Bilderbergtreffen 2013 in Watford/UK

von Gert Flegelskamp

Es ist so viel passiert in letzter Zeit, dass das Bilderberg-Meeting in der Zeit vom 06. Bis 09. Juni 2013 in Watford in der Grafschaft Hertfordshire in England nahezu unbemerkt stattfinden konnte. Die Teilnehmerliste Bilderberger 2013 kann man auf der Seite der Bilderberger einsehen. Ich bin mir sicher, wer das macht, bekommt einen Platz im Katalog der NSA.

Na ja, was soll’s? Ich bin ziemlich sicher, dass ich dort ohnehin schon verewigt bin, auch wenn ich scheinbar noch keinen Platz auf der Dienstags-Liste von Obama habe (hoffe und glaube ich, denn dafür bin ich nicht wichtig genug). Auf diese Dienstags-Liste schaffen es ja nur Leute, die dann von den Killerkommandos des ehrenwerten Friedensnobelpreisträgers Barak Obama ohne Urteil oder Beschluss eines ordentlichen Gerichts ermordet werden. Ob das Nobelpreiskommitee in Schweden nicht vielleicht doch seine Vergabepraxis dieser Preise noch einmal überdenken sollte?

Meine Englischkenntnisse sind nicht nur miserabel, sie sind quasi nicht vorhanden. Dehalb habe ich die Agenda im Original und in meiner jämmerlichen Übersetzung eingefügt:

The key topics for discussion this year include:

  • Can the US and Europe grow faster and create jobs?
  • Jobs, entitlement and debt
  • How big data is changing almost everything
  • Nationalism and populism
  • US foreign policy
  • Africa’s challenges
  • Cyber warfare and the proliferation of asymmetric threats
  • Major trends in medical research
  • Online education: promise and impacts
  • Politics of the European Union
  • Developments in the Middle East
  • Current affairs
Die Schwerpunktthemen der Diskussion in diesem Jahr

  • Können die USA und Europa schneller wachsen und Jobs schaffen?
  • Jobs, Bezeichnung und Schulden
  • Wie große Daten fast alles ändern
  • Nationalismus und Populismus
  • USA Auswärtige Politik
  • Herausforderungen Afrikas
  • Cyber Kriegsführung und die starke Verbreitung der asymmetrischen Drohungen
  • Major Trends in der medizinischen Forschung
  • Online-Ausbildung: Versprechung und Auswirkungen
  • Politik der Europäischen Union
  • Entwicklungen im Mittlere Osten
  • Laufende Themen

Als deutscher Teilnehmer wird der Österreicher Achleitner und als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank geführt, doch frage ich mich, ob er diesen Job nur im Rahmen seiner langen Karriere bei Goldmann Sachs macht. Mehr noch, ich frage mich auch, ob die Deutsche Bank diesen Namen eigentlich noch zu Recht führt, oder ob sie längst nur ein weiterer Ableger von Goldmann Sachs ist.

Ob Achleitner schon früher, nur unter anderer Nationalität an Bilderbergtreffen teilgenommen hat, vermag ich nicht zu sagen. Doch seine diesjährige Teilnahme hat wohl eher die Funktion eines Einpeitschers, aus meiner Sicht im Auftrag von Goldmann Sachs.

Ein FDP-Mann wurde „geadelt“ und zum Bilderbergtreffen eingeladen. Es ist Sonniboy Christian Lindner und man weiß ja, dass eine Teilnahme bei den Bilderbergern Karrieren begünstigt. Z. B. Roland Koch, der auch wieder teilnahm. Erstmalig war er 2009 bei den Bilderbergern, legte dann 2010 seinen Job als MP von Hessen nieder und wurde anschließend Vorstandsmitglied und kurze Zeit später Vorstandsvorsitzender von Bilfinger Berger. Dieses Jahr wurde er erneut zu den Bilderbergern eingeladen und ich frage mich, welche Instruktionen er bekommen hat. Die Teilnahme Lindners lässt mich vermuten, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis er Phillip Rösler von der Spitze der FDP verdrängt, vorausgesetzt, die FDP schafft bei der nächsten BT-Wahl auch die 5%.

