„Bedingungsloses Grundeinkommen“ – eine gefährliche Falle | Von Ernst Wolff

Ein Kommentar von Ernst Wolff (kenfm)

Die Welt hat mit dem Absturz der Finanzmärkte im März/ April 2020 einen historischen Wendepunkt erreicht. Nach dem Einbruch des Ölpreises infolge der einsetzenden Rezession konnte das globale Finanzsystem nur noch durch die Schaffung der bisher größten Geldmengen und die Senkung der Leitzinsen auf Null oder fast Null gerettet werden.

Das heißt: Beim nächsten Crash müssten noch größere Summen eingesetzt und die Zinsen zur Wiederankurbelung des Systems in den Negativbereich gesenkt werden. Da wir es an den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten aber bereits mit den größten Blasen aller Zeiten zu tun haben, würden diese mit Sicherheit platzen und das System endgültig zusammenbrechen lassen. Zinssenkungen in den Minusbereich wiederum wären das sichere Ende der Kreditwirtschaft und damit des klassischen Kerngeschäftes der Banken.

Beide Möglichkeiten kommen deshalb nicht mehr infrage. Doch das ist noch nicht das ganze Dilemma, vor dem die Verantwortlichen zurzeit stehen. Hinzu kommen nämlich noch die Folgen des Lockdowns, also Entlassungen, Firmenpleiten und ein exponentielles Wachstum der bereits untragbaren Schuldenlast, sowie die rasant fortschreitende Digitalisierung, die in immer kürzerer Zeit immer mehr Jobs vernichtet.

Der deshalb bevorstehende historische Einbruch am Arbeitsmarkt wird zu einem nie dagewesenen Nachfrage-Einbruch führen und die Regierungen zwingen, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die ihren Job verlieren, trotzdem weiter konsumieren. Weil die öffentlichen Kassen leer sind, kann das aber nicht mehr auf herkömmliche Weise, also durch Zahlung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe aus dem Staatshaushalt geschehen, sondern nur noch durch die Schöpfung neuen Geldes durch die Zentralbanken.

Genau da setzt das zurzeit wichtigste Projekt der Finanzwirtschaft an, das, von der Öffentlichkeit kaum beachtet, rasant vorangetrieben wird: Die Schaffung digitalen Zentralbankgeldes.





Der Plan sieht folgendermaßen aus: Das klassische Bankensystem, das unter den sich entfaltenden Bedingungen nicht mehr funktionieren kann, soll radikal umgebaut werden. Das Einlagengeschäft und die Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken sollen vollständig abgeschafft werden, statt der bisher üblichen Giro-, Kapital- oder Sparkonten erhält jeder Bürger nur noch ein Konto bei der Zentralbank.

Auf dieses werden Löhne und Gehälter gezahlt, von ihm werden Steuern automatisch abgezogen und Strafzahlungen bei Rechtsverstößen einbehalten. Die Kontoinhaber werden ihre Zahlungen nur noch über dieses Konto vornehmen können. Sämtliche Transaktionen werden damit transparent und nachvollziehbar, es handelt sich um die umfassendste Kontrolle der Bürger durch den Staat, die es je gegeben hat.

Natürlich würde ein solches Vorhaben bei der Mehrheit der Bevölkerung auf erheblichen Widerstand stoßen. Um diesen zu überwinden, hat die Politik den Zentralbanken allerdings schon eine Steilvorlage geliefert: Die Folgen des Lockdowns wie auch sämtliche angeblich zur Eindämmung der Pandemie getroffenen Maßnahmen ermöglichen es nämlich, die Lawine an Firmenzusammenbrüchen und Massenentlassungen zur pandemiebedingten „Corona-Krise“ zu erklären, an der nicht etwa die Politik, sondern eine Krankheit schuld ist.

Damit eröffnet sich die historische Chance, die digitale Zentralbankwährung durch die Hintertür einzuführen: Die Politik könnte vorgeben, das durch Massenarbeitslosigkeit und Verarmung herbeigeführte Leid der Bevölkerung mit Hilfe der Zentralbanken durch das „bedingungslose Grundeinkommens“ in Form von Zentralbankgeld lindern zu wollen – und die Konteneinrichtung so wie einen Akt humanitärer Hilfe aussehen lassen.

