Die letzte Schlacht (Teil 1)

Im Jahr 2115 fuhr eine Baukolonne auf einen baufälligen Hof im tiefsten Münsterland, um die Ruine zu beseitigen und ein neues Gebäude zu errichten. Schnell war die Abrissbirne staubig und noch schneller der Bagger, um auch die letzten Steine des Kellers zu beseitigen. Doch dann! Aus einem Hohlraum fiel eine kleine hölzerne Kiste und der Vorarbeiter ließ sämtliche Arbeiten einstellen. In der Kiste befanden sich in Folie versiegelt ein kleines Buch, ein altes Foto, eine Haarlocke und ein Projektil, an dem noch getrocknetes Blut klebte. Der Vorarbeiter stutzte beim Anblick des Fotos und nur kurze Zeit später befand sich alles in der neuzeitlichen Universität Großberlins.
Drei Tage später saßen Journalisten, Professoren und ein Gesandter des deutschen Kaisers in einem Hörsaal, denn es war eine echte Sensation, den der Bautrupp da gefunden hatte.

„Meine Damen und Herren, was ich Ihnen nun mitteilen werde, ist die gesamte Planung des Putsches vor 100 Jahren. Alles, was uns unklar war, steht in diesem Buch. Das Tagebuch des Jonas Müller, dem ehemaligen Wegbegleiter des großen Anführers von 2015. Diese Locke von ihm haben wir analysiert und dieses Projektil steckte in seiner Schulter. Hier auf dem Foto steht er hinter den ganzen Helden von früher und ich glaube, er wollte auch niemals im Vordergrund stehen, auch wenn ich nun weiß, dass alle strategischen Planungen von ihm stammten.“ Der Professor setzte sich und sah sich allerlei neugierigen Blicken ausgesetzt. Er öffnete das Buch und begann zu lesen.

16.09.2014
Ich kann es nicht glauben, aber die Fakten sprechen für sich. Wir leben in keinem Staat und werden nicht regiert! Wir sind alle zu Sklaven auf einem völlig rechtlosen Gebiet gemacht worden und diese Drecksäcke in den Parlamenten wissen es und es schert sie nicht! Im Gegenteil, sie sind es, die uns ausnehmen, uns belügen, uns ihre Staatsgewalt fühlen lassen. Das geht so nicht weiter…

02.10.2014
Heute beim sogenannten Finanzamt gewesen, wollte wissen, ob’s stimmt, dass die Steuergesetze unhaltbar sind. Wollte wissen, was die mit mir machen. Sie warfen mich raus und erteilten Hausverbot. Sind also auch nichts besser, als die von der Stadt mit ihrem verdammten Bürgerbüro. Dann zur Zeitung, die müssten sich doch dafür interessieren, doch dann NULL! Abgeblockt und rausgeworfen! Ich und ein Nazi? Nur weil ich die Wahrheit sage? Schweine!

08.10.2014
Habe eben den Bürgermeister beim Einkaufen getroffen und sprach ihn an. Als er meinen Namen hörte, blockte der sofort ab und drohte mit Polizei. Ich fasse es nicht… wie soll das denn nur weitergehen?

14.10.2014
In Frankfurt gehen Linke gegen Rechte vor. Wer sind die eigentlich? Und wenn ich schon ein Nazi sein soll, wer sind meine Ansprechpartner bei den Rechten?

18.10.2014
Heute morgen um 08:00 ein Pärchen beim Vögeln im Auto erwischt. Wieso parken die denn auch direkt neben unseren Weiden? Ich fand’s niedlich und verschwand wieder. Doch fünf Minuten später, 3 Polizeiwagen und alle Beamte waren bewaffnet und drohten dem Paar! So was habe ich noch nie erlebt. Die beiden wurden auf den Boden geworfen und der Wagen durchsucht. Ein Bulle bemerkte mich hinter dem Stall und forderte mich auf, sofort zu verschwinden. Angeblich Terrorgefahr! Was soll das?

„Herr Professor?“ der Gesandte des Kaisers meldete sich freundlich zu Wort. „Die Ausführungen mögen für Sie und die anderen Anwesenden sicher interessant sein, aber könnten Sie das Vorspiel nicht verkürzen?“ Der Professor schaute seine Assistentin an, die nickte und folgendes erläuterte: „Nun, Herr Müller hatte in der Folgezeit einiges durchzumachen, denn man war auf ihn aufmerksam geworden. Es wurde bei ihm eingebrochen und nach einem anonymen Tipp fand man Kinderpornos auf seinem PC. In seiner Scheune wurde Kokain gefunden und er landete schließlich im Gefängnis. Durch sein ganzes Wissen kam es aber nicht zu einem Prozess, also sperrte man ihn eine Nervenheilanstalt ein. Hier lernte er Melanie Maier kennen, die Frau von Max Maier und durch sie bekam er erstmals Kontakt zum Widerstand. Im Dezember gelang den beiden die Flucht und sie tauchten unter.“

Eine junge Journalistin hob die Finger und wollte wissen, wer denn die Kontakte zur Polizei und zum Generalstab hergestellt hatte. „Jonas Müller hatte Freunde bei der Polizei und sein Schicksal war unter den Ehrlichen nicht unbemerkt geblieben. Er meldete eine Domain an und nannte sie völlig unauffällig *Dornenrosen.de*. Hier gab er nun sein Wissen preis und unter den Polizisten sprach es sich rum wie ein Lauffeuer. Auf Unterseiten wurde heftigst diskutiert und bald waren sich alle einig. Die Regierung und alle Unterstützer MÜSSEN weg. Der Kreis der Verschwörer wuchs und Jonas schmiedete einen Plan. Doch für die Umsetzung dessen brauchte er Kontakt zu einem ehemaligen Nachbarn, einem der damals als Brigadegeneral im Generalsstab saß, Peter Rauser. Gleichzeitig sprach Jonas freiberufliche Journalisten an, denn er wusste ganz genau, ohne Medien, ohne Berichterstattung wäre alles Vorgehen vergebens. Während Max Maier immer wieder als angeblicher Terrorist diffamiert und überall gesucht wurde, weil er angeblich Anschläge auf Türken und Islamisten ausgeübt hatte, konnte Jonas sein Vorhaben umsetzen.“

Der Gesandte wandte sich an den Professor. „Das Foto hier, ist das vor oder nach der letzten Schlacht geschossen worden?“ Der Professor schüttelte den Kopf. „Nein, das war vor der letzten Schlacht und die meisten auf dem Bild haben sie nicht überlebt.“
„Das aber sagte man doch auch von Jonas Müller, oder irre ich mich?“
„Nein, Sie irren sich nicht! Doch hat das Gründe! Elisabeth? Würden Sie bitte weiter ausführen?“
Die Assistentin nickte und sah den Anwesenden in die Augen. „Jonas Müller war sich im Klaren, dass der Großteil der Bevölkerung einen Putsch nicht verstehen würde. Zu viele Jahre der Manipulation hatten aus dem Volk denkfreie Sklaven gemacht, die tagtäglich arbeiteten, um durchzukommen. Er musste also mit den wenigen die sich im Widerstand befanden, den ersten Weltkrieg wieder aufflammen lassen.“

Der Gesandte meldete sich zu Wort. „Entschuldigen Sie bitte, aber der Kaiser hat nach mir gerufen. Könnten wir morgen weitermachen?“
Der Professor nickte zustimmend und der Gesandte verließ freundlich aber bestimmt den Saal. Widerwillig, denn er wollte mehr erfahren, doch das musste nun warten!

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