Das freieste Land der Erde

von Gert Flegelskamp (flegel-g)

Ich denke, alles was gut ist, kommt aus dem freiesten Land der Erde, den USA, so wie z. B. der Begriff „Human Ressource“. Bereits seit Jahrzehnten ist die Bezeichnung „Arbeitnehmer“ überholt und wurde durch den englischen Begriff „Human Ressource“ ersetzt. Was ist eine Ressource? Bei mir zuhause sind das die Teile, die ich benötige, um zu kochen, zu schreiben, zu putzen (ungern), kurz alles, was ich in meiner Wohnung benötige, um sie einigermaßen instand zu halten, die Wärme zu regulieren (Zentralheizung), zu baden oder zu duschen usw. und auch die Räumlichkeiten selbst sind Ressourcen.

In einem Unternehmen sind die Maschinen und die mannigfaltigen Werkzeuge zur Erledigung der unterschiedlichen Arbeiten einschließlich der zweckdienlichen Gebäude und evtl. erforderlichen Fahrzeuge ebenfalls Ressourcen. Doch nicht für die Leitungsebenen, die für sich einen anderen Ausdruck bevorzugen, den der „Elite“. Die Menschen, die wir bisher eher unter dem Terminus „Arbeitnehmer“ geführt haben, sind aus Sicht dieser so genannten Eliten ebenfalls nur Ressourcen, eben „Human Ressources“.

Welche Vorstellungen die Elite damit verbindet, kann man in einem Beitrag von Prof. Rügemer in der Jungen Welt nachlesen. Es ist verständlich, dass in Europäischen Landen diese „im freiesten Land dieser Erde“ entwickelten Theorien nicht nur gerne, sondern geradezu begeistert aufgenommen wurden. Dabei muss man sich zunächst fragen, was sind das eigentlich für Menschen, die in Amerika leben? Nun, es sind die Nachfahren vor allem von spät-mittelalterlichen Europäern, die das zum Zeitpunkt der Migration in die „neuen Länder“ übliche Ausbeutungschema durchaus verinnerlicht hatten, es mit dem Völkermord an den Indianern und Indios kombinierten und bis heute nicht nur beibehielten, sondern noch ausweiteten. Seit langer Zeit frage ich mich, wie frei die USA wirklich ist! Es ist den US-Bürgern sicherlich nicht bewusst, aber ich glaube, sie sind eines der am stärksten geknechteten Länder der Welt, denn die Geschicke dieses Landes werden von einer kleinen Minderheit des Kapitals bestimmt und die Regierung ist auch nicht mehr, als eine Ansammlung von Marionetten und die Bevölkerung „Human Ressources“.

Nun funktioniert Ausbeutung nur, wenn es auch Massen gibt, die sich ausbeuten lassen. Aber die gab es immer. Die Ausbeuter kann man dabei in zwei Haupt-Kategorien einteilen, einmal die direkten, die das ohne Rücksicht auf Verluste betreiben und sich dafür zur eigenen Sicherheit mit einem Gürtel von so genannten Bodyguards umgeben und die 2. Kategorie, die es verstehen, mit honigsüßen Beteuerungen der Masse einzuflüstern, das sei alles nur zu ihrem Besten. Und der Masse der Ausgebeuteten reichen schon die Märchen, jeder könne es soweit bringen. Es ist das bekannte Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär. Es ist nicht so, dass das völlig ausgeschlossen wäre, schließlich gibt es die Lotterien, bei denen jeder die Chance hat, auf einen Schlag reich zu werden, vielleicht sogar steinreich. Und es gibt das Film- und Musikgeschäft, in dem es auch Einzelne schaffen, zu großen Vermögen zu kommen. Dennoch sind das immer Einzelne, die allerdings dann auch in den meisten Fällen bei denen „da oben“ dennoch nicht ankommen, gleichzeitig aber den Draht zu „denen da unten“ auch verlieren. Es spielt eigentlich auch keine Rolle, denn die Masse der Ausgebeuteten bleibt immer relativ konstant und oftmals voller Bewunderung zu denen aufblicken, denen sie ihr Elend zu verdanken haben.

Eigentlich sollte man meinen, dass die europäischen Länder, die den amerikanischen Ländern gegenüber einen kulturellen Vorsprung von rund 200 Jahren (in denen man dort mit der Ausrottung ganzer Völker in ganz Amerika beschäftigt war) hatten, solchen Einflüsterungen gegenüber immun geworden seien. Aber soweit her war es mit der Kultur in Europa auch nicht bestellt, denn das Ausbeutungsprinzip wurde ja bis ins letzte Jahrhundert von den feudalen Herrschern weiterhin betrieben, hinzu kam die Kolonisation, als die Europäer den Menschen auf anderen Kontinenten die Kultur brachten und sich dafür mit Bodenschätzen und anderen Gütern reichlich entschädigen ließen und im Prinzip dort das Gleiche taten, wie die neuen Amerikaner, sie machten gerne und viel von den überlegenen Waffen Gebrauch.

