DIE EVERYTHING-BUBBLE: ZEIT ZUM ABSCHIEDNEHMEN

Von Egon von Greyerz (goldswitzerland)

Wird der Herbst 2021 das Ende der Everything-Bubble markieren?

Steht den Anlagemärkten schon in Kürze das Ende des Marktwahnsinns bevor?

In der Tat gibt es kaum noch Vernunft an den Märkten oder in der Weltwirtschaft, so dass wir jetzt einen Punkt erreicht haben, an dem wir, um es mit George Bernard Shaw zu sagen, Wahnsinn als gesunder Menschenverstand akzeptieren müssten.

Wenn die Welt wahnsinnig wird, muss Wahnsinn als gesunder Menschenverstand akzeptiert werden; denn letzten Endes ist es wohl allein der Wahnsinn, über den sich gesamte Welt einig ist.

George Bernard Shaw

An den heutigen Anlagemärkten geht es im Grund nur noch um sofortige Befriedigung und schnelles Reichwerden.

„Aktien steigen immer“ in der Everything-Bubble und Immobilien genauso. Selbst der normalerweise langweilige Anleihemarkt ist jetzt seit 40 Jahren gestiegen. Und dann gibt es da noch die ganz heißen Technologieaktien, von denen viele allein in diesem Jahrhundert tausende Prozent Zuwachs hatten.

An dieser Stellen dürfen auch die Aktien von SPAC-Unternehmen (Special Purpose Acquisition Companies bzw. Akquisitionszweckunternehmen) oder Blankoscheck-Unternehmen nicht fehlen, wobei Mantelunternehmen genutzt werden, um bereits bestehende Unternehmen aufzukaufen, um deren Aktienkurs aufzupumpen.

All das gab es natürlich schon einmal. Zum Beispiel während der Südseeblase in den 1720ern. Damals wurden Unternehmen gegründet und Kapital aufgetrieben – allein mit dem Ziel, „Geld zu machen“.

Auch die Kryptowährungen, mit einer Gesamtbewertung von aktuell 2 Billionen $, dürfen an dieser Stelle nicht fehlen. Noch vor acht Jahren lag ihr Gesamtwert ihre Gesamtbewertung bei nur über einer Billion $. Ist das die Blase des Jahrhunderts, wie damals die Tulpenzwiebeln im 17. Jh.? Oder sind Kryptowährungen das Geld der Zukunft? Nun ja, die meisten Leser kennen meine Meinung dazu oder werden sie sich denken können!

VALUE INVESTING & VERMÖGENSSCHUTZ IST FÜR „SCHWACHMATIKER“

In einer Welt, wo sich im Grunde alles darum dreht, „schneller reich zu werden“, hat weder Value Investing noch Vermögensschutz wirklich einen Platz. Warum sollte man sich um die Sicherung seines Vermögens Gedanken machen, wenn man sein Geld über den Nasdaq seit 2009 hat verfünfzehnfachen (15x) können – oder mit Bitcoin, seit 2011, verfünftausendfachen (5.000 x)?

Markthochs exakt vorherzusagen, ist im Grunde eine idiotisches Unterfangen. Einige von uns, die sich mit Risikobewertung beschäftigen, sorgen sich schon eine ganze Weile um die Everything-Bubble-Ökonomie. Für uns ist die Entwicklung der Weltwirtschaft bzw. der Vermögensmärkte seit der Großen Finanzkrise von 2009 eine Illusion gewesen.

Es ist fast so, als wäre man Teil einer virtuellen Realität, eines Computerspiels, wo einige Spieler ihre Vermögen ganz automatisch um einige Millionen oder gar Milliarden Dollar vergrößern, immer wenn sie über „Start“ ziehen.

Doch während die Reichen reicher werden, werden die Massen immer ärmer und immer verschuldeter.

Wir betrachten das Vermögen, das viele erworben haben, als Illusion, welche sich bald in Luft auflösen wird; doch für die betreffenden „Glücklichen“ ist diese Illusion nur allzu real.

