Der Euro ist ein historischer Fehler und ein Saustall

Lars Christensen: Der Euro ist ein historischer Fehler und ein Saustall

Verfasst von Niki Vogt

Dies hier ist die Übersetzung der Rede des Gründers und Geschäftsführers Lars Seier Christensen der dänischen Saxo Bank in London am 12. Mai 2013 in London. Man sollte diese Rede gelesen haben. Ich habe sie aus dem englischen Original möglichst wortgetreu übersetzt. Sehr bemerkenswert!

„Wenden wir uns der Situation in der Eurozone zu.

Offen gesagt, das ist ein kompletter Saustall. Und es wird schlimmer von Tag zu Tag. Nur in Brüssel nicht. Dort bekommen wir eine endlose Litanei an Versprechungen zu hören: daß es eine Erholung innerhalb von sechs Monaten geben wird … immer ist es innerhalb von sechs Monaten, daß wir hören der Euro sei sicher, und daß, wenn wir nur mehr Verantwortung an unsere Herren in Brüssel abgeben, alles ganz prima wird.

Nichts könnte von der Wahrheit entfernter sein. Gerade eben haben wir das Bailout des fünften Landes der Eurozone hinter uns gebracht, und die beiden nächsten, Slowenien und Malta stehen schon Schlange. Sobald – nicht FALLS! – die Troika in diesen beiden Ländern ankommt, befinden wir uns in der absurden Lage, daß fast die Hälfte der Eurozonenländer durch die Annahme der Gemeinschaftswährung ruiniert wurde. Derselbe Euro, dem sie sich mit so großen Hoffnungen auf die Zukunft angeschlossen haben.

Nun sind das kleine Länder und können auch einfach so behandelt werden. Schauen Sie nur, was mit Zypern geschehen ist. Ich würde Malta, Slowenien und anderen Bailout-Kandidaten raten, daß sie um’s blanke Überleben durchhalten bis nach der Wahl in Deutschland. Seit Zypern wissen wir, was passiert, wenn man einem Führer in Deutschland im Weg steht, der wiedergewählt werden will.

Was läuft da falsch in der Eurozone? Ich glaube, das wissen wir mittlerweile alle ganz gut. Der Euro ist ein politisches Konstrukt und hat einfach keine gesunde wirtschaftliche oder steuerliche Basis. Bevor das nicht aufgebaut ist, ist der Euro zum Untergang verurteilt.

Das politische Kapital, das in er Euro investiert wurde ist gigantisch, deshalb sollte man den Willen ihn am Leben zu erhalten, so lange das nur menschenmöglich ist, keinesfalls unterschätzen. Jedes Werkzeug, das sich in der Kiste findet, und ich meine wirklich JEDES Werkzeug in der Kiste, wird ausprobiert werden, bevor diese nicht gewählten, unverantwortlichen Leute in Brüssel vor der Realität kapitulieren. Aber der Euro ist in jedem Fall dem Untergang geweiht, daran besteht kein Zweifel.

Tatsächlich wußten eine Menge Leute das bereits, als der Euro eingeführt wurde. Der Chefökonom der Saxo Bank, Steen Jacobsen, der in den neunziger Jahren mit der Delors Kommission zusammenarbeitete, hat mir oft erzählt, daß die Gefahren, die jetzt zutage treten, damals ganz offen diskutiert worden sind. Aber die Dinge wurden damals mit hohem politischen Druck unaufhörlich voran getrieben. Die Wucht in der EU schien so groß zu sein, daß viele erwarteten, daß man das Fundament bauen könnte, nachdem das Haus errichtet war.

