Die Ermordung Khashoggis: schlimmer als ein Verbrechen – ein Fehler

Eric Margolis (antikrieg)

Nachdem sie jahrzehntelang zugeschaut haben, wie die Saudis Kritiker und Gegner geköpft und gekreuzigt haben, sind die Großen und Guten in Washington plötzlich über einen einzigen Mord empört.

Das Opfer war ein saudischer Kolumnist aus der Elite dieses Landes, der für seine gemäßigten, vorsichtigen Ansichten bekannt war, der auch mit dem ehemaligen saudischen Geheimdienstchef Turki al-Faisal verbunden war.

Aber sogar die sanfte Kritik an der königlichen Regierung und insbesondere an ihrem starken Mann, dem Kronprinzen Mohammed bin Salman (alias MBS), führte dazu, dass Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul, wohin er letzte Woche gelockt wurde und aus dem er nie mehr herauskam, ermordet und in Stücke geschnitten wurde. Der türkische Geheimdienst, der heimlich das saudische Konsulat überwachte, erfasste die grässlichen Details, als angeblich Khashoggis Finger abgeschnitten wurden, gefolgt von seinem Kopf.

Khashoggi schrieb für zahlreiche Zeitungen, darunter die Washington Post. Er war ein lästiger Journalist geworden, der den eigenwilligen saudischen Kronprinzen verärgerte, der vermutlich wie Englands König Heinrich II. schrie: „Wird mich denn niemand von diesem lästigen Priester befreien?“

Als ehemaliger unbotmäßiger Journalist für Zeitungen in Katar, Dubai und der Türkei bin ich über dieses Verbrechen entsetzt. Kronprinz Mohammed hat seine Untertanen verhaftet, eingesperrt, niedergeschlagen und eingeschüchtert, alles unter dem Beifall von Trump und seinem Schwiegersohn Jared Kushner, der tief im Bett mit den saudiarabischen Geldsäcken liegt.

Ich bin überrascht, dass die Saudis nicht die Israelis, die sehr gut im Morden und Entführen sind, gebeten haben, sich Khashoggi vorzunehmen.

Der Aufruhr in Washington und in den zahmen US-Medien stand im Gegensatz zu ihrem Schweigen über das Schicksal anderer Journalisten, die in Ägypten und in den Vereinigten Arabischen Emiraten, beides US-Klientelstaaten, getötet oder inhaftiert wurden. Al-Jazeeras Kairo-Korrespondent Mahmoud Hussein wird seit zwei Jahren ohne Anklage im Gefängnis festgehalten, weil er es gewagt hat, über die ehemalige demokratische Regierung Ägyptens zu schreiben, die durch einen Putsch von Saudi-Arabien, den Golfstaaten und Israel gestürzt wurde.

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben angebliche Feinde seit dem 11. September entführt, gefoltert und „verschwinden“ lassen.





Zurück zu den Saudis. Angesichts ihres kriminellen Verhaltens versuchte Präsident Donald Trump, sich aus dem Skandal herauszuwinden, indem er behauptete, dass der Mord von „schurkischen“ saudischen Agenten begangen worden sein könnte, was von den Saudis schnell bestätigt wurde. Aber sogar die üblichen Schoßhund-Republikaner im US-Kongress weigerten sich, diesen Unsinn zu schlucken und forderten Sanktionen gegen Saudi-Arabien.

Offensichtlich wurden sogar der US-Kongress und die Medien nervös wegen des Völkermordkriegs Saudi-Arabiens gegen den Jemen, der über 10.000 Zivilisten getötet und eine weit verbreitete Hungersnot und Krankheit hervorgerufen hat – alles mit US-amerikanischen und britischen Waffen, Beratern und Geheimdiensten.

Nicht so schnell, erwiderte Trump, dessen Geschäftsimperium stark von Geld aus Saudi-Arabien und dem Golf profitierte. Die Saudis haben Rüstungsaufträge über 110 Milliarden Dollar und, so Trump, 400 Milliarden Dollar an Handelsaufträgen ausstehend. Wir können nicht riskieren, dass Riyadh diese Bonanza absagt, sagte Trump. Erst vor einer Woche hatte Trump höhnisch bemerkt, dass die Saudis sich nicht verteidigen können und auf den Schutz der USA angewiesen sind.

Von Trump nicht erwähnt wurde die stillschweigende Drohung, dass die Saudis einen Teil ihres Fundus an US-Schatzanweisungen einlösen könnten. Wie viele US-Gesetzgeber und Journalisten auf der Gehaltsliste der Saudis stehen, bleibt ein tiefes, dunkles Geheimnis.

Ebenso wichtig ist, dass die Saudis und Emiratis nun eng mit der rechtsextremen Regierung Israels verbunden sind. Israel war ein Türöffner für die Saudis und die Golfstaaten in den politischen Kreisen Washingtons. Die israelische Lobby reitet zur Verteidigung der Saudis.

In der Zwischenzeit werden wir das ekelhafte Schauspiel der Trump-Administration beobachten, die versucht, dieses Verbrechen zu vertuschen und ihre räuberischen Verbündeten in Saudi-Arabien zu schützen, während sie versucht, Krieg mit dem Iran zu provozieren.

Amerikaner, die mit einer Multi-Millionen-Dollar-Werbekampagne über das modernisierte „neue“ Saudi-Arabien hereingelegt wurden, komplett mit einer Handvoll weiblicher Autofahrerinnen und Werbespots über „befähigte Frauen“, werden sehen, was für ein korruptes, brutales Regime sie so lange vorbehaltlos unterstützt haben.

