DAS LETZTE HURRA BEVOR DIE DUNKLEN JAHRE KOMMEN

von Egon von Greyerz (goldswitzerland)
Original in Englisch vom Donnerstag, 30 August, 2018

Das war‘s! Der Herbst 2018 wird für Weltwirtschaft, Märkte und Politik von großer Bedeutung sein.

Wir erleben jetzt die letzte Hochphase an den Märkten für Aktien, Anleihen, Dollar und die meisten anderen Vermögensanlagen.

Seit der Krise 2006-09 lebt die Weltwirtschaft von geliehener Zeit. Eigentlich hätte das Finanzsystem in dieser Zeit zusammenbrechen müssen. Doch mit massiven Lebenserhaltungsmaßnahmen, inszeniert durch die Zentralbanken, gelang es, den sterbenden Patienten ein weiteres Jahrzehnt am Leben zu erhalten. Durch das Senken der Zinssätze auf null oder negativ und das Schöpfen von Geldsummen, die zu einer Verdoppelung der globalen Verschuldung führten, wurde das Problem scheinbar gelöst. Doch anstatt die Welt vor einem ökonomischen Zusammenbruch zu retten, ließen die wachsenden Schulden und Asset-Blasen in der Folge ein System entstehen, das auch einem exponentiell gestiegenem Risiko ausgesetzt ist.

PROBLEME BEGINNEN IN DER PERIPHERIE – DIE VAT-LÄNDER: VENEZUELA, ARGENTINIEN, TÜRKEI

Wir befinden uns also am “Vorabend der Zerstörung”: Scheinmaßnahmen seitens der Regierungen und Zentralbanken haben die Welt nicht, wie die Keynesianer gern glauben, gerettet, sondern eine noch größere Blase entstehen lassen, die kurz vor dem Platzen steht. Eine kranke Welt mit den gleichen Mitteln heilen zu wollen, die ursächlich für diese Krankheit waren – dieser Ansatz war schon immer schon Scheitern verurteilt.

Derartige globale Probleme, mit denen die Welt in den kommenden Jahren konfrontiert sein wird, beginnen in der Regel in der Peripherie. Aktuell sehen wir mehrere Beispiele für noch lokal begrenzte Brände, die sich aber bald schon auf den Kern der Weltwirtschaft ausbreiten werden.

Nehmen wir zum Beispiel die VAT-Länder. Gemeint sind nicht die Mehrwertsteuerländer (VAT = MwSt. auf Deutsch), sondern Venezuela, Argentinien und die Türkei. Defizite, Schulden und Währungseinbrüche sind die üblichen Warnsignale, die in den VAT-Ländern auf jeden Fall (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß) gegeben sind. Der beste Einzelindikator, der diese Probleme aufzeigt, ist natürlich wie immer Gold. Wie die Grafik unten zeigt, steigt Gold in venezolanischen Bolivar exponentiell an. Seit Mai 2018 ist Gold um das 23.000-fache gestiegen – oder aber um 2,3 Millionen Prozent!

Argentinien stürzt von einer Krise in die nächste; in diesem Jahrhundert ist Gold hier schon um 14.500 % gestiegen. Allein seit Dezember 2017 ist Gold in Pesos schon um 74 % angestiegen.  

Und schließlich die Türkei: Hier ist Gold seit Mai dieses Jahres um 26% gestiegen, und seit dem Jahr 2000 um 3.500%.

Kein Wunder, dass Regierungen auf der ganzen Welt Gold hassen. Schließlich offenbart es deren betrügerisches Vorgehen bei der Zerstörung der Wirtschaft und der Währung.

In so vielen Bereichen gibt es eklatante Manipulation – Falschgeld, falsches Papiergold, Falschnachrichten, falsche Politik und falsche Regierungen!