Dass Ackermann wieder teilgenommen hat, wundert nicht weiter, auch wenn er seit 2012 nicht mehr im Vorstand der Deutschen Bank sitzt, dafür aber Verwaltungsratsvorsitzender der Zürich Insurance Group. Auch die Teilnahme von Thomas Enders (Vorstand der EADS) wundert nicht, denn seit 2009 hat er kein Treffen mehr ausgelassen.

Kurt Joachim Lauk, ehemaliger Europa-Politiker der CDU und heute „Präsident des Wirtschaftsrates der CDU“ durfte auch mal wieder dabei sein. Klar, er ist einer der ganz Harten in der CDU (schließlich hat er Theologie studiert) und er ist Mitglied der trilateralen Kommission, also ein Gefolgsmann Rockefellers.

Auch der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG Peter Löscher war wieder dabei, wie seit 2009 bei allen Meetings. Verwundert hat mich, dass dieses Mal die ZEIT keinen ihrer Redakteure zum Meeting geschickt hat. Ist Nass, der ansonsten recht regelmäßig dabei war, etwa krank?

Viviane Reding, eine luxemburgische Journalistin und Politikerin, aktuell Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und Kommissarin für das Ressort Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft war ebenfalls dabei, was mich auf die Idee bringt, dass seitens der EU-Justiz einige Forderungen auf die EU-Länder zukommen werden, die wohl per EU-Richtlinien das absehbare Scheitern der EU abwenden sollen.

Doch Reding ist nicht die Einzige aus der EU-Kommission. Auch Barroso, der Chef der EU-Kommission, ist ein stetig teilnehmender Gast und Christine Lagarde, die jetzige Chefin des IWF darf auch nicht fehlen. Ich finde es schon bezeichnend, dass man diese Dame, gegen die in Frankreich noch Korruptionsverfahren anhängig sind, zur Chefin des IWF gemacht hat. Und wo der IWF ist, ist die Weltbank nicht fern. Somit ist auch Robert B. Zoellick, der Chef der Weltbank vor Ort. Ein wenig verwundert hat mich, dass außer den Niederlanden (Prinzessin Beatrix, bis vor kurzem Königin) leine Royales aus Europa anwesend waren.

Auffällig finde ich, dass die Engländer mit 21 zweitstärkste Macht nach den Amerikanern (31) waren und auch die Franzosen mit 10 Teilnehmern stärker als üblich dabei waren. Ob es dabei darum geht, erneut eine Phalanx der „Willigen“ auf die Beine zu stellen?

Aber was rede ich? Schließlich haben sich die Bilderberger bereit erklärt, eine größere Transparenz ihrer Meetings zuzulassen. Nun, ich stelle mir diese Transparenz so vor:

    Bevor der Hotelkomplex wie üblich hermetisch abgeriegelt wird, erklärt ein so genannter Pressesprecher den vor dem Hotel wartenden Journalisten, worüber man diskutieren will. Dabei betont er oder sie, dass alle Teilnehmer rein privat an dem Treffen teilnehmen und natürlich alle herrschenden Theorien zu diesen Treffen rein aus der Luft gegriffen sind.

Befriedigt rauschen dann die angetretenen Journalisten wieder ab und berichten, falls überhaupt, dass das Treffen lediglich eine freundschaftliche Zusammenkunft von Akteuren aus Politik, Banken und Wirtschaft ist, ein Gedankenaustausch über die brennenden Themen, die derzeit die Welt beherrschen. Ist doch verständlich, oder?

