Barack allein zu Haus

Tageskommentar 02. 09. 2013: fortunato,
Barack allein zu Haus

von fortunato (fortunanetz)

Die Welt schaut immer noch gebannt auf den Syrien-Konflikt. Dort tobt ein Bürgerkrieg, der von außen befeuert wird, indem Oppositionelle in Syrien mit Waffen von zahlungskräftigen Sponsoren beliefert werden. Wer diese Sponsoren sind wird wohl nie vollständig geklärt werden, es gibt lediglich Indizien, dass z. B. Saudi-Arabien sich bemüht, Geld und Waffen bereit zu stellen. Spannend ist dabei aber nicht nur, wer das Geld bereit stellt, sondern auch wo die Waffen hergestellt wurden… Vielleicht erleben wir ja in bei diesem Aspekt noch eine Überraschung? 😉

Wie schon in meinem Tageskommentar vom 29.08. ausgeführt, gibt es eine sehr lange propagandistische Tradition der USA, Angriffskriege mit Lügen über angebliche oder tatsächliche Massenvernichtungswaffen oder anders geartete ‚false flag‘ Operationen zu begründen. Zumeist handelt es sich dabei um plumpe Lügen, bei denen nur ein Teil der Wahrheit gesagt wird, aber wesentliche Punkte weg gelassen werden. Erfahrungsgemäß macht sich der normale Leser oder TV-Konsument nicht die Mühe, die Validität der Argumente und Behauptungen nachzuprüfen. Und deshalb lohnt sich der propagandistische Aufwand für die USA allemal, denn die Legitimität politischen Handelns ist wichtig. Ohne diese präsentieren sich politisch Handelnde als Gesetzlose und bieten Angriffsflächen, die sie wichtige Sympathien kosten können. Außerdem funktioniert die menschliche Psyche so, dass bei der Behauptung, dass sich der Gegner nicht an Recht und Gesetz hält, tiefsitzende menschliche Emotionen entstehen, die zumeist mit rationalen Argumenten nur schwer wieder aufzulösen sind.

Wie man auch sehen kann, sind es seit dem 11. September immer dieselben ‚Kreise‘, die ganz unabhängig davon, wer gerade Präsident der USA ist, wiederholt und sehr methodisch zum Angriff blasen. Und es sind auch immer dieselben Länder, sozusagen schon die üblichen Verdächtigen, die diese propagandistischen Begründungen vortragen, nämlich die USA und Großbritannien.

Liest man nun den Bericht des amerikanischen Geheimdienstes, der seit dem 30.08.2013 dem Spiegel vorliegt, so stellt man fest, dass es bis heute keine Beweise gibt. Das sind alles nur Behauptungen aber keine Beweise. Manche Fakten sind bekannt wie z. B. dass eine Giftgasattacke in einer Vorstadt von Damaskus stattgefunden hat, oder dass es viele Tote gibt, oder dass es in der Vorstadt von Damaskus schwere Kämpfe zwischen ‚Rebellen‘ und Regierungseinheiten gab. Das alles ist bekannt und wird von niemandem bestritten. Aber immer wenn es darum geht, dass ein Beweis dafür kommt, dass es Assad war, ist in diesem Bericht totale Fehlanzeige. Und auf dieser Faktenlage wird seit gut 3 Wochen täglich getrommelt: ‚Assad war es!‘ Ich sage ja nicht, dass er es nicht war, weil ich nicht dabei war und keine Belege habe, aber dass ohne jeden Beweis seit 3 Wochen andauernd behauptet wird, dass es Assad war, das ist eindeutig und so klar wie ein wolkenloser Sonnentag – Propaganda. Und das ist ein ebenso starkes Stück wie damals im Irak die Mär von den fahrenden Chemielabors, die sich als Milchwagen entpuppten

Genau genommen ist an dem Verhalten von Obama und Konsorten in diesem Fall geradezu offensichtlich, worauf es ihnen eigentlich ankommt: Es steht Aussage gegen Aussage. Die USA und Großbritannien behaupten, dass es Assad war und Assad, Russland und der Iran behaupten, dass die Chemiewaffen von Saudi-Arabien bezahlt und geliefert wurden und die Rebellen haben diese Waffen eingesetzt um diese internationalen Verwicklungen zu inszenieren, denn ein Angriff der USA würde die immer schwächer werdende Opposition stärken.

