von Susanne Kablitz
Ich weiß es ist unschicklich – besonders in diesen Zeiten – dem Kapitalismus eine Liebeserklärung zu machen. Und es macht überhaupt nicht beliebt. Es ist geradezu ein Affront gegen den Zeitgeist, wenn man gebetsmühlenartig daran erinnert, dass vom echten Kapitalismus nur noch kümmerliche Reste vorhanden sind und wir uns mit geradezu atemberaubender Geschwindigkeit in eine Welt bewegen, die sich nicht nur vom Kapitalismus immer weiter entfernt ist sondern diesen – und das ist fast noch schlimmer – zudem mit falschen Bewertungen und Beschreibungen diskreditiert und vergewaltigt, die jedem klar denkenden Menschen die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte.
Dies passiert aber keineswegs, ganz im Gegenteil. Es scheint so zu sein, dass „Finanzkrisen“ immer dazu führen, dass wir uns den selbsternannten Heilsbringern anvertrauen, die von einer Welt phantasieren, wo dem „schnöden Mammon“ der Garaus gemacht werden soll. Tausende von Menschen protestieren gegen „ausufernde Finanzmärkte“ und „unkontrollierten Turbokapitalismus“ und selbstverständlich für den guten Karl Marx, der immer dann aus der Mottenkiste geholt wird, wenn wir mit unserem Latein am Ende sind und nach einem Erretter unserer selbstgemachten Probleme suchen.
All die, die von dem großen Kuchen des immer größer werdenden Reichtums eigener Aussagen zufolge nicht oder nicht genug profitiert haben, springen entrüstet auf und schreien um Hilfe. Hilfe in der Form, dass diejenigen, die ein Stück abbekommen haben, gefälligst teilen sollen. Es geht also gar nicht darum, dem System des asozialen Falschgeldsystems auf die Füße zu treten. Es geht einzig und allein darum, dem Falschgeldsystem inhärenten Wohlstand auf Pump an die zu verteilen, die nicht in gewünschter Form abgesahnt haben und dies nun eiligst nachholen wollen. Der „Kapitalismus“ soll eigentlich gar nicht weg – her soll die Umverteilung! Und die wird dann publikumswirksam umformuliert – irgendwas mit „sozial“ muss drin sein, auch „Gemeinwohl“ kommt gut!
Ich hingegen werde nicht müde, dem Kapitalismus meine Liebe zu erklären. Wenn der Kapitalismus zu wählen wäre, ich würde es tun! Mit der vollsten Überzeugung und der lautesten Stimme, die ich aufzubieten habe.
Ich werde nicht vergessen, welchem Phänomen ich meine warme Wohnung zu verdanken habe. Ich werde auch nicht vergessen, wie viele Menschen in diesem Land von Armut sprechen und noch keinen einzigen Tag hungern mussten. Ich werde auch nicht vergessen, welchem glücklichen Umstand wir es zu verdanken haben, dass wir es uns trotz der permanenten Missachtung ökonomischer Gesetzte leisten können, mehr über die Missstände zu nörgeln als aus purer Not etwas dagegen unternehmen (zu müssen).
Wir werden sie nun jeden Tag deutlicher zu spüren bekommen – sofern wir die Augen geöffnet haben – die logische Konsequenz daraus, dem einzigen Mittel, was Wohlstand und eine nicht demütigende Sicherheit garantiert, dermaßen bösartig in den Hintern zu treten; wenn man alles verleugnet, was der Menschheit Unabhängigkeit und Freiheit gebracht hat.
Es ist nicht das Kapital, dem gehuldigt wird, es sind der Konsum und der Kredit, die wie eine Gottheit angebetet werden, fein garniert mit einer Bürokratie, die dem erarbeiteten Wohlstand zunehmend die Luft abwürgt. Es ist faszinierend, dass ganz offensichtlich viele davon immer noch mehr haben wollen. Mehr von denen, die nur deshalb immer noch ihre hohlen Phrasen von sozialer Gerechtigkeit auf Steuerzahlerkosten von sich geben können, weil der komatöse Kapitalismus selbst in diesem Zustand noch leistungsfähiger ist als der Gemeinwohl-Nonsens, der uns als Allheilmittel verkauft wird. Ein Märchen, das nur deshalb noch für erstaunlich viele glaubhaft erzählt werden kann, weil es zum einen viele fleißige Menschen gibt, die den politischen Parasiten den dafür benötigten Atem finanzieren und zum anderen ein Falschgeldsystem existiert, dass es diesen Schaumschlägern ermöglicht, damit noch nicht einmal auskommen zu müssen.
