Auf dem Weg in den wilden Osten – Hauptbahnhof Frankfurt/Main

Von Maria Schneider

Vorbemerkung: Die Reise in den wilden Osten fand statt, bevor im Frankfurter Hauptbahnhof die Mutter des kleinen Oskar zur Elternwaise wurde und seine 12-jährige Schwester ihren Bruder verlor. Im Nachhinein liest sich mein Bericht wie die Ankündigung drohenden Unheils, vor dem so viele andere auch gewarnt haben und immer wieder auf taube Ohren stießen.

Fast allen war stets das „positive Denken“ wichtiger. Man wolle keine Vorurteile haben, sich nicht durch diese Ereignisse herunterziehen und den Tag verderben lassen. Ja, wo kämen wir denn da hin, wenn man sich durch den täglichen Messermord die Laune verderben läßt?

Die beste Option wäre ohnehin, mit debilem Dauergrinsen die zornigen, jungen Männer zu zähmen. Aber aufgepaßt, hier geht es gar nicht um die Männer. Es geht um das rücksichtslose Aufrechterhalten der Selbst- und Fremdwahrnehmung, die mit aller Härte verteidigt wird. Denn man ist „gut“, man ist „fair“, ja regelrecht kurz vor der Heiligsprechung. Man liebt alle Menschen und ist unter keinen Umständen all jenen tumpen Primitivlingen zuzurechnen, die gegen die Masseneinwanderung die Stimme erheben. Hand auf’s Herz – wer gibt denn so einen schwer erkämpften Status an der Spitze der Nahrungskette jemals freiwillig auf?

Da kann dann auch schon einmal eine 17-jährige von 9 Männern stundenlang vergewaltigt oder der 8-jährige Oskar vor den Zug „geschubst“ werden. Hauptsache, das Essen ist vegan, das Café hat Sojamilch und die eigene Rente ist gesichert. Und wenn das But um die Füße rinnt? Macht nichts. Wir heben einfach die Füße hoch.

Nun zum Reisebericht:

Frühmorgens um 07:00 Uhr beginnen wir unsere 8-stündige Reise in den äußersten Osten Deutschlands. Zittau wird unsere Basis sein, von wo aus wir Görlitz, Oybin und Bautzen besuchen wollen – die Lande also, in denen die Dunkeldeutschen hausen.

Doch noch ist es morgens um sieben und schon ist meine Welt nicht mehr in Ordnung, als mir auf dem Weg zu meiner S-Bahn-Station eine junge Frau mit strengem Kopftuch entgegenkommt.

In Frankfurt steigen wir um und beobachten, wie auf dem Bahnsteig 16 Kindergartenkinder mit rosa Kappen von 5 Erziehern in Zweierreihen aufgestellt werden. Routinemäßig analysiere ich die Zusammensatzung und stelle fest: 2 orientalische Kinder, 1 Asiate, 1 halbafrikanisches Mädchen, ein afrikanischer Junge sowie ein weiteres dunkelhäutiges Mädchen, das trotz der heißen Temperaturen lange Ärmel und Hosen trägt. Unter seiner rosa Kappe schimmert ein ockerfarbenes, enganliegendes Kopftuch das – fast wie eine Skihaube – nur noch das Gesicht freiläßt.

Erst 5 Jahre alt und schon als Mädchen sexualisiert und gebrandmarkt. Ich schüttele den Kopf und spüre Empörung in mir aufsteigen. Zum einen angesichts der starken Überfremdung in dieser jungen Kohorte und zum anderen angesichts der Bürde, die dem Mädchen in so frühem Alter auferlegt wird, die es vermutlich später sogar als selbstverständlich und Teil seiner Identität erachten wird. Wind im Haar? Keine Option für dieses kleine Mädchen.

