Deutsche Transatlantiker: Wie die Lemminge

von Max Erdinger (qpress)

Ein Anachronismus: Deutsche Transatlantiker. Hier direkt nacheinander: Zwei kurze Texte, die in einem engen Zusammenhang stehen. Der erste ist von Dr. Jan Kobel: “ Die Erfolgsmethode der US-Warfare schlägt zurück.“ Anschließend ein Text von Martin Sonneborn: “ Huhu, Bürger! BUMM!?

Jan Kobel: Die Erfolgsmethode der US-Warfare schlägt zurück

wankender koloss
USA: Wankender Koloß – Screenshot Meme Facebook
„Die USA, aufgrund ihrer geostrategischen Lage praktisch unangreifbar, denken Krieg niemals als Krieg vom eigenen Territorium aus. Ihre Kriege finden stets fern ihrer Küsten statt. „Verteidigung“ ist immer Angriff!
Dort, wo die Kapazitäten ihrer „Carrier Groups“, Air Force und Marines nicht mehr ausreichen, ein Land zu zerstören (wie es bei hoffnungslos unterlegenen Länder wie Jugoslawien, dem Irak oder Libyen der Fall war), wo sie also auf technisch-militärisch ebenbürtige Gegner treffen, lassen die USA andere Länder für sich Krieg führen.
Dafür unterstützen sie koloniale Projekte wie den Zionismus in Palästina, islamistische Fundamentalisten wie in Afghanistan oder Syrien, separatistische Bewegungen wie in Kosovo und Bosnien oder nationalistische Hardcore-Faschisten wie in der West-Ukraine. Ansatzpunkte gibt es überall. Mit schier unendlichen Geldmitteln, Korruption, Waffen, Ausbildung, propagandistischer Kriegsführung, verdeckten Operationen und diplomatischen Rückhalt installiert oder unterstützt die selbsternannte Weltmacht überall auf dem Globus Regime, die ihren geostrategischen Interessen Folge leisten und die von ihrer Ideologie her hasserfüllt, aggressiv und genocidal sind: „They are bastards, but they are our bastards!“ – so lautet ein US-bonmot in Washington DC.
Diese „Bastarde“, ob es nun zionistische Siedlungsfanatiker sind wie die aktuelle Regierung Israels oder die antirussischen Nationalisten in Kiew, betrachten diese Funktionalisierung ihrer selbst für die USA natürlich als großartige Chance für ihr Projekt, dessen Dimensionen angesichts der gewährten Unterstützung durch das Imperium nicht gerade bescheiden ausfallen. Die Grenze zum Größenwahn ist schnell überschritten. Brutalitäten werden Alltag, die UNO empört sich vergeblich, Friedensabkommen werden gebrochen, die Eskalation in den Krieg soll die Endlösung herbeiführen. Der Zweck heiligt alle Mittel: für Kiew die Schwächung, besser noch die „Dekolonialisierung“ Russlands, für Tel Aviv die Unterwerfung der arabisch-persisch-islamischen Nationalismen, die Kontrolle der Ölquellen und der strategisch wichtigen Regionen wie den Golf oder die Passage zum Mittelmeer.
imago0052978217h
Medvedev & Putin – Foto: Imago
Solange diese Allianz der USA und der von ihnen kontrollierten semi-kolonialen Einheiten militärisch erfolgreich ist, läuft alles „nach Plan“. Allerdings läuft aktuell weder in der Ukraine noch in Israel irgendetwas nach Plan.
Im Ukraine-Krieg hat Russland Zelenskis Brigaden in einem jahrelangen Krieg der Abnutzung zerrieben, seine Waffensysteme erfolgreich getestet, seine Luftabwehr immer weiter verbessert, seine militärisch-industriellen Kapazitäten teilweise verzehnfacht und seine internationale Kooperation mit China, Iran und Nordkorea bis zur Strategischen Partnerschaft vorangetrieben. In Palästina wütet ein koloniales Besatzerregime gegen eine schutzlose Bevölkerung, sieht sich aber einem stetig wachsendem Kreis feindlicher Armeen gegenüber, gegen die es alleine auch mit noch soviel Waffenlieferungen seiner „Staatsräson“-Freunde nichts mehr ausrichten kann: Aus dem Jemen, einem der ärmsten Länder der Welt, wird die israelische Hauptstadt mit einer Mach10 Hyperschall-Rakete angegriffen, die demonstrativ über alle Air Defense Systeme der USA, Großbritanniens und Israels hinwegfliegt und punktgenau in Tel Aviv einschlägt. Hamas ist immer noch aktiv in Gaza, und Hisbollah vom Iran (und Russland, China) hochgerüstet für einen Full Scale War mit Israel.