Die VAT-Länder sind nur ein Beispiel, aber ein sehr wichtiges. Denn sie geben uns das Signal, dass eine globale Krise begonnen hat. Die meisten Schwellenländer befinden sich in der gleichen Situation. In den nächsten Monaten werden die Schwellenländer eines nach dem anderen fallen.

EUROPA IST BANKROTT

Die gleiche Situation auch im Westen. Europa ist völlig bankrott. Die EU-Elite ist verzweifelt bemüht, eine Ansammlung von unterschiedlichen Nationen zusammenzuhalten, indem sie Zwang ausübt und jeder Nation, die droht, die EU oder den Euro zu verlassen, unter Schuldendruck setzt. Längst schon hätten Griechenland und Italien die EU verlassen, die eigenen abgewerteten Landeswährungen einführen und ihre Schuldversprechen gegenüber der EU brechen sollen. Doch sie wurden von Brüssel aufgehalten. Jetzt werden sie mit dem Rest der EU fallen. Die Menschen im Vereinigten Königreich haben für den Ausstieg aus der EU gestimmt, aber Brüssel nutzt alle Mittel, um dies zu verhindern.

Eine künstliche Ansammlung von Nationen mit sehr unterschiedlichen Völkern, Kulturen, Geschichten, Ambitionen, Finanzsystemen, Wachstumsraten usw. war schon immer zum Scheitern verurteilt. Dass dieses Sammelsurium von Ländern durch eine ungewählte und unverantwortliche Elite in Brüssel regiert wird, macht alles noch schlimmer.

Das Schweizer System – mit seiner direkten Demokratie, der Volksmacht und Machtverteilung an die Kantone (Lokalstaaten) – ist ein viel effizienteres System.

US-SCHULDEN-VERDOPPLUNG ÜBER NACHT VON 21 BILLIONEN $ AUF 42 BILLIONEN $

Die Welt könnte die großen Probleme in den Schwellenländern und Europa möglicherweise noch bewältigen, wenn nur die größte Volkswirtschaft der Welt, die USA, gesund wäre. Aber das ist leider nicht der Fall. Diese Volkswirtschaft ist nicht nur die größte, sondern auch die kränklichste. Die Verschuldung des Bundes hat sich in den USA alle 8 Jahre verdoppelt. Die USA steuern somit auf eine Verschuldung von 40 Billionen Dollar im Jahr 2025 zu. Ich bin mir durchaus im Klaren, dass dies deutlich über den offiziellen Prognosen liegt. Doch warum sollte man denen noch Beachtung schenken, da sie immer wieder falsch waren. Zudem scheinen die US-Bundesschulden eher bei 42 Billionen $ als bei 21 Billionen $ zu liegen, falls jene 21 Billionen „verlorene“ Dollars, basierend auf Catherine Austin-Fitts Erkenntnissen, korrekt sind. Wahrscheinlicher ist es, dass ökonomische Probleme in Verbindung mit einer Finanzkrise zu unbegrenzter Geldschöpfung sowie steil steigenden Zinsen führen werden. Für das Jahr 2025 ist eine US-Bundesverschuldung von 100 Billionen $, oder sogar im Billiarden-Bereich, nicht unmöglich, gerade wenn die Derivatblase explodiert.

ZUSAMMENBRECHENDE INFRASTRUKTUR

Wenn man drei Tage vor dem Unfall die eingestürzte Genua-Brücke persönlich überquert hat, bekommt man wieder ein Gefühl, wie groß die Unterinvestitionen in Infrastruktur weltweit sind (und auch wie vergänglich das Leben ist). Zur Verbesserung der Infrastruktur des Landes wird Italien 80 Milliarden Euro ausgeben, die der Staat nicht hat. Fährt man durch Italien, sieht man, dass dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird. Die meisten Länder haben Infrastrukturinvestitionen sehr lange vernachlässigt. In den USA beispielsweise müssen nach Schätzungen der American Association of Civil Engineers bis 2025 fünf Billionen Dollar investiert werden, um Straßen, Brücken, Dämme sowie andere Infrastrukturen reparieren zu können. Das sind weitere 5 Billionen Dollar, die aus dem Nichts gedruckt werden.