Ob es tatsächlich so kommen wird, lässt sich momentan nicht sagen. Fest steht nur, dass das gegenwärtige Geldsystem am Ende ist und es außer dem digitalen Zentralbankgeld keine realistische Möglichkeit gibt, es künstlich am Leben zu erhalten.

Eine dauerhafte Lösung wäre allerdings auch das digitale Zentralbankgeld nicht, denn sobald es in der Realwirtschaft ankäme, würde es die Preise nach oben drücken und auf direktem Weg in eine schnell anziehende Inflation führen. Es dient im Grunde also auch nur dazu, die Probleme weiter hinauszuzögern, ohne sie zu lösen.

Beim angeblich „bedingungslosen“ Grundeinkommen handelt es sich also, auch wenn es von vielen wohlmeinenden Menschen gefordert wird, ganz sicher nicht um einen sozialen Fortschritt, sondern im Grunde um eine gefährliche Falle, aus der wieder herauszukommen fast unmöglich sein wird: Wenn die Mehrheit hineintappt, dann wird ihr nämlich nach den drastischen Demokratie-Einschränkungen der vergangenen Monate auch noch der wichtigste Freiraum, nämlich die persönliche Hoheit über die eigenen Finanzen, genommen.

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„Bedingungsloses Grundeinkommen“ – eine gefährliche Falle | Von Ernst Wolff
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7 Kommentare

    • Herr Wolff ist in den letzten drei Artikeln seiner bisherigen These treu geblieben:  Es wird in Zukunft einzig und allein nur noch ein digitales Konto bei der Zentralbank geben, und die bisherigen Banken werden abgeschafft.  Das hierzu notwendige Abschaffen des Bargelds stelle ich mir schwer vor, weil es Teile der Bevölkerung gibt, die mit elektronischem Equipment nichts am Hut haben.

      Bei seinem Übergang zum bedingungslosen Grundeinkommen fehlt ein gedanklicher Schritt.  Vielleicht meint er, daß man mit einem vorübergehenden Grundeinkommen den Leibeigenen das digitale Zentralbankkonto, verbunden mit Bargeldabschaffung, schmackhaft machen wird.

      Immerhin haben wir das Helikoptergeld schon.  Hong Kong war der erste Staat, der jedem Bürger eine gewisse Summe von Hong Kong-Dollars auf dem Konto gutschrieb.

      Die schöne Sarah bekam in Sardinien für die Schließung ihrer Pizzeria alle paar Monate 2000 Euro vom Staat gutgeschrieben.  Auch alle Amerikaner bekamen einen Pay-Check wegen Corona überwiesen.

      Und bei uns stellt das Kurzarbeitergeld auch nichts anderes als Helikoptergeld dar.Viele haben sich gefreut über das Kurzarbeitergeld.  Endlich mal keinen Streß, wie schön ist es im Schlaraffenland!  Aber Geschenke des Teufels von der diabolischen Art Merkels haben immer einen Pferdefuß!!! Freut Euch nicht zu früh!

      • "Fehlender gedanklicher Schritt"?

          Nein! Nur weil es vielleicht(?) zeitgleich eingeführt wird, besteht deshalb noch lange kein kausaler Zusammenhang!

         Kurzarbeitergeld ist kein Helikoptergeld und damit auch kein Geschenk, weil aus Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung finanziert …

    • @Jürgen

      "Was hat das "bedingungslose Grundeinkommen" mit der Schaffung von digitalem Zentralbankgeld zu tun?"

      Die Erklärung dieses Gedankens des Herrn Wolff ergibt sich aus:

      https://www.mmnews.de/wirtschaft/152432-digitaler-euro-in-vorbereitung

      "Der Finanzelite käme die Hyperinflation natürlich sehr gelegen, denn wir leben zurzeit mit der höchsten Schuldenlast aller Zeiten – und die würde mit jedem Prozent Geldentwertung stärker dahinschmelzen. Weniger gut sähe es dagegen für die Empfänger des Helikoptergeldes aus: Ihre Bezüge würden stets hinter der immer stärker anziehenden Inflation herhinken, was innerhalb der Bevölkerung mit großer Sicherheit zu zunehmender Unruhe und irgendwann zu schweren sozialen Verwerfungen führen dürfte.