Wer aber glaubt, dass diese Gewinne real und nachhaltig sind, wird in den kommenden Jahren den Schock seines Lebens bekommen. Wie ich in einem jüngst erschienene Artikel über das Ende des US-Imperiums zeige, ist das Vermögen der 400 reichsten Amerikaner in den letzten 40 Jahren – im Verhältnis zum US-BIP – von 2 % auf 18 % gestiegen.

Natürlich ist eine solche Vermögenskonzentration spektakulär, allerdings auch sehr gefährlich für die Welt. Richtig, Bäume wachsen immer in die Höhe, sie wachsen jedoch nie in den Himmel!

AM ENDE EINER ÄRA – VERLUSTE VON 90 %

Wir erleben gerade das, was Shaw als „den Wahnsinn, über den sich gesamte Welt einig ist“ bezeichnet.

Ich habe es häufig schon gesagt: Meiner Überzeugung nach befinden wir uns am Ende eines sehr großen ökonomischen Zyklus. Nicht nur die Märkte sind Wahnsinn, sondern auch die Defizite, die Schulden und die Währungsentwertungen.

Doch auch moralische und ethische Werte haben sich in Luft aufgelöst und wurden ersetzt durch Lügen, Betrug und den Tanz ums Goldene Kalb.

Wir befinden uns aktuell in einer sehr kritischen Phase für die Welt, da Exzesse von so gewaltigem Umfang korrigiert werden müssen.

Exponentielle Bewegungen in eine Richtung erfahren immer auch eine Korrektur. Die Korrekturen werden von ähnlicher Stärke sein; allerdings werden sie sich viel schneller vollziehen. Wir reden hier von Verlusten von 90 % und mehr an allen großen Vermögens- und Schuldenmärkten.

Niemand hält solche Bewegungen derzeit für möglich, schließlich gibt es Zentralbanken und Staaten, die unbegrenzte Geldschöpfung bereithalten – mittels neuer Zentralbanken-Digitalwährungen, die die Welt retten werden.

ILLUSIONEN BLEIBEN ILLUSIONEN

Illusionen können nicht die Welt retten, das sollte man unbedingt verstehen; aller Erfindungen und Kapriolen zum Trotz, mit denen die Zentralbanken oder Schwab (Weltwirtschaftsforum) und seine Milliardärskumpanen aufwarten werden….

Virtuelle Illusionen, in Form von Falschgeld oder leeren Versprechen, werden Schulden nie begleichen können, genauso wenig, wie es ihnen nicht gelingen wird, die Naturgesetze zu ändern.

Jedenfalls werden all diese „bösen Kräfte“ ihre Macht nutzen, um zum Zweck der Weltenrettung Schein-Neustarts zu orchestrieren, damit sie ihren Zugriff auf Weltwirtschaft und Finanzsystem ausweiten können. Allerdings lässt sich ein überschuldetes Scheinsystem nie auf geordnetem Weg neustarten.

Aus meiner Sicht wird jeder künstliche oder scheinbare Neustart nur sehr begrenzte Wirkung haben. Es ist einfach nicht möglich, ein Schuldenproblem durch mehr Schulden zu lösen, ganz gleich, wie sehr es die Machthaber mit Schafspelzkostümen versuchen mögen…

Ein geordneter Neustart ist also sehr schnell zum Scheitern verurteilt. Neues digitales Fiat-Geld – und folglich Falschwährung – wird nicht das Schuldenproblem der Welt lösen.

Und auch Schuldenabschreibungen sind nichts weiter als ein illusorischer Akt. Schreibt man Schulden ab, so werden auch die Aktiva, die den Schulden in den Bilanzen gegenüberstehen, im Wert implodieren. Da diese Assets zudem noch durch Schulden gehebelt sind, haben sie einen sehr weiten Weg nach unten vor sich.