Eben nicht. Denn während der ersten Dekade des Euro stellte sich heraus, daß die erwarteten Vorteile durch den Euro sich nicht materialisierten. Es gab kein Stärkung des Durchsetzungsvermögens von Europa in der Welt, es gab keine Disziplin unter den Mitgliedern, ernsthafte Probleme begannen sich bei den schwächeren Ländern zu zeigen, die mit Deutschland nicht mithalten konnten, was Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität betrifft. Es gab keine Möglichkeit die Wirtschaft zu steuern, ohne die eigenen Zinsen für kurzfristige Anleihen zu kontrollieren. Es gab keine Möglichkeit, die eigene Währung abzuwerten, um ein neues Gleichgewicht zu erlangen und die Fähigkeit, im Wettbewerb zu bestehen. Es gab keine dauerhaften günstigen Auswirkungen bei Langzeit-Zinsen, da der große Gewinner der Eurozone, Deutschland, seinen Bürgern weder verkaufen konnte noch wollte, daß sie gemeinsame Eurobonds unterschreiben, oder für immer große Transferzahlungen in die schwächeren Länder leisten sollen.

Und jetzt wollen die Europäischen Völker keinesfalls mehr weitergehen in Richtung weiterer Integration. Nicht daß man sie groß gefragt hätte, da fast alle Entscheidungen von ihren Parlamenten oder hinter verschlossenen Türen in Brüssel getroffen wurden, weil niemand wagt, sein Volk per Volksabstimmung zu fragen – sie kennen ja die Antwort, das wäre ein tönendes NEIN!. Und zu Recht ein Nein, denn Europa ist nicht und wird niemals die Vereinigten Staaten sein. Unsere Kulturen, unsere Wirtschaften, unsere Völker sind viel zu unterschiedlich um sich jemals effizient und glücklich in einer aufgezwungenen Union zu integrieren.

Stattdessen brachte man die Integration durch die Hintertür herein, über die Beiträge zu den Bailout-Mechanismen, indem die Bilanzen der EZB gefälscht wurden, durch die Bankenunion, die die Glaubwürdigkeit auch der gesunden Banken zerstören wird, wenn sie wirklich kommt; indem man einfach Vertragsänderungen schnell und ohne Information durch die Parlamente drückt, und behauptet, daß die repräsentative Demokratie das rechtfertigt. Nun, das tut sie nicht. Ein Parlament, das die nationale Souveränität aufgibt, wohl wissend, daß das eigene Volk das ablehnen würde, begeht Verrat – meiner Meinung nach.

Aber Politik ist die eine Sache, Wirtschaft die andere, obwohl es immer schwerer wird, sie zu unterscheiden.

Jeder mit gesundem Menschenverstand sieht jetzt, daß die Gemeinschaftswährung ein historischer Fehler ist, der der sogar zu weiteren, fatalen Konsequenzen für Europa und die Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents gegenüber dem Rest der Welt führt.

Meiner Meinung nach sind viele Dinge sehr klar. Die Eurozone wird irgendwann zerbrechen. Das kann auf vielerlei Weise geschehen.

Die schwächeren Länder könnten austreten. Wenn dieser Prozess geordnet abgewickelt wird, kann das mit weniger Kosten bewältigt werden, als die gegenwärtigen und zukünftigen Bailouts verursachen würden. Und es würde die austretenden Länder schnell auf Erholungskurs bringen.

Deutschland könnte austreten. Als einziger Nutznießer der Eurozone ist das unwahrscheinlich, dass das so bald geschieht. Aber die Rechnungen stapeln sich immer höher, und so könnte das plötzlich eine attraktive Lösung für die deutschen Bürger sein. Das bedeutete natürlich einen viel höheren deutschen Wechselkurs, aber dafür wäre eine Weile der Druck raus, es würde für die anderen 26 Länder die Brisanz der Krise mindern. Sie würden einen Wachstumsschub erfahren, sobald sie einen deutlichen, aber nicht katastrophal geringeren Eurokurs haben.

Es könnte sich auch eine Multi-Währungs-Zone entwickeln, in der sich Länder mit ähnlichen Wirtschaftsbedingungen und Zielvorgaben gruppieren und einen angemesseneren Währungslevel erreichen.

