Die Euro-Show, der Dollar-Blow und das Gold

von Manfred Gburek, 26. November 2010

Die Euro-Show, der Dollar-Blow und das Gold

Wenn Medien ihre eigenen Visionen verbreiten, muss das zwar nicht immer verkehrt sein. Aber wenn sie dabei über das Ziel hinausschießen, reduziert sich die Vision auf einen Gag. So wie im Fall Handelsblatt, das neulich die Schlagzeile prägte: „Das nächste Irland heißt Portugal“. Gewiss, was den Zinsaufschlag im Vergleich zu Bundesanleihen betrifft, könnte Portugal immer mehr an Irland heranrücken, falls das Land im tiefen Südwesten Europas ebenfalls vom Ramsch-Rating heimgesucht würde (und wahrscheinlich noch heimgesucht wird). Aber sonst? Irland hat ein Bankenproblem, Portugal ein Strukturproblem der Wirtschaft insgesamt. Irland ist finanziell nicht nur mit dem Euro-Raum und hier speziell mit Deutschland eng verbunden, sondern auch mit Großbritannien. Und Portugal? Nicht von ungefähr klingt Fado, die portugiesische Volksmusik, so traurig, und nicht zufällig zieht es immer mehr Portugiesen ins Wirtschaftswunderland Brasilien, wo ihre eigene Sprache gesprochen wird.

Es gibt viele Kommentare aus berufenem Mund und sogar Verschwörungstheorien, die besagen, dass das irische Schuldenproblem ebenso künstlich aufgebauscht wurde wie vorher das griechische. Darin steckt mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Aber warum das Aufbauschen? Die Antwort scheint zunächst im Dunkeln zu bleiben. Dies umso mehr, je intensiver Chinesen sich ausgerechnet in notleidenden Ländern des Euro-Raums zu günstigen Konditionen breit machen, indem sie zum Beispiel den griechischen Schiffbau finanziell stützen oder in der irischen Stadt Ashlone ein ganzes Industriegebiet auf die Beine stellen. Demzufolge hätten sich unter Umständen sogar die Rettungspakete für Griechenland und Irland erübrigt.

Die Antwort braucht indes gar nicht im Dunkeln zu bleiben, und zwar aufgrund einiger einfacher Überlegungen. Waren es im Fall Griechenland vor allem französische Großbanken, die als Kreditgeber von der Rettung des Landes durch andere Euro-Länder EU profitierten, so sind es im Fall Irland in erster Linie britische und deutsche Großbanken, wobei die quasi dem deutschen Staat gehörende Hypo Real Estate wieder einmal an vorderster Front dabei ist. Das erste Fazit daraus: Die Chefs der finanziell ge- und zum Teil überforderten Banken haben von vornherein gewusst, dass sie dank staatlicher Unterstützung – auf dem Umweg über den Euro-Rettungsschirm, im Fall Irland in großem Umfang auch über den Internationalen Währungsfonds – glimpflich davonkommen, also um ihre Kredite nicht bangen müssen. Das zweite Fazit: Die mithilfe der Medien inszenierte Dramatisierung und große Show um die Not der Griechen und Iren hat dazu gedient, Druck auf die Regierungen der Euro-Länder auszuüben.

So gesehen, ist es kein Wunder, dass man sich jetzt Portugal und demnächst mit großer Wahrscheinlichkeit einen weiteren Kandidaten vornimmt. Wobei einige der beteiligten Großbanken nicht nur mittelbar profitieren dürften, indem sie ihre Kredite dank staatlicher Euro-Länder-Hilfe in Sicherheit bringen, sondern auch unmittelbar, indem sie sich an der begleitenden Währungsspekulation beteiligen. Diese richtet sich zurzeit mit auffallender Intensität gegen den Euro. Davon profitiert der Dollar, und genau darüber schüttelt so mancher erfahrene Spekulant den Kopf. Denn die volkswirtschaftlichen Eckdaten der USA und dort speziell vieler Bundesstaaten und Kommunen sind einfach katastrophal.