Mein Begleiter kauft ein Fischbrötchen beim Fischstand und wird dabei von einem der vielen Äthiopier bedient, die sowohl das Viertel Richtung Messe, als auch nahezu alle Stände im Bahnhof unter ihrem Einfluss zu haben scheinen. Die Auslage, die früher lecker und ansprechend angerichtet war, erinnert mich nun an meine letzte Reise nach Tansania. Metalltabletts stehen lieblos und willkürlich verteilt in der Auslage. Auf manchen Tabletts sind – trotz der frühen Morgenstunden – nur wenige, verloren wirkende Brötchen. Bei der frittierten Ware sieht es nicht besser ist. Sie wirkt so, als hätte sie ihr Fettbad schon vor einiger Zeit hinter sich gebracht. Zum Glück muss ich heute nicht Richtung Messe durch das Äthiopierviertel, wo ich am helllichten Tag inmitten heruntergekommener Straßen bereits mehrmals Afrikaner beim Dealen beobachten konnte.

Ich bin bereits von den vielen Eindrücken überwältigt, weil ich meine Umgebung ständig mit allen Sinnen überwache, um jeder Art gefährlicher Situation vorzubeugen. Also suchen wir eine Zuflucht, was gar nicht so leicht ist in einem Bahnhof, der eher afro-arabisch denn deutsch anmutet. Mein Begleiter entdeckt eine Kombination aus Kneipe und Café, die in den 70er Jahren stehen geblieben zu sein scheint und in der noch einer der wenigen Weißen am Bahnhof arbeitet. Der Chef hat weißes Haar und einen weißen Schnauzer und scheint aus Polen zu stammen. Ich scanne ihn ab und spüre, dass von ihm keine Gewalt, sondern eher Güte ausgeht und entspanne etwas – auch, weil er eine ruhige Autorität auszustrahlen scheint. Ältere Restdeutsche hängen auf den gepolsterten Stühlen ab und trinken ihr Morgenbier – ich meinen Morgenespresso.





Durch das Fenster betrachten wir das Treiben. Gruppen an bulgarischen Bettlerbanden, vor denen seit Jahren bereits im Zug wegen Taschendiebstählen gewarnt wird, gegen die jedoch nichts unternommen wird. Im Gegenteil. Regelmäßig beobachte ich die Bettlerfrauen dabei, wie sie deutsche Reisende verfolgen und selbst bei bezahltem Tribut nochmals penetrant nachfordern.

Zahlreiche afrikanische Ehepaare schlendern umher und widersetzen sich offensichtlich der verordneten Multikulti-Ideologie. Bei den wenigen Ausnahmen, die ich erblicke, handelt es sich tatsächlich um die stereotypen jungen, deutschen Frauen aus der Unterschicht, die gewiß nie den Titel von Miss Germany erringen werden, und gemeinsam mit einem schlanken, muskulösen, jungen Afrikaner einen Buggy schieben. Erneut staune ich über die teure Kleidung und das gepflegte Äußere der Afrikaner, ganz zu schweigen von den teuren Kinderwagen, die bis zu 1000,00 € kosten.

Zwischen den Junkies, Afrikanern, Sintis, Türken und Arabern blitzt hin und wieder ein blonder Haarschopf auf und ich erhasche einen Blick auf einen teuren Bankeranzug. Doch diese Reisenden haben selten den entspannten Gang der vielen Gäste, die nicht arbeiten müssen, sondern hetzten zur Arbeit oder zum Zug.

Schließlich ist unsere kleine Pause im Refugium vorbei und wir machen wir uns auf zu unserem Anschlußzug. Vorbei am Alte-Oma-Tabakladen, in dem jetzt ein junger Türke mit Undercut-Frisur, schwerer, goldener Halskette und Bart bedient. Vorbei am Bäcker, wo Afrikaner Kaffee zapfen und weiter auf den Bahnsteig. Dort steht ein Häuschen mit Snacks und Café für die besonders Eiligen. Gerade liefert ein junger Araber in löchrigen In-Jeans Nachschub an seinen Kollegen, der sein Zwilling sein könnte. Würde ich einem der beiden in der Stadt begegnen, würde ich die Straßenseite wechseln. Ist das schlimm für den Araber? Ja. Ist das schlimm für mich? Ja. Aber so sind sie nun mal – die Segnungen der Globalisierung.