Aus diesem Grund sind Vermögenswertimplosionen von 90-100 % auch sehr wahrscheinlich. Nur sehr wenige können sich das tatsächlich vorstellen. Doch brechen die Schulden ein, brechen ebenfalls die Blasen-Vermögenswerte ein, die allesamt durch wertlose Schulden aufgebläht worden sind.

Man sollte sich wieder in Erinnerung rufen, dass der Dow beim großen Aktienmarktcrash von 1929-32 ganze 90 % seines Wertes verloren hatte. Anschließend dauerte es 25 Jahre, bis der Dow wieder über sein 1929er-Hoch steigen konnte. Und heute – 92 Jahre nach diesem Markttop – sind Schulden, Defizite und auch die Vermögenswertblasen weitaus größer als noch Ende der 1920er Jahre.

Unten finden Sie eine Reihe von Diagrammen, die alle auf eine Everything-Bubble verweisen.

DER BUFFETT-INDIKATOR

Das sind sie, die unstrittigen Beweise, dass wir es hier mit der Mutter aller Bubbles zu tun haben.

Blasen können immer noch ein Stück weiter wachsen und größer werden, diese Erfahrung konnten wir in diesem Jahrhundert schon machen; das gilt insbesondere mit Blick auf einen großen Superzykus, der zu Ende geht (und möglicherweise ganze 2.000 Jahre groß bzw. lang ist).

Nichtsdestotrotz häufen sich die Indizien für eine epische Asset-Bubble. Neben den oben gezeigten Charts, die auf bislang ungekannte Illusionsbildung an den Märkten hinweisen, haben wir auch eine Reihe von technischen Indikatoren, die alle auf das Ende der Everything-Bubble hindeuten.

Zum Beispiel der Momentum-Indikator RSI (Relative Strengh Index) in Bild unten. Er erreichte 2017 sein Top; der enorme Anstieg, den der Dow seither zeigt, wurde von diesem Indikator nicht bestätigt. Und das ist ein sehr negatives Zeichen, wenngleich er kein kurzfristiger Indikator ist.

Auch viele andere technische Indikatoren, darunter Elliot Wave oder Dow Theory, legen alle nah, dass ein Top der Everything-Bubble unmittelbar bevorsteht. Ob dahingehend ein Top schon nächste Woche erreicht wird (was möglich ist) oder erst in einigen Monaten, wird sich erst noch zeigen. Einige der wichtigen zyklischen Indikatoren legen mögliche Wendepunkte zwischen heute und dem 24. September nah.

DIE EVERYTHING-BUBBLE ÜBERLEBEN: RISIKOSCHUTZ GEHT ÜBER ALLES!

Viel wichtiger als den genauen Zeitpunkt des Tops festzunageln, ist ein Verständnis dafür, welche Risiken hier im Spiel sind.

Sollten wir uns, wovon ich fest ausgehe, am Ende der Everything-Bubble befinden, dann braucht sich niemand um Markttiming zu kümmern. Investoren sollten viel eher verstehen, dass das Aufwärtspotential vielleicht 10 % beträgt und das Abwärtspotential 90 %+.

Wer ist so dumm, ein solches Risiko einzugehen? Möglicherweise eine Aufwärtsbewegung von 10 %…doch dann ein viel sicherer Fall um 90 %.

Wir reden hier von effektiven Verlusten. Falls wir Hyperinflation bekommen, können Aktien und andere Vermögenspreise nominal durchaus steigen, effektiv fallen sie aber – wenn sie in einer stabilen Kaufkraft, wie beispielsweise Gold, bemessen werden.

Zur Frage von oben: Verwöhnt von zweistelligen Billionen-$-Falschgeldsummen, mit denen die epische Everything-Bubble angeheizt wird, erwartet die gesamte Investment-Welt jetzt, dass es auch in den kommenden Monaten und Jahren genauso weitergehen wird.

