Deutschland am Abgrund

Von Ross Douthat (The New York Times, 09.01.16)
Übersetzt von Wolfgang Jung (luftpost)

Im Schatten des Kölner Domes wurden in der Silvesternacht Frauen, die zum Feiern dorthin gekommen waren, von Männern aus Nordafrika und aus dem Mittleren Osten sexuellbedrängt. Sie wurden umringt, betatscht und ausgeraubt. Zwei Frauen sollen sogar vergewaltigt worden sein.

Obwohl es ähnliche Vorkommnisse auch in anderen europäischen Städten – von Hamburg bis Helsinki – gegeben hat, versuchten die deutschen Behörden die Übergriffe zunächst herunterzuspielen, um Angela Merkels großzügige Asylpolitik für Flüchtlinge nichtin Verruf zu bringen.

Diese Zurückhaltung hat den Kölner Polizeipräsidenten jetzt seinen Job gekostet. Die deutsche Regierung kümmert sich aber mehr um verbale Angriffe von Deutschen auf Asylanten als um die Überwachung der Einwanderer; erst kürzlich hat sie von Facebook und Google verlangt, ausländerfeindliche Posts schneller zu löschen. Letzte Woche hat Frau Merkel den Vorschlag zurückgewiesen, die Anzahl der im Jahre 2016 aufzunehmenden Flüchtlinge auf 200.000 zu begrenzen, obwohl 2015 schon über eine Million Flüchtlinge aufgenommen wurden.

Die Meinungsverschiedenheiten in der Flüchtlingsfrage sind nicht neu. Seit Jahrzehnten beklagen Konservative beiderseits des Atlantiks die großzügige Einwanderungspolitik einiger europäischer Staaten, die bei der Bevölkerung dieser Staaten auf zunehmenden Widerstand stößt und den Kontinent zu destabilisieren droht.

Die Konservativen sehen große Schwierigkeiten bei der Eingliederung der Flüchtlinge, befürchten deren Radikalisierung und warnen vor Gewaltakten, wie sie in Paris und Köln vorgefallen sind. Es gibt auch schon die bisher wenig beachtete apokalyptische Vision, dass Europa durch fortschreitende Islamisierung zu „Eurabia“ werden könnte. Noch wird das Eingliederungsproblem nicht als unlösbar angesehen und die Wahrscheinlichkeit, dass es – wie in Jugoslawien – zu religiös motivierten Auseinandersetzungen kommen könnte, als eher gering eingeschätzt.

Mit der gegenwärtigen Zuwanderung treten aber bisher nicht gekannte Probleme auf. Neu ist nicht nur, dass nicht mehr Zehntausende, sondern Hunderttausende Flüchtlinge kommen. Neu ist auch, dass sich darunter sehr viele männliche Jugendliche und junge Männerbefinden.

In Schweden, das wie Deutschland seine Tür weit geöffnet hat, waren im Jahr 2015 71 Prozent aller Asylbewerber Männer. Valerie Hudson hat in ihrem wichtigen Essay für das POLITICO MAGAZINE (s. http://www.politico.com/magazine/story/2016/01/europe-refugees-migrant-crisis-men-213500) festgestellt, das bei den „Jugendlichen ohne Begleitung“ auf ein Mädchen 11,3 Jungen kamen.

Frau Hudson befürchtet, dass sich dieser Trend negativ auf die Gesellschaft auswirken wird. Junge Männer mit unbefriedigten sexuellen Bedürfnissen und Ansichten über die Rolle der Frauen, die den in Europa vorherrschenden diametral widersprechen, seien ein ständiger Unruhefaktor.

