Der Kapitalismus machts möglich: Gestern pleite, heute Weltreich!

von Mowitz (gegenmeinung)

Den amerikanischen Traum verwirklichen: Es vom Tellerwäscher zum Millionär bringen. Jeder kann es schaffen. Und das aus eigener Kraft. Wie beim Lottospiel. Bei 6 aus 49 ist die Wahrscheinlichkeit 6 richtig zu haben: 1/13.983.816. Trotzdem spielen jede Woche, jeden Tag, Milliarden Menschen irgendwo Lotto und wundern sich warum sie nicht gewinnen.

Dieser fromme Glaube für die Doofen hat es nicht nur für die Kapital- und Finanzeliten der Vereinigten Staaten möglich gemacht seine Untertanen erfolgreich und ohne ernsthafte Gegenwehr auszubeuten, sondern wird weltweit als erfolgreiches Modell eingesetzt um Massen für Ziele der Geldeliten zu mobilisieren für die sie dann auch noch sterben dürfen.

Von Napoleon soll der ebenfalls in Deutschland bekannte Satz, mit denen er seine Soldaten vor jeder Schlacht zu Höchstleistungen anstachelte, stammen: „Jeder trägt den Marschallstab im Tornister“. Dann ließen  sich seine Soldaten freudestrahlend für ihn abschlachten . Danach gab es nicht mehr für „Jeden“ die Möglichkeit noch schnell seinen Marschallstab aus dem Tornister zu klauben, um von Napoleon höchste Aufgaben und Ämter für sich einzufordern, bevor es zum nächsten „Heldentod“ ging. „Helden“-Gedenkfeiern auf Soldatenfriedhöfe und an Denkmälern ist Dank genug.

Nur das eigentlich schon längst pleite gegangene Papier-Dollar-Imperium beherrscht die hohe Kunst der globalen Rosstäuscherei, und kann sich von einem zum nächsten Tag selbst an den Haaren aus dem Sumpf der totalen Überschuldung ziehen um mit Selbstgedruckten die Eigenverschuldung noch einmal mit kräftigen Schüben in astronomische Höhen zu treiben. Trotzdem verliert der Dollar seine Stellung als internationale Leitwährung nicht. Ganz im Gegenteil! Er hält außerdem noch die USA immer frisch bei Kasse, um neue Eroberungskriege zu führen. Die Welt akzeptiert den Dollar ja als internationales Zahlungsmittel. Keine noch so hohe Überschuldung ändert etwas daran. Als der Kongress vorgestern der Regierung erlaubte mehr Schulden machen zu dürfen, legten die Börsenkurse zu, ohne dass eine einzig bezahlte Unze mehr in den USA produziert wurde. Ein durch und durch krankes Geldsystem bestimmt die Verteilung von Armut, Reichtum und Macht in unserer Welt. Und das mit Hilfe des in Gestalt von Demokratie und freier Marktwirtschaft verkleideten Militarismus, um seinen Vorstellungen von globalen Wirtschaftsregeln gehörigen Nachdruck zu verleihen. Der „demokratische“ US-Militarismus ist der wirkliche Garant warum und weshalb die USA nicht pleite gehen können. Obwohl sie nie, niemals ihre Schulden zurückzahlen können, wollen oder müssen. Alle anderen übrigens auch nicht – keine Schulden kein Geld.

„Der nominelle Wert der Derivate ist sechsmal höher als der reale Reichtum der gesamten Welt.

Der nominelle Wert der (im Umlauf befindlichen diversen) Derivate wird auf 1,2 Billiarden Dollar, das sind 1.200 Billionen (oder 1.200.000 Milliarden) Dollar geschätzt. Das ist eine Zahl, die man auch mit viel Vorstellungskraft kaum erfassen kann, weil sie dem 16,7-fachen Wert des Bruttosozialproduktes der gesamten Welt, also dem Wert aller Waren und Dienstleistungen entspricht, die alle Männer, Frauen und Kinder auf unserem Planeten in einem Jahr erzeugen bzw. erbringen; das globale Bruttosozialprodukt beträgt „nur“ 71,83 Billionen Dollar. Der nominelle Wert der Derivate ist sogar sechsmal höher als der reale Reichtum der gesamten Welt – einschließlich des gesamten Aktien- und Versicherungskapitals und des Familienbesitzes – der auf insgesamt 200 Billionen Dollar geschätzt wird.

