Das Märchen vom Zentralbank-“Wachstum“ bricht endlich zusammen

von Charles Hugh Smith (theblogcat)

http://charleshughsmith.blogspot.com/2019/08/the-fantasy-of-central-bank-growth-is.html

Nachdem sie die Disziplin kaputt gemacht haben, kommen die Zentralbanken nicht mehr aus jener Ecke heraus, in die sie uns manövriert haben.

Es war so ein wunderbares Märchen: Man gibt einer Handvoll Banker, Finanziers und Konzernen zu fast Nullzinsen Billionen von Dollar, und diese Schwemme aus Kredit und Bargeld für die Spitze der Reichtums- und Machtpyramide würde wundersamerweise eine neue Runde an Investitionen in die Produktivität erhöhende Infrastruktur und Ausrüstung generieren, die in Form von höheren Löhnen zu den Massen hinabtröpfeln und es den Massen ermöglichen würde, mehr für den Konsum zu borgen und auszugeben – ein Nirwana der modernen Ökonomie: eine sich selbsterhaltende, sich selbst verstärkende Ausweitung des Wachstums.

Aber leider gibt es keine sich selbst erhaltende, sich selbst verstärkende Ausweitung des Wachstums; es gibt nur massive, zunehmend zerbrechliche Vermögensblasen, stagnierende Löhne und ein Neues Vergoldetes Zeitalter, da die Handvoll Banker, Finanziers und Konzerne, denen man unbegrenzt nahezu kostenloses Geld gegeben hat, sich selbst auf Kosten aller anderer bereichert haben.

Die nahe Null liegenden Zinsen und die Billionen an neuen Krediten haben die Disziplin und die Preisfindung zerstört, das Fundament jeder Wirtschaft, sei sie kapitalistisch oder sozialistisch.

Wenn die Schuldenaufnahme nahezu kostenlos in unbegrenztem Umfang möglich ist, dann gibt es keinen Grund für Disziplin, und daher kostet ein Jahr an einer Uni statt $10.000 jetzt $50.000, ein Haus, das $200.000 kosten sollte, kostet jetzt eine Million und eine Brücke, die $100 Millionen kosten sollte, kostet jetzt $500 Millionen. Niemand kann sich noch irgend etwas leisten, denn die Antwort im Zeitalter des Zentralbank-“Wachstums“ lautet: Leih‘ dir einfach noch mehr, es wird dich nicht viel kosten, denn die Zinsen sind so niedrig.

Und da das Kapital (d.h., die gesparten Einkommen) dank des ZIRP und NIRP (die Null- oder Negativzinspolitik) der Zentralbanken praktisch keine Rendite erwirtschaftet, wandern die ganzen Kredite in spekulative Vermögenswerte und pumpen nie dagewesene Vermögensblasen auf, die das Finanzsystem zerstören werden wenn sie schließlich platzen, so wie alle Vermögensblasen es irgendwann tun.

Niemand weiß mehr, was in dieser Funny-Money-Zeit der Zentralbanken der Preis der Dinge ist. Und da das Kapital nahezu nichts einbringt, ist der einzige Weg, Rendite zu erzielen, dem irren Taumel nach noch riskanteren Anlagen zu folgen und der Plan ist, am Höhepunkt an einen noch größeren Trottel zu verkaufen. Eine Strategie, die Wenige beherrschen, da es den Verkauf in einer Kursrally verlangt, die scheinbar zu den Sternen emporstreben will.

Und nachdem die Disziplin zerstört ist – warum knausern und sparen, wenn man sich stets etwas borgen kann um zu kaufen oder zu investieren? – kommen die Zentralbanken nicht mehr aus jener Ecke heraus, in die sie uns manövriert haben. Wenn sie die Zinssätze auf jenen historischen Durchschnitt „normalisieren“ (3% über der realen Inflation), dann werden all die Zombie-Firmen und Haushalte bankrott gehen, die nur überleben, weil die Zinsen so niedrig sind. Und das wird den „Reichtum“ all der Anleihen auslöschen, die nicht mehr bedient werden können.





„Normalisierte“ Zinsen würden auch die globale Immobilienblase platzen lassen, eine Implosion, die Billionen an Verlusten auslösen würde, indem sie den gepriesenen Vermögenseffekt in die Erkenntnis umwandeln würde, dass wir alle ärmer werden, nicht reicher, und der riskante Berg an Hypothekenschulden würde zusammenbrechen, der weltweit mit absurd überbewerteten Immobilien aufgeschichtet wurde.