Eigentlich müssten nun alle Beteiligten im Interesse einer objektiven Klärung der Behauptungen darauf drängen, dass eine neutrale Stelle den Vorfall untersucht und aufgrund wissenschaftlicher Beweise einen Schiedsspruch fällt. Aber klar ist, dass die USA daran keinerlei Interesse haben. Sie wollen das Untersuchungsergebnis der UN-Inspektoren gar nicht erst abwarten. Sie wollen auch kein UN-Mandat in der Vollversammlung anstreben, wie dies noch in den Fällen Irak und Libyen geschah. Nein, am liebsten wollen sie einfach ‚loslegen‘, mit dem Argument, die Zeit würde drängen und man könne nicht so lange warten. Weshalb jetzt die Zeit drängt, ist aber ebenfalls unklar. Schließlich hat Assad klar gesagt, er wolle noch lange an der Macht bleiben und Syrien als Land kommt den USA in den nächsten Wochen sicher auch nicht abhanden… Also Zeit für eine Bestrafung ist genug da… Es besteht kein Grund zur Eile!

Meine Vermutung, weshalb die USA so sehr Tempo machen wollen: Hat der Krieg erst einmal angefangen, fragt hinterher keiner mehr nach den Beweisen. Vielmehr dauert es dann Jahre, bis sich irgend eine US-amerikanische Regierung dazu bequemt zuzugeben, dass man auch diesen Krieg aus den ‚falschen Gründen‘ angefangen hat…

Der Einsatz von Giftgas sei eine rote Linie die nicht überschritten werden dürfe, so Obama. Sieht man sich die Argumentation der USA näher an, dann stellt man fest, dass die ‚rote Linie‘ , von Obama selbst eingeführt wurde. Donald Rumsfeld selbst hat vor langer Zeit Chemiewaffen im Auftrag der USA an Saddam Hussein verkauft und anschließend hat der das Zeug dann bei einem Überfall auf den Iran massenweise einsetzen lassen, als er den Krieg zu verlieren drohte. Solange Diktatoren im Auftrag des Westens Iraner überfallen und nur diese an Giftgas sterben, wird natürlich keine rote Linie überschritten… Erst vor ein paar Monaten gab es schon einmal eine Giftgasattacke in Syrien. Damals wollte Obama auch schon eingreifen, aber als sich dann schnell heraus stellte, dass das Giftgas sicher nicht von der Assad-Regierung, sondern von den ‚Rebellen‘ eingesetzt wurde, war natürlich wieder keine rote Linie überschritten…. Und so steht fest: der Einsatz von Giftgas stellt nur dann eine rote Linie dar, wenn Giftgas vom Assad-Regime eingesetzt wird.

Wir fassen also zusammen: Nur wenn Giftgas von Assad eingesetzt wird, ist eine rote Linie überschritten. Assad hat nun das Giftgas eingesetzt. Echte Beweise für diesen Einsatz gibt es nicht und braucht es auch nicht. Es genügen Behauptungen, denn angeblich drängt die Zeit. Warum die Zeit drängt bleibt unklar. Nun hat Kanada schon einmal abgewunken. Sie wollen nicht nach Syrien. Das britische Parlament möchte lieber die UN-Ergebnisse abwarten und David Cameron muss im Spiel 5 Felder zurück und 1 Spielrunde warten. Nur der französische Präsident träumt noch davon, ein kleiner Napoleon zu werden und auch unser grüner Kinderfreund Daniel Cohn-Bendit finden einen Militärschlag gegen Syrien gut. Und mit diesen Verbündeten ist Barack Hussein Obama wirklich bedient! Aus seinem Angriff auf Syrien wurde in den letzten Tagen eine maximal zweitägige Attacke. Aus dem Krieg wurde sozusagen ein Kriegelchen, damit die Welt das Ganze vielleicht doch noch akzeptiert und nickt.. Und weil er nun fast ohne Verbündete da steht, meinte er: Ich mach’s auch alleine! Aber so viel Risiko angesichts der möglichen Blamage, dass die angeblichen ‚Beweise‘ der US-Geheimdienste keine sind, will er auch nicht eingehen und deshalb möchte er sich Rückendeckung vom Kongress holen. Doch 200 der 433 Abgeordneten haben schon mal signalisiert, dass sie auch nicht gleich nach Syrien wollen… Das wird dann knapp und es steht zu befürchten, dass Barack allein zu Hause ist und bleibt. Wenn es schlecht läuft muss er, wie sein Freund David Cameron, ebenfalls 5 Spielfelder zurück und eine Spielrunde pausieren.

Aber vielleicht tun ihm die ‚Rebellen‘ – oder war es Assad? – noch den Gefallen und produzieren eine weitere Giftgasattacke und es klappt dann besser mit einem propagandistischen Kriegsgrund??? Wissen kann man das nie,

meint
fortunato

 

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