      Der größte Trumpf der Zentralbanken: die Ahnungslosigkeit der Bevölkerung

      Das so entstehende gesellschaftliche Chaos aber würde der Zentralbank die einmalige Chance bieten, auf ihren größten Trumpf zu setzen: die Unwissenheit der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, die die Inflation für eine Art Naturphänomen hält und nicht begreift, dass sie gewollt ist und vorsätzlich herbeigeführt wurde.

      Die Zentralbank könnte genau diese Ahnungslosigkeit ausnutzen und sich als „Retterin“ inszenieren, indem sie den Menschen über das digitale Zentralbankkonto ein dauerhaftes „Grundeinkommen“ anbietet, über das ihre Zahlungen zeitnah an die Inflation angeglichen werden könnten.

      Mit der Durchsetzung dieses Plans, auf den sehr viele Zeichen der vergangenen Wochen und Monate hindeuten, würde die Finanzelite – ohne jede Anwendung von Gewalt – gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die eigene Macht erhalten, ihre Schulden loswerden und durch die Hintertür ein Geldsystem einführen, mit dem sie den Rest der Bevölkerung kontrollieren und disziplinieren könnte.

      Da die technische Umsetzung der Einführung des digitalen Zentralbankgeldes durch die großen IT-Konzerne vorgenommen und diese das System dadurch mitbeherrschen würden, wäre die Welt damit endgültig im autoritären Korporatismus angekommen – womit sich der Lebenstraum des Benito Mussolini mit einem Dreivierteljahrhundert Verspätung erfüllt hätte."

      Deswegen haussieren die Aktienmärkte, weil alle glauben, daß demnächst alle Geldvermögenswerte perdu sind!

      • Ja gut, wenn man es so verknüpfen will und kann …

         Bin eigentlich ein Verfechter des Grundeinkommens, in Anbetracht dessen, daß über eine Unzahl an Bürokratiemonstern eh schon so viele Zahlungen laufen. Auf der anderen Seite ist es ja so, daß dies dem System, sprich überbordender "staatlicher" Zwangsverwaltung geschuldet ist. Was die die ganze Sache dann wieder zwiespältig erscheinen läßt, da sie ja auf Vorraussetzungen beruht, die es eigentlich gar nicht bräuchte …

        • Vor ungefähr 25 Jahren wurde schon darüber diskuttiert, dass durch den Produktivitätsfortschritt (damals noch nicht Digitalisierung genannt), 2/3 der Bevölkerung ihr Erwerbseinkommen verlieren würden.

          Und damals hat man sich schon die Frage gestellt, was man in der Situation tun sollte?

          Letztenendes hat man ja nur wenige Optionen:

          1. Man versorgt die Leute nicht und lässt sie verhungern mit den sozialen Unruhen, Bürgerkrieg und allem was dazu gehört.
          2. Man entledigt sich der Leute durch Krieg z.B. wie in der Vergangenheit durch Grabenkrieg und Sturm auf die Maschinengewehrstellungen.
          3. Man nutzt die moderne Pharmazie und Medizintechnik, um das Alter der Menschen zu begrenzen und die Bevölkerung auszudünnen. Z.B. zwangsweise verabreichte experimentelle Medikamente unter windigen Vorwänden könnten dazu dienen.
          4. Man versorgt die Menschen mit einem Grundeinkommen oder anderen Zuschüssen und ermöglicht ihnen ein würdevolles Leben, auch wenn das eine Subvention der Armen durch die Reichen erfordern würde.

          Was nun tatsächlich passiert und wie die Entscheidungen gefallen sind, die sicher lange diskuttiert wurden, kann ich nicht sagen.

          Aber eines ist meiner Meinung nach sicher: Wir haben es bei den Entscheidern nicht mit Menschenfreunden zu tun, die ethische Gesichtspunkte höher als Nützlichkeitserwägungen stellen.

          Positiv kann einen aber immerhin stimmen, dass es auch Zukunftsforscher gibt, die Modelle für eine menschliche Zukunft entwerfen, die weg von den Megastädten hin zu kleineren Einheiten mit Nähe zur Natur und weitgehender wirtschaftlicher Autonomie gehen, wo man z.B. zu Fuß zur Arbeit gehen kann, anstatt dass viele Millionen Menschen jeden Tag mehrere Stunden pendeln und sich ansonsten in Menschenunwürdige Behausungen in Megastädten einsperren lassen, die sehr aufwändig von außen versorgt werden müssen.

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