AKK will F 18 kaufen: Warum soll Deutschland Boeing subventionieren?

Von Peter Haisenko (anderwelt)

Wegen der Corona-Hysterie ist die Aufmerksamkeit für andere Themen stark eingeschränkt. So wird die Ankündigung, amerikanische F 18 sollen für die Luftwaffe eingekauft werden, nicht ausreichend diskutiert. Kann es sinnvoll sein, die Luftwaffe mit einem Kampfflugzeug auszurüsten, dessen Konzept aus den 1970-er Jahren stammt?

In gewisser Weise ist die F 18 ein Verwandter der B 737 MAX. Sie hatte 1978 ihren Erstflug und ist seitdem mehrfach „aufgebohrt“ worden. Sie ist größer geworden und vor allem elektronisch hochgerüstet. Dennoch bleibt sie ein Konzept der 1970-er Jahre und ist in ihrer Gesamtleistung moderneren Modellen unterlegen. Selbst der Tornado, den sie ersetzen soll und der seinen Erstflug nur vier Jahre früher gemacht hat, 1974, ist ihr in kritischen Leistungsmerkmalen überlegen. Ihr Vorteil? Sie ist ausgelegt für Transport und Abwurf von Atombomben, aber das ist der Tornado auch. Allerdings sollte man gerade dazu die Reichweite der F 18 betrachten.

Bei meinen Betrachtungen stütze ich mich auf öffentlich verfügbare Daten. Zum Beispiel von Wikipedia. Da ist als erstes festzustellen, dass die F 18 sowohl dem alten Tornado als auch dem Eurofighter (EPA) deutlich unterlegen ist, was die Höchstgeschwindigkeit betrifft: F 18 – Mach 1,8 unter optimalen Bedingungen. Tornado – Mach 2,2. EFA – Mach 2,35. (Mach 1 ist die Geschwindigkeit des Schalls, abhängig von Höhe und Temperatur) Die Dienstgipfelhöhe ist mit 15.240 Metern für die F 18 angegeben. Der Tornado ADV kann fast 2.000 Meter höher steigen auf 17.070 Meter und auch der EFA kann hier mit 16.765 punkten. Für die F 18 ist keine Maximalhöhe angegeben, der EFA kann gar 19.812 Meter Höhe erreichen.

Warum und wofür brauchen wir überhaupt Atomwaffen im Land?

Daraus ergibt sich, dass eine F 18 weder einen Tornado noch den EFA mit Bordkanonen angreifen kann. Man gibt einfach Gas und lässt die F 18 stehen. Beim Einsatz von Luft-Luft-Raketen kann es zwar anders aussehen, aber auch dazu muss die F 18 erst einmal in Schussweite des Gegners kommen können. Dazu gibt die „DERA“-Studie an, dass eine F 18 in schärfster Version nur eine Chance von 25 Prozent hat, einen Luftkampf gegen eine russische Su-35 zu gewinnen. Dem EFA werden immerhin 82 Prozent gegeben. Das ist eine westliche Studie.

Doch nun zur Reichweite, die speziell für den Einsatz mit Atomwaffen interessant ist. Da gibt es eine Fülle von Daten, die einsortiert werden müssen. Generell ist festzustellen, dass Tankkapazität und Gesamtgewicht für F 18 und Tornado etwa gleich sind. Das deutet darauf hin, dass die Einsatzreichweiten ähnlich sind, nämlich etwa 900 Kilometer. Das heißt, beide können ohne nachzutanken hin und nach Bombenabwurf auch wieder zurück fliegen. Da liegt der EFA deutlich besser. Der direkte Vergleich ergibt sich aus der „Überführungsreichweite“: F 18 – maximal mit Zusatztanks 2.845 Km, EFA – 3.790 Km. Was heißt das für den Abwurf von Atombomben?

