Der Euro – und nichts dazugelernt!

von Uwe Schröder (cafeliberte)

Als der Euro eingeführt wurde war der Jubel unter den Politikern, insbesondere in Brüssel groß. Ob wir, die Bürger, diese Währung haben wollten, wurde als Frage gar nicht erst zugelassen. Mittlerweile gibt es eine politische Dreifaltigkeit – ich nenne es das „Brüsseler Dogma“: „Europa, EU und Euro sind eins!“ Wer es auseinander dividiert, wird in Frage oder am besten gleich in die „rechte Ecke“ gestellt.

 Historisch gesehen, wieder einmal ein großer politischer Fehler, dieser Euro als gemeinsame Währung in Europa. Die wenigsten wissen, dass es vor circa 150 Jahren schon einmal einen solchen Versuch gab. Ich spreche von der „Lateinischen Münzunion“.

Im Gegensatz zu damals hatte man jedoch dieses Mal beim Euro zwei wichtige Dinge berücksichtigt und ausdrücklich in die Verträge genommen. Eine Begrenzung der Verschuldung der EURO-Staaten und die sogenannte „no-bail-out“-Klausel – kein Staat haftet für die Schulden des oder der anderen Staaten.

Diese wichtigen Klauseln gelten schon lange nicht mehr und wir sind genauso schlau, oder besser dumm, wie damals vor 150 Jahren.

 Jene Währungsunion trat am 1. Januar 1866 in Kraft, die Gründungsmitglieder waren damals:  Frankreich, Belgien, die Schweiz und Italien. Weitere Staaten in Europa (Spanien, Rumänien, Bulgarien, Serbien und Österreich-Ungarn) traten der Union bei. Einige Zeit später, am 21. Dezember 1868 trat ein weiteres Land der Währungsunion bei. Raten Sie mal! Richtig! Griechenland ! Ein Schelm, wer böses denkt.

 Übrigens – ein amerikanischer Ökonom (Henry Parker Willis) warnte schon damals vor dem Beitritt Griechenlands. Zitat Anfang: “In keinem Fall ist Griechenland ein wünschenswertes Mitglied der Währungsunion. Das Land ist in einem bemitleidenswerten Zustand, wirtschaftlich unseriös, von politischen Streitereien gelähmt und finanziell verrottet.” Zitat Ende. Und er sollte Recht behalten.

Die damaligen Zeitungen schrieben begeistert:

 „Von Antwerpen bis Brindisi” können Reisende nun “mit derselben Münze bezahlen, ohne das Risiko und die Unannehmlichkeit des Geldwechselns”, so die Edinburgh Review.

Die Times: Die Union ist ein sehr wichtiger Fortschritt in der Entwicklung der europäischen Zivilisation.“ Und der Economist:  „Von nun an gibt es keinen Grund, warum jedes Land eine separate Währung haben sollte“.

 Was denken Sie jetzt, wenn Sie das lesen? Merken Sie etwas? Aber weiter. Sie werden es nicht glauben!

Für den damaligen Vizepräsidenten des französischen Staatsrats war die Münzunion

·         – der erste Schritt zu einer Europäischen Union mit der späteren Gemeinschaftswährung dem „EUROP“!

·         – der erste Schritt zu einem europäischen Föderalstaat unter Leitung einer Europäischen Kommission

·         – die von einem Europäischen Parlament gewählt werden sollte.

 Trotz der euphorischen Artikel in den Zeitungen Großbritanniens blieben dieses Land und auch Deutschland der Münzunion fern. Man hatte in diesen Ländern anscheinend erkannt, welche Fehler das System oder besser gesagt, jämmerliche Experiment, hatte – die Möglichkeit der Mitgliedsländer die Geldmenge beliebig auszuweiten, nämlich Papier mit Symbolen zu bedrucken und wertloses Geld zu schaffen, das nur durch den Annahmezwang einen Wert hatte.

 Das erinnert mich an unseren derzeitigen Bundesbankpräsidenten, der meinte, der Euro ist nichts anderes als bedruckte Baumwolle. Wie Recht er doch hat. Aber selbst solche Äußerungen gehen in unserem Lande sang- und klanglos unter. Es hat sich nichts geändert an diesem katastrophalen Geldsystem.

Vor allem Italien machte damals von dieser Möglichkeit des Gelddruckens schon sehr bald regen Gebrauch. Und Griechenland nahm sich Italien gerne zum Beispiel, weil die Politiker Geld brauchten, um Wahlgeschenke zu verteilen. Im Jahr 1893 verkündete der griechische Premierminister lapidar: „Bedauerlicherweise sind wir bankrott“.

Belgien und Frankreich als solide wirtschaftende Länder finanzierten damals über Jahrzehnte die griechischen und italienischen Defizite mit, da ein Auseinanderbrechen der Union zu erheblichen Verlusten in diesen Ländern geführt hätte. Denn diese Länder bzw. deren Banken, Versicherungen und andere Gläubiger hatten in riesigem Umfang Forderungen gegen italienische und griechische Adressen in ihren Büchern. Während ich dieses schreibe, merke ich, dass sich auch hier nichts geändert hat.

 Ein Bankrott Italiens bzw. Griechenlands hätte zu einem Ausfall und damit auch zu einer erheblichen Schieflage in Frankreich und Belgien geführt. Diesen Offenbarungseid wollte die Politik natürlich so lange wie möglich hinausschieben bis man einem Sündenbock die Schuld für das Scheitern des eigenen Versagens unterschieben konnte.

 Man machte also immer weiter, da man sich aus der selbst geschnürten Zwangsjacke nicht mehr befreien konnte. Die Bankrotteure diktierten also den Zahlern, wie lange und zu welchen Bedingungen die gemeinsame Währung weiterbestehen sollte! Das erinnert mich übrigens an „Biedermann und die Brandstifter“ – lohnenswert zu lesen und die Parallelen zur EU, dem europäischen Haus, zu erkennen. Hierzu hat Carlos E. Gebauer einen herrlichen Vortrag gehalten, der auf der Internetseite der Partei der Vernunft zu sehen ist.

 Wie verrückt heute die Situation und wie verwirrt die Öffentlichkeit ist, zeigen die Demonstrationen in den Bankrottstaaten. Die Nettozahler, allen voran Deutschland, werden für die Misere im eigenen Land, Korruption, Betrug und Selbstbedienung verantwortlich gemacht. Das ist gelebte europäische Solidarität? Das ist Wahnsinn!! Wo blieb und bleibt denn angesichts dieser „Erfolgsbilanz“ der Lateinischen Münzunion das historische Bewusstsein unserer Europapolitiker, allen voran seinerzeit Kohl und Weigel, bei Schaffung des Euro?

 Die Nachfolger (egal welcher Couleur) haben den Beitritt Griechenlands in die Währungsunion durchgepeitscht und wegen des erhöhten deutschen Haushaltsdefizits den Stabilitätspakt ausgehebelt. Die Haftung für die Schulden der anderen Staaten ist auch Realität. Rechtsbruch spielte keine Rolle in diesem Zusammenhang. Und so wird es immer weiter gehen. Bis wann? Ich weiß es nicht.

 Jedenfalls, die Lateinische  Münzunion zerbrach letztendlich mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der folgenden Weltwirtschaftskrise und die Leute hatten Wichtigeres zu tun, als sich mit den Gründen für das Scheitern der Währungsunion auseinander zu setzen.

 Sie sehen, dass die EU sich insbesondere mit dem Euro in eine gefährliche Richtung bewegt und wir bald an einem Punkt angelangt sind, an dem es kein Zurück mehr gibt. Allerdings befürchte ich, dass wir diesen bereits erreicht haben! Damit Europa noch eine realistische Chance hat, muss sich die EU drastisch verändern und die Gemeinschaftswährung umgehend verschwinden.

 Übrigens, im Jahr 2014 jährt sich der Ausbruch des ersten Weltkrieges zum 100. Mal.

Ist meine Angst berechtigt oder schaffen wir den Euro friedlich ab?

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