Schlechte Aussichten

Es schaut nicht gut aus für Bibi und Zelenski. Beide ziehen daraus den gleichen Schluß: Wenn selbst die enorme westliche Unterstützung für diese Stellvertreter-Kriege nicht mehr ausreicht, den Gegner militärisch zu unterwerfen, dann, so der logischen Schluss der Regierungen in Tel Aviv und Kiew, muss es gelingen, die USA selbst in den Krieg hineinzuziehen. Die israelische Regierung sehnt sich geradezu nach einer Eskalation des IRAN gegen Israel, weshalb sie nicht nachläßt, dessen Führung zu ermorden und dem Iran einen „Gesichtsverlust“ nach dem anderen zuzufügen. Die Berechnung heißt: Wenn es richtig losgeht, werden die USA nicht anders können als den Iran anzugreifen. So lautet Netanyahus Kalkül.
Dasselbe findet vor unseren Augen statt unter etwas anderen Vorzeichen in der Ukraine. Zelensky ist verzweifelt. Das Kursk-Himmelfahrtskommando droht zu scheitern, seine gesamte Front bricht zusammen, und Putin sitzt fester denn je im Sattel. Die „Long Range Missiles“, die er so gerne hätte, braucht er nicht um Russland „zu besiegen“ – eine lächerliche Idee deutscher Bellizisten wir Hofreiter, Röttgen oder Kiesewetter –, sondern um Russland dazu zu provozieren, die USA direkt anzugreifen, in Gestalt ihrer Stützpunkte, Schiffe oder Flugzeuge. Amerika soll in den Krieg des Herrn Zelenski einsteigen. Jetzt möchte Z. die USA umgekehrt für sich funktionalisieren. Genau deswegen bekommt Z. diese Waffen nicht, wie Biden soeben auch UK-Starmer mitgeteilt hat. Die USA wollen keine direkte Konfrontation. Nicht gegen den Iran, und erst recht nicht gegen Russland. Zumindest noch nicht. Nicht vor der Wahl im November, nicht in diesem Jahr, vielleicht nie. Was für ein Wahsins-Szenario! Was für ein Zynismus!
Zwei parallel laufende Kriege, beide gepusht mit angeblich bedingungsloser Unterstützung der USA „whatever it takes“ und mit einem US-Kongress, der den jeweiligen Völkermördern zujubelt, beide sind an einem Punkt angelangt, in dem die in den Krieg geschickten Nationen sich langsam aber sicher als unbrauchbar erweisen, da sie die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen können. Das zionistische Siedlungsprojekt interessiert die USA ebenso wenig wie die Frage, ob der Donbas ukrainisch bleibt oder nicht. Beides ist gedacht als Speerspitze gegen geostrategische Opponenten. Wenn aber diese Speerspitze versagt, wird sie fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Ich bin überzeugt davon, dass das auch für Israel gilt. Der Schaden, den Israel den USA zufügt, diplomatisch und politisch, ist massiv und steht in keinem Verhältnis zu einem Nutzen – bei dem sich immer mehr die Frage stellt, worin er eigentlich bestehen soll, wenn Israel die arabischen Nationen nicht mehr demütigen kann, sondern umgekehrt von ihnen gedemütigt wird?
Hinter all dem steht China. China ist die Hauptstütze Russlands in einem nie dagewesenen Krieg der „Sanktionen“, der an Russland abprallt. China und Russland sind die Hauptstütze des Iran, den sie mit HighEnd Waffentechnik beliefern. Vermutlich auch nuklearrelevante Technik. Der Iran baut den Ring des Widerstandes gegen Israel auf: Jemen, Gaza, Libanon, Syrien, Irak – mit R. und C. Unterstützung.
China wird weltweit ausserhalb der NATO wahrgenommen als das zukünftige Zentrum der Welt, gegen das man sich nicht funktionalisieren lassen kann und will, wie die Ukraine sich gegen Russland hat funktionalisieren lassen.
Wenn jetzt die USA die Ukraine und auch Israel fallen lassen, weiß der Rest der Welt endgültig, woher der Wind bläst.
Dennoch haben die USA kaum eine andere Option, als genau das zu tun. Was immer sie tun, es schlägt gegen sie zurück. Wir erleben in Echtzeit das Sterben eines Imperiums.

Martin Sonneborn: Huhu, Bürger! BUMM?!

selensky v.d. leyen
Selenskyj & Ursula v.d. Leyen in Kiew – Screenshot Facebook
Das EU-Parlament hat gestern etwas beschlossen, das selbst die beklopptesten US-Neocons ablehnen: Die große Mehrheit der Abgeordneten (425 JA; 131 NEIN; 63 SCHEISSEGAL / KEINE MEINUNG / KEINE AHNUNG) einer (zum Glück: nicht bindenden) Resolution zugestimmt, die die Mitgliedsstaaten auffordert:
– Finanzielle & militärische Unterstützung in jeder möglichen Weise bis zum Sieg der Ukraine zu leisten. (Hüstel)
– Deutsche Taurus-Marschflugkörper zu liefern (-> BUMM!)
– Die Beschränkung für den Beschuss von Zielen innerhalb Russlands aufzuheben (-> WELTKRIEGS-ATOMBUMM)
– jährlich ZUSÄTZLICH 0,25 Prozent seines BIP für Waffenlieferungen in die Ukraine aufzubringen. (Das wär für Deutschland eine zweistellige MILLIARDENsumme.) (-> Krrrrrrks in Deutschland: Brücken, Bildung, Infrastruktur, Soziales, Gesundheit)
– Wegen des gr. Erfolges: mehr Sanktionen gegen Russland (-> Krrrrrrkks in Deutschland:
Brücken, Bildung, Infrastruktur, Soziales, Gesundheit)
Der russische Präsident (Hitler) hat klargestellt, dass der Beschuss innerrussischer Ziele durch Taurus-Marschflugkörper als Kriegserklärung an Russland zu werten sei.
Die EU-Kommission soll lt. Resolution in den Mitgliedsstaaten „strategische Kommunikation“ betreiben, um die Bürger auf (Kriegs-) Linie zu bringen (wahrscheinlich über so sympathische Tüpen wie Strack-Rheinmetall, Carlo Massacka, Roder. Krisenwetter etc.) Und das in einer Zeit, in der die USA sich bereits aus dem Konflikt zurückziehen, kein (seriöser) Experte noch glaubt, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen kann – und zwei Drittel der Europäer von ihren Politikern verlangen, auf eine Verhandlungslösung hinzuwirken.

 

(Visited 128 times, 1 visits today)
Deutsche Transatlantiker: Wie die Lemminge
3 Stimmen, 5.00 durchschnittliche Bewertung (99% Ergebnis)

1 Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*