Uns wird gesagt, Derivate seien einfach nur Wetten zwischen sachkundigen Partnern zum Schutz vor Verlusten, bei denen eine Finanzinstitution immer nur das verlieren könne, was eine andere gleichzeitig gewinne; weil es unterm Strich also keine echten Verluste gebe, drohe auch kein globaler Zusammenbruch. Das ist aber gelogen. Niemals in der Geschichte der Welt hat das Finanzkapital die reale Wirtschaft so dominiert wie heute, und in den beiden letzten Jahrzehnten hat sich das Finanzkapital hauptsächlich durch die Verbreitung (eigentlich ungesicherter und deshalb wertloser) Derivate bereichert. Die Zocker lässt völlig kalt, was sie damit anrichten. Die Finanzkrise im Jahr 2008 wurde in erster Linie durch Derivate ausgelöst, und die Verursacher wurden auch noch mit einigen zehn Billionen Dollar gerettet, weil die Federal Reserve, immer noch „Wertpapiere“ aufkauft, die – darauf wette ich – sonst niemand kaufen würde. Und trotzdem blüht der Derivaten- Handel heute stärker als 2008, weil die so genannten Finanzreformen des Präsidenten Obama ihn nicht angetastet haben.

Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de

Das Kasino hat das kapitalistische System geschluckt. Die Wetteinsätze der Zocker sind nicht nur viel höher als ihr restliches Eigenkapital, sondern sechsmal höher als das gesamte reale Vermögen aller Einrichtungen und Familien auf der Erde und fast 17-mal höher als der Wert einer gesamten Jahresproduktion der Menschheit. Selbst wenn unser ganzer Planet verpfändet würde, könnten die Wetteinsätze der Wall Street damit nicht abgesichert werden.“

Von Friedrich Dürrenmatt ist die Erkenntnis überliefert: „Vaterland nennt sich der Staat immer dann, wenn er sich anschickt, auf Menschenmord auszugehen.“ Heute könnte man noch hinzufügen, von Demokratie, freier Marktwirtschaft und wie wichtig unsere Art zu leben ist, was ja auf Kosten der weniger reichen Welt geschieht, spricht der Kapitalismus immer dann, wenn für die kommenden Jahrzehnte Menschenmord angesagt ist.

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Springer-Konzerns, (Bild, Blöd & Welt), gab sich als Prototyp moderner Vaterländer als er in seinem hauseigenen Lautsprecher am 23.11.2010 am Ende eines langen, aber eben nur langen Artikels, durchsetzt mit vielen Floskeln, Vorurteilen und unbewiesener Behauptungen den Schlusssatz zog:

„Der 11. September war das Menetekel, (unheildrohendes Zeichen), eines Heiligen Kriegs gegen unsere westlich-freiheitliche Lebensform. Entweder wir haben die Symbolik des gefallenen World Trade Centers verstanden und nehmen den Kampf an. Oder wir sind verloren“.

Mathias Döpfner, fast als Wilhelm Zwo der seiner Zeit entsprach als er auf Rattenfang ging und am 4. August 1914 Vertreter aller im Reichstag vertretenen Parteien um sich versammelte und in einer Thronrede erklärte:

„Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! Zum Zeichen dessen, dass Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod zu gehen, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben.“

Sie gelobten. Heute sind wir alle Kapitalisten.

Millionen starben qualvolle Tode durch Giftgas. Wilhelm Zwo verblich friedlich und ohne Einwirkung von Giftgas am 4. Juni 1941 in Haus Doorn, Niederlande. Da gibt es keine Unterschiede zwischen „Freund“ und „Feind“ sondern nur zwischen denen da „oben“ und denen da „unten“. Wenn die da „unten“ das erkennen würden, hätte Döpfner allen Grund sich vor einem anderen Menetekel, für sich und seine Klasse zu fürchten.

George Orwell beschrieb schon in seinem Buch „1984” einen Superstaat namens Oceania, dessen Kriegssprache Lügen aufbaute, die „in die Geschichte eingingen und zur Wahrheit wurden. Heute baut der Krieg gegen den „Terror“ auch auf dieser Kriegssprache auf.

„Kriege werden viel mehr gemacht, als sie entstehen –
wer da mit magischen Geschichten kommt, hat viel zu gewinnen im Kriege –
und wenig zu verlieren. Kurt Tucholsky

FH

 

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