Der Euro brennt

von Patrick Freudiger

Advent, Advent, der Euro brennt. Pünktlich auf die Weihnachtszeit häufen sich im Euro-Raum (erneut) die Hiobsbotschaften.

Gemäss den aktuellsten Zahlen (per Oktober 2012) erreicht die Arbeitslosenquote in der Eurozone mit 11,7 Prozent einen neuen Rekordwert. Auch in der EU stieg die Arbeitslosigkeit auf einen neuen Höchstwert (10,7 Prozent); besonders betroffen sind Irland (14,7 Prozent), Portugal (16,3 Prozent) und Spanien (26,2 Prozent). Geradezu schockierend sind die Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit. In Spanien sind 55,9 Prozent der unter 25-Jährigen arbeitslos, in Portugal 39,1 Prozent, in Italien 36,5 Prozent und in Bulgarien 30,3 Prozent. Der Staat ist offensichtlich nicht mehr in der Lage, Rahmenbedingungen für eine funktionierende Marktwirtschaft zu schaffen.

Zur Stabilisierung der Währungsunion hat die europäische Polit-Elite einen Rettungsschirm mit einer unvorstellbaren Grösse von 700 Milliarden Euro gespannt. Diese innereuropäische Umverteilungsübung wird je länger je mehr zu einer unerträglichen Strapaze für diejenigen Staaten, welche in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben einigermassen gemacht haben, allen voran Deutschland. Das Euro-Fass hat längst den Boden verloren. Gerade unlängst beschlossen die Euro-Finanzminister und der Internationale Währungsfonds (IWF) wieder einmal, dem Hauptsorgenkind Griechenland etwas mehr Zeit bei der Konsolidierung zu geben: Dieses Mal zwei Jahre mehr, das heisst  bis Ende 2014. Insgesamt wird der deutsche Finanzhaushalt nach offiziellen Schätzungen allein dadurch im kommenden Jahr mit 730 Millionen Euro belastet, bis im Jahr 2014 werden es insgesamt mindestens 1,4 Milliarden Euro sein. Ausserdem werden damit erstmals Zahlungen aus dem Bundeshaushalt an Griechenland geleistet. Bisher hatte Deutschland nur Kreditgarantien vergeben.

Derweil entziehen die Märkte dem Euro-Gigantismus je länger je mehr das Vertrauen: Bei der Ratingagentur Moody´s hat der Euro-Rettungsschirm soeben die prestigeträchtige Top-Bonität „AAA“ verloren. Moody´s begründete die Herabstufung mit der schlechteren Bonität Frankreichs, einem der Hauptakteure der Euro-Zone. Damit drohen den Rettungsschirmen höhere Hürden bei der Kapitalaufnahme.

Glücklich schätzen darf sich die Schweiz: Sie ist in den vergangenen Schönwetter-Jahren nicht im Gemeinschafts-Fahrwasser mitgeschwommen und weder der EU noch dem Euro-Raum beigetreten. Gemäss einer aktuellen Umfrage befürworten gerade noch 6 Prozent der Befragten einen EU-Beitritt. Wäre unser Land vor 20 Jahren dem EWR als EU-«Trainingslager» (alt Bundesrat Ogi) beigetreten, müssten auch wir heute mit grösster Wahrscheinlichkeit die Denkfehler übereifriger Politiker mitfinanzieren.

Quelle: schweizerzeit

 

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