Richtig ist, dass noch sehr viel mehr Geld geschöpft werden wird, doch dieses Mal wird es nur sehr geringe Wirkung haben. Stattdessen werden der Dollar, der Euro, der Yen etc. ihren Absturz fortsetzen, den wir seit 1913 schon beobachten können. Sie sind seither um 98 %-99 % gefallen; und prozentual ähnlich stark seit 1971, als Nixon das Goldfenster schloss.

Der Verlust der finalen 1-2 % wird sehr bald beginnen; und mit diesen Verlusten fallen die meisten Währungen auf ihren intrinsischen Wert von NULL. Aber nicht vergessen: Dieser finale Sturz ist ein 100%iger von den heutigen Ständen aus betrachtet.

Man sollte sich wieder in Erinnerung rufen, dass die Bemessung der eigenen Vermögensanlagen in beispielsweise Dollar eine vergebliche Übung in Selbstgefälligkeit ist. Man schmeichelt nur seinen Anlagequalitäten, wenn man die eigene Performance in einer Währung misst, die seit 1971 schon 98 % verloren hat und 84 % seit 2000.

Wer diese Methode auch noch in den kommenden Jahren anwendet, könnte feststellen, dass das eigene Papiervermögen vielleicht ganz gut aussieht aber – effektiv betrachtet – wertlos ist. Fragen Sie einfach jemand, der in einer hyperinflationären Wirtschaft, wie Jugoslawien, Argentinien oder Venezuela, gelebt hat.

Also: Was ist eine „Dornröschen-Anlage“? Nicht schwer zu erraten. Eine Anlage, die 100 Jahre lang vergessen werden kann, doch wenn sie dann erwacht, wird sie ihre Kaufkraft erhalten haben.

GOLD

Falls wir den erwarteten Aktienmarktcrash bekommen, ist es möglich, dass Gold und die Edelmetalle noch etwas weiter korrigieren, wie damals 2008. Anders als heute steckte Gold damals in einer großen Hausse-Bewegung von 250 $ im Jahr 1999 auf 1.000 $ im Jahr 2008. „Schwache Hände“ benötigten damals Liquidität vor dem Hintergrund eines Aktienmarktcrashs und einer allumfassenden Bubble.

Gold befindet sich heute seit Jahren in einer Konsolidierung und es gibt derzeit deutlich weniger spekulative Investoren als 2008. Aus diesem Grund würde ich, wenn überhaupt, von einer deutlich kleineren und kürzeren Korrektur ausgehen.

Aber zurück zum Thema Dornröschen: Es gibt ein Investment, das man in aller Sicherheit auch für 100 Jahre zurücklegen kann. Klar, es handelt sich dabei um physisches Gold – sicher verwahrtes natürlich.

Solange man Gold an einem sicheren Ort und in einem sicheren Land lagert, weiß man, dass es seinen REALEN Wert behalten wird – wie schon seit 5.000 Jahren. Ja, es gibt Schwankungen, allerdings zeigt uns die Geschichte, dass Gold nicht nur das einzige Geld ist, das im Verlauf der Geschichte überlebt hat, sondern auch das einzige Geld, dessen reale Kaufkraft erhalten blieb.

Gold ist heute bei 1.750 $ so UNBELIEBT und UNTERBEWERTET wie 1971 bei 35 $ und wie im Jahr 2000 bei 288 $.

Ich werde auch nicht aufhören, den Chart unten zu zeigen – das werde ich erst, wenn diese Situation bereinigt ist.

Das erinnert mich an den römischen Senator Cato während der Punischen Kriege (ca. 150 v. Chr.), der jede seiner Reden vor dem Senat mit Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.beendete.

Am Ende zahlte sich seine Hartnäckigkeit aus, Karthago wurde zerstört.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass Gold es bald schon schaffen wird, die aktuelle Unterbewertung zu bereinigen und auf Stände zu steigen, die sich derzeit kaum jemand vorstellen kann. Das legen technische wie fundamentale Indikatoren ganz klar nah.

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