Es gibt aber noch andere Probleme, als den jungen Männern beizubringen dass – wie es in einem norwegischen Leitfaden für Flüchtlinge versucht wird – „in Europa niemand zum Sex gezwungen werden darf“. Die Flüchtlinge sind nur dann vernünftig in die europäische Gesellschaft einzugliedern, wenn ihre Zahl überschaubar und genügend Zeit dafür bleibt. Weil das bisher der Fall war, ist der Anteil der Muslime an der Bevölkerung Europas pro Jahrzehnt auch nur um ein Prozent gestiegen. Deshalb konnten die nach Deutschland eingewanderten Türken und die nach Frankreich eingewanderten Nordafrikaner auch relativ gut integriert werden. Wenn nun aber in sehr kurzer Zeit eine Million oder sogar mehrere Millionen meist junger Männer nach Europa strömen, muss mit einschneidenden Veränderungen gerechnet werden.

In Deutschland kommt es dabei weniger auf die Gesamtzahl der Einwohner an, die derzeit rund 82 Millionen beträgt. Es geht um die Bevölkerungsgruppe der 20- bis 30-Jährigen die 2013 – einschließlich der bereits Eingewanderten – nur 10 Millionen umfasste. In dieser Altersgruppe könnte der gegenwärtige Zustrom eine stark verändernde Wirkung haben.

Das Ausmaß der Veränderung hängt auch davon ab, ob die jungen Männer ihre Bräute oder Familien nachholen können. Zur Wahrung des Friedens in der Gesellschaft wäre das dringend erforderlich, weil Familienväter weniger zum Begrapschen fremder Frauen, zum Beschmieren von Synagogen und zur Radikalisierung neigen. Die Flüchtlingswelle könnte aber auch dann noch große demografische Auswirkungen auf Deutschland haben. Es könnte sein, dass die Hälfte der unter 40-Jährigen in naher Zukunft aus Immigranten aus dem Mittleren Osten und Nordafrika und deren Kindern besteht.

Wenn Sie glauben, dass die überalterte, überwiegend weltlich eingestellte, weitgehend homogene deutsche Bevölkerung diese Welle von kulturell völlig anders geprägten Flüchtlingen widerstandslos und friedlich absorbieren wird, dann hätten Sie gute Chancen, Sprecher/in der gegenwärtigen deutschen Regierung zu werden. Dann wären Sie aber auch ein Narr. Ein Zuzug dieses Ausmaßes wird die bereits bestehenden Vorbehalte und Feindseligkeiten zwischen großen Teilen der einheimischen Bevölkerung und den Neuankömmlingen nur noch verstärken. Es drohen nicht nur weitere terroristische Gewaltakte, es droht auch die Wiederkehr der in den 1930er Jahren entstandenen gewaltbereiten politischen Rechten. Dann könnte die von Michel Houellebecq in seinem Roman „Unterwerfung“ für Frankreich entwickelte Vision von Straßenkämpfen zwischen Einheimischen und zugewanderten Muslimen in Deutschland sehr schnell Realität werden.

Das muss nicht geschehen. Den drohenden Gefahren sollte dann aber sofort mit Vernunft entgegengetreten werden. Das bedeutet, dass die Grenzen Deutschlands für Neuankömmlinge zeitweilig zu schließen und die gesunden jungen Männer in ihre Herkunftsländer zurückzuschicken sind. Es bedeutet auch die Aufgabe der Wunschvorstellung, Deutschland könnte die Vergebung der Sünden seiner Vergangenheit erlangen, wenn essich heute besonders menschenfreundlich gibt.

Es bedeutet aber vor allem, dass Angela Merkel gehen muss – damit ihr Land und der Kontinent, auf dem ihr Land vorherrscht, nicht einen zu hohen Preis für die hochgesinnte Narretei der Kanzlerin zahlen müssen.

(Wir haben Kommentar aus der New York Times, in dem erstaunlicherweise der Rücktritt der ansonsten in den USA so hochgeschätzten Kanzlerin Angela Merkel gefordert wird, komplett übersetzt und mit einem Link versehen. Infos über den Kommentator sind nachzulesen unter:
https://en.wikipedia.org/wiki/Ross_Douthat.

Will man Frau Merkel, die wegen ihrer Asylpolitik immer mehr Probleme mit ihrem Kanzler-Wahlverein CDU/CSU bekommt, abschießen, weil sie den US-Kriegskurs nicht engagiert genug mitsteuert?)

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