Der Hinauswurf aus SWIFT richtet sich gegen Russland, trifft aber auch den US-Dollar

Thomas Knapp (antikrieg)

Als Teil der westlichen Reaktion auf Wladimir Putins Einmarsch in der Ukraine haben mehrere Regime am 26. Februar bestimmte russische Banken aus dem SWIFT-Netzwerk (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) ausgeschlossen. Wie Reuters am 1. März berichtet, wartet SWIFT nach eigenen Angaben auf eine Liste der sanktionierten Banken, um sie aus dem Netz ausschließen zu können.

SWIFT ist ein Nachrichtendienst, der Banken weltweit miteinander verbindet. Es ist selbst keine Bank. Streng genommen handelt es sich nicht einmal um ein Zahlungsnetz. Es übermittelt Anweisungen für Überweisungen, aber die Überweisungen erfolgen über andere Netze. Es ist nur ein bewegliches Element im komplexen Finanz- und Handelssystem der Welt.

Wie bei den meisten derartigen Maßnahmen wird der Ausschluss russischer Banken aus SWIFT mit Sicherheit nicht nur die Sanktionierten, sondern auch die Sanktionierer treffen. In diesem Fall sind die potenziellen Opfer, die am meisten zu verlieren haben, die Emittenten und Inhaber von US-Dollars.

Der US-Dollar ist nicht die einzige Währung, die über SWIFT verschoben wird, aber der Dollar ist de facto die „globale Reservewährung“ und daher am stärksten von solchen Verschiebungen betroffen. Nahezu jeder akzeptiert den Dollar. Fast jeder möchte einen dicken Stapel Dollars auf der Hand haben. Insbesondere der weltweite Ölhandel wird seit fast 50 Jahren durch den „Petrodollar“ angetrieben.

Wenn Sie ein Barrel Rohöl der Sorte Brent von den meisten Anbietern kaufen wollen, müssen Sie (während ich dies schreibe) 105,46 US-Dollar hinlegen können. Nicht 395,72 saudische Riyals. Nicht 7.983,35 indische Rupien. Nicht 665,78 chinesische Yuan. 105,46 Dollar oder kein Verkauf.

Was passiert, wenn einer der größten Ölproduzenten der Welt 1) von SWIFT abgeschnitten ist; 2) nicht mehr so viele US-Dollar benötigt wie früher, weil andere Sanktionen die Ausgabe dieser Dollar erschweren; und 3) Handelspartner hat, die diese Sanktionen beobachten und befürchten, sie könnten die nächsten Opfer sein? Nun, dies:

Eine „Rupien-Rubel-Handelsvereinbarung könnte jetzt, da Russland aus SWIFT ausgetreten ist, einen Schub erhalten“, berichtet die Times of India. China wird vermutlich ebenfalls seinen Yuan-Rubel-Handel mit Russland ausbauen.

Aus dem Artikel der Times of India geht hervor, dass es sich hierbei nicht um eine plötzliche Entwicklung handelt: „Indien hatte bereits früher ein Rupien-Rubel-Handelsabkommen mit Russland geschlossen, um die beiden Länder vor einseitigen Sanktionen der Vereinigten Staaten von Amerika zu schützen.“

Was macht den Dollar wertvoll? Dasselbe, was alles wertvoll macht: die Menschen, die ihn haben wollen. Zwischen China und Indien ist mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung dabei, den Dollar weniger zu wollen als früher. Das wiederum führt dazu, dass jeder Dollar in Ihrer Tasche weniger wert ist, als er einmal war.

Kurzfristig mögen der SWIFT-Hinauswurf und andere Sanktionen Russland mehr schaden als Ihnen. Aber die unangefochtene Herrschaft des US-Dollars unter den Weltwährungen scheint sich ihrem Ende zu nähern, auch weil die US-Regierung die Welt mit der ständigen Androhung von Sanktionen von ihm wegtreibt.