Die Frage wird bleiben: Wer in der saudischen Führung war dumm genug, den Mord an Khashoggi zu billigen? Könnte dieses Verbrechen den Beginn des Untergangs des mittelalterlichen saudischen Regimes einläuten?

Der weise und zynische Tallyrand sagte über den Mord an dem jungen Duc d’Enghien: „Schlimmer als ein Verbrechen – es war ein Fehler.“

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Die Ermordung Khashoggis: schlimmer als ein Verbrechen – ein Fehler
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5 Kommentare

  1. Geschätzter ce… äh… Jürgen II,
    was das "früher" angeht, hast Du natürlich völlig recht, ebenso, was die "aktuelle Situation" angeht.
    Armee ist ja ein "Staat im Staate"? Mit den entsprechenden Zugriffsrechten, "im Ernstfall", von wem auch immer ausgerufen…
    Nur, wer sagt uns, daß, wenn "die Felle am Davonschwimmen sind", möglicherweise nach einem Finanzcrash, es nicht erst recht zu Kriegen kommen wird?
    Das Potential ist, rein pragmatisch betrachtet, da, im Gegensatz zu früher!

    Grüße von der Alb "ra"!

  2. Lieben Jürgen, bist Du immer noch dabei, wider den Stachel zu löcken (lecken)? Apostelgeschichte 9, 5:

    https://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/apostelgeschichte/9/

    Früher konnte man einen Krieg nur so lange führen, wie man Geld hatte.  Die große Überraschung der Volkswirte im Ersten Weltkrieg war, daß der Krieg überhaupt nie endete, weil die FED den Krieg ständig steigend kreditierte, und der Kredit ungebetenerweise auf die Zahlungsfähigkeit des zu erwartenden besiegten Deutschen Reichs aufgenommen wurde. 

    Deswegen die unerhörte Härte des Versailler Vertrags und der Zwang, daß die Deutschen die Kriegsschuld übernehmen, um für die Kriegskosten aller ihrer Kriegsgegner aufkommen.  Die Anerkennung der Kriegsschuld der Deutschen war für die Banken die deutsche Unterschrift unter ihre Darlehen an die deutschen Kriegsgegner.

    Ich sehe deshalb aktuell  das Problem, daß die Amerikaner unbegrenzt Geld für Kriege zur Verfügung haben, wenn es nicht gelingt, den Dollar als Handeswährung zu zerstören.  Wegen  der relativ geringen Handelsstärke der USA dürfte dies möglich sein.  Damit wären Kriege a la Irak, Lybien, Syrien, Ukraine, Iran nicht mehr möglich und die Welt sicherer geworden.

    Natürlich wäre das hart für das Geldvermögen der kleinen Leute, ihre Ersparnisse und Betriebsrenten.  Zum Ausgleich könnte man die Gehälter der unfähigen und unpatriotischen Beamten halbieren. 

    Gruß von einer Mittelmeerinsel!

  3. " Das einzige, was uns jetzt noch helfen kann, wäre der Bankrott des Kreditgeldes, denn ohne Geld kann ein Krieg nicht geführt werden. "

    Nun, an bereits vorhandenen Waffen dürfte es nicht mangeln? Treibstoff und Nahrung für die Truppen ebenso. Da wird man dennoch ein paar Monate Krieg führen können …

    Grüße Jürgen

  4. 22.10.2018

    Einen guten Artikel zu Khashoggi bringt auch:

    https://www.mmnews.de/politik/96314-khashoggi-saudi-journalisten-hack-22

    Putin verweist auf das zweierlei Maß bzw. die doppelte Moral des "Westens" in der bisher unaufgeklärten Skripal-Affäre und Khashoggi, wobei ersterer mit seiner Tochter Julia weiter unter Verschluß bleibt.

    Erdogan ist mit Katar verbündet und will am Dienstag eine "nackte Erklärung" abgeben, vielleicht die Zerstückelung des Körpers von Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul, falls die Türken das Konsulat verwanzt haben sollten.

    "I will make statements on Tuesday at the AK Party parliamentary group meeting,” Erdogan said on Sunday afternoon, as cited by the Sabah newspaper."

    https://www.rt.com/news/441889-erdogan-trump-khashoggi-justice/

    Das fünfzehnköpfige saudische Attentäter-Team landet in Istanbul und zieht wieder ab.

    https://www.youtube.com/watch?v=u8oEwgPF4i0

    Selbst Trump kommen jetzt taktische Bedenken, was bei ihm jedoch bekanntlich nicht viel zu bedeuten hat.

    "'Obviously there’s been deception and there’s been lies,' Trump told the Washington Post."  "Offensichtlich gab es da Täuschung und Lügen, sagte Trump der Washington Post."

    Für uns ist besonders bedauerlich und gefährlich, daß in einer Welt, die seit mehr als 100 Jahren von satanischen Mächten regiert wird, Trump den Vertrag über die Mittelstreckenraketen kündigen wird.  

    So ungern man auch die nackten Tatsachen der NATO zur Kenntnis nehmen mag, so wird von ihr doch eindeutig ein Krieg vorbereitet.  Oder meint jemand, die klugen Strategen und Führer der NATO, die sich schon in Syrien mit Verbrechen befleckt haben, würden grundlos die Erhöhung der Militär-Budgets fordern? 

    Das einzige, was uns jetzt noch helfen kann, wäre der Bankrott des Kreditgeldes, denn ohne Geld kann ein Krieg nicht geführt werden.

  5. Aber aber, wir müssen den Saudis doch zur Seite stehenm. Ohne die wären Rehinmetal, Diehl, H+K  und ein ganze Menge anderer Waffenproduzenten und -Händler pleite. Ich sage nur Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Arbeitsplätze.

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