SCHWANENGESANG

Da die globale Krise bereits begonnen hat, könnte es jederzeit zu einem Zusammenbruch der Märkte, Bubble-Assets und Währungen kommen. Zuvor besteht jedoch die Möglichkeit, dass es zu einer kleinen finalen Aufwärtsbewegung oder dem „letzten Hurra“ kommt. Das hieße also Folgendes: ein letzter Aufschwung an einigen Aktienmärkten und ein vorrübergehend erstarkender Dollar. Der langfristige Trend des Dollars ist klar. Er wird schneller in Vergessenheit geraten, als man es sich vorstellen kann.

Wir dürfen nicht vergessen, dass der US-Dollar, effektiv bemessen – also in Gold, seit der Gründung der Fed im Jahr 1913 um mehr als 98 % gefallen ist, und seit 1999 um ganze 80 %! Der Dollar befindet sich also schon längst auf dem Weg ins Verderben, doch die nächste Phase wird schneller vonstattengehen, als man es sich jetzt vorstellen kann.

“Zeit, den US-Dollar loszuwerden”, so sagte jüngst der stellvertretende russische Außenminister. Er fügte hinzu: “Gott sei Dank, dass das passiert. […] Wir werden diese Arbeit beschleunigen.”.

Russland, China, die Türkei, der Iran und viele weitere Länder sind entschlossen, sowohl in ihren eigenen Währungen als auch in Gold Handel zu treiben. Das wird den Fall des Dollars beschleunigen. Doch der Hauptgrund, warum der Dollar seine seit 100 Jahren laufende Bewegung in Richtung NULL-Punkt abschließen wird, ist die oben erwähnte katastrophale Lage der US-Wirtschaft.





Da wir am Ende einer langen und komplett manipulierten Hausse der Weltwirtschaft stehen, werden jetzt die dunklen Jahre anbrechen, über die ich schon vor ein paar Jahren geschrieben hatte. Kaum vorstellbar, dass die Mächtigen es geschafft haben, die Welt ein Jahrzehnt lang zu täuschen. Doch das nächste Mal werden ihre Panik-Maßnahmen (Verabreichung derselben Heilmittel – massives Gelddrucken und Niedrigzinsen) nicht mehr funktionieren.

Die Welt wird erkennen, dass gedrucktes Geld nicht einmal das Papier wert ist, auf dem es geschrieben steht, oder dass elektronische Einträge, die als Geld bezeichnet werden, genauso schnell verschwinden können, wie sie erstellt wurden.

DIE AHNUNGSLOSEN UND DER WEISE OSTEN

Während der Westen seine Goldbestände offen wie verdeckt reduziert, akkumuliert der Osten weiterhin so viel er kann zu den derzeitigen Schnäppchenpreisen. Die meisten Zentralbanken haben einen Großteil ihres Goldes am Markt verkauft oder verliehen. Über die Edelmetallbanken wird dieses Gold dann von China, Indien oder Russland aufgekauft. Diese Länder des Ostens lassen sich das Gold ganz offensichtlich physisch ausliefern, anstatt es in London oder New York zu lassen. Der Goldeigentümer muss direkte Kontrolle haben.

HEIMLICH VERKAUFTES ODER VERLIEHENES ZENTRALBANKEN-GOLD DES WESTENS LANDET IM OSTEN

Im Chart unten sieht man, wie Zentralbanken und Edelmetallbanken ihr Gold verlieren. Die Schweizer Veredler stellen rund 70% der Goldbarren für die Welt her. Wie die Grafik zeigt, importieren sie ihr Gold aus verschiedenen Quellen. Für viele überraschend kam der mit Abstand größte Goldankauf aus Großbritannien mit 67 Tonnen im Juli 2018. Das Vereinigte Königreich ist kein Gold produzierendes Land. Hier handelt es sich stattdessen um 400 oz-Barren westlicher Zentralbanken, die von China, Indien oder Russland gekauft wurden. Die Barren werden an Schweizer Raffinerien geschickt, wo sie zu sie 1 kg-Riegel geteilt und anschließend an die östlichen Abnehmer weitergeleitet werden. Die Schweizer Importstatistiken zeigen häufig, dass das Vereinigte Königreich als wichtiger Exporteur auftritt. Das sind sehr klare Indizien dafür, dass die Zentralbanken kontinuierlich ihre Bestände abbauen.

