Nicht Griechenland, sondern China: PBC wirft U.S. Treasuries ab, um heimischen Run auf US-Dollar zu kompensieren
Mai 30, 2012
Neueste Daten der People´s Bank of China geben Aufschluss über eine Entwicklung, die für China mehr als beängstigend ist. Demnach wachsen die in US-Dollar gehaltenen Konten von chinesischen Bürgern mit der schnellsten Geschwindigkeit in den letzten fünf Jahren. Hierin dürfte einer der Hauptgründe für den seit Wochen stark ansteigenden Greenback liegen, der in China stark gesucht ist, weil das auf Exportüberschüssen aufgebaute Wirtschaftsmodell des Landes einem Ende entgegen zu blicken scheint. Das Smart Money verabschiedet sich jetzt und hunderte Milliarden von US-Dollars könnten ins Ausland flüchten.
In China findet ein Run auf den US-Dollar statt, das Smart Money scheint sich vom chinesischen Wachstumsmodell zu verabschieden
Dass das auf der Erwirtschaftung von Exportüberschüssen basierende Wirtschaftsmodell Chinas vor dem Aus stehen könnte, zeigten in den letzten Tagen auch verschiedene Meldungen über westliche Unternehmen, die ihre Produktion in China einstellen wollen. Wenn man den Medienberichten Glauben schenken kann, sind es nicht weniger als 20% aller in China operierenden West-Firmen, die das Land zukünftig verlassen wollen. In diesem Zusammenhang wurden vor allem verschärfte bürokratische Auflagen durch die chinesischen Behörden genannt, die die Rentabilität der Produktion in China deutlich schmälerten. Doch diese Entwicklung führt anscheinend zu einem ganz anderen Problem, das viele Ökonomen momentan noch gar nicht auf der Rechnung zu haben scheinen, weil sie sich zu sehr auf die Situation in Griechenland und Europa konzentrieren. Neueste Daten der People´s Bank of China (PBC), der Zentralbank des Landes, zeigen nämlich, dass in China ein Run auf den US-Dollar im Gange ist, der sehr wahrscheinlich darauf basiert, dass ehemals in Fremdwährungen aufgenommene Kredite nun zurückgezahlt werden müssen. Es ist verrückt, denn China ist einerseits der größte Halter von US-Schatzanleihen weltweit, erfährt andererseits im eigenen Land jedoch gerade eine Dollar-Liquiditätsklemme. Die Zahlen der PBC zeigen, dass in US-Dollar denominierte Konten und Einlagen in China mit der schnellsten Geschwindigkeit in den vergangenen fünf Jahren gewachsen sind. In ausländischen Währungen denominierte Konten erfuhren in den letzten vier Monaten einen Zuwachs von fast $90 Milliarden auf ein Gesamtvolumen von $365 Milliarden. Die Situation ist momentan derart heiß, dass die PBC nun US-Dollars aus ihren eigenen Beständen an den heimischen Märkten verkaufen muss, um die enorme Nachfrage zu decken. Wir zitieren an dieser Stelle die Aussage des Händlers Li Wei aus einem Bericht von Bloomberg:
“Demand for dollars is rising and the central bank even has to sell dollars in the market to meet such demand,” said Li Wei, an economist at Standard Chartered in Shanghai. “People’s interest in holding yuan assets will decline further because the worst of the economic slowdown is not over.”
Die Bemerkung, dass der ökonomische Abschwung in China ganz sicher noch nicht vorbei ist, nährt die aktuelle Entwicklung. Denn wie gesagt – es scheint jetzt weltweit einzutreten, worauf wir seit mehr als zwei Jahren hingewiesen hatten: der Zahltag für in US-Dollar aufgenommene Kredite scheint da zu sein! Wer sich dessen nicht sicher ist, braucht sich nur den rasanten Anstieg des US-Dollar-Index in den vergangenen Wochen anzuschauen. Um sich die benötigten US-Dollars zu beschaffen, verkauft die PBC ganz offensichtlich einen Teil ihrer gehaltenen US-Schatzanleihen. Beobachter sind der Ansicht, dass das Smart Money sich aus China zurückzieht, weil die Befürchtungen vor einem stärker als bislang prognostizierten Wirtschaftsabschwung und einem Platzen der Immobilienblase beständig wachsen. Gefährlich ist, dass nur 1% aller chinesischen Haushalte über rund zwei Drittel aller in ausländischen Währungen – vornehmlich US-Dollars – gehaltenen Einlagen verfügen. Wenn dieses Smart Money abgezogen wird, wonach es derzeit aussieht, könnten in den nächsten Monaten mehr als 1 Billion US-Dollar aus China ins Ausland abfließen. Hallo, guten Morgen! Wenn man einem vor Kurzem publizierten Bericht in China Daily Glauben schenken kann, dann orientieren sich 10% der reichsten chinesischen Haushalte an den Aktionen, die ihnen durch die Superreichen – somit das Smart Money – vorgelebt werden. Nicht auszudenken, wie viel heimisches Kapital auf verschlungenen Wegen seinen Weg ins Ausland finden könnte und wie sich die Nachfrage nach dem Greenback dadurch potenzieren würde!
Quelle: wirtschaftsfacts