Wenn ich so über das Treffen nachdenke und dabei Zeitraum, Teilnehmerzahl, Themenkreise, Pausen, Begrüßungsfloskeln, An- und Abreisemodalitäten berücksichtige, dabei minimale Störungen, wenn einer oder eine der Teilnehmer(innen) aufs Klo muss (auch wenn die Herrschaften noch so wichtig sind, dorthin müssen sie alle, denn ihr Verdauungstrakt ist von ihrer Wichtigkeit in der Regel nicht sonderlich beeinträchtigt), dann frage ich mich, was kann ein solches Meeting anderes sein, als Absprache der weiteren Vorgehensweise, was für die meisten der Teilnehmer einem Befehlsempfang gleichkommt.

Zeit hatte man vom 06.06. bis zum 09. 06. Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren 133 Personen dort. Der 06. War vermutlich mit der Anreise, dem Bezug der Zimmer, einem Begrüßungscocktail und ein paar warmen Worten des Vorsitzenden der Bilderberggruppe (Henri de Castries, Frankreich, auch Vorstandsvorsitzender der AXA-Versicherungsgruppe) incl. der Vorstellung der erstmalig eingeladenen Teilnehmer mehr als ausgefüllt. Am 09.06. sind dann die Teilnehmer wieder abgereist und das wohl spätestens nach dem Mittagessen. Folglich standen für die Diskussion der vorgestellten Themen maximal 36 Stunden zur Verfügung, eher weniger, wenn man die Pausen einkalkuliert. 36 Stunden, das sind 2.180 Minuten. Teilt man das durch 133 Personen, kommt man auf ca. 16 Minuten Zeit für den Einzelnen, sich zu äußern. Nun ja, wenn man eine Diskussion voraussetzt. 12 Themen sind angeführt und ich gehe mal davon aus, dass für jedes Thema vor einer Diskussion darüber erst einmal der Iststand angerissen werden muss. Wer schon mal in Meetings mit größeren Gruppen gesessen hat, weiß, dass die Meinung über das, was ist, keineswegs einhellig ist und die Teilnehmer sind ja nicht etwa kleine Lichter, gewohnt, sich zu ducken. Oder vielleicht doch?

Man kann auch anders rechnen. 36 Stunden, 12 Themen, bleiben für jedes Thema 3 Stunden, bei 133 Teilnehmern ganz sicher keine Diskussion, sondern allenfalls ein paar Referenten, die über das Ist und die angedachte weitere Vorgehensweise Vorträge halten. Ein Austausch von Informationen und Erfahrungen? Eine Diskussion über mögliche weitere Vorgehensweisen? Und das alles geltend für 19 Staaten, die EU, die Weltbank, den IWF? Das soll man Leuten erzählen, die ihre Hose mit der Kneifzange anziehen, aber nicht mir. Ich sehe diese Treffen als eine Weiterleitung von Maßnahmen an, die von Nichtregierungsorganisationen wie der Atlantikbrücke, der trilateralen Kommission, dem Council on Foreign Relations, Goldmann Sachs, der Group of Thirty und weiteren Organisationen der Macht, denen viel am Herzen liegt, nicht aber das Wohl der Völker.

Nun gehe ich davon aus, dass in den nunmehr fast 60 Jahren Bilderbergertreffen auch gelegentlich Leute eingeladen wurden, von denen man glaubte, dass sie evtl. auch korrumpierbar wären, die sich aber nicht haben korrumpieren lassen. Nun, solche Leute waren dann auch nur einmal dabei und wenn sie dennoch über das Vorgehen der Bilderberger geschwiegen haben, dann wohl deshalb, weil sie massiv unter Druck gesetzt wurden. Wie, das mag sich jeder selbst ausmahlen.

Ich weiß nicht, ob es helfen würde, aber vielleicht würde es bei Einzelnen der Bilderberger doch so etwas wie den Rest von noch vorhandenem Gewissen anregen, wenn sie sich vor jeder Konferenz das Video anhören müssten, in dem ein 12-jähriges Mädchen vor Vertretern der Welt 6 Minuten lang spricht. Sie ist ein Kind und genau deshalb ist das, was sie sagt, so wahrhaftig und wir sollten uns das alle zu Herzen nehmen.

Quelle: flegel

 

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