Es ist somit wahrscheinlich, dass die tatsächlichen Bestände der USA (8.000 Tonnen), Deutschlands (3.300 Tonnen) oder des IWF (2.800 Tonnen) bei weniger als der Hälfte der offizielle deklarierten Bestände liegen. Und alles, was sie an den Markt verliehen haben, werden sie nie wieder sehen. Sie besitzen nichts weiter, als einen Schuldschein für ihr Gold von einer Bullion-Bank. Dieser Schuldschein wird nie beglichen werden, da kein physisches Gold verfügbar sein wird. Falls es verfügbar wäre, dann nur zu einem Preis, der beim 10-, 20- oder 100-fachen des aktuellen Preises läge.

COMEX UND BULLION-BANKEN WERDEN EXPLODIEREN

Die Gold- und Silbermärkte werden in der kommenden Phase eine Explosion der LBMA-Banken sowie die Comex erleben. Diese werden ihre Verpflichtungen, die mindestens beim 500-fachen des verfügbaren physischen Goldes liegen, nicht erfüllen können.

Wie ich in vorhergehenden Artikeln gezeigt habe, müsste Gold bei mindestens 16.000 $ stehen – inflationsbereinigt, basierend auf dem 1980er-Hoch von 850 $. Viele Berechnungen kommen auf sehr viel höhere Preise – z.B. 87.000 $ oder 174.000 $, wie Jim Sinclair bzw. Bill Holter errechnet haben.

Diese Preise mögen fantastisch erscheinen, man muss jedoch eines begreifen: Wenn die falschen und manipulierten Papiermärkte für Gold und Silber zerplatzen, dann wird es keinen Preis geben oder aber kein Gold oder Silber, das die Händler anbieten können, da sie über keine physischen Metalle verfügen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen.

Unabhängig davon, welche Preise Gold und Silber erreichen werden – die aktuellen Preise von 1.200 $ und 14,80 $ sind vollkommen lächerlich.

GOLD UND SILBER = LEBENSVERSICHERUNG

Das ist das größte Geheimnis der Welt, das tatsächlich kaum jemand versteht. Ein Venezolaner hätte damit sein Leben und das seiner Familie retten können, und dasselbe können all jene noch machen, die heute im Westen Gold kaufen. Trotzdem kauft niemand. Und selbst diejenigen, die Bescheid wissen, warten noch ab, ob Gold und Silber vielleicht nicht doch weiter sinken werden.

Glauben Sie mir, auf sinkende Edelmetallpreise zu warten, wird der teuerste Fehler sein, den man sich überhaupt leisten kann. Wenn die Preise steigen, werden die meisten die Gelegenheit verpasst haben und nicht mehr einsteigen können. Sie werden komplett ohne den Schutz dastehen, den sie so dringend brauchen.

Zu den derzeitigen Preisen ist physisches Gold und Silber der billigste Lebensversicherungsbeitrag, man überhaupt bekommen kann. Denken Sie daran, dass Edelmetalle keine Investition sind, sondern die ultimative Form der Vermögenserhaltung.

Aber dieses Mal werden Gold und Silber nicht nur Vermögen erhalten, sie könnten Ihnen Ihr Leben retten, so wie sie auch den armen Venezolanern das Leben gerettet hätten.

Egon von Greyerz
Gründer und Managing Partner
Matterhorn Asset Management
Zürich, Schweiz

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