Machen wir uns nichts vor, wenn es darum geht, zum eigenen Vorteil andere auszubeuten, geraten selbst die besten Prinzipien ins Hintertreffen und Gier ist nun mal eine der am stärksten ausgeprägten Eigenschaften des Tieres Mensch. Jedoch sollte sich jeder selbst mit der Frage beschäftigen, ob seine Lebensplanung (sofern er eine hat) beinhaltet, dass er sich selbst ebenfalls als reines Nutztier sieht, dessen einzige Aufgabe es ist, die Macht und die Vermögen der angeblichen Eliten zum eigenen Schaden zu mehren. Dabei würde es bereits reichen, sich darüber klar zu werden, dass „die da oben“ weitaus abhängiger von und „hier unten“ sind, weil alles, was sie haben und besitzen, von uns erwirtschaftet wurde.

Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen und wenn er sich endlich wieder darauf besinnt, dass die Gemeinschaft und der Zusammenhalt die beste Mauer gegen die Manipulation und Ausbeutung ist, erst dann ist man wirklich frei. Freiheit muss man sich erkämpfen und nicht auf die Büttel des Kapitals hoffen, dass die sie uns gewähren. Die Bedrohung der Freiheit ist nicht der Terrorismus, sondern das Kapital und seine vielen unterwürfigen Helfershelfer.


Ein Beispiel der Verarsche der Massen sind die derzeitigen Koalitionsverhandlungen. Bei den Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD ist, wenn man der Presse glauben kann (kann man das?) ein strittiger Punkt das Thema Mindestlohn von 8,50 Euro. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Aufschrei der Ökonomen, der Arbeitgeberverbände und natürlich auch der Presse nicht ausbleibt, dass das Arbeitsplätze gefährde (100.000 hat das IFO-Institut ausgerechnet) und das Leben verteuern würde, wie die FAZ zu wissen glaubt.

Halten wir zunächst einmal fest, 8,50 Euro für eine Stunde Arbeit sind im heutigen Preisgefüge zu wenig, viel zu wenig. Und eine inflationsbedingte Anpassung, wie sie bisher eigentlich von den Gewerkschaften gefordert, wenn auch meist nicht durchgesetzt wurde, wird es staatlicherseits sicherlich nicht geben, allenfalls als Versprechen bei den nächsten Wahlen (falls es die überhaupt noch einmal gibt).

Trotzdem würde ein solcher Mindestlohn eine Verbesserung mit sich bringen, weniger für die Arbeitnehmer, die derzeit aufstocken müssen, danach dann zumindest von Hartz IV befreit wären, sondern allgemein.

Laut EU-Vertrag gibt es die so genannte Niederlassungsfreiheit und die ermöglicht es ausländischen Unternehmen (aus EU-Ländern), innerhalb der EU Niederlassungen zu gründen und Arbeitnehmer aus ihren Ländern dort zu den in ihren Ländern gültigen Tarifbestimmungen zu beschäftigen. Wer in den Letzten Tagen gelesen hat, welche Löhne in einigen der „neuen“ EU-Länder wie Bulgarien oder Rumänien gezahlt werden, sollte sich vorstellen können, dass damit ein weiteres Lohndumping einhergehen würde. Seit dem 1. Mai haben auch die Menschen der Ostländer der EU in Deutschland den Anspruch lt. EU-Vertrag, sich um einen Arbeitsplatz zu bewerben. Ob Bulgaren, Polen oder Rumänen, sie alle sind noch viel stärker als die Deutschen dazu bereit, sich selbst auszubeuten, also für geringe Löhne jeden Job anzunehmen, was ein Eldorado für viele Unternehmen wäre. Besteht aber ein gesetzlicher Mindestlohn, dann ist das die Untergrenze dessen, was für eine Stunde Arbeit bezahlt werden MUSS. In der Frankfurter Rundschau steht ein Beispiel, wie das bisher z. B. vom niederländischen Lebensmittelkonzern Vion in Emstek, im Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen praktiziert wurde und das ist meines Wissens nach nicht der einzige Fall.

Tatsache ist, dass 20 EU-Staaten gesetzliche Mindestlöhne haben und deshalb die Osterweiterung des Arbeitsmarktes auch relativ problemlos überwinden konnten, hingegen Probleme mit Deutschland wegen seiner Dumping-Löhne hatten. Man kann die gezahlten Mindestlöhne auch in der Höhe nicht wirklich vergleichen, weil die Lebenshaltungskosten sehr unterschiedlich sind.