Dann kommt zwangsläufig die Frage auf, ob beim Euro/Dollar-Verhältnis nicht noch andere Kräfte am Werk sind. Bekanntlich deuten die Daten aus den USA darauf hin, dass manche Bundesstaaten und Kommunen schon längst pleite sind. An einen Schuldenabbau ist nicht zu denken, weil dazu erst die Wirtschaft anspringen müsste. Folglich ist der im Vergleich zum Euro starke Dollar-Blow eigentlich ein Witz. Dessen Pointe dürfte 2011 darin bestehen, dass die Spekulanten in den Großbanken auf die Trendwende setzen, also den Dollar wieder herunter handeln werden. Signale dafür werden sie von der US-Regierung und von der Notenbank Fed erhalten.

Wie sich diese Entwicklung auf die Preise von Gold und Silber auswirkt und weiter auswirken wird, liegt auf der Hand: Beide Edelmetalle profitieren von der großen Unsicherheit, die einerseits das Dilemma um die Rettung europäischer Staaten mit sich bringt, andererseits das Trauerspiel um die de facto schon pleite gegangenen US- Bundesstaaten und -Kommunen. George Soros, erfolgreicher Hedgefondsmanager und Pro-Gold-Spekulant, hat das Thema vor Kurzem treffend auf den Punkt gebracht, indem er die kommende Goldpreisentwicklung als Parabel bezeichnete. Darunter versteht man in der Mathematik eine ins Unendliche laufende Kurve.

Aber war Soros nicht derjenige, der die Goldpreisentwicklung noch zu Beginn dieses Jahre als „ultimative Blase“ bezeichnet hatte? Ja, er hatte, doch diese Aussage muss nicht unbedingt im Widerspruch zu der ins Unendliche gehenden Parabel stehen. Denn unendlich bedeutet hier, dass der Wert der Währungen, in denen der Goldpreis gemessen wird, gegen Null tendiert, und Blase, dass kurz vor Null eine Währungsreform kommt, dass also die Goldblase platzt. Was so viel heißt wie: Vor und nach der Währungsreform können Sie hypothetisch für den Wert von einer Unze Gold drei bis vier Wochen lang Lebensmittel einkaufen, nur dass die Unze vor der Währungsreform 10.000 oder 20.000 Euro bzw. Dollar entspricht und nach der Währungsreform x Einheiten einer neuen Währung. Das heißt, die Kaufkraft des Goldes bleibt etwa gleich, die des Papiergeldes (Euro, Dollar und die der meisten anderen Währungen) sinkt dagegen so weit, dass man mit dem Zeug am Ende fast nichts mehr einkaufen kann.

Ganz so hypothetisch, wie hier der Anschaulichkeit halber beschrieben, ist die ganze Sache gar nicht, wenn Sie Ihr Gold an einem sicheren Ort lagern, etwa bei einer Bank oder bei einem etablierten Edelmetallhändler in der Schweiz, und es dort nach der Währungsreform in das neue – oder in die neuen – Zahlungsmittel tauschen. Bis dahin schützen Sie sich mit Ihrem Gold vor der Entwertung der Währungen. Dasselbe Verfahren können Sie auch mit Silber anwenden, nur dass dann wegen dessen im Vergleich zum Gold viel niedrigerem Wert je Unze die Lagerkosten in die Höhe schießen.

Am Ende noch zu einer oft gestellten Frage: Kann man in Zeiten schwindender Kaufkraft der Währungen beim Kauf von Lebensmitteln und anderen Dingen des Alltags überhaupt mit Gold oder Silber zahlen? Theoretisch kann man, aber praktisch würden die Edelmetalle, von Ausnahmen abgesehen, nicht als Zahlungsmittel akzeptiert. Also sollten Sie sie vorher bei der Bank oder beim Edelmetallhändler Ihres Vertrauens gegen die passende Währung einlösen und dann mit den eingetauschten Scheinen so schnell wie möglich zum Einkauf schreiten, bevor die Scheine an Wert verlieren, weil die Preise für Lebensmittel usw. schon wieder steigen.

http://www.gburek.eu/

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