrachte ich mir die Leserkommentare zu den Propagandaartikeln der Presse, ergibt sich inzwischen mehrheitlich ein anderes Bild. Seit Edward Snowden und seinen Enthüllungen über die Abhörpraktiken der NSA und des MI6 und der harschen Reaktion von Angela Merkel und ihren Getreuen ist das Verständnis US-amerikanischer Politik einer etwas kritischeren Betrachtungsweise in der Bevölkerung gewichen. Daran konnten nicht einmal die Berufsschreiber etwas ändern, selbst dann nicht, wenn sie massiv, aber mit wenig Substanz gegen kritische Kommentare vorgehen. Allmählich erkennt man, dass die US-Geheimdienste anders als in den meisten US-Filmen dargestellt funktionieren. Und man erkennt Propaganda auch als solche, was beileibe nicht immer der Fall war.

Im Falle des Maidan in der Ukraine kommen Zweifel auf, vor allem bei Leuten, die sich auf YouTube auch mal Videos der „friedlichen Demonstranten“ angesehen haben. Nun wissen wir ja von Frau Merkel, dass sie von der Ukraine das Recht auf friedliche Demonstrationen einfordert. Das diese „friedlichen Demonstrationen“ vor allem von der faschistischen und ultrarechten Swoboda-Partei angeführt wurden, scheint Frau Merkel weniger zu stören, als z. B. eine Occupy-Demonstration gegen die Banken. Da waren sofort massive Einsatzkräfte der Polizei zugegen und deren Verhalten wich erheblich von dem der gescholtenen ukrainischen Sicherheitskräfte ab. Von den Unruhen in Frankreich ganz zu schweigen. Aber es ist ja eine alte Volksweisheit, wenn zwei das Gleiche tun, ist das nicht dasselbe.

Eher amüsiert bin ich, wenn ich von den Oligarchen höre oder lese, die auf die Politik in der Ukraine oder Russland Einfluss nehmen. Dass das nicht in Deutschland passiert, ist wohl jedem klar, oder will man etwa Bertelsmann, Springer, die Quandts, die Holzbrinks und viele andere als Oligarchen bezeichnen. Sicher, sie sind Oligarchen, aber aus der Politik halten die sich doch raus oder können Sie sich vorstellen, die deutschen Zeitungskönige Holzbrink, Bertelsmann, Springer würden sich in die Politik einmischen? Oder in den USA, in der weltweit die meisten Oligarchen ihr Zuhause haben (siehe Forbes-Listen)?

Peinlich, dass noch hinzu kommt, das ein Telefonat zwischen dem estnischen Außenministers Paet mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton abgehört und dann auch noch öffentlich gemacht wurde, in welchem die stets bei solchen vom Westen geschürten Konflikten dargestellten „Scharfschützen der Sicherheitskräfte“ auf den Dächern mehr oder weniger deutlich als die gleichen Leute identifiziert wurden, die „friedlich demonstrierten“.

Die Meinungsvielfalt der Presse in den westlichen Ländern offenbart dieses etwas ironisch gehaltene Video nicht nur mit Bildern der „friedlichen Demonstranten“ auf dem Maidan. Wenn ich so darüber nachdenke, was unsere Journalisten so antreibt, die Bevölkerung derart einhellig zu belügen, kann ich das eigentlich nur mit den Bomben- und Minenbastlern in den Rüstungsfabriken vergleichen, denen ihr Job auch wichtiger ist, als eine friedliche und vor allem ehrliche Gesellschaft.

Die derzeitige Haltung des Westens gegenüber Russland, denn auch die Haltung zur Ukraine ist eigentlich primär gegen Russland gerichtet, sollten sich die Länder der EU aus meiner Sicht doch noch einmal genau überlegen. Die Aktivitäten der USA in dieser Hinsicht laufen auf eine kriegerische Auseinandersetzung hinaus, mit der Absicht, die EU-Staaten stellvertretend für das US-Militär kämpfen zu lassen. Aber die USA ist wesentlich weiter von uns Europäern entfernt, als Russland. Es ist vermutlich der UDSSR geschuldet, dass man generell in Europa vergessen hat, dass die Russen ebenfalls Europäer sind und Russland der größte Staat der Erde ist, ein Staat, an dem sich schon Napoleon die Zähne ausgebissen hat und erst recht die Deutschen, die vor 80 Jahren die gleiche Erfahrung machen durften.

Auch wenn man das in den westlichen Medien gerne völlig anders darstellt, hat Russland einen Präsidenten, der in der Bevölkerung sicherlich mehr Rückhalt hat, als Angela Merkel oder Seehofer in Deutschland. Und nicht nur das, ich halte Putin für einen sehr intelligenten Menschen, dem ein Obama das Wasser nicht reichen kann und der genau weiß, was er tut. In meinen Augen ist Putin ein wirklicher Staatsmann. Obama kann man lediglich als „Kapitalmann“ bezeichnen und Angela Merkel? Eine Staatsfrau ist sie sicher nicht, denn sie betreibt ausschließlich eine Politik pro EU und die im Sinne von Obama. Der Staat, dem sie als Kanzlerin vorsteht, ist ihr völlig schnuppe.

Wenn der russische Außenminister erklärt, dass Russland die derzeitige „Regierung“ der Ukraine nicht anerkennt, hat er absolut Recht, denn die letzte gewählte Regierung wurde nicht durch Wahlen, sondern mittels eines vom Westen organisierten Putsches abgesetzt und durch einen von Faschisten dominierten Ersatz abgelöst, der lediglich im westlichen Teil der Ukraine eine gewisse Akzeptanz erfährt, in der südlichen und östlichen Ukraine aber sicherlich auf Ablehnung stößt, vor allem im Gedenken daran, dass die Kollaborateure im 2. Weltkrieg, die an der Seite Hitlers kämpften, ebenfalls aus der Region rund um den Maidan stammten.

Und die Krim? Die Krim-Regierung (die Krim gilt als autonomer Teil der Ukraine) will am 16. März ein Referendum mit 2 Fragen stellen:

  1. „Sprechen Sie sich dafür aus, dass die Krim Teil der Russischen Föderation wird?“,
  2. „Sprechen Sie sich für die Wiederherstellung der Verfassung der Krim von 1992 aus?“

Man stelle sich das vor, der „Diktator Putin“ lässt zu, dass über diese Frage die Bevölkerung der Krim entscheidet. Diesen Fehler würden Demokraten doch nie machen (außer der Schweiz) und wenn doch (EU-Verfassung), dann wiederholt man das, dieses Mal ohne Volk. Dabei wäre Demokratie so einfach, wenn es bloß das dumme Volk nicht gäbe.

 

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