Im Endeffekt haben die Zentralbanken dem „Geld“ eine Null hinzugefügt und vorausgesagt, dass diese Trickserei zehn Mal mehr von allem erzeugen würde: Zehn Mal so viele produktive Investitionen, zehn Mal so viel Konsum, zehn Mal so viele Menschen, die sich zehn Mal so viel Geld borgen und so weiter.

Aber die Trickserei ist gescheitert, und alles was wir haben, sind $200.000-Häuser, die eine Million Dollar kosten, ein Jahr auf der Uni, das statt $10.000 nun $50.000 kostet und so weiter. Nachdem sie die Disziplin und die Preisfindung zerstört haben, versuchten die Zentralbanken, die Realität durch Fantasie zu ersetzen, und diese absurde Fantasie bricht jetzt zusammen. Das Finanzsystem und die reale Wirtschaft wurden beide durch diese Fantasie destabilisiert, und beide sind nun so zerbrechlich wie es wenige verstehen.

Die einzige „Politik“, die Zentralbanken haben, ist, noch mehr Kredite zu Negativzinsen herauszugeben. Das bedeutet: Noch mehr von dem zu tun, was spektakulär gescheitert ist, bis diese ganze klapprige Travestie einer höhnischen Täuschung zusammenbricht.

Schuldverschreibungen, Anleihen und Verbindlichkeiten, alle Sektoren

                                          Glaubt irgend jemand, dass so etwas eine Zukunft hat?

Dieser Zusammenbruch spielt sich gegenwärtig in Zeitlupe ab, aber angesichts der zunehmenden Instabilität der Vermögensblasen könnte es sich jederzeit beschleunigen.

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Eindeutiger (s. Grafik) gehts kaum noch. Der Schuldenberg, der sich die letzten 40 Jahre aufgebläht hat, muss in naher Zukunft zwangsläufig implodieren, vergleibar wie ein Vulkanausbrush, der unvorhersehbare Schäden mit sich bringen kann. Im Inneren brodelt es gewaltig, nur wann der Ausbruch erfolgt, weiß noch niemand. Eins jedoch ist gewiss. Die Angst vor der Zukunft. 

Machen Sie sich keine Sorgen. Die Parteien, die Sie wählen, werden schon dafür sorgen, dass Sie weiter in Frieden und Wohlstand leben. Nur leider verraten sie Ihnen nicht, wer diese ganzen Versprechen finanzieren sollen. Die Staatsformel, die alle Parteien aus dem ff beherrschen lautet: Rechte Tasche nehmen, linke Tasche geben.

Wobei, und das ist der Trick, auf den die Masse seit ewigen Zeiten hereinfällt, dass letztendlich in der linken Tasche immer weniger ankommt. So einfach funktioniert parteipolitische Herrschaft, die der Wähler mit der Abgabe einer Stimme legitimiert. Perfekt organisiert, finden Sie nicht auch! 

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Das Märchen vom Zentralbank-“Wachstum“ bricht endlich zusammen
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3 Kommentare

  1. Genau genommen wissen wir schon seit zehn Jahren, daß mit der Nullzinspolitik und damit dem Papiergelddrucken die Marktwirtschaft abgeschafft wurde, um das Wachstum fortlaufend weiter voranzutreiben, d. h. Arbeitslosigkeit zu vermeiden.  Es sieht jedoch jetzt ganz danach aus, daß es mit dem Wachstum zu Ende ist:  Entlassungen im Bankensektor und der KFZ-Branche, Abflauen des Immobilienbooms, Rückgang des Exports, kontinuierliches Steigen des Goldpreises.  Da dann das Wachstum nicht mehr durch Papiergeldausgabe generiert werden kann, wird man es wohl seinlassen und ein Reset des Geldwesens durchführen, d. h. eine Währungsreform mit neuer Währung in der Stunde Null.  Die Frage, die auch nach dem Ersten Weltkrieg entstand, ist: "Wie wird die alte Währung Euro in der neuen Währung x für die bisherigen Euro-Hypotheken und Euro-Grundschulden aufgewertet?"  Die Euro-Guthaben werden wohl gestrichen, was aber wird aus den Euro-Schulden?

    • Was für eine Marktwirtschaft? Es hat immer nur die Mächtigen gegeben, die sich Sonderspielregeln eingeräumt haben, um dann mit ungleichen Bedingungen Gewinne zu machen.

      Einpaar Beispiele: Konzerne zahlen ungefähr Null-Prozent Steuern und lassen sich jeden Arbeitsplatz, den sie schaffen, mit Subventionen bezahlen. Sie bekommen Strom und Wasser für den Betrieb fast geschenkt. Und so weiter und so weiter…

      Was hat das mit Marktwirtschaft zu tun. Das war Wirtschaftsfaschismus von Anfang an. Die Verbindung von Wirtschaft und Politik, um die Menschen maximal ausbeuten zu können.

