Die „irakische Lehre“ als Arznei gegen die „ukrainische Blindheit“?

EU und Ukraine: Die „irakische Lehre“ als Arznei gegen die „ukrainische Blindheit“?

von Andrei Fedjaschin (Stimme Russlands)

STIMME RUSSLANDS Die Offensive des radikalen Islams im Irak scheint Europa zu einer Heilung von der „ukrainischen Blindheit“ und der Gewohnheit – auf Vorsagen der USA – für die Krise in der Ukraine ausschließlich den Kreml verantwortlich zu machen, zu bewegen. Die Parallelen zwischen dem Geschehen im Irak und dem in der Ukraine verblüffen.

Es muss gesagt werden, dass die „Gesundung“ der Europäer bereits im Gange ist. Österreich hat zum Beispiel Präsident Wladimir Putin am 24. Juni zu einem Besuch eingeladen. Das Weiße Haus war, wie nicht anders zu erwarten, deshalb gekränkt und bezeichnete diesen Besuch als ein „falsches Signal zur falschen Zeit“.

Vorerst ist diese „Ernüchterung“ in Europa in Teilen zu bemerken. Um Barack Obama nicht zu reizen, fährt die Europäische Union fort, mit Sanktionen gegen Russland „zu spielen“. Am 23. Juni verkündete Brüssel, es stelle den Import jener Waren von der Krim ein, die kein Zertifikat der Ukraine besitzen. Wie ein hochrangiger EU-Diplomat erklärte, hätte man sich kaum eine größere Dummheit und etwas Absurderes einfallen lassen können. Im Interview für die führende Internet-Ausgabe der EU, „EUobserver“, sagte er, dass man Russland der Annexion der Krim beschuldige, aber die Produzenten auf der Krim bestrafe, die angeblich ja unter dieser Annexion gelitten haben sollen.

Überhaupt wird es immer schwerer, Europa davon zu überzeugen, dass die USA in ihrer Außenpolitik tatsächlich durchdachte Pläne, nicht aber egoistische und zudem noch schlecht kalkulierte Interessen besitzen.

Die Europäer verstehen zum Beispiel nicht, wie es zu einer Verstärkung des extremistischen Islams im Irak kommen konnte, wohin Washington im April 2003 eingedrungen war und wo Präsident George Bush bereits im darauffolgenden Mai den vollen Sieg verkündet hatte.

Viele russische Experten vermuten, dass alles an dem verblüffenden Niveau der Inkompetenz des außenpolitischen Teams der Obama-Administration liege. Der Leiter des Lehrstuhls für Länder des postsowjetischen Auslands an der Russischen staatlichen geisteswissenschaftlichen Universität, Alexander Guschtschin, sagt hierzu Folgendes:

„Die Politik der USA befindet sich jetzt in einer schwierigen Lage, und das nicht nur im Zusammenhang mit der Ukraine. Eine ganze Reihe von Regionen der Welt steckt in der Krise, nicht zuletzt wegen der von Amerika betriebenen kurzsichtigen Politik. Viele vermuten, dass die USA, die in der Ukraine versumpft sind, eine Reihe anderer Momente, die im globalen Maßstab noch viel ernsthafter sind, übersehen haben.“

Die Herangehensweise der USA an die Lösung sehr ähnlicher Probleme verblüfft nicht mehr, sondern schockiert durch die Anlegung verschiedener Maßstäbe. US-Außenminister John Kerry war zum Beispiel am 24. Juni im Irakischen Kurdistan eingetroffen, um, wie das US-Außenministerium behauptet, den irakischen Behörden bei der Bildung einer neuen „inklusiven“ Regierung unter Einbeziehung aller Seiten, also auch der sunnitischen Minderheit und der Kurden, zu helfen. Zuvor hatte John Kerry in Bagdad angeblich vom al-Maliki-Kabinett gefordert, dass es in größerem Umfang die „Interessen der sunnitischen Minderheit, die Forderungen der Kurden nach einer Teilung der Befugnisse und nach einem gerechteren juristischen System berücksichtigen“ solle. Es handelt sich in etwa um dasselbe Schema, das Russland hinsichtlich der Ukraine vorschlägt: Kiew muss die Interessen des Donbass und des Gebiets Lugansk berücksichtigen und deren elementare Rechte gewährleisten. Washington lehnt eine solche Herangehensweise für die Ukraine indessen strikt ab.

Offenbar wollen sich die Amerikaner in der ukrainischen Richtung einfach an Russland rächen – für die ergriffene Initiative zu Syrien, für ihre eigene Unfähigkeit, die Olympiade in Sotschi scheitern zu lassen. Und nebenbei wollen sie auch die energiewirtschaftliche Zusammenarbeit Moskaus mit Europa zerstören, sagt der Direktor des Instituts für das russische Ausland, Sergej Pantelejew, und fährt fort:

„Die Amerikaner lösen auf diese Weise ihre Wirtschaftsprobleme. Sie schwächen Europas Position, das ein ernsthafter geopolitischer Konkurrent werden kann. Sie schwächen auch Russlands Position. Jetzt sind Mechanismen in Gang gesetzt worden, um die Territorien unter Kontrolle zu halten, die vom wirtschaftlichen und politischen Standpunkt her Konkurrenten der USA sind.“

Es muss gesagt werden, dass in diesen Tagen kein anderer als der Generalsekretär der Nato, der ehemalige dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen, die Schlacht um die „Konkurrenz-Territorien“ bestätigt hat. Auf einer Konferenz in London trat er, überraschend für alle Versammelten, für die Unterstützung einer Erschließung der Schiefergasvorkommen in Europa ein!? Rasmussen sagte, seiner Information nach nutze Russland die Nichtregierungs- und Umweltschutz-Organisationen Europas aus, um eine „sensible Desinformationskampagne gegen die Förderung von Schiefergas und für die Erhaltung der Abhängigkeit vom Import des russischen Gases“ zu führen. Ein Sprecher der NATO erklärte nach Rasmussens Rede, was das Schiefergas betreffe, so habe Rasmussen seine eigene Meinung geäußert und nicht im Namen der Nato gesprochen.

Die Umweltschutz-Organisationen kommentierten Rasmussens Worte recht giftig so: „Zu behaupten, wir seien irgendwelche Marionetten Putins, ist so lächerlich, dass es für uns interessant wäre zu erfahren, womit man sich in der Nato so umnebelt hat.“

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Anmerkung für den von mir blau markierten Text.
Für die Weltpolizei gilt:
Wenn zwei das gleiche tun, es ist noch lange nicht dasselbe.
Es zählen nur die Interessen der USA und sonst nichts.

 

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