20 Jahre nach dem Angriff der USA auf den Irak – eine Bilanz

Von Peter Haisenko (anderwelt)

Am 20. März 2023 jährt sich der letzte Überfall der USA auf den Irak zum 20-sten mal. Angeblich sollte den Menschen dort Demokratie, Frieden und Freiheit gebracht und die Massenvernichtungswaffen des Saddam Hussein unschädlich gemacht werden. Heute, Millionen Tote später, stehen immer noch US-Soldaten im Irak und das Land befindet sich nach wie vor im Chaos.

Der erste Überfall der USA, der erste Irakkrieg, der am 17. Januar 1991 begann, ist fast in Vergessenheit geraten. Oder war es da schon der zweite? Am 22. September 1980 begann der Krieg zwischen dem Irak und dem Iran und er sollte erst nach acht Jahren, nämlich am 20. August 1988, zu Ende gehen. Auch dieser Krieg ist von den USA zumindest orchestriert worden. Er fügte sowohl dem Irak als auch dem Iran schwerste wirtschaftliche Verluste zu und die Toten auf beiden Seiten gehen in die Millionen. Es waren Soldaten und Zivilsten, die entweder durch direkte Kriegseinwirkung zu Tode gekommen sind oder durch Mangelversorgung. Auf diese Weise haben die USA verhindert, dass weder der Iran noch der Irak eine führende Position im arabischen Raum einnehmen konnten.

Auch dieser Krieg war ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und dem kommunistischen Block. Nachdem die USA den Iran bis 1978, also solange ihr Vasall Schah Reza Pahlavi an der Macht war, mit Waffen hochgerüstet, geradezu geflutet, hatten, belieferten sie den Irak unter Saddam Hussein mit riesigen Mengen an Waffen. Nach Beginn des Kriegs lieferten sowohl die USA als auch Länder des kommunistischen Blocks weiterhin Waffen an die Kriegsparteien. So, wie jetzt in der Ukraine, wäre auch dieser Krieg schnell beendet gewesen, wenn keine Waffen an die Kriegsparteien geliefert worden wären. Nun könnte man meinen, dieser Stellvertreterkrieg wäre nach dem Waffenstillstand 1988 unentschieden ausgegangen. Das trifft zu, was die militärische Seite betrifft. Geopolitisch aber haben die USA ihre Ziele erreicht. Sowohl der Iran als auch der Irak waren derart geschwächt, dass sie auf lange Zeit keine Führungsrollen im arabischen Raum würden einnehmen können. Der verbliebene US-Vasall Saudi-Arabien konnte diese Position festigen.

Mit Lügengeschichten haben die USA ihre Angriffe begründet

Der erste Überfall der USA 1991 begann mit einer Lüge, der „Brutkastenlüge“. Siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Brutkastenlüge
Dem ging aber noch eine Finte der USA voran. Sie signalisierten dem Irak, sie würden es tolerieren, wenn Bagdad Kuwait einnähme. So haben sie Saddam Hussein zu seinem unbedachten Handeln verleitet und sich selbst eine Berechtigung geschaffen, den Irak zu bombardieren. Die anschließenden Sanktionen gegen den Irak hatten Millionen Tote zur Folge, davon mindestens 500.000 Kinder. Die damals verantwortliche US-Außenministerin Albright sagte später, diese halbe Million toter Kinder wäre es wert gewesen, für die Ziele der USA zu sterben. So haben die USA nach 1980 ein zweites mal erreicht, dass sich der Irak nicht von den Schäden des ersten Kriegs erholen konnte. Man könnte also sagen, dass bereits der Krieg der USA gegen den Irak 1991 nie wirklich beendet worden ist. Sanktionen sind Krieg auf wirtschaftlicher Ebene. So, wie die Sanktionen gegen Russland seit 2014. Sie haben immer das Ziel, eine Regierung zu stürzen. Interessant daran sollte sein, dass es seit 1941 keine offizielle Kriegserklärung mehr gegeben hat. Mit den Sanktionen ist das anders. Nicht nur unsere begnadete Außenministerin hat Russland ganz offen den Sanktionskrieg erklärt, indem sie sagte, man wolle so die Wirtschaft Russlands vernichten, bis sich das Volk gegen den gewählten Präsident Putin erhebt.