      Und das ist eben kein Sozialismus, der immerhin die Bedürfnisse des Menschen befriedigen will, auch wenn er ineffizient ist. Sondern ein System, bei dem alle für die Bedürfnisse einer kleinen Gruppe anschaffen gehen sollen.

      Auch die freie Marktwirtschaft hat immer erkannt, dass es wesentlich lukrativer ist, die Poltik zu kaufen und dann die Spielregeln zu bestimmen, als ernsthaft zu konkurrieren. Es kann keine Marktwirtschaft in einer repräsentativen Demokratie geben. Zumindest nicht sehr lange. Es ist unmöglich, weil man die Profitgier der Menschen in der Marktwirtschaft braucht und fördert. Und eben diese Profitgier zerstört dann die Marktwirtschaft.

      Bei uns ist z.B. fast jeder Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt gezwungen, in ein Versicherungssystem einzuzahlen, dessen Leistungen er am Ende nur bekommt, wenn er jeden Vertrag mit einem Arbeitgeber annimmt. Und schon kann man die Bedingungen diktieren.

      Übrigens ist es auch einfacher und lukrativer Richter (in höheren Instanzenr als Vortragende zu Kongressen einzuladen oder als Gutachter einzusetzen und gut zu bezahlen, als mit gerechten Entscheidungen rechnen zu müssen. Auch das passiert in jeder freien Marktwirtschaft.

      Und wir sitzen am Ende der Entwicklung, wo einem die Scheisse dieser Form von Marktwirtschaft, Pseudodemokratie und Pseudorechtsstaat an jeder Ecke ins Gesicht springt.

      Meines Erachtens müssen die Reichen entmachtet und enteignet werden und die Machtsysteme entflochten. Und dann allen Menschen auf lokaler Ebene die Möglichkeit gegeben werden, sich so zu organisieren, wie sie das möchten. Wer dann "Kapitalismus" will, soll kapitalismus machen, aber eben ohne einen Staat den er als Machtinstrument missbrauchen kann. Wer "Sozialismus" machen will, soll das in seiner Gruppe machen und wer etwas anderes will, soll eben das machen.

      Und es gibt auch Gemeinschaften, die sehr gut ohne individuellen Besitz und ohne Geld funktionieren. Seien es die Inka gewesen, die Hutterer, usw…

      Wir brauchen keine Reichen, die zentralisierte Machtstrukturen kontrollieren und uns Märchen vom schlimmen Leben in anderen Systemen erzählen. 

      Und Sozialismus vs Kapitalismus ist blos die Ablenkungsstrategie vom real existierenden Faschismus.

    • Moin Jürgen II,

      "Die Euro-Guthaben werden wohl gestrichen, was aber wird aus den Euro-Schulden?"

      Welche Euro-Guthaben meinst Du? Die auf den Bankkonten? Und was wäre dann mit dem Euro-Bargeld? Außerdem gibt es doch das Einlagensicherungsgesetz, aber das ist auch nur eine Lüge von vielen, denn die einzige Garantie, die der Staat gibt ist, den Leuten ihre Ersparnisse wegnehmen. Ist bereits jetzt der Fall mit den Niedrigzinsen.

      Was mit den Euro-Schulden passiert? Gute Frage. Die TARGET2-Forderungen von fast einer Bio. Euro kann die BRD dann wohl abschreiben.

      Beispiel wie die Guthaben und Schulden nach der Währungsreform bewertet wurden:

      "Jede Person bekam als Erstausstattung einen Betrag von 40,- DM und einen Monat später nochmals 20,- DM ausgezahlt. Forderungen und Verbindlichkeiten wurden mit einem Kurs von 10:1 (10 Reichsmark = 1 DM) umgestellt. Laufende Verbindlichkeiten wie Löhne und Mieten im Kurs 1:1.

      Bargeld und Sparguthaben wurden im Verhältnis 100:6,5 (100 RM = 6,5 DM) umgetauscht."

      Wer Schulden hat, wird bei einer Währungsreform immer der Dumme sein, zumal bei steigender Arbeitslosigkeit nur noch wenige Schuldner die monatlichen Raten und somit die Schulden bedienen können. Spätestems dann wird die Immo-Blase platzen. Die Goldbesitzer werden dann auf Schnäppchenjagd gehen. Wohl dem, der keine Schulden hat.

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