Ich möchte hier (der Mann muss einfach immer wieder erwähnt werden) einige Worte von Roland Baader zitieren, der es – wie nur ganz wenige im deutschsprachigen Raum (neben Reinhard Deutsch) – geschafft hat, die Dinge mit wenigen Worten und mit messerscharfem Verstand auf den Punkt zu bringen.
„Es sind, wie bereits erwähnt, zwei morsche sozialistische Grundpfeiler, die man der Marktwirtschaft untergeschoben hat und die das Gebäude des Kapitalismus zum Einsturz bringen werden: Das staatsmonopolistische und ungedeckte Papiergeld – und die zentralplanwirtschaftlich manipulierten Zinsen. Solange das Geld staatlich ist – also auf Zwang und Konkurrenzlosigkeit beruht, kann es nirgendwo auf der Welt einen Kapitalismus geben, der diesen Namen verdient. Eine kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung mit sozialistischem Geld und sozialistischem Zinsdiktat: Das wird immer ein Junkie bleiben, der sich nur mit zunehmenden Drogengaben wohlfühlt, um letztlich doch zusammenbrechen (…)
Seit Abschaffung des Goldstandards und der nachfolgenden keynesianischen Verirrung des politischen und ökonomischen Denkens haben die westlichen Industriestaaten keinen Kapitalismus mehr, sondern eine Ökonomie, die aus einem halbstaatlichen Körper (= staatsversumpftem Kapitalismus) mit sozialistischem Blutkreislauf (=ungedecktem Papiergeld) und sozialistischen Wegweisern (= planwirtschaftlich fixierten Zinsen) besteht. Die schwere Erkrankung verläuft als euphorisches Siechtum. Und die diesem System entsprechende Nationalökonomie ist keine Wissenschaft mehr, sondern ein Voodoo-Quacksalbertum von beschämender Ignoranz.“ (Roland Baader, Geldsozialismus, 2010)
Es gibt übrigens keinen Unterschied zwischen dem Kapitalismus und der Marktwirtschaft; dies haben wir uns vor allem von denen aufschwatzen lassen, die von diesem Pseudo-Unterschied profitieren. Die Beschreibung „Kapitalismus“ wird lediglich überwiegend im angloamerikanischen Raum genutzt – nicht mehr und nicht weniger.
Und so ist der Kapitalismus in seiner reinen Form eine Privatrechtsordnung, in der die wesentlichen Freiheitselemente der Person unangetastet bleiben: Körper und Leben der Person, ihr Eigentum und die Vertragsfreiheit. Diese Beschreibung, die zutiefst menschenwürdig ist, wird von jenen, die gar kein Interesse daran haben, dass alle ihr Eigentum schützen und die Vertragsfreiheit eines jeden befürworten, negativ belegt. Das macht in der Konsequenz auch durchaus Sinn – schmälern doch die gleichen Rechte eines jeden (also auch derer ohne innehabende Macht und Sonderprivilegien) die Rechte der Profiteure.
„Im Kapitalismus werden nur die beschützt, die eh schon alles haben!“ Dies ist – mit Verlaub gesagt – hanebüchener Unsinn. Dies ist genau der gleiche Unsinn ignoranter Dilettanten, die auch das Hohelied auf den Todfeind „Neoliberalismus“ singen. Keinen blassen Schimmer historischer Hintergründe, aber den Mund ganz weit aufreißen – und je weniger Ahnung, desto lauter das Geschrei!
Der Kapitalismus ist vollkommen unparteiisch und absolut neutral. Wer nicht neutral ist, ist derjenige, der lenkend eingreift und Interessen umleitet. Im reinen Kapitalismus trägt jeder für sein Tun Verantwortung, persönliche Haftung inklusive; genau gegen dieses eherne Gesetz wird aber in unserem „Pseudo-Kapitalismus“ verlässlich verstossen.
Gerade die Menschen, die keine Lobby haben, würden vom echtem Kapitalismus profitieren, denn die Einflussnahme durch mächtige staatssubventionierte und bis zum Exzess hochgemästete Finanz- und Kartellmärkte, die permanent auf Kosten „der Kleinen“ profitieren, könnte es in dieser Form nicht geben. Die Monopolbildung ist nur dann möglich, wenn der Staat eingreift und genau die schädigt, die er vorgibt zu beschützen.
