Das wäre der deutsche Staatsbankrott …

Die Ausplünderung der Deutschen Bundesbank

Von Niki Vogt

Wer weiß eigentlich wirklich etwas mit dem Begriff Target2 anzufangen? Die offiziellen Medien berichten sehr wenig darüber, und schon gar nichts von den Gefahren, die durch diese undurchsichtige Art der Verrechnungsmethode zwischen Banken, Notenbanken und der EZB entstanden sind. Tatsächlich ist Target2 eine finanzielle Vernichtungswaffe, die direkt auf die Deutsche Bundesbank gerichtet ist – und damit auf den deutschen Bürger. Das Ausmaß der Ausplünderung ist fast gar nicht bekannt. Die EZB schuldet nämlich der Deutschen Bundesbank etwa eine halbe Billion Euro durch Target2.

Target2 ist das Zahlungssystem für große Geldbeträge innerhalb des Euroraumes. Die elektronischen Zahlungen werden von den Zentralbank der beteiligten Länder erfasst und untereinander abgerechnet. Die Tagessalden werden um 00:00 Uhr auf die EZB umgebucht. So einfach, wie sich das anhört, geht es auch.

Wenn nun ein deutscher Partner von einem ausländischen Partner eine größere Summe aus einem grenzüberschreitenden Verkauf bekommt, erhält er nach Target2 dafür eine Gutschrift der Deutschen Bundesbank auf seine Hausbank.

Die Bundesbank wiederum hat eine Forderung in genau dieser Höhe an die Zentrale Notenbank des Käufers im Ausland, welche wiederum eine Forderung an die Hausbank des Käufers im Ausland hat. Die Kette geht also über vier Stationen vom Verkäufer hier zum Käufer am anderen Ende.

Diese Forderungskette besteht aber nur bis 00:00 Uhr.

In dieser Sekunde wird die Forderung der Bundesbank nach den Target2 Regeln auf die EZB umgebucht. Gleichzeitig auch die Schuld der ausländischen Notenbank.

Ab jetzt hat die Bundesbank eine Forderung gegen die EZB in Höhe des Kaufpreises (den sie ja an die Hausbank des Verkäufers ausgezahlt hat) und die EZB ihrerseits eine Forderung gegen die Zentrale Notenbank des Landes, in dem der Käufer sitzt.

Die Bundesbank hat also jetzt keine Forderung mehr gegen die andere Notenbank. Nur noch gegen die EZB.

Der deutsche Verkäufer bekommt sein Geld von der Bundesbank und ist zufrieden. Die Bundesbank aber hat den Kaufpreis an den Verkäufer überwiesen und bekommt als Gegenleistung nur eine Forderung an die EZB.

Auf genau diese Weise sind zwischen 2007 und 20011 etwa 500 Milliarden Euro aus der Bundesbank herausgeflossen, die die EZB im Gegenzug der Bundesbank mittlerweile schuldet.

Da die Tagessalden der beteiligten Zentralbanken nicht täglich ausgeglichen werden müssen, kommt das einer Einladung zur Selbstbedienung gleich. Man wartet eben bis nach Mitternacht, und wie durch Zauberhand ist man den Ärger mit den Forderungen los, und die Gläubiger-Zentralbank muss einen Schuldschein der EZB akzeptieren.

Das haben insbesondere die Notenbanken der überschuldeten Südländer ganz schnell verstanden. Täglich werden große „Geschäfte“ abgewickelt, und um Null Uhr wird die Rechnung auf die Europäische Zentralbank umgeschrieben, und die italienischen, portugiesischen und griechischen Zentralbanken lehnen sich entspannt zurück. Die EZB zahlt den Gläubigerbanken natürlich nichts aus, sondern lässt die Summen als Kredite der Notenbanken – hauptsächlich der Bundesbank – an die EZB stehen.

Die überschuldeten Länder im Süden Europas haben das Target2-System ganz gezielt genutzt, um an günstige Kredite zu kommen, allen voran Griechenland. Auf dem freien Kapitalmarkt konnte sich das Land schon seit einiger Zeit keine Gelder mehr beschaffen, der Kampf um die Rettungspakete war langwierig und schwierig, also hat Griechenland sich über diesen Weg sehr günstige Kredite verschafft. Und das Spiel ist mit dem jetzigen 130 Milliarden-Euro-Kredit noch nicht vorbei, denn auch diese Finanzspritze wird nicht lange helfen. Die Zinsen für griechische Staatsanleihen liegen immer noch viel zu hoch. Der Wirtschaftswissenschaftler Frank Westermann von der Universität Osnabrück sieht die logische Konsequenz, dass der zusätzliche Geldbedarf Griechenlands weiter über die Hintertür der unfreiwilligen Kredite durch die Traget2-Verrechnungsplattform gedeckt wird.

