Syrien- und Russland-Hetze gehören zum Alltagshandwerk gelebter Propaganda bei den öffentlich-rechtlichen Medien.
Unter dem Titel „Warum Putin in Syrien nicht eingreift“ bewies der öffentlich-rechtliche Sender ZDF einmal mehr, dass er mit wahrhaftigen Journalismus auf Kriegsfuß steht. Das ist aber im Grunde zu milde ausgedrückt, denn was uns der Sender bietet, ist üble Propaganda. Man sollte die Dinge wie Personalien beim Namen nennen. Auch jene Nicht-Journalisten, die sich als — in diesem Falle — Syrien- und Russland-Lügner, respektive Syrien- und Russland-Hetzer entlarven.
von Peter Frey (peds-ansichten)
Offener Brief an das Zweite Deutsche Fernsehen
zuschauerservice’at’zdf-service.de
An die Redaktion von zdf heute, zu Händen Sebastian Ehm
Guten Tag, Herr Ehm,
Anlass für diesen offenen Brief ist ein von Internet-Suchmaschinen beworbener Artikel aus Ihrer Feder, der am 3. Dezember auf dem Online-Portal von zdf heute veröffentlicht wurde (1).
In Ihrem Artikel stellen Sie Behauptungen auf, die einerseits weder durch Sie noch durch ihre Kollegen jemals sauber belegt wurden. Und andererseits dazu dienlich sind, ein einseitiges, den Hass förderndes Bild der russischen wie syrischen Gesellschaft zu produzieren. Unabhängig davon sehe ich Ihren Text als schlampig produziert, was man an den inhaltlichen Fehlern erkennt.
Schlampig ist bereits der Titel des Textes, und es ist unerheblich, ob Sie oder die Redaktion diesen Titel entworfen haben. Für das Gesamtwerk zeichnen schließlich Sie mit Ihrem Namen verantwortlich.
Der Titel lautet: „Warum Putin in Syrien nicht eingreift“ (1i).
Nun ist das insoweit korrekt, als dass Putin tatsächlich nicht in Syrien eingreift. Merkel hat vor Jahren auch nicht in Syrien eingegriffen, Obama auch nicht — sie verstehen? Sie können auch nachvollziehen, wie es korrekt lauten müsste?
Zum Beispiel so: „Warum das russische Militär in Syrien nicht massiver eingreift“.
Putin greift also nicht ein, sondern die russische Regierung hat das russische Militär in Syrien beauftragt, dort einzugreifen, in Absprache mit der syrischen Regierung, aber ohne massiven Bodeneinsatz. Das nennt sich journalistische Sorgfalt, meine ich. Diese Artikel-Überschrift könnte man vielleicht noch als Lapsus verbuchen, doch leider kommt es noch deutlich ärger.
In der Einleitung lesen wir: „Rebellen haben Syriens zweitgrößte Stadt Aleppo erobert“ (1ii).
Das ist schon mehr als ein Lapsus, nicht wahr? Das ist bereits Desinformation, Herr Ehm. Bereits hier ist ihre journalistische Sorgfalt und/oder die der Redaktion den Bach hinunter gegangen.
Denn es ist die aus der Terrororganisation al-Qaida über das Zwischenderivat Jabhat al-Nusra (al-Nusra-Front) hervorgegangene und exzellent bewaffnete Hayat Tahrir al-Sham (HTS), welche hauptsächlich in Aleppo eingefallen ist. Wobei sie insbesondere von den durch ihre Brutalität berüchtigten Kämpfern der al-Zenki-Brigaden unterstützt wurden. Die Reinwaschung dieser terroristischen Milizen wurde bereits seit Jahren durch die hiesigen Massenmedien, das ZDF eingeschlossen, betrieben.
Passend zu dieser Reinwaschung wurden obskure Quellen wie das Syrian Network for Human Rights (SNHR) herangezogen und dessen Angaben völlig unkritisch als erwiesen herangezogen (2). Diese von westlichen Regierungen und Organisationen finanzierte Organisation hat auf ihrer Webseite nicht einmal ein Impressum anzubieten (3). Sie reichte und reicht ihre Informationen an sogenannte Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch (HRW) und Amnesty International (AI) weiter, von wo aus diese ihren Weg in die Massenmedien finden.
Verstehen Sie darunter Glaubwürdigkeit? Nachdem Sie hoffentlich korrekt den russischen Präsidenten zitiert haben, denn eine Quelle bieten Sie nicht an:
„»Unsere Aufgabe ist es, die legitime Regierung zu stabilisieren und Bedingungen für die Suche nach einem politischen Kompromiss zu schaffen«, sagte Putin damals.“ (1iii),
kommen Sie mit der folgenden Behauptung:
„Was darauf folgte, war keine Suche nach einem politischen Kompromiss, sondern die systematische Bombardierung all derjenigen, die sich gegen Baschar al-Assad stellten. Besonders Zivilisten litten schwer unter den russischen Bomben. Die russische Luftwaffe legte beispielsweise Aleppo in Schutt und Asche, was zehntausende Menschen zur Flucht in Richtung Türkei zwang.“ (1iv)
Das ist kein schlampig dahergekommener inhaltlicher Fehler. Das ist Propaganda. Es waren die islamistischen Terroristen — auch von Medien wie dem ZDF zu „Rebellen“ und „Aufständischen“ hochgejazzt —, „die besonders schwer unter den russischen Bomben litten“. Aber da ist noch mehr.