„Ein Unterschied allerdings (zwischen Kapitalismus und Marktwirtschaft) ist bedeutsam, der heute von vielen verschwiegen wird: Marktwirtschaft und Kapitalismus sind nicht dasselbe. Die Marktwirtschaft setzt auf den Wettbewerb, auf Miteinander durch Gegeneinander, auf Reibung, Austausch und Kooperation zwischen Kapital und Arbeit. Marktwirtschaft und Monopol sind zwei Begriffe, die sich abstoßen. Wer Marktwirtschaft sagt, der sagt auch Staat.
Wer Kapitalismus sagt, der sagt auch Staat, aber er sagt es in verächtlichem Ton. Er verlangt dessen Unterordnung. Sein heimliches Ideal ist die staatsfreie Zone. Er will die Gesellschaft aufspalten in ihre Atome, und weil er ahnt, dass ihm das nie ganz gelingen wird, versucht er, Staatlichkeit zu narkotisieren. Nur ein Staat, der vor sich hindämmert, ist für den Kapitalisten ein guter Staat“
Ja, genau, das ist der Unsinn, der Menschenhirne verrückt werden lässt. Wer also für Marktwirtschaft ist, der ist für den Staat, wer Kapitalismus sagt, der ist auch für ihn, aber nur in „verächtlichem Ton“ und will ihn im „narkotisieren Zustand“. Und so etwas steht im „Handelsblatt“, was das Ganze noch subtiler wirken lässt. Eine „marktfreundliches“ Blatt, das sich sozialkritisch mit dem Kapitalismus auseinandersetzt – wahrlich eine Meisterleistung.
Dabei ist es gerade der Staat, der aufgrund seines Monopols der Geldausgabe durch die staatseigenen Zentralbanken, seinen unbegrenzten Möglichkeiten zur permanenten Kreditaufnahme und der Alleinstellung als gesetzlich legitimierter Eintreiber des Geldes anderer Leute eine absolute Sonder- also Monopolstellung hat und diese gnadenlos zwecks Ausbeutung und eigener Vormachtstellung zu nutzen weiß. Es wird uns suggeriert, dass der Staat für Gerechtigkeit sorgt und wir diesen zum Schutz vor „menschenverachtenden Kapitalisten“ brauchen. Dabei ist gerade der Staat es, der diejenigen ausgrenzt, die über die Privilegien des Staates nicht verfügen (können).
Wir haben einen staatlich gelenkten Ausbeutungsmechanismus namens Fiat-Money, der den Banken unfassbare Gewinne bei null Risiko garantiert, wir haben ein „Erneuerbare-Energien-Gesetz“, das in extremer Weise genau diejenigen subventioniert, die es eher nicht nötig haben, wir haben ein Renten- und Krankenversicherungssystem, das aufgrund der enormen „Attraktivität“ zwangsweise betrieben werden muss und nur aufgrund milliardenschwerer Zuweisungen aus Steuergeldern seinen permanenten Bankrott verschleiern kann.
Wir haben gerade in den Bereichen Monopolisierung, wo der Staat eingreift und lenkt. Zudem befürworten wir ein Steuersystem, das die Menschen, die ihr eigenes Geld vor dem Staat in Sicherheit bringen wollen (und dies auch können), zutiefst moralisch verteufelt werden und haben gleichzeitig kein Problem damit, wenn „Staatsdiener“ das erarbeitete Geld anderer verschwenden und veruntreuen. Steuerhinterzieher sollen Verbrecher sein, der Staat hingegen, der das Geld durch permanente Inflationierung vollständig entwertet, der Retter in der Not.
Ich weiß ja nicht so recht, aber kann es sein, dass wir die Orientierung verloren haben; dass wir den falschen Gott anbeten? Dass wir dringend umdenken sollten, bevor wir von den nachfolgenden Generationen als die ignoranteste ihrer Art identifiziert werden? Als die Generation, die noch so vieles in der Hand hatte und so wenig daraus gemacht hat?
Ich werde den Kapitalismus verteidigen – bis zum letzten Atemzug. Kein einziger Kapitalist – und mag er noch so mächtig sein – kann mich in meiner Freiheit so massiv einschränken wie der unbedeutendste Bürokrat mit einer winzigen Vorschrift. Ich werde den Teufel tun und einem System huldigen, wo diese Willkür an der Tagesordnung ist.
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