Der kluge Schachzug für Amerikaner? Halten Sie so wenig Dollar, wie Sie nur können. Tauschen Sie Ihre Dollars gegen Gold, Silber und Kryptowährungen, solange sie noch etwas wert sind, für irgendjemanden, irgendwo.

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Der Hinauswurf aus SWIFT richtet sich gegen Russland, trifft aber auch den US-Dollar
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2 Kommentare

  1. Swift ist eine Genossenschaft in Belgien und Anbieter von weltweiten Kommunikationsdienstleistungen zum Austausch von Informationen zu Finanztransaktionen in standardisierter Form. S.W.I.F.T. ! Da aber Swift politisch immer häufiger missbraucht wird wenden sich immer mehr Staaten von diesem System ab. Aus aktuellem Anlass das Beispiel Russland mit ihren entwickelten neuen Systemen.

    MIR System
    Bereits vor geraumer Zeit (5/21) wurde publik, dass die Russische Föderation sich angesichts des Aufbaus eines eigenen Zahlungs- und Transaktionssystems ein Faustpfand in der Hinterhand behalten würde, falls es irgendwann zu schwerwiegenden US-Sanktionen samt einer möglichen Abkopplung des Landes vom internationalen SWIFT-System kommen sollte. Bereits nach Ausbruch der Ukraine-Krise hatte die russische Zentralbank mit dem Aufbau eines eigenen Finanzinformationssystems namens MIR begonnen, das sich im Ernstfall und nach einer Reihe von Testläufen inzwischen auch erfolgreich einsetzen lassen würde. Dieses System ließe sich darüber hinaus mit anderen Subsystemen wie Chinas CUP und CIPS sowie Irans SEPAM oder auch SEPA auf dem europäischen Kontinent verknüpfen. Pendants zum russischen MIR-System existieren mit UnionPay beispielsweise auch schon in China. Es sei aus aktuellem Blickwinkel noch zu früh, um darüber zu entscheiden, wann das eigens entwickelte Zahlungs- und Transaktionssystem MIR in der Russischen Föderation landesweit seinen Betrieb aufnehmen werde, so Zakharowa. Eine internationale Vermarktung dieses Systems werde sich erst in einem zweiten Schritt anschließen.Parallel hierzu werde in der Russischen Föderation auch an einer Entwicklung von modernen Digitaltechnologien gearbeitet, weil elektronisches Geld in der Zukunft zum Fundament eines modernisierten Finanzsystems samt grenzübergreifenden Transaktionen avancieren werde, so Zakharowa weiter. Andrei Krutskikh, Direktor der Abteilung für Internationale Informationssicherheit des russischen Außenministeriums, wurde jüngst mit den Worten zitiert, selbst darauf vorbereitet und um keine Antworten verlegen zu sein, falls die Russische Föderation vom internationalen SWIFT-System abgekoppelt werden sollte.

    SPFS System
    Entwickelt wurde SPFS in den Jahren 2014 und 2015. Im Jahr 2018 haben alle russische Banken das Transaktionssystem akzeptiert. SPFS kann daher anstelle von SWIFT verwendet werden. Die russische Nachrichtenagentur TASS gab im Februar 2021 an, dass die Anzahl der Systemteilnehmer 400 erreicht habe, wobei sich 23 ausländische Banken aus Armenien, Belarus, Deutschland, Kasachstan, Kirgisistan und der Schweiz dem SPFS angeschlossen haben sollen.[1] Des Weiteren strebt Russland danach, SPFS mit den Transaktionssystemen zahlreicher Staaten, darunter das chinesische Cross-Border Inter-Bank Payments System (CIPS), zu verbinden.
    Nach dem Abkoppeln russischer Banken vom internationalen Zahlungssystem Swift bietet die Notenbank in Moskau eine interne Alternative an. Zentralbankchef Elvira Nabiullina sagte am Montag, mit diesem System könnten sich auch ausländische Gegenparteien verbinden.

    Anmerkung. Es findet eine epochale Zeitenwende statt und der Wertewesten merkt es nichtmal.

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