Eindeutig und unzweifelhaft lügen Sie, Herr Ehm, wenn Sie behaupten, es hätte keine Suche nach einem politischen Kompromiss von Seiten Russlands und der syrischen Regierung gegeben. Eindeutig lügen Sie außerdem, wenn sie behaupten, dass all Jene, die sich gegen den syrischen Präsidenten stellten, systematisch bombardiert wurden. Zusätzlich dekontextuieren Sie dreist, wenn Sie den Kampf gegen die extremistischen Dschihadisten in Aleppo, auf ein „in Schutt und Asche legen“ seitens der russischen Luftwaffe framen.
Das oben Zitierte ist der eigentliche Grund meines offenen Briefes, zu dem ich eine Antwort von Ihnen verlange. Weil solche, wiederholt gestreuten Behauptungen, so sie nicht zu belegen sind, eben den Tatbestand der Verleumdung erfüllen. Was die Hetze gegen Russland und Syrien, sprich Volksverhetzung füttert, womit wiederum der Hass der Menschen auf die genannten Gesellschaften und ihre Bürger befördert wird. Am Ende des Textes las ich noch:
„Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland […]“ (1v)
So ich lediglich den hier analysierten Artikel als Maßstab nähme, wäre eher das passend: „Sebastian Ehm und das ZDF betreiben Propaganda gegen Russland und Syrien“. Und das mit einer Impertinenz, die einem die Sprache verschlagen kann. Eingebettet in Ihren Text wird die ZDF-Korrespondentin ZDF-Propagandistin Golineh Atai mit dieser unverschämten Lüge beworben:
„Die größte Befürchtung sei, dass Assad sich wieder gezwungen sieht, Chemiewaffen oder Bombenattentate einzusetzen, so ZDF-Korrespondentin Golineh Atai.„ (1vi)
Nur zu, Herr Ehm, Frau Atai und die ZDF-Redaktion: Lassen Sie uns ins Gespräch kommen, warum das eine dreiste Lüge ist (p1 bis p3).
Der Vollständigkeit halber noch ein weiterer Beleg für die Inkompetenz, die Sie in Sachen Syrien-Konflikt an den Tag legen:
„In der Folge konnte Assad seine Macht im Land weitestgehend wieder herstellen, Russland bekam auf der syrischen Marinebasis Tartus einen eigenen Stützpunkt am Mittelmeer.“ (1vi)
Die Nutzung der Marinebasis Tartus beruht auf seit Jahrzehnten gültigen Verträgen und begann lange vor der Aktivierung islamistischer Extremisten in Syrien. Wenn Sie tatsächlich nicht in der Lage sein sollten, so etwas selbst zu recherchieren, kann Ihnen ein Freizeit-Blogger da gern Unterstützung geben.
An dieser Stelle möchte ich gar nicht so weit gehen, ausführlicher auf Ihre Behauptung einzugehen, „einem autoritären Hausherrn“ hätte der Verlust seiner Macht „in Folge des arabischen Frühlings“ gedroht. „Autoritärer Herrscher“ ist eine emotionalisierende Bewertung und gehört nicht in eine saubere journalistische Aufarbeitung. Erst recht dann nicht, wenn diese Bewertung nach Belieben und ohne verbindliche Kategorisierung jedem beliebigen Politiker zugeordnet werden darf, der einem systemtreu berichtenden Journalisten(?) politisch und noch mehr ideologisch nicht in den Kram passt.
Und der „arabische Frühling“, Herr Ehm, nennen wir die zivilen Proteste in Syrien einmal so, ist nicht gleichzusetzen mit den bewaffneten Terrorakten der Muslimbruderschaft in jener Zeit. Die zivilen Proteste waren friedlich und die Sicherheitsbehörden waren es dort gleichermaßen. Blut floss, als Terroristen wahllos auf Menschen schossen, auf Protestierende wie auf Polizisten (ganz so wie bei den Vorfällen auf dem Kiewer Maidan im Februar 2014).
Aber der „arabische Frühling“, also die friedlichen Proteste damals, hatte überhaupt nicht zum Ziel, den syrischen Präsidenten zu stürzen. Gestatten Sie mir diese Offenheit: Ich vermute, dass Sie mit diesen Ausführungen überfordert sein könnten. Es ist zu weit weg von dem, was Sie sich in den Redaktionsstuben seit vielen Jahren schulterklopfend gegenseitig bestätigen.
Wie gesagt, stehe ich einer Sachdiskussion mit Ihnen offen gegenüber.
Freundliche Grüße,
Peter Frey
Bitte bleiben Sie achtsam, liebe Leser.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.
(1, 1i) 03.12.2024; ZDF; Sebastian Ehm; Warum Putin in Syrien nicht eingreift; https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/russland-putin-syrien-rebellen-offensive-100.html
(2) 01.12.2024; taz; Dominic Johnson; Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe; https://taz.de/Die-HTS-in-Syrien/!6049870/
(3) SNHR; About SNHR; https://snhr.org/about-us/; abgerufen: 05.12.2024
(p1) https://peds-ansichten.de/2017/04/die-opcw-und-die-un-als-werkzeuge-der-globalisten-1/
(p2) https://peds-ansichten.de/2017/04/die-opcw-und-die-un-als-werkzeuge-der-globalisten-2/
(p2) https://peds-ansichten.de/2017/05/die-opcw-und-die-un-als-werkzeuge-der-globalisten-3/
(Titelbild) Offener Brief, ARD, ZDF, Schreibmaschine; 13.06.2020; Autor: Markus Winkler (viarami, Pixabay); https://pixabay.com/de/photos/mockup-schreibmaschine-deutsch-5282000/; Lizenz: Pixabay License
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