Startet eine F 18 oder ein Tornado mit Atombomben von Büchel ganz im Westen Deutschlands, dann kommt er nicht einmal bis Warschau und schon gar nicht in die Nähe der russischen Grenze. Das mag für die Philosophie des Kalten Kriegs irgendwie brauchbar gewesen sein, als der Feind an der innerdeutschen Grenze schon lauerte. Dazu sollte nicht vergessen werden, dass damals mehr als 2.200 Ziele für Atombombenabwürfe innerhalb Deutschlands vorgesehen waren. Man wollte Deutschland „verteidigen“, indem man es zu einer atomaren Wüste gemacht hätte. Aber wo stehen wir in dieser Hinsicht heute? Mit dieser eingeschränkten Reichweite können diese Atomwaffenträger ihre tödliche Last nur auf EU-Staaten abwerfen. Der Wahnsinn hat sich nicht geändert und wird auch mit der F 18 so bleiben.

Natürlich wird eine Diskussion darüber geflissentlich abgewürgt, warum und wofür wir überhaupt Atomwaffen in Deutschland brauchen. AKK, die Verteidigungsministerin, will das einfach. Ich zum Beispiel will das nicht und ich bin mit dieser ablehnenden Haltung gewiss nicht allein.





Bei Kaufverträgen mit den Amis ist Vorsicht geboten

Nach diesen Ausführungen darf die Frage nicht beiseite gelegt werden, wie jemand überhaupt auf die Idee kommen kann, ein derart altes und untaugliches Kampfflugzeug kaufen zu wollen. Vergessen wir nicht, die F 18 wurde Anfangs speziell für den Einsatz auf Flugzeugträgern konzipiert. Wir haben aber keinen, doch so erhält der Ansatz von AKK neue Bedeutung, wenn sie davon geträumt hat, für Deutschland auch noch einen Flugzeugträger anzuschaffen. Dass der natürlich auch von den Amis hätte gekauft werden müssen, bedarf keiner Erwähnung. Auch amerikanische Werften sind notleidend. Bezüglich des Ankaufs amerikanischer Kampfflugzeuge gibt es noch einen Aspekt, der das eigentlich per se schon verbietet. Da gibt es ein Beispiel aus Malaysia.

Die malaiische Luftwaffe hatte amerikanische F 5 gekauft, bezahlt und betrieben. Dann stand eine Modernisierung an, und zwar mit russischen Modellen. Die alten F 5 sollten verkauft werden, aber das gestaltete sich schwierig. Niemand wollte den alten Schrott haben, abgesehen von einigen Staaten, die Washington nicht gefielen. So sprachen die Herren in USA ein Verbot für diese Verkäufe aus. Moment mal! In den Kaufverträgen stand davon nichts. Aber es kommt noch besser. Weil die USA nach gültigem Recht diese Verkäufe eigentlich nicht unterbinden dürfen, teilten sie der malaiischen Regierung mit, dass diese F 5 gar nicht wirklich einsatzfähig sind. Sie hatten elementare Teile und Software für uneingeschränkten Gebrauch nicht an Malaysia übergeben und so die Kontrolle über deren Einsatz behalten. Kurz und schlecht, Malaysia konnte ihre alten F 5 nicht verkaufen. Sie mussten verschrottet werden.

Ein anderes Beispiel dieser Art gab es mit der Exozet-Rakete, die Argentinien gekauft hatte. Diese Rakete aus europäischer Produktion ist eine tödliche Waffe gegen jedes Schiff. Jedes? Als Frau Thatcher wegen der Malvinas/Falklands gegen Argentinien in den Krieg gezogen ist, hat die argentinische Marine eine Exozet auf ein britisches Schiff abgefeuert und getroffen. Akkurat zwei Meter über der Wasserlinie, was an sich tödlich hätte sein müssen. Die Exozet hat ein Loch in die Außenhaut gestanzt, ist aber nicht explodiert. Der Schaden war minimal. Was war passiert? Es stellte sich heraus, dass die Exozet mit einer „Freund-Feind-Kennung“ per Funk deaktiviert werden kann. Davon stand nichts im Kaufvertrag und so hat seither niemand mehr Exozet bestellt, der nicht der NATO angehört. Es ist nicht bekannt, inwieweit auch amerikanische Kampfflugzeuge über ähnliche Abschaltvorrichtungen verfügen.