Ich habe bereits lange vor den Wahlen die Vermutung geäußert, dass wir auf eine große Koalition zusteuern und die bereits vor den Wahlen zwischen diesen 3 Parteien insgeheim längst beschlossen war, das derzeitige „Ringen um die Durchsetzung eigener Positionen“ nichts als eine Show für die ebenfalls informierte Presse und für die nicht informierten dummen Deutschen, allen voran die SPD-Mitglieder, gefolgt von den CSU/CDU-Mitgliedern ist. Der Mindestlohn soll uns dann als großer Sieg der SPD verkauft werden. Dabei bin ich ziemlich sicher, dass er auch im Interesse der CDU/CSU liegt und vermutlich längst insgeheim beschlossen wurde, um böses Blut aufgrund der Osterweiterung des Arbeitsmarktes zu verhindern, nach der jeder „EU-Bürger“ aus den Ost-Gebieten der EU Anrecht darauf hat, in jedem Land der EU arbeiten zu dürfen, auch zu Dumping-Löhnen. Das verhindert nun, sodenn er kommt, der gesetzliche Mindestlohn.

Es gibt zu dem Artikel in der FAZ eine Menge Kommentare und leider zeigen viele dieser Kommentare, dass die Zahl derer überwiegt, die nur ihr eigenes Interesse im Sinn haben und sich einen Deut darum scheren, wie es anderen geht. Allerdings sind die Bewertungen der Leser zu den einzelnen Kommentaren in der Mehrheit bei den Kommentaren zu finden, die den Mindestlohn befürworten. Was die vielen Gegner eines solchen Mindestlohns dabei zu vergessen scheinen, dass der Mindestlohn auf der einen Seite vielleicht zu der Verteuerung einzelner Dienstleistungen führt, auf der anderen Seite aber durch vermehrten Konsum zu Mehreinnahmen für Staat UND Gesellschaft. Daran, die Arbeitnehmer als reine Manipulationsmasse gegeneinander auszuspielen und sie als reine Ressource zu betrachten, wird das nichts ändern, das beweisen die vielen Sendungen der Privaten, die mit Vorliebe Sendungen produzieren, in denen vor allem die primitiven Instinkte in uns geweckt und gepflegt werden sollen. Und die Opfer dieser Sendungen werden immer jünger, wie die Sendung „The Voice Kids“ beweist. Dass die Öffentlich Rechtlichen sich immer mehr diesem Trend der Privaten annähern, ist ebenfalls unübersehbar. Aber das Fernsehen ist Teil der Manipulation. Wir bekommen im Sinne der Oberen getürkte Nachrichten vorgesetzt und werden mit Krimis und Sport überfüttert, bekommen aus den USA Serien vorgesetzt, die Übersinnliches wie Vampire, Geister, Dämonen, Hexen, Untote und was weiß ich zum Inhalt haben, die aber durchaus aktuelle Methoden anwenden, wie z. B. asiatische Kampfkünste, denn die kommen immer gut an, irre Verfolgungsjagden gepaart mit gewaltigen Explosionen, um Spannung fernab jeglicher Realität zu erzeugen. Das sind die probaten Mittel, um den Menschen davon abzuhalten, seinen Denkapparat wieder ernsthaft zu benutzen. Dass dieses Fernsehen vor allem in den Abendstunden zumeist aufgewärmter Kaffee ist, weil man die gleiche Sendung bereit etliche Male gesehen hat, fällt uns scheinbar nicht mehr auf. Ach ja, das Herz/Schmerz-Kino, vor allem im ZDF präsentiert, habe ich noch vergessen.

Heute bedarf es keiner Narkotika mehr, uns ruhig zu stellen. Dafür haben wir das Fernsehen und die Chips oder Erdnusskerne. Und in einer Gesellschaft, in der Killerspiele am PC oder extra dafür konstruierte elektronische Spielzeuge den Spieler als Figur in das Spiel einbeziehen, ist es nicht verwunderlich, dass diese Killerspiele auch auf die Realität in Form von Drohnen ausgeweitet werden können, ohne das Gewissen der „Spieler“ allzu sehr zu belasten. Vielleicht ist dass der besondere „Kick“, auf den die heutige Jugend so scharf ist. Lese ich in der Presse, dass ein jugendlicher Geisterfahrer einen Horror-Crash verursacht hat, frage ich mich, ob das nicht auch die Ursache in Fernsehfilmen hat, in denen oft Verfolgungsjagden so gedreht werden, als fänden Sie auf der Seite statt, auf der der Verkehr in die Gegenrichtung fließt bzw. fließen soll. Den Protagonisten passiert natürlich nichts und die Selbstüberschätzung fahrerischer Fähigkeiten bei jungen Autofahrern kann dann durchaus mal dazu führen, in einer solchen Geisterfahrt den ultimativen Kick zu suchen.

Wir sollten uns mal Gedanken darüber machen, was den Menschen wie prägt. Dazu empfehle ich einen Videofilm von Jasinna – Wer bist Du wirklich?

 

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