Die Anti-Journalistin Anne Will “interviewt” Angela Merkel

Übernommen aus dem Blog von Norbert Häring

Dafür also zahle ich Rundfunkbeitrag. Dass die Top-Talkshow-Moderatorin die Kanzlerin eine Stunde lang nur in eine Richtung in die Mangel nimmt. Warum nicht strenger, warum nicht mehr Lockdown, wann endlich? Das hat mit Journalismus nicht mehr viel zu tun.

Es hätte mit Journalismus zu tun, wenn irgendwie der ganzen Bevölkerung klar wäre, es braucht mehr Lockdown und es ist irgendwie ein Skandal, dass es ihn nicht gibt. Aber so ist es ja nun nicht. Sondern sehr große Teile der Bevölkerung finden das, was passiert, inzwischen abartig. Ich vermute, es ist die Mehrheit, aber es ist mindestens eine sehr große Minderheit.

Wie kann diese Frau, die wir zwangsweise fürstlich entlohnen müssen, sich dann erdreisten, einfach zu sagen, sie habe sich überlegt, ob sie nicht auch Fragen in Richtung “Ist jetzt nicht mal genug mit Lockdown?” stellen sollte. Aber so sei es ja nicht. Das weiß sie einfach. Und zwar so sicher, dass man nicht einmal mit der Bundeskanzlerin darüber reden muss, was große Teile der Bevölkerung umtreibt. Das ist arrogante Anmaßung im Quadrat.

Stattdessen definiert sie einfach das Ergebnis einer Umfrage um. Ein gutes Drittel ist für härteren Lockdown. Knapp zwei Drittel sind dagegen und sagen entweder es ist gut wie es ist, oder sollte gelockert werden. Sie aber drängt die Bundeskanzlerin zu härteren Maßnahmen, für die sie ja der Umfrage zufolge die Bevölkerung hinter sich hätte. Für wie blöd hält sie eigentlich die Zuschauerinnen.

Da wird dann natürlich auch nicht nachgefragt, wenn Angela Merkel sagt, sie schaue durchaus nicht nur auf die Inzidenzen. Sie schaue auch auf den R-Wert. Hätte man ja mal fragen können, ob es nicht einen Unterschied macht, dass immer weniger Leute an und mit Covid sterben. Tut Will aber nicht, wahrscheinlich, weil sie eine Agenda mit der Kanzlerin abgesprochen hat, für die sie öffentliche Rückendeckung organisieren soll, damit diese die widerspenstigen Ministerpräsidentinnen zur Räson bringen kann.

Eine Stunde lang wird nicht einmal in Erwägung gezogen, dass die Ministerpräsidenten widerstrebend sind, weil sie näher an den Menschen sind als Anne Will und die Kanzlerin in ihrer Berliner Blase. Und dass diese Menschen eben die Nase voll davon haben, mit immer weniger aussagekräftigen Inzidenzzahlen in Lockdowns immer fragwürdigerer Wirksamkeit getrieben zu werden.

So kann und darf man als Journalistin kein Interview führen. Das war ein Offenbarungseid. Und mit Staatsferne hat es überhaupt nichts mehr zu tun.

P.S. Während sich die Kanzlerin assistiert von Anne Will redlich bemüht, Inzidenzpanik zu schüren, ist die Zahl der Sterbefälle an und mit Covid weiter zurückgegangen. Auch Samstag und Sonntag war die Zahl der dem RKI gemeldeten Fälle niedriger als am vorangegangenen Wochenende. Die Gesamt-Sterblichkeit ist niedriger als im Durchschnitt der Vorjahre. Aber das sind alles Informationen, die bei ARD und ZDF inzwischen auf dem Index zu stehen scheinen, weil zu positiv und damit Lockdown-Kritikern in die Hände spielend, die man dann nicht mehr so leicht als Corona-Leugner verunglimpfen kann.

(Visited 195 times, 1 visits today)
Die Anti-Journalistin Anne Will “interviewt” Angela Merkel
1 Stimme, 5.00 durchschnittliche Bewertung (98% Ergebnis)

1 Kommentar

  1. Wer genau hingehört hat, wird verstanden haben, was Merkel in diesem Interview gesagt hat. Was passiert da gerade hintenrum?

    Heute lese ich auf Focus, dass Schäuble ein Gutachten in Auftrag gegeben hat, dass ….oh Wunder… vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages erstellt wurde. In diesem Gutachten kommt man zu dem Ergebnis, dass der Bund die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vollumfänglich gesetzlich regeln kann, weil er die Gesetzgebungskompetenz für das Infektionsschutzrecht hat.

    Deswegen hat Merkel den Druck auf die Ministerpräsidenten der Bundesländer erhöht. Sie benutzt das Infektionsschutzgesetz als Ermächtigungsgesetz über die Bundesländer. Das hat mit Föderalismus nichts mehr zu tun und erinnert stark an dunkle Zeiten.

    " Nach der Auffassung des Wirtschaftlichen Dienstes des Bundestages, kann der Bund zum Beispiel vorgeben, welche konktete Maßnahmen im Falle der Überschreitung eines bestimmten Inzidenzwertes in einem Gebiet/Landkreis ergriffen werden müssen." (Quelle Focus 30.03.2021)

    Werden deshalb die Zahlen künstlich durch die ungenauen Tests nach oben getrieben, um die Entscheidungen der Maßnahmen endgültig in Merkels Hand zu legen? Es sieht irgendwie danach aus, dass tatsächlich über das Infektionsschutzgesetz eine Diktatur errichtet wird. Wann ruft Merkel aus: "Wollt Ihr den totalen Lockdown?" Wann müssen wir alle, anstatt den Arm zu heben, dann alle die Bundesraute machen?

    Wie lange wird es noch dauern, bis es ein europäisches Infektionsschutzgesetz gibt, über das man dann die Staaten der EU genauso aushebeln kann? Jetzt macht der Satz von Bosbach langsam Sinn, indem er von den noch deutschen Bundesländern sprach.

    Irgendwie bin ich hier im falschen Film gelandet.

     

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*