Der Wahnsinn der überbordenden Militärausgaben sollte beendet werden

Die F 18 war eine Entwicklung von McDonnel Douglas. 1997 hat Boeing auch diesen Konkurrenten aufgekauft. So ist die F 18 jetzt ein Boeing-Produkt. Wegen der B 737-MAX ist Boeing eigentlich schon pleite. Niemand kann es verkraften, etwa 500 Flugzeuge auf Halde gebaut zu haben, die nicht verkauft, sondern wahrscheinlich verschrottet werden. Wenn jetzt die deutsche Luftwaffe etwa 50 F 18 kaufen will, dann ist das nichts anderes als ein Subventionsprogramm aus Deutschland für Boeing, das den Steuerzahler teuer zu stehen kommt. Wir reden hier über fünf Milliarden und mehr.

Es ist klar, dass Boeing mit allen Mitteln am Leben erhalten werden muss, denn der letzte Flugzeugbauer in den USA ist unverzichtbar für die Nationalökonomie des Landes. Das wird Washington sowieso viel Geld kosten, das sie gar nicht haben. Ist es da noch verwunderlich, wenn die Transatlantikerin AKK mit dem Ankauf von veralteten und für deutsche Bedürfnisse unbrauchbaren F 18 Boeing, dem MIK, hilfreich beistehen will? Einen anderen rational begründbaren Sinn kann ich nicht erkennen. Deutschland braucht keine F 18.

Die Diskussion über „Modernisierungen“ der in Deutschland stationierten Atomwaffen wird nicht ernsthaft zugelassen. Die Amis wollen es machen? Dann können sie es machen! Da hat Deutschland nicht mitzureden. Warum also über etwas diskutieren, das ohnehin nicht zu ändern ist? Aber muss man dann das Ganze auch noch unterstützen, indem veraltete Flugzeuge neu bestellt werden sollen, die in ihrer gesamten Performance schlechter sind als die vorhandenen alten?

Wenn AKK jetzt wirklich F 18 fest bestellen sollte, dann ist das ein ganz tiefer Bückling gegenüber unserem Hegemon und dessen Militärisch-Industriellem-Komplex. Ganz so, als ob es in Zeiten des Corona-Crashs nichts Wichtigeres gäbe, als unser Steuergeld für noch mehr Rüstung auszugeben und dann noch zu Boeing zu verschieben. In der UN wird bereits über weltweite Waffenstillstände diskutiert. Das wäre auch notwendig, weil weltweit die Wirtschaft zusammengebrochen ist inklusive des Finanzsystems und es gerade jetzt an der Zeit wäre, ganz allgemein über den Wahnsinn der überbordenden Militärausgaben nachzudenken. Aber nachdem Frau AKK wegen Corona noch eine Weile CDU-Chefin bleiben darf, muss sie wohl schnell noch als Verteidigungsministerin maximal möglichen Schaden anrichten. Noch dazu, weil es gerade vor lauter Corona-Hysterie sowieso untergehen wird. Später wird es dann heißen, die Verträge sind schon unterschrieben und müssen eingehalten werden. Boeing ist dann wenigstens ein bisschen gerettet.

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6 Kommentare

  1. Blaue Lagune?…Du Ferkelchen! 🙂 Blue Tornado war echt gut. Menno…kann immernoch kein YT kucken! Was ist denn das hier…Katastrophe. Ständige Überlastung wird angezeigt? Internet geht doch!
    Mal sowieso besser ein Nickerchen machen. Nicht, daß man hier noch Pusten muß:)
    Gute Nacht!

  2. Endlich mal eine beinahe sinnvolle Analyse vom Haisenko, von Fluggeräten versteht er zumindest etwas.
    Aber bitte nicht mehr zu Politik oder Geogeplänkel. Davon verstehen wir nämlich auch nix, nur noch weniger.

    Drecks F-18, unnötiger Massen-Edel-Schrott im modernen Gewand! Und Ladenhüter wie F-35. Sollte man doch mal besser hier die Verbindungen zwischen AKK und den Verkäufern aufzeigen? Das wäre Journalismus! Naja gut, er deutet es immerhin an. Werde wohl trotzdem nicht mehr sein Freund.

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