Der zweite Überfall der USA auf den Irak begann, wie die USA zumeist Kriege vom Zaun brechen. Die Lüge über die irakischen Massenvernichtungswaffen wurde aufgebaut und es half auch nichts, dass der schwedische UN-Inspektor Hans Blix unzweifelhaft festgestellt hatte, dass es diese nicht gibt. Hat man seither noch etwas von diesem aufrechten Mann gehört? Wissen Sie überhaupt noch, dass es ihn gab? Der Überfall selbst lief nach dem üblichen Schema ab. Bagdad und andere Städte wurden bombardiert und unzählige Zivilisten dabei ermordet. Am 1. Mai 2003 wurde dieser Krieg offiziell von Präsident Bush-Junior für siegreich beendet erklärt. Da ging das Morden an der Zivilbevölkerung aber erst richtig los. Die USA hielten den Irak besetzt und hatten auch die Zivilverwaltung aus den Ämtern verjagt. Beschönigend wird kolportiert, die USA hätten keinen Plan für eine Nachkriegsordnung gehabt. Das sehe ich anders.

Die USA schaffen absichtlich Chaos

Betrachtet man, wie sich die Lage im Nahen Osten weiter entwickelt hat, kann angenommen werden, dass alles nach den Plänen der US-Imperialisten gelaufen ist. Nämlich die Destabilisierung der gesamten Region. Nicht nur im Irak selbst begannen die Feindseligkeiten zwischen Sunniten und Schiiten aufzuflammen. Der sogenannte „Islamische Staat“ hätte ohne den US-Überfall auf den Irak nicht entstehen können. Er bestand im Wesentlichen aus Soldaten Saddam Husseins, die von den USA in die „Arbeitslosigkeit“ verbannt worden sind und auch dessen geschasste Verwaltungsspezialisten fanden sich dort ein. So wurde ein straff organisierter Apparat geschaffen, der sowohl über bestens ausgebildete Soldaten als auch über Fachleute verfügte, die den IS mehr oder weniger zivil verwalten konnten.

Aus heutiger Sicht kann angenommen werden, dass die USA von Anfang an auch Syrien im Fadenkreuz hatten. Das Syrien, in dem schon 1949 die CIA einen Umsturzversuch unternommen hatte, der erst zur Machtübernahme durch Assad den Vater geführt hatte. Das Syrien, das vorher ein Musterbeispiel für Demokratie und Religionsfreiheit war und eigentlich immer noch ist. Seither kann Syrien als Diktatur bezeichnet werden. So war es auch mit Persien, dem Iran. 1952 forderten die Briten die USA auf, den demokratisch gewählten Präsident Mossadeq zu stürzen, weil dieser es gewagt hatte, den Briten ihre 1944 mit Gewalt erlangte Macht über das persische Öl streitig zu machen.

Es geht um geraubtes Öl

Bis dahin förderten die Briten Öl im Iran auf eigene Rechnung und für Teheran blieb weniger vom Gewinn übrig, als Steuern in London dafür anfielen.
Man vergleiche hierzu die „Verträge“, die London für die Ölförderung in Sibirien der Jelzin-Regierung aufgedrückt hatte. Als Putin das beendete, wurde auch er zum Feind erklärt und seither sein Sturz betrieben.
Der Schah wurde installiert und es begann ein Terrorregime mit dem Geheimdienst „Savak“. Das war aber „gut“, denn der Schah tat alles, was seine Herren in Washington befahlen. So wird wieder einmal sichtbar, dass der ganze heutige Ärger mit dem Iran begründet ist, mit den perfiden Handlungsweisen der Engländer und in der Folge der USA. Was hätte aus Persien werden können, wenn die USA die friedliche demokratische Ordnung dort nicht zerstört hätten? Anzumerken wäre, dass Persien, der Iran, während der letzten Jahrhunderte niemals ein anderes Land angegriffen hat.