Die Horden an jungen Afrikanern und Arabern, die gewöhnlich an jedem Geländer, an den Abgängen zur S-Bahn und an jedem Gleisanfang abhängen, scheinen um diese frühe Stunde noch zu schlafen. Zumindest in dieser Hinsicht kann ich meine Wachsamkeit etwas reduzieren und habe nicht – wie sonst immer – den Eindruck, durch Spaliere zu laufen.

Wir haben ein 1. Klasse Super-Sparticket gebucht, da mein Begleiter Rentner ist und sich mit seiner mehrfach besteuerten Rente keine großen Sprünge leisten kann. Aber auch dies schützt nicht vor der Gesellschaft schlichter Gemüter. Hinter uns nimmt ein Althippie-Ehepaar Platz und regt sich über unmenschliche Behandlung von Flüchtlingen in Seenot, den Abbau von Lithium in Portugal und die Braunkohlegruben auf.

Hat man denn nirgends mehr seine Ruhe vor den dauererregten Weltenrettern, die sich unablässig über die Zustände auf der Welt echauffieren, aber selbst noch nicht einmal aus Solidarität mit den Entrechteten in Deutschland auf ein 1. Klasse-Ticket verzichten können?

Ich seufze in mich hinein und versuche, einfach einmal wegzuhören. Wegsehen konnte ich leider nicht, als das Paar durch den Gang kam. Die Frau in den 60ern, mit leicht verwuscheltem Haar (frisiertes Haar ist spießig und geht GAR NICHT) und dünnem, indischem Hippiefetzen. Der Mann in der Kleidung eines linken Uniprofessors: Cordhose und zerknittertes Leinenjackett. Da lobe ich mir die gepflegten Afrikaner in der Bahnhofshalle. Sie wissen, was echte Armut bedeutet und kämen daher nie auf die Idee, sich aus einer infantilen Solidarität heraus schlampig oder ärmlich zu kleiden, wenn man es nicht muss.

Auch diese Fahrt geht irgendwann zu Ende und schließlich kommen wir in Dresden-Neustadt an. Ich steige aus und betrete einen fast menschenleeren Bahnsteig. Das Grundgefühl der Enge und Beklemmung, das seit 2015 im überfremdeten Rhein-Main-Gebiet mit den täglich wachsenden arabo-afrikanischen Kolonien mein ständiger Begleiter ist, fällt von mir ab. Ich spüre regelrecht, wie mein Körper sich aufrichtet und ich frei atmen kann.

(Fortsetzung folgt)

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Auf dem Weg in den wilden Osten – Hauptbahnhof Frankfurt/Main
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3 Kommentare

  1. Frankfurt war mal eine liebenswerte Stadt, in der ich unbekümmert 18 Jahre aufwachsen durfte. Nächtliche Straßen- und U-Bahn Fahrten von der Disco nachhause waren kein Problem. Außer einem Nachpfeifen der italienischen Gastarbeiter passierte nichts. Es war einmal.

    • Wie jetzt? Heute pfeift Dir niemand mehr nach? Kann ich mir kaum vorstellen. 🙂
      Dennoch, wir sind zurück im Wilden Westen, nicht mehr in der Pamperswindel.
      Schade.

  2.  Im Großraum Stuttgart, wir waren letzthin in Ludwigsburg und fuhren ebenfalls mit Bahn und S-Bahn, ist es kein Haar besser! Habe Europa nie verlassen und fühlte mich, wenn doch nicht bedroht, doch seltsam fremd im vermeintlich eigenen Land …

     Auch auf dem Land, Bahnhöfe und Innenstädte gehen schleichend verloren.

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