Der Target2-Saldo der Bundesbank gegenüber der EZB stieg im Januar auf 498 Milliarden an. Das waren 35 Milliarden mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Januar 2011 waren es 195 Milliarden. Das sind 7 % der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung. In den Medien wird darüber fast nicht berichtet.

Aber sind die Forderungen der Bundesbank gegen die EZB nicht eine sichere Sache?

Wenn eine Nationale Zentralbank zahlungsunfähig würde und ihre Verbindlichkeiten gegenüber der EZB nicht mehr bedienen könnte, würden die Verluste nach einem bestimmten Schlüssel von allen anderen getragen werden. Deutschlands Anteil beträgt dabei 28 %, also rund ein Drittel. Deutschland müsste also ein Drittel der Schulden tragen, die eine insolvente Zentralbank gegenüber der EZB insgesamt hat. Das setzt aber voraus, dass alle anderen Länder die fehlenden zwei Drittel der ausgefallenen Forderungen zahlen würden. Das heißt, auch Spanien, Italien, Portugal und Irland etc. müssten einspringen, um die Forderung der Bundesbank an die EZB zu erfüllen.
Das klingt nicht sehr wahrscheinlich.

Genau darum schrieb der Bundesbankpräsident Weidmann seinen Brief an EZB-Präsident Draghi und forderte bessere Garantien ein, wofür er umgehend gescholten wurde. Aber auch ifo-Chef Hans-Werner Sinn fordert Begrenzungen der Target2-Salden, um ein weiteres Ausufern der Ausplünderung der Bundesbank zu verhindern.

Wir Bundesbürger lesen in den Zeitungen von den Kämpfen um ein weiteres Hilfspaket für Griechenland, und es wird medienwirksam um 130 Milliarden Euro gerungen. In Wirklichkeit wird viel mehr als diese Summe pro Jahr aus unserer Zentralbank herausgesaugt, das geschieht nur in aller Stille. Hierzu wird kein Parlament gefragt, da beschäftigt sich kein Bundesverfassungsgericht mit. Dieser Aderlass unserer Zentralbank (und damit der Deutschen) erreicht bald das Doppelte unseres Bundeshaushaltes. Wenn der Target2-Saldo in derselben Geschwindigkeit weiter wächst, hat er am Jahresende eine Höhe von 700 Milliarden Euro erreicht.

Das Perfide daran ist natürlich auch, dass das Erpressungspotential der finanzschwachen Eurostaaten gegenüber den finanzstarken Staaten wie Deutschland umso größer wird, je höher der positive Target2-Saldo der Bundesbank anwächst. Die Bundesbank kann die Forderungen auch nicht einfach abschreiben, dann wäre sie schnell bankrott. Die Bundesbank verfügt über Währungsreserven von 190 Milliarden Euro. Also ist sie gezwungen, weiter mitzuspielen und so zu tun, als sei alles in Ordnung. Ohne diese heimlichen Kredite bräche auch die EU in kürzester Zeit zusammen, weil die finanzschwachen Länder anders nicht mehr an Gelder kommen. Kollabiert die EU, crasht der Euro. Das wiederum bedeutet, die Bundesbank müsste die gesamte halbe Billion als Komplettverlust abschreiben.
Das wäre der Bankrott der Deutschen Bundesbank.

Außerdem würden bei einem Eurocrash noch die gesamten Bürgschaften schlagend, die Deutschland übernommen hat. Zu der halben Billion Verlust der Bundesbank kommen also noch eine Billion Euro Bankenbürgschaften und Beteiligungen an den Euro-Rettungsfonds auf Deutschland zu. Das macht summa summarum mehr als 1,5 Billionen Euro, die Deutschland insgesamt leisten muss.
Das wäre der deutsche Staatsbankrott.

Die Bundesbank wird also mit zusammengebissenen Zähnen noch weiter mitspielen. Man wird Geld drucken, um das Unvermeidliche hinauszuzögern, aber am Ende wird das alles nicht aufzuhalten sein.

Quelle: Schildverlag

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