Der versuchte „Maidan“ in Almaty

Erinnern Sie sich noch an den Umsturzversuch in Kasachstan im Januar 2022? Also vor Beginn der Sonderoperation in der Ukraine. Nach dem Muster Kiew sollte dort auch ein „Maidan“ inszeniert werden. Der Präsident erkannte, dass dafür die 16.000, ja, 16.000, westlichen NGO´s federführend waren und rief Russland zur Hilfe. Moskau entsandte Soldaten, die die Lage schnell entspannen konnten. Erinnern Sie sich noch daran, wie der US-Präsident Biden sagte, „wenn die Russen erstmal drin sind, werden sie nie mehr gehen“?

Nun, nach drei Tagen war die Situation stabilisiert und die russischen Soldaten sind nachhause zurückgekehrt. Wieder einmal haben die USA versucht, Russland, wie jedem erklärten Feind, vorzuwerfen, was sie selbst tun, die Feinde aber nicht. Fakt ist: Russland, Präsident Putin, haben ihr Versprechen zum schnellen Abzug eingehalten, US-Soldaten halten den Irak auch nach zwanzig Jahren immer noch besetzt. Gerade wir Deutschen sollten nicht vergessen, dass die Rote Armee die DDR vertragsgemäß vollständig verlassen hat, während die USA keinen einzigen Soldat aus der BRD abgezogen hat. Mehr Informationen über den Umsturzversuch in Kasachstan und worum es da wirklich ging, finden Sie hier:
https://uncutnews.ch/hintergrund-staatsumsturzversuch-in-kasachstan/

Gekommen um zu bleiben

Tatsächlich ist es so, dass die USA noch niemals ihr Militär aus einem Land abgezogen haben, dass sie mit militärischen Mitteln überwältigt haben. 1.000 Militärbasen der USA weltweit sprechen hier eine klare Sprache und wir in Deutschland haben immer noch zehntausende US-Soldaten im Land, so, wie Südkorea oder Japan. Oder eben der Irak. Nach dem offiziellen Ende des Irakkriegs am 1. Mai 2003 haben die US-Soldaten und die privaten Söldnerorganisationen richtig Terror und Mord betrieben. Es ist unter anderen das Verdienst von Julian Assange, dass wenigstens einige der Verbrechen publik geworden sind. Hat er dafür den Friedensnobelpreis erhalten? Nein, er sitzt seither unter fadenscheinigen Argumenten in London in Folterhaft. Wer Verbrechen der USA aufdeckt, sollte „ein schnelles Pferd“ haben.

20 Jahre nach dem letzten Überfall, dem letzten Angriffskrieg der USA auf den Irak, belegen Reportagen aus dem Irak, dass dort weder Frieden noch Demokratie Einzug halten konnten. Das wurde sogar im ÖRR-Fernsehen berichtet. Die Menschen müssen in Unsicherheit, Armut, Mangel, Angst und Schrecken leben. Diejenigen, die bislang überhaupt überleben konnten. Das Land liegt im Chaos und Besserung ist nicht absehbar. Die USA stehlen, oder besser rauben, Öl, das eigentlich Syrien gehört. Die ehemals dem Irak gehörenden Ölgesellschaften sind jetzt in den Händen von US-Konzernen. Das, nachdem ganz gezielt die irakischen Fachleute für Ölförderung und Verarbeitung ermordet worden sind. Gibt es irgendwelche Programme der US-Regierung, Kriegsschäden zu reparieren? Gar Entschädigungen, Reparationen, zu leisten, nachdem schon seit bald zwanzig Jahren unzweifelhaft belegt ist, dass der Überfall auf den Irak mit Lügen begründet worden ist?

Was macht Russland anders?

Ich kann es mir nicht verkneifen, hier einen Vergleich zur russischen Sonderoperation in der Ukraine zu ziehen. Überall dort, wo Russland die Kontrolle übernommen hat, kümmert man sich sofort um die Beseitigung der Kriegsschäden und die Versorgung der Bevölkerung. In Mariupol sind bereits tausende Wohnungen neu gebaut worden ebenso, wie wichtige Infrastruktur, Krankenhäuser und soziale Einrichtungen. Kiew selbst und andere Städte wie Odessa sind nicht von Flächenbombardements zerstört. Nicht einmal das Kriegsministerium ist beschädigt worden. Nur die Stromversorgung wird angegriffen, weil so der Nachschub behindert werden kann. Elektrische Lokomotiven können nicht mehr so einfach fahren. Obwohl Kiew alles tut, verbrannte Erde zu hinterlassen, kann man davon ausgehen, dass es den Menschen in den von Russland befreiten Gebieten schnell besser gehen wird. Besser, als jemals zuvor, unter dem korrupten Joch Kiews.

Zieht man also eine Bilanz im Vergleich zwischen amerikanischen Angriffskriegen und der Sonderoperation Moskaus in der Ukraine, fällt es schwer, die Adjektive als richtig zu erkennen, die den jeweiligen Aktionen im Westen zugeordnet werden. Die USA greifen an und hinterlassen Länder, die im Chaos versinken. Das ist so „gerechtfertigt“, dass keine Sanktionen gegen die USA oder US-Sportler verhängt werden. Schließlich befreien sie diese armen Länder ja und bringen Demokratie. Dass dadurch Millionen Zivilisten, auch 500.000 Kinder, umkommen, ist die Sache wert. Wenn Russland aber das Morden von mittlerweile 14.000 Zivilisten durch die Schergen Kiews mit seiner Sonderoperation beendet, ist das ein brutaler Angriffskrieg, der natürlich sanktioniert werden muss. Ich weiß nicht, wie Ihnen das geht, aber ich tue mir schwer, da noch irgendeine moralisch begründbare Logik zu erkennen. Es ist der pure Hass auf den Mann, der Russland den Klauen des Westkapitals entrissen hat. Und wer sich von Hass leiten lässt, kann niemals zu „den Guten“ gehören.

Nachtrag:
Gegen Präsident Putin wurde nun Haftbefehl erlassen, weil er angeblich Kinder nach Russland „entführen“ ließ. Wie war das damals, 1975, zum Ende des Vietnamkriegs? Erinnert sich noch jemand an die „Operation Babylift“? Zur Gedächtnisauffrischung hier anklicken:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Operation_Babylift

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1 Kommentar

  1. Welch gute Menschen ?? Wollten die angebliche böse Waffen durch den Krieg beseitigen, den Landeschef entfernen und den Menschen ein schönes Leben bescheren….Und…wie ist das jetzt nach 20 Jahren? Wo ist das Glück für die betroffenen Menschen geblieben? Was war mit den unerlaubten Waffen? Gibt es nirgend mehr welche??Hätte man nicht besser nur überlegte Änderungen gemacht als sehr viel zerstören. Wäre viel Leid verhindert worden. Ist aber so profitbringender, alles ruinieren und alles neu aufbauen..Ruinieren einfacher als nur Verbesserungen machen. So wächst die Wirtschaft auf Kosten von Unschuldigen. Das mit den damals vermuteten angeblichen Waffen war ein guter Kriegsgrund. Mir eckelt vor Menschen, bei denen Profit- und Machtgier alles beeinflußt. Einer ist nie an den ganzen Gewalthandlungen schuld. Gibt viele dazu , die gerne das auch haben oder vielleicht erpreßbar sind. Drogen?? mag auch sein….die klopfen sich dann täglich 100 Mal auf ihre Schultern …Warum?—–weil sie so großartig sind??? Sollen die sich auch live alle Gemeinheiten ansehen.— Kämpfen und siegen….der größte Sieg ist, wenn man sich selbst besiegt für nicht profitbringende Dinge…, Geld sollten die verspeisen und vergehen. Haben die ein ewiges Leben, daß sie alles beanstanden müssen , damit sie das alles kriegen, was sie glauben, daß sie das brauchen? Gehört niemand die Erde. Ist nur geliehen. Ruinieren gehört da nicht dazu.

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