Aber all diese Szenarien setzen voraus, daß die Vernunft nach Brüssel zurückkehrt. Dann könnte so etwas sicherlich mit weniger Chaos und ökonomischen Blessuren erreicht werden, als sie uns andernfalls in Europa erwarten.

Das könnte sogar das attraktives Ergebnis einer EU, die sich wieder auf einen gemeinsamen Markt konzentriert hervorbringen, die Handelsspannungen zwischen den Wirtschaften reduzieren, und Vorteile aus der großen Vielfalt der verschiedenen Kompetenzen quer durch Europa ziehen. Wir haben ja den Vorteil von beidem: Hochausgebildete Arbeitskräfte und billige Industriearbeiter, mehr als 500 Millionen Verbraucher und den Nutzen der wetteifernden Steuer- und Wohlfartssysteme.

Nochmal, ich wiederhole: All das erfordert die Rückkehr der Vernunft in die Eurozone. Und, offen gestanden, scheint das unglücklicherweise nicht in den Karten zu sein.

Wenn die Vernunft nicht zurückkommt, was haben wir dann zu erwarten?

Meiner Meinung nach wird die Rezession auf Jahre weitergehen und sich sogar zu einer Depression vertiefen. Vergessen Sie eine Erholung innerhalb von sechs Monaten, es werden von nun an dauernd sechs Monate sein.

Euro-dominierte Anlagen werden unattraktiv bleiben, sogar geradewegs gefährlich, so etwas in den nächsten Jahren zu halten.

Die Anleihezinsen werden beachtlich steigen, und zwar in allen 17 Ländern, weil klar wird, daß die Situation unhaltbar ist.

Brüssel wird noch mehr Macht beanspruchen, und diese immer miserabler ausüben. Der Finanzsektor wird in selbstvernichtenden Regulierungen, Steuern und grenzübergreifenden Verantwortungen für zusammenbrechende Banken ersäuft, was am Ende auch die gesunden Banken zerstört.

Zypern war sehr wohl eine Blaupause. Erwarten Sie nicht nur „Bail-ins“ – die ja, wenn sie im Voraus klar definiert würden, einen Teil der Lösung darstellen könnten – sondern auch geradeheraus Konfiskationen und Vermögenssteuern, die als Solidaritätszahlungen maskiert werden. Die Regierungen Europas brauchen Geld, und der private Sektor hat es. So einfach ist das. Seien Sie ruhig sehr paranoid.

Erwarten Sie verborgene Überraschungen im Minenfeld der Eurozone. Das hat das Chaos von Zypern sichergestellt. Ein normaler privater Einzahler, der hart gearbeitet hat und für seine Familie gespart, wird sein Konto nicht in die Schweiz oder nach Singapur verlegen. Aber was macht der, wenn sein Land ein Bailout über’s Wochenende veranstaltet? Ich würde mal sagen, daß die Matratze nach einem sichereren Ort für das Wochenende aussieht, als seine Bank. Daher können Bankruns jederzeit plötzlich losgehen.

Natürlich lautet die Antwort auf Bankrun „Kapitalkontrolle“.Erwarten Sie viel mehr in dieser Art, immer als nur kurzfristig und vorübergehend angekündigt, aber schwer wieder abzuschaffen, wenn es einmal eingeführt ist. Island ist jetzt im fünften Jahr der „vorübergehenden“ Kapitalkontrollen, das nur mal als Hinweis für Sie.

Es gibt eine Menge Dinge, über die man sich sorgen und nachdenken sollte, wenn Sie ein Bürger oder ein Investor in der Eurozone sind.

Diese Krise wird nicht vorübergehen.

Originaltext auf Englisch: http://www.zerohedge.com/news/2013-05-12/saxo-bank-ceo-eurozone-minefield-crisis-